F O U R T Y - F O U R| Der Ausbruch (III)
3 Jahre zuvor...
Verwirrt fasste ich mir immer und immer wieder an die Lippen, glaubte verrückt zu werden, geträumt haben zu müssen, doch das konnte unmöglich wirklich geschehen sein, oder doch? Ich erinnerte mich an den Überfall, daran wie der Joker mich als Geisel zum Schein genommen hatte, wie er mich K.O. schlug und wie er mich küsste, als ich aufwachte. Seit dem waren zwei Tage vergangen und in diesen zwei Tagen verkroch ich mich fast nur in meinem Zimmer, denn ich wusste nicht, was wäre, wenn ich ihn wiedersehen würde. Als der Kuss endete, war fast zeitgleich Sam ins Zimmer gekommen, der Gott sei gedankt nichts bemerkt zu haben schien, doch das hatte ich genutzt um das Weite fürs erste zu suchen. Im Grunde war ich einfach nur verwirrt. Wieso sollte er mich küssen? Bestimmt hatte ich lediglich halluziniert und doch spürte ich immer noch seine weichen Lippen auf meinen.
Ich hatte mich in diesem Augenblick so lebendig, so ganz gefühlt, dass ich einfach nur mehr wollte. Es war eigentlich ja total krank und verrückt. Zu gut erinnerte ich mich daran, wie ich das erste Mal von dem verrückten Clown gehört hatte, wie viel Angst ich bekommen hatte von den Geschichten und nun saß ich hier, sehnte mich nach genau diesem Kerl und wurde sogar von ihm geküsst. Normalerweise war das eine Sache, bei der die meisten vor Angst gestorben wären, die so angewidert vom Joker gewesen wären, dass sie kotzen müssten beim Gedanken, dass er sie auch nur anfasst, doch ich war nicht wie all die anderen. Ich sah ihn anders, hatte andere Seiten an ihm gesehen, hatte ihn kennen lernen dürfen von Seiten, die nicht in den Medien gezeigt wurden und vielleicht änderte das ja eben so vieles?
Es klopfte laut an meiner Zimmertüre und überrascht schreckte ich aus meinen elendigen Gedanken und sah zu der Türe, die schon von Sam geöffnet wurde, der mich mit seinem gewohnten spöttischen Grinsen ansah.
„Na schlafende Prinzessin, bereit in den Krieg zu ziehen?"
„Krieg? Was für ein Krieg denn bitte?"
„Der Boss erlaubt dir mit mir einen Laden auszurauben, wir brauchen neue Waffen und du kannst dich ja mal nützlich machen", erklärte Sam fast schon gelangweilt, während ich nur an den letzten Überfall denken konnte.
„Ist meine Rolle dabei wieder nur die Geisel zu spielen? Wenn ja bin ich raus!", zischte ich wütend und wusste ja, dass der Plan des Jokers damit aufgegangen war, denn in allen Nachrichten wurde nur von mir geredet, dass ich das entführte Mädchen war und womöglich schon längst tot sei.
„Nein, er will dass du dieses mal mit dabei bist. Es wird eine kleine Nummer werden und außer dir und mir sind nur noch zwei andere dabei, also sorge dafür, dass du vorbereitet bist, denn wenn was schief läuft, sind wir nicht in der Position dir zu helfen, Schätzchen", klärte Sam mich auf und erfreut von dem Gedanken wirklich hier raus zu dürfen, mitzumachen und das Gott sei gedankt ohne den Joker, stand ich auf. Natürlich war es immer faszinierend mit ihm unterwegs zu sein, doch derzeitig konnte ich gut ohne seine Nähe auskommen, ich wollte ohne seine Nähe auskommen.
„Wann geht es los?"
„In einer Stunden, ich erwarte dich draußen und nun hop hop", meinte er und lief auch schon wieder aus dem Zimmer, während ich glücklich in mein eigenes recht schäbiges Bad eilte und mir geeignetere Kleidung anzog.
