F I F T Y - T W O| Zweisamkeit
Die nächsten Tage waren einfach nur eigenartig. Abgeschattet von der Welt außerhalb meines Zimmers zu sein war eben eigenartig und doch auch verflucht langweilig. Ich sah den Joker nicht mehr, war mir jedoch verflucht sicher, dass er mich nachts aufsuchte, während ich schlief. Ich merkte es an den halb ausgetrunkenen Gläsern voll Bourbon auf meinem Nachttisch, die nicht von mir stammten, an dem Stuhl, der morgens neben meinem Bett stand, als hätte jemand neben mir gesessen, doch es störte mich nicht einmal. Ich war nicht in der Stimmung um ihn zu sehen, doch erleichtert, dass er irgendwie doch da war, es zeigte mir irgendwie, dass ich ihm immer noch wichtig war und ich sehnte mich natürlich insgeheim sowieso fast immer nach seiner Nähe. Ich verbrachte die meiste Zeit nur in meinem Bett, ruhte mich richtig von der ganzen Sache mit dem Gefängnis aus, ließ meine Wunde am Bein verheilen und auch all die anderen Kratzer, Narben, so wie die, die der Joker mir erst vor gar nicht allzu langer Zeit am Rücken zugefügt hatte, und eben auch meine seelischen Wunden. Von Sam hatte ich erfahren, dass Diablo nach wie vor am Leben war, Floyd zurückgekehrt war und sogar nicht einmal bestraft worden war und alles eigentlich derzeit recht friedlich zu sich ging, also soweit man das an einem Ort wie diesen sagen konnte.
Frustriert starrte ich die Decke über mir an und wusste, wie die ganzen letzten Tage schon, nicht wirklich etwas mit mir anzufangen. Ich wollte mich schonen, stand deswegen so selten wie möglich auf, doch hier zu liegen und nichts zu tun zu haben war grauenvoll, denn so kamen nur all die Sachen in meinen Kopf, an die ich eigentlich gar nicht denken wollte. So verdrängte ich so gut ich konnte alles, was mit Dan zu tun hatte, versuchte nicht über Aimee nachzudenken oder den Schmerz der Vergangenheit, was alles andere als einfach war. Genervt rieb ich mir meine Schläfen und schlug meine Bettdecke zurück, setzte mich aufrecht hin und verzog mein Gesicht schmerzvoll bei dieser Bewegung und dem ekelhaften Gefühl, das dadurch von der Wunde an meinem Bein ausgelöst wurde. Das war die einzige Wunde, die nach wie vor nicht so ganz verheilen wollte, während alle anderen immerhin genug abgeheilt waren um nicht mehr zu schmerzen, doch ich konnte nicht länger hier liegen und warten, es würde einfach zu lange dauern und da die paar Leute, die ich mehr oder weniger als Freunde betrachtete, nicht dauerhaft hier sein konnten, um mir Gesellschaft zu leisten, würde ich nur vor Langeweile am Ende noch in diesem Bett vergehen. So machte ich mich auf den Weg ins Bad, was in den letzten Tagen der einzige Weg gewesen war, den ich überhaupt zurückgelegt hatte. Dort angekommen richtete ich mich ein wenig mehr her als sonst, zog mir mal was anderes als Schlafkleidung an und versuchte mein zerzaustes Haar in Ordnung zu bringen, ließ es jedoch schnell bleiben, denn besser würde es sowieso nicht werden. Allgemein wirkte ich völlig zerzaust, was mir auffiel, als ich den Spiegel sah und mich kaum wiedererkannte, doch nach allem, was im Gefnängis gewesen war, war ich eben völlig fertig. Unter meinen Augen lagen tiefe Schatten und das obwohl ich mehr als genug Ruhe bekam, mein Gesicht wirkte total blass und irgendwie kränklich, und von meinen Haaren wollte ich gar nichts mehr am liebsten wissen. Jedoch war es mir eigentlich völlig egal, wie ich gerade aussah und mit dem Entschluss irgendwen aufzusuchen oder in den Garten zu gehen und irgendwas anderes zu sehen, als dieses öde Zimmer, verließ ich das Bad, nur um auch schon wie angewurzelt stehen zu bleiben, als ich niemand anderen als den Joker in meinem Zimmer vorfand. Er saß auf dem Stuhl neben meinem Bett, hatte sich etwas zum Trinken eingeschenkt und sah mich nun einfach an. Verwirrt hielt ich mich am Türrahmen fest, spürte wie mein Herz gleich einmal ein paar Luftsprünge machte bei seinem Anblick, doch wie schaffte er es nur so verdammt heiß auszusehen und das obwohl er rein gar nichts tat, außer da zu sitzen und mich anzusehen? Ich hatte ihn einfach zu lange nicht mehr gesehen gehabt, zu lange waren wir nicht mehr nahe aneinander gewesen, dafür war zu viel los gewesen mit dem Ausbruch, unserem Streit und meinen Verletzungen.
