Vor mir sah ich so viele verschiedene Szenarien wieder und wieder aufblitzen. Ich sah sein ekelhaftes Grinsen wieder, ich sah mich selbst heulend in einer Ecke sitzend wieder, wie ich versuchte mich ganz klein zu machen, versuchte nicht gesehen zu werden, mich selbst zu schützen. Ich hörte meine eigenen Schreie wieder, wie ich ihn anflehte, mich in Ruhe zu lassen, wie er mich an den Haaren durch die Gänge zehrte, wie er mich schlug, mich folterte, mich demütigte. Ich sah alles wieder vor mir, fühlte den selben Schmerz und völlig geschockt ließ ich meine Waffe in der Hand einfach auf den Boden fallen. Dan wiederzusehen, es war als wäre ein Albtraum real geworden.
„Sieht so aus, als hättest du mich auch vermisst", sprach Dan amüsiert weiter, während ich anfing so hektisch ein- und auszuatmen, dass ich glaubte gleich ohnmächtig werden zu müssen. Ich war ihm völlig ausgeliefert, war gar nicht fähig vor Schock und Angst zu handeln, hatte meine Waffe fallen gelassen und gegen ein Gewehr, wie das in seiner Hand, hatte ich doch gar keine Chance. Ich hatte mit so vielem bei dieser Mission gerechnet. Mit Cops, mit einer irren Harley, dass vieles schief laufen würde, doch alleine Dan gegenüber zu stehen... niemals hätte ich damit gerechnet.
„Dan...", hauchte ich leise, wusste nicht wirklich, ob ich heulen, ob ich ohnmächtig werden oder ob ich ihn angreifen wollte, egal ob eine Waffe auf mich gerichtet war oder nicht.
„Hätte wirklich nicht gedacht, dass der Joker dich noch möchte, Prinzessin", spottete er abfällig weiter, musterte mich dabei herablassend, „Aber schätze man nimmt was man kriegen kann, nicht? Ich weiß ja am besten, dass du ganz reizend sein kannst hinter deiner süßen Maske."
„Du Mistkerl", hauchte ich angewidert, lief einen Schritt auf ihn zu, wo er die Waffe gleich wieder fester umklammerte und ich stehen blieb.
„Denk nicht, dass ich nicht abdrücke. So wichtig bist du mir sicher nicht", erwiderte er warnend, „Aber wir sollten mal lieber eine nette Zelle für dich aussuchen, denn raus kommst du hier sicher nicht mehr... zumindest nicht lebend."
„Ich sterbe lieber, als mich einsperren zu lassen und wenn es sein muss ziehe ich dich mit mir in den Tod, du Schwanzlutscher", bemerkte ich kalt und dachte dabei an J. Ich dachte daran, dass ich mich nicht mehr von ihm verabschieden könnte, dass es das jetzt gewesen sein könnte. Ich spürte, wie sehr mein Herz bei dem Gedanken an ihm schmerzte, dass die Sehnsucht nach ihm so gewaltig war, dass ich glaubte zu ersticken, doch ich durfte jetzt nicht an ihn denken. Ich hatte ein Ziel und das wäre Dan zu töten, selbst wenn es mein eigenes Leben kosten sollte, doch einsperren würde ich mich sicher nicht mehr lassen und eine andere Option, außer diesen beiden, gab es derzeit nicht. Weit und breit war niemand zu sehen, der mir helfen könnte, es gab nur uns zwei.
„Ich kann dir den Wunsch gerne erfüllen, aber ich habe wirklich gehofft, wir würden noch eine nette Wiedervereinigung vorher haben", meinte er mit seinem gewohnten dreckigen Lächeln im Gesicht, was mich fast dazu brachte zu brechen und ich wirklich Schwierigkeiten hatte nicht mich all den quälendes Flashbacks hinzugeben, die mich fast zum schreien brachten.