Niemals hätte ich gedacht, dass der Gedanke mich so aufheitern, mich so mit Glück erfüllen würde, wenn ich einfach nur mitgehen dürfte einen Laden auszurauben. Ich hätte ja nicht einmal gedacht, dass ich je zu so einer Person werden würde, die einfach andere ausraubte, die sich gegen das Gesetz stellte, ohne Rücksicht auf Verluste, doch vermutlich dachte man über solche Dinge erst anders, wenn man nichts mehr zu verlieren hatte, wenn es da nichts gab, was einem dadurch genommen werden konnte. Ich fürchtete mich nicht vor dem Tod, ich fürchtete mich auch nicht hinter Gittern zu landen, meine Zukunft war sowieso schon zerstört, also sollte ich so viel Spaß haben, wie es nur ging, Dinge machen, die mich wieder lebendig werden ließen und mit Waffen in der Hand vor den Cops zu fliehen, jeden Augenblick erschossen werden zu können und mit jemanden wie den Joker zu arbeiten, ließ mich eben verdammt lebendig werden.
„Ich hoffe für dich, dass du nicht die ganze Mission gefährden wirst. Ich brauche diese Waffen dafür viel zu sehr." Verschreckt sprang ich sicher gut einen Zentimeter vom Boden empor, als ich mich fertig umgezogen aus meinem Zimmer begeben hatte, um zu Sam zu gehen, als da die Stimme von Ihm hinter mir ertönte.
„Ich habe Wochen lang das Schießen gelernt und weiß noch genug von meinem Vater", erwiderte ich mit einer weitaus festeren Stimme, als gedacht, ehe ich mich zu ihm drehte und wirklich Mühe hatte meinen Gesichtsausdruk ausdruckslos zu halten, doch es war jedes Mal aufs neue überaus faszinierend den Joker zu sehen, vor allem vom Nahen. Es war so anders, als bei jeder anderen Person. Wenn er vor einem stand, dann kam man sich so vor, als würde man in einer anderen Welt leben, als würde alles, woran man je geglaubt hatte, eine Lüge gewesen sein, denn wie konnte eine einzelne Person so eine Ausstrahlung haben?
„Das bedeutet nichts!", meinte der Joker fast genauso kalt wie ich, trat dabei noch näher an mich heran. Na gut, schätze Gedanken darum, dass dieser Kuss peinlich zwischen uns werden könnte, musste ich mir nicht mehr machen. Ich sollte mir eher Gedanken machen wirklich bald so gut wie tot zu sein, denn seine komplette Haltung mir gegenüber hatte sich verändert. Er wirkte distanzierter und das obwohl er nach wie vor nicht viel von so etwas wie einem persönlichen Raum kannte. Genauso wirkte er viel kälter, mehr wie die Person, von der ich die ganzen Schauergeschichten hatte hören dürfen, die Person, die einen ohne mit der Wimper zu zucken töten würde, wenn man sie zu sehr nervte.
„Dann beweise ich dir schon, dass ich nicht nur als Geisel gut bin. Ich bin noch hier aus einem Grund, also so lange du deine Meinung nicht geändert hast darüber, solltest du mich einfach machen lassen!" Ich reckte mein Kinn in die Höhe bei meinen Worten, verfolgte genauestens, wie sich seine Gesichtszüge änderten, doch so wirklich erahnen konnte ich nicht, ob er beeindruckt, verärgert oder desinteressiert von meinen Worten wirkte. Zur Antwort nahm er nur eines seiner Messer zur Hand und automatisch hielt ich panisch die Luft an, doch er hatte nicht vor mich damit umzubringen oder mir zu schaden, denn stattdessen drehte er das Messer so, dass der Griff zu mir gerichtet war und unsicher ergriff ich es.
„Verliere es nicht!", meinte er lediglich noch, ehe er einfach schon kehrt machte und ging. Verdattert von dieser Begegnung starrte ich ihm nach, ehe mein Blick auf das Messer fiel, das so unscheinbar wirkte, wie all die anderen auch und doch spürte ich, wie mein Herz zu flattern begann bei dem Gedanken, dass es fast schon wie ein Geschenk gewesen war. Sehnsüchtig sah ich ihm weiter nach, wie er ging, und wusste, dass irgendwas mit mir doch nicht stimmen konnte.
„Da bist du ja. Was zur Hölle schaust du an?" Irritiert sah ich zu Sam, der auf mich zu lief und fragend zu dem nun leeren Gang vor mir schaute, als erwartete er etwas besonderes dort vorzufinden.
„Nichts", hauchte ich mit einer brüchigen Stimme, hielt das Messer so feste dabei umklammert, als ob er vorhätte es mir zu entreißen, was er natürlich bemerkte.
„Er hat dir das gegeben?", fragte er sichtlich überrascht nach, schien jedoch ziemlich schnell zu verstehen, was wohl gerade gewesen war und ich nickte genauso erstaunt zur Antwort, „Ich habe wirklich keine Ahnung, was du mit seinem Kopf gemacht hast, aber ich befürchte das wird keine guten Auswirkungen haben." Er klang fast schon amüsiert, als er das sagte, packte meinen Arm sanfter als erwartet und zog mich mit sich.