„Willst du irgendwohin?", fragte er mich schließlich, durchbrach die Stille und überrascht zuckte ich davon zusammen, wurde aus meinen Gedanken gerissen.
„Ich will einfach nur raus aus dem Zimmer. Ich habe mich genug geschont", antwortete ich schlicht, sah zur Türe dabei, doch irgendwas sagte mir, dass ich sie nicht vor ihm erreichen würde und so wie er wirkte, schien er mich nicht schnell gehen zu lassen.
„Und willst du nur gleich wieder für Ärger sorgen, sobald du draußen bist?", fragte er mich mit einem abwertenden Ton und beleidigt blickte ich zu ihm, sah wie er sein Glas abstellte, aufstand und nun auf mich zulief. Na wunderbar. Würden wir uns jetzt wieder streiten? Würde er wieder ein Loch in die Wand schlagen, mich mit einem Messer bewerfen und mich dieses Mal aus Versehen töten? Wenn ich so darüber nachdachte, dann klang unsere Beziehung wirklich sonderbar, doch so war es nun einmal, das hieß jedoch nicht, dass ich scharf darauf war mich mit ihm mal wieder zu streiten, dafür hatte ich einfach nicht die Kraft.
„Was ist dein fucking Problem?", wollte ich patzig wissen, versuchte ernst und kalt zu wirken, als er sich mir näherte, doch so leicht war es nicht. Ich sah ihn eher wie gebannt an, musterte sein Gesicht, seinen Körper, war wie gefangen von seinen Augen, die mich anstarrten, als wäre ich ein Schatz, den er dringend sicher bewahren musste. Ich kannte diesen Blick zu gut, liebte diesen Blick, denn er zeigte mir einfach, dass ich ihm wichtig war und augenblicklich wich schon alle Wut von mir, auch wenn ich es nicht wollte, doch die Sehnsucht nach ihm war so groß. Ich würde ihm eben vermutlich nie lange böse sein können, was alles andere als gut war, doch ich war völlig abhängig von ihm und das auf einer emotionalen und vielleicht auch auf einer körperlichen Ebene.
„Du natürlich, Herzblatt", erwiderte er schmunzelnd und dieses kleine Lächeln, dieses kleine Zucken seiner Mundwinkel, brachte mich um. Ergebend schloss ich meine Augen, lehnte nun auch meinen Kopf an den Türrahmen, als ich spürte, wie er vor mir hielt, seine Hände an meine Taille legte und mir schon sanft den Hals küsste, mich erschaudern ließ.
„Ich habe dich vermisst", gestand ich leise, öffnete meine Augen und sah wie er lächelnd von mir ab ließ, mein Gesicht behutsam in seine ausnahmsweise nicht von Handschuhen überzogenen Hände nahm.
„So schnell lasse ich dich nicht mehr bei so einer Aktion mitmachen und so schnell lasse ich nicht zu, dass wir uns wieder streiten", raunte er mir zu und ich lächelte amüsiert von seinen Worten, schlang meine Arme um seinen Nacken und sehnte mich nur noch nach seinen Lippen, noch mehr von seiner Nähe.
„Wie stellst du dir bitte vor, dass wir uns nicht streiten? Wir streiten uns wegen jeder Kleinigkeit."
„Wir beide verreisen. Weg von Gotham, weg von der Arbeit, von Überfällen, deinen neuen nervigen Freunden. Wir lassen kurz alles hinter uns, wenigstens für ein paar Tage", erwiderte er und ich zog irritiert meine Augenbraue hoch.
„Wir machen also Urlaub vom Leben eines Kriminellen?"