„Fick dich", brachte ich zitternd vor Angst, was als nächstes kommen würde, hervor, sah wie er schon antworten wollte, als es da plötzlich laut über uns knallte. All das geschah so schnell, dass ich kaum begriff, was los war, da hatten meine Beine sich schon selbstständig gemacht und ich rannte einfach davon, ließ meine Chance Dan zu töten einfach fallen, nutzte die Ablenkung, nutzte den Moment des Schocks, als die ganze Erde von der Explosion über uns bebte, die Decke halb zum Zusammenbrechen brachte. Ich rannte durch den dichten Staub, hörte nichts mehr, außer einem nervigen Piepsen von dem Knall, glaubte zu ersticken, so viel Staub wie ich eingeatmet hatte, und doch hielt ich nicht an.
Ich hatte geglaubt nur zwei Optionen zu besitzen: Mich einsperren zu lassen oder bei dem Versuch Dan zu töten selbst zu sterben, doch hier war meine dritte Option. Ich rannte so schnell ich konnte, drehte mich gar nicht erst um, wollte nicht sehen, ob Dan sich genauso schnell wieder eingekriegt hatte wie ich, wollte nicht nachsehen, ob er noch auf zwei Beinen stand, oder ob die Explosion im oberen Stockwerk ihn vielleicht ja erledigt hatte? Doch die Antwort erhielt ich dennoch, als ich einen brennenden Schmerz in meinem Bein spürte, mit voller Wucht von der Kugel, die es getroffen hatte, auf den Boden gerissen wurde und laut aufschrie. Meinen Schrei hätte man vermutlich im ganzen Gebäude gehört, wenn nicht überall so ein Lärm geherrscht hätte. In diesem ganzen Gebäude herrschte so viel Krach, überall wurde geschossen, andauernd ging irgendwo eine Bombe hoch, es war als wäre der Krieg ausgebrochen. Diese Mission verlief ja sowas von schief, doch gerade interessierte diese Mission mich herzlich wenig. Egal wie viele Kugeln man sich auch im Leben einfangen würde, der Schmerz würde nie erträglicher werden und so war es nun auch nicht, denn es kam mir so vor, als hätte diese verdammte Kugel mit voller Wucht alles zertrümmert, meine Knochen, meine Muskeln, mein Fleisch. Dementsprechend stark war ich auch am bluten, sah verzweifelt zu der Pfütze, die sich unter mir ausbreitete und versuchte irgendwie wieder aufzustehen, als ich Dans Stimme irgendwo hinter all dem Rauch ausmachen konnte.
„Komm raus Jane! Du kannst dich nicht verstecken!", schrie er recht wütend, fing an ziellose in der Gegend herum zuschießen und ich duckte mich hastig wieder auf den Boden, wo ich nun versuchte kriechend weg von ihm zu kommen, „Ich weiß, dass ich dich getroffen habe, du kannst mir nicht entkommen!" Ich versuchte keinen Laut von mir zu geben, nicht zu schreien, zu wimmern, aufzuschluchzen, als ich irgendwie versuchte weg von Dan zu gelangen, die Kugeln irgendwo an mir vorbeiflogen, meine Hose vom ganzen Blut regelrecht durchtränkt worden war und ich glaubte mein Herz müsste mir vor Adrenalin bald aus der Brust springen. Ich hatte selten so viel Angst gehabt und mich gleichzeitig so lebendig dabei gefühlt. Ich versuchte Dans Stimme auszublenden, zählte in meinem Kopf die Namen aller auf, die ich in meinem Leben getötet hatte, versuchte mich innerlich abzulenken, meinen Puls zu senken, damit nicht noch mehr Blut verloren gehen würde, doch es war kaum möglich das zu schaffen.
„JANE!", schrie Dan wütend weiter, als die Erde erneut bebte, es irgendwo laut krachte und ich durch den aufgewirbelten Staub den Gang erkannte, in dem ein Zellenblock war und wo einige Türen offen standen. Ich biss die Zähne zusammen, als ich mich versuchte an der Wand hochzuziehen, glaubte gleich ohnmächtig werden zu müssen, so viel Blut wie ich verloren hatte und doch gab ich nicht auf. Er hatte mir Stärke gelehrt, ich würde ihn stolz machen und bis zum bitteren Ende versuchen weiterzumachen, ich würde nicht in diesem Gang liegen bleiben, mich von Dan finden lassen! Nein, ich würde hier irgendwie lebend rauskommen, ich würde zu ihm zurück kehren, ich musste einfach. Ich wollte nicht sterben, ohne ihn noch einmal gesehen zu haben, ich wollte nicht alleine hinter diesen Mauern sterben, wie ich es zwei Jahre lang befürchtet hatte.