„Wieso das?", fragte ich leise nach, musterte den sicherlich fast zwei Meter großen Sam dabei.
„Zuneigung ist kein Gefühl, das er kennt und er wird dich dafür hassen, dass du das in ihm auslöst, so viel steht fest."
Gegenwart
Joker
Von allen Orten, wo ich nur hätte herauskommen können, war es natürlich ausgerechnet dieser gewesen. Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen, was ich fühlen sollte, als ich zu Harley hinabsah, wie sie mich voller Begeisterung anstrahlte, von ihrer Schaukel kletterte und nun die Gitterstäbe umklammerte, als wartete sie nur darauf mich am anderen Ende stehen zu sehen.
„Puddin, ich habe nicht eine Sekunde an dir gezweifelt", rief Harley überglücklich aus, brachte mich dazu aus meinem kurzen Schock zu erwachen und die Treppe hinab zu steigen.
„Ich hätte nichts anderes von dir erwartet", gestand ich amüsiert von ihrer Hingebung mir gegenüber, der Tatsache, dass sie wohl immer an gekrochen kommen würde, egal was ich ihr auch antat. Ein weiterer großer Punkt, der sie von Jane unterschied.
„Und nun planst du all das hier, nur um mich zu retten?" Ich lächelte kurz von ihren Worten, lief näher zu dem Gitter.
„Ich bin hier, um all deine kleinen Freunde zu retten." Irritiert zog sie ihre Augenbrauen zusammen, schien zu begreifen, dass das hier nicht ihren Wünschen entsprach, denn sie wich schockiert einen Schritt zurück.
„Du bist ihretwegen hier. Nicht wahr?!", schrie sie verletzt und mit der Hysterie in ihrer Stimme, die ich zu gut kannte. Ich lachte laut und doch auch nicht wirklich fröhlich von ihrer Erkenntnis auf, musterte die Blonde belustigt.
„Sie will dich seltsamerweise frei sehen, also kommst du wohl oder übel frei. Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich dich wohl hier lassen", gestand ich offen und ehrlich, ganz ohne ein schlechtes Gewissen, was sie nicht zu glauben scheinen wollte.
„Ich bin dir nicht egal! Ich kann dir nicht egal sein!"
„Ich habe keine Zeit für dieses Gespräch, Harley", meinte ich und musterte kurz die fetten Eisenstangen, die uns trennten.
„Ah nein? Ich habe aber Zeit! Ich habe sogar verflucht viel Zeit, denn ich bin nur deinetwegen hier und im Gegensatz zu der ach so perfekten Jane, verzeihe ich dir alles und beschuldige dich nicht für irgendwas!", schrie sie mich an, während ich mich zu dem Schloss begab, das die vordere Zelle versperrte.
„Sonderlich gut eingesperrt bist du nun wirklich nicht. Ich hätte ja damit gerechnet, dass du hier ausbrechen könntest", tadelte ich sie gelangweilt, ignorierte was sie gesagt hatte, als ich mit Leichtigkeit innerhalb von Sekunden die Türe zu der Vorzelle auf bekam und nun direkt vor ihren Gittern stand.
„Versuch du auszubrechen, wenn diese Stäbe, kaum nähere ich mich ihnen, unter Strom gesetzt werden. Schätze nur euer kleiner Angriff hat sie zu sehr abgelenkt", meinte sie beleidigt, sah mich dennoch sehnsüchtig an, wobei mir auffiel, was für eine Wirkung dieser Laden hier auf einen hatte. Während Harley vor einigen Wochen noch gestrahlt hatte in Freiheit, wirkte sie ohne ihre Schminke, ohne die gemachten Haare, gekleidet in den hässlichen, orangenen Uniformen armselig. Sie wirkte mitgenommen und ausgezehrt, selbst wenn sie es nie zugeben würde.