„Nein, wir machen lediglich kurz mal nur zu zweit weiter, weg von dem ganzen Ballast", meinte er und legte endlich seine Lippen auch schon auf meine. Ich lächelte glücklich von seinen Worten, seiner Nähe in den Kuss hinein, erwiderte ihn hingebungsvoll und wusste natürlich, dass es nicht der letzte Streit gewesen war, dass wir beide uns vermutlich noch irgendwann gegenseitig umbringen würden, doch ich war verrückt nach ihm, ich liebte ihn einfach viel zu sehr, auch wenn das nie hätte passieren dürfen, auch wenn er nie das gleiche für mich empfinden würde, doch so war es nun einmal. Ich würde bereitwillig für ihn mein Leben lassen höchstwahrscheinlich und wollte deswegen jetzt gerade auch nichts anderes mehr, als ihm seine Kleider vom Körper zu reißen und ihn nie wieder gehen zu lassen. Unser gemeinsamer Moment wurde jedoch unterbrochen, als es da an meiner Türe klopfte und, bevor ich es hätte verhindern können, diese schon aufging, wo ich gerade noch so die Hand des Jokers zur Seite drücken konnte, als dieser ohne zu zögern auf Sam schoss, der das Zimmer betreten hatte. Dank meiner schnellen Reaktion verfehlte die Kugel diesen jedoch und überrascht sprang er zur Seite, während ich den Arm des Joker herunterdrückte.
„Nicht Sam!", schrie ich ihn an und glaubte hier halb einen Herzanfall bekommen zu haben, doch das war gerade knapp gewesen und dem armen Sam ging es kaum anders, denn dieser hielt sich mit einem entsetzten Blick die Brust, schien sein Leben an sich vorbeiziehen gesehen zu haben.
„Dann soll er nicht mehr ungefragt ins Zimmer kommen, wenn wir beschäftigt sind", erwiderte J unbeeindruckt von der Tatsache beinahe Sam umgebracht zu haben.
„Ich habe geklopft, verfluchte Scheiße nochmal", schrie dieser aus und ich schloss verzweifelt meine Augen von seinem Ausruf, stellte mich eilig vor den Joker, als dieser angetrieben von Sams Worten auf diesen zulaufen wollte.
„Nein! Wenn du Sam weh tust, dann schwöre ich dir dich hier und jetzt zu töten!", meinte ich, sah wie J amüsiert seine Stirn kraus zog, die Waffe jedoch wegsteckte.
„Dann sollte Sam lieber schnellstens verschwinden!"
„Es ist aber wichtig!", erwiderte dieser und schien sich selbst dafür zu hassen, das sagen zu müssen, während ich mich nun neugierig zu diesem umdrehte, denn wenn er hier war und es riskierte drauf zugehen, dann musste es wirklich ernst sein.
„Was ist los?", fragte ich deswegen ernsthaft interessiert nach, war dankbar, dass J von hinten seine Arme um mich geschlungen hatte, denn das ganze Stehen tat mir nach all der Zeit im Bett nicht unbedingt sehr gut und ich spürte nur, wie schmerzvoll es doch war, ohne Stütze stehen zu müssen.
„Boomerang ist fort. Er ist einfach geflüchtet, doch das ist nicht das eigentliche Problem, das ist nur geringfügig interessant gewesen", sprach er aus und ich war dennoch überrascht das zu hören, denn wieso sollte Boomerang das tun? Natürlich hielt ihn hier rein gar nichts, doch... na gut, vermutlich war er auf und davon, um seine Geliebte wiederzusehen.
„Und was ist das eigentliche Problem?", fragte der Joker mit einem Ton, als würde es ihm scheiß egal sein mit was ich ihm auch gedroht hatte, doch wenn für ihn Sams Antwort nicht ausreichend wäre, würde er ihn töten.
„Harley Quinn, Boss", antwortete Sam beunruhigt, „Ich habe von sicheren Quellen erfahren, dass sie sich ein paar Leuten angeschlossen hat, die nicht auf unserer Seite stehen und sie weiß verflucht viel über uns, das man gegen uns verwenden könnte. Sie könnte eine ernsthafte Bedrohug werden."
„Harley würde mir niemals schaden, dafür ist zu besessen von mir", bemerkte der Joker und ließ mich los, was mich dazu brachte trocken aufzulachen.
„Von dir vielleicht, aber nicht von irgendwem sonst hier. Vor allem nicht von mir." Augenblicklich sah ich, wie der Joker besorgter zu wirken schien, sofort wieder seinen einen Arm um meine Taille schlang und mich an sich zog, so als würde er mit dieser Geste mich vor irgendwas beschützen können.
„Wir wollen sowieso raus aus der Stadt für ein paar Tage. In der Zwischenzeit findest du den genauen Standort von ihr und suchst sie auf. Ich will sie sprechen, wenn ich zurück bin", meinte der Joker nun, versuchte die ganze Sache herunterzuspielen und auch wenn ich mich nicht unbedingt vor Harley fürchtete, so dachte ich nur ungern an das nächste Drama, das wohl eindeutig im Vormarsch war.
„Natürlich", erwiderte Sam hastig, stellte keine weiteren Fragen mehr und verließ endlich das Zimmer, während ich seufzend Js Hand von mir nahm und mich auf das Bett niederließ. Das war eindeutig genug Ablenkung für einen Tag, so viel stand fest.
„Du weißt doch hoffentlich, dass ich nicht zulassen werde, dass dir was geschieht, oder?" Ich sah lächelnd zum Joker auf, als dieser mich mit einem besorgten Gesichtsausdruck musterte, was irgendwie schon niedlich war.
„Natürlich weiß ich das. Ich habe auch keine Angst, aber ich will einfach nur kurz Ruhe haben."
„Dann sollten wir ganz schnell von hier verschwinden, denn ich will dir endlich die Kleider vom Leib reißen können, ohne unterbrochen zu werden", erwiderte er verführerisch und ich lachte amüsiert von seinen Worten auf, ließ mich wieder auf meine Beine von ihm ziehen.
„Na gut, dann bereite alles vor und ich packe meine Sachen zusammen", antwortete ich und zog sein Gesicht zu meinem hinab, presste meine Lippen sehnsüchtig auf seine, war kurz wieder völlig glücklich und entspannt von dem Gefühl seiner weichen, perfekten Lippen, dem leichten Geschmack von Farbe, der auf ihnen haftete, doch bevor das nur wieder ausarten konnte, entzog ich mich schnell wieder von ihm, sah deutlich, dass er nicht sehr begeistert davon war, doch er beließ es dabei.
„Wir sehen uns in einer Stunde in der Garage", meinte er noch, ehe er das Zimmer verließ und ich mich grinsend wieder hinsetzte, mich einfach nur darauf freute weg von hier zu kommen, gemeinsame Zeit mit dem Joker zu haben, ohne irgendwelche anderen Dinge, die dazwischen kommen würden.
Es fühlte sich einfach nur fantastisch an alles links liegen zu lassen, fast schon abzuhauen, den Moment zu leben. Endlich waren wir nicht mehr mit irgendwelchen Geschäften, Drogendeals, Entführungen und Ausbrüchen beschäftigt, kurz waren wir alleine, zu zweit, konnten unsere Leben frei ausleben. Völlig erfreut davon mit dem Joker in einer seiner teuren Sportwägen zu sitzen, aus der Stadt herauszufahren, drehte ich die Musik im Radio lauter, sah wie J mich amüsiert von der Seite kurz ansah und mindestens genauso froh zu sein schien, wie ich auch.
„Ich habe dich selten so strahlen gesehen", bemerkte er, während das Lied von irgendeiner Popsängerin durch das Auto hallte.
„Dann solltest du öfters mit mir das Weite suchen, dann wirst du mich andauernd so glücklich sehen", erwiderte ich grinsend und konnte es mir nicht nehmen lassen ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken, was ihn eindeutig glücklich zu stimmen schien.
„Pass bloß auf, sonst halte ich an und wir kommen niemals an unser Ziel an", erwiderte er und ich verdrehte belustigt meine Augen von der Tatsache, wie er fast durchgehend nur an das eine denken konnte, doch irgendwie verstand ich ihn ja. Es war lange her, seit wir uns wirklich nahe waren und ich wollte nichts lieber als ihm die Kleider vom Leibe zu reißen, seinen Rücken zerkratzen und ihn so nahe bei mir haben, wie es nur irgendwie ging.
„Oh, das wäre ganz fürchterlich", scherzte ich und wenn ich nicht Angst um mein Leben bei den Fahrkünsten des Jokers gehabt hätte, dann hätte ich ihn vermutlich noch weiter abgelenkt, doch leider hielt er sich an keine einzige Verkehrsregel, fuhr das Auto, als wäre es doch total scheiß egal, ob wir draufgehen könnten und wenn ich mich nicht längst daran gewöhnt hätte, dann hätte ich vermutlich mir schreiend die Augen zugehalten.
„Warte