„Fuck", wimmerte ich auf, humpelte auf die nächste offene Türe zu, hörte wie Dan sich Gott sei Dank wohl unbewusst immer weiter von mir in den Rauch hinein entfernte, bis ich schließlich durch die Türe getreten auch schon in dem winzigen Zellenraum zusammenbrach und mein Schluchzen nicht mehr halten konnte, während ich nach der Wunde an meinem linken Oberschenkel tastete. Wenn diese Kugel meine Hauptschlagader durchtrennt hatte, dann wäre ich so gut wie tot. Ich wäre so gut wie tot in dieser Zelle hier, in dieser verfluchten Zelle, die genauso aussah, wie meine eigene, es vielleicht sogar sein konnte, woher sollte ich es wissen? Die Zellen sahen alle gleich aus und doch würde das mein Ende sein. Egal wie wenig ich es auch wollte, wie gerne ich kämpfen wollte, ich verblutete hier. Ich könnte zwar versuchen sie abzubinden, doch wer sollte mich hier finden? Wer sollte mir hier helfen?
Wenn das alles nicht schon schlimm genug gewesen wäre, dann wurde es das spätestens in dem Moment, wo ich hörte, wie lautstark ein Alarm anfing zu ertönen. Es war wie ein Feueralarm und doch klang es irgendwie anders, bedrohlicher als das, wobei ich die Ursache schnell ausmachte, als ich auf dem Boden liegend zur Decke der Zelle aufsah, erkannte, wie aus dem winzigen Lüftungsschacht eine Art grünlicher Nebel herauskam und egal was das auch war, es war sicher nichts gutes.
Joker
Der einfache Grund, wieso man keine Pläne schmieden sollte, wieso sie furchtbar beschissen und nichts anderes als zum Scheitern verurteilt waren, war wohl genau das alles hier. Wir waren keine zwei Minuten dabei gewesen einen Plan durchzuführen und schon ging alles schief, was nur schief gehen konnte. Ich sah dabei zu, wie Carlos sich von der Schießerei entfernte, durfte erleichtert feststellen, dass Seth Jane mit sich hoffentlich in Sicherheit gezogen hatte und ich richtete endlich das letzte Mal meine Waffe auf einen Wärter, ehe alle beseitigt waren. Eines war shcon mal klar: Ab jetzt würde ich endgültig auf Pläne scheißen! Freies Handeln hatte mich immer um einiges weiter gebracht, als das hier!
„Die sind hartnäckiger gewesen, als erwartet", stellte Victor belustigt fest, der seine Waffen wegsteckte und als einziger neben Jonathan Crane und mir noch anwesend war. Die anderen waren entweder tot, waren wie Feiglinge abgehauen oder sind die Mission weiter erfüllen gegangen.
„Wir sollten weiter. Woher die kommen, gibt es noch mehr."
„Oh und wie ich das hoffe", erwiderte der Auftragsmörder mit einem erfreuten Gesichtsausdruck und nickte Crane zu, so dass dieser seine Koffer wieder zur Hand nahm, über einige Leichen hinweg stieg und mit uns weiter geradeaus lief. So wie es aussah, würden wir dann wohl die Eidechse aus ihrem Käfig lassen gehen, wobei ich um einiges lieber einfach Jane hinterher gelaufen wäre, sichergestellt hätte, dass es ihr auch gut ging, doch Seth würde auf sie Acht geben, sie würde auf sich Acht geben und ich würde die Sache hier nicht komplett scheitern lassen.
„Und wie geht es nun weiter? Ich will ja nicht anmerken, dass der Plan schief gelaufen ist, aber ich muss es dennoch anmerken, immerhin..." Genervt ließ ich ihn gar nicht erst zu Ende sprechen, packte die Vogelscheuche am Kragen und drückte ihn gewaltsam gegen die nächste Wand, wo ich schon eines meiner Messer an seine Kehle drückte und er mich verstört ansah.