„Dann bringen wir das hinter uns. Uns läuft die Zeit davon und ich muss noch andere hier rausholen!", erwiderte ich und zog aus meiner Jackentasche eine fast schon winzige Sprengbombe, die mir die Arbeit abnehmen würde die zweite weitaus komplizierter zu öffnende Türe zu knacken. Stattdessen befestigte ich sie nur an den Gittern, sah wie Harley mit einem freudigen Gesichtsausdruck so weit wie möglich in ihrer Zelle zurück wich, als ich den Timer auf drei Sekunden stellte, nun selbst zurück wich und schon hörte, wie der Knall die Türe aus ihren Angeln riss. Der Knall war weitaus harmloser, als der von der Granate vorhin und dennoch war es einem unerträglich laut vorgekommen. Vielleicht weil es hier in diesem Raum so eigenartig ruhig gewesen war die ganze Zeit über. Im ganzen Gebäude waren Schüsse, Geschreie und Knalle zu hören gewesen, doch hier war einfach alles so still.
„Oh Puddin", seufzte Harley erheitert auf, als sie über die herausgerissene Türe kletterte und schon auf mich zu gestürmt kam, wo sie, bevor ich wirklich handeln konnte, ihre Arme um mich geschlungen hatte und schon ihre Lippen auf die Meine presste. Überrascht von der Aktion, zeitlich zurückgeschlagen, erwiderte ich diesen auch noch. Ich dachte einfach zu sehr daran, dass vor einigen Monaten ich hiervon geträumt hatte, dass ich nichts lieber gewollt hatte, als sie hieraus zu befreien und an mich zu drücken und kurz glaubte ich einfach, dass all das mit Jane nie wirklich gewesen war, dass sie nach wie vor tot war, ich nur geträumt hatte. Doch eine winzige Sache änderte alles. Ich hatte Jane küssen, halten, berühren dürfen und es war echt gewesen. Als sie fort gewesen war, hatte ich vergessen wie süß ihre Lippen schmeckten, wie weich sich ihre Haut anfühlte, wie perfekt ihr Körper an meinen geschmiegt passte und doch wusste ich es nun wieder genau. Ich wusste, dass es real gewesen war, dass sie lebte, irgendwo in diesem Gebäude war und auf mich wartete. Aus diesem Grund löste ich mich grob von Harley, als sich zeitgleich jemand hinter mir bemerkbar machte.
„Ich wollte wirklich nicht stören, Boss, aber wir haben Diablo befreit und sollten nun wirklich weiter gehen", sprach Carlos recht amüsiert von dem, was er gerade gesehen hatte, sah von mir weiter zu Harley, die vergnügt kicherte und wohl meine Erwiderung des Kusses als Bestätigung all ihrer Worte sah. Ich selbst wollte am liebsten einfach nur Carlos und die Blonde für das hier töten, wollte keine Zeugen hinterlassen, doch so einfach war es dann bedauernswerterweise doch nicht. Was brachte es einem schon der am meisten gefürchtete Verbrecher Gothams zu sein, wenn man nicht einmal den töten konnte, den man wollte?
„Wo ist er?", fragte ich genervt nach, strich mir mein grünes Haar zurück, ignorierte Harley, die gut gelaunt um uns beide anfing herumzuhüpfen wie ein kleines Kind.
„Raus gegangen, aber wir...", begann Carlos sich zu erklären, als die Türe oben aufgeschlagen wurde und ein besorgter Victor Zsasz hereingestürzt kam.
„Wir sollten hier alle raus!"
„Was ist los? Wo sind die Ärzte und wo ist Crane?", fragte ich gelangweilt nach, schließlich würden wir schon mit ein paar Cops fertig werden und von ihm hätte ich auch mehr erwartet, als nun pure Angst zu haben.
„Crane ist durchgedreht. Er sprach irgendwas von Luftschächten und seinen Koffern. Wir wissen, wofür der Kerl bekannt ist, und ich warte nicht ab bis er sein Angstgas verstreut und wir...", klärte Zsasz mich auf, als in dem Moment ein weiterer Notfallton, wie vorhin schon, ertönte und wir zeitgleich alle nach oben sahen, wo aus den Lüftungsschächten ein grünlicher Rauch aufstieg und den Raum anfing zu erfüllen.
„Oh dios mios, das ist nicht gut", hauchte Carlos sichtlich geschockt und ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, schloss wütend meine Augen und dachte daran, wie ich die Vogelscheuche am besten hierfür töten lassen würde, denn ich war kein Fan von Ängsten, besaß auch keine... bis auf eine einzige und wenn ich das sehen würde, dann würde er definitiv dafür sterben!
Aloha :) Wow nach fast einem Monat schaffe ich es weiterzuschreiben xD Tut mir sau leid, aber mir fehlt die Zeit. Ich hoffe es hat euch dennoch gefallen, vor allem da das mit Harley noch nett werden kann xD xx
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