„Bist du auf irgendeine Art und Weise unzufrieden mit deiner Rolle in dieser Mission?"
„N-Nein", brachte er eingeschüchtert hervor, schluckte schwer und ich ließ von ihm ab, schließlich war er ja noch nützlich. Ich wäre ja so dankbar, wenn das alles vorbei wäre und ich diese Idioten alle nie wieder sehen müsste. Ich wollte nur noch Jane bei mir haben, sie glücklich sehen und mit ihr einfach nur ein paar Wochen Ruhe und Frieden genießen.
„Gut, du gehst mit Victor weiter. Ihr zwei sucht die Ärzte auf und bringt sie nach draußen."
„Ich soll mit dem Verrückten alleine weiter?", fragte Victor mich, als wäre ich verrückt geworden, doch wenn ich weiterhin mit Crane unterwegs sein würde, würde ich ihn vermutlich nur einen Kopf kürzer machen. Irgendwas an diesem Kerl gefiel mir einfach nicht.
„Hinterfrag meine Befehle nicht. Ich bin gerade nicht in der besten Laune!", meinte ich gelangweilt von diesem Gejammer hier, das schlimmer war, als alles, was ich je mit Carlos hatte durchhalten müssen, und das musste schon was heißen.
„Da ist ja das Arkham besser gewesen", murmelte Victor leise, als er Crane packte und sie weiter in den Nebengang liefen, auf die Suche nach den Ärzten, während ich durch eine Türe vorne im Gang in ein Treppenhaus gelangte, wo ich mich eigentlich schon auf den Weg nach unten machen wollte, mich jedoch umentschied, als ich die Menge an Cops sah, die von dort die Treppen heraufgerannt kamen. Fluchend griff ich nach meinen Pistolen, rannte die Treppen hoch und schoss so gut ich konnte immer wieder auf einen von ihnen, wenn ich die Möglichkeit denn bekam, was diese jedoch auch taten. Mehrere Kugel rauschten nur knapp an meinem Kopf vorbei, ich spürte wie eine meinen linken Arm streifte, doch anhalten oder schwächen würde ich mich davon nicht lassen.
Kaum war ich nämlich weiter oben angekommen, sah den ewig langen Gang vor mir, ohne Möglichkeiten Schutz zu suchen, tat ich das einzige, was mir übrig geblieben war. Ich drehte mich breit lächelnd um, holte die Tennisballgroße Kugel aus meiner Jackentasche und in dem Moment, wo die bewaffneten Männer den obersten Treppenabsatz erreichten, warf ich die Granate auf sie, zögerte keine weitere Sekunde, sondern rannte so schnell wie es nur ging weg von der Gruppe, als es lautstark knallte, das ganze Gebäude kurz bebte, der Boden weiter hinten in sich zum Teil zusammenbrach, doch ich würde gar nicht erst anhalten, um nachzusehen, wer von ihnen tot war und wer nicht, ihre Schreie reichten mir völlig aus. Ich eilte weiter, versuchte mich daran zu erinnern, wie der Plan des Gebäudes ausgesehen hatte, wo das nächste Treppenhaus sich befinden würde, doch schnell war all das wieder vergessen, als ich durch die nächste große Flügeltüre eilte und dabei auf eine Art Balkon herauskam, mit dem Ausblick auf einen riesigen Raum in dessen Mitte ein einziger Käfig gebaut worden war und in dem sich niemand anderes als mein blonder Jane Ersatz drinnen befand, die sich kunstvoll auf einer selbstgebauten Schaukel, die sie aus ihrer Bettwäsche gebastelt hatte, rekelte und zu mir aufsah.
„Ich wusste, dass du mich retten würdest, Puddin'"
Aloha :) Tut mir leid, dass es länger gedauert hat, aber kaum hat man wieder Schule geht alles den Bach runter xD Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und der Ausbruch ist noch lange nicht vorbei :P xx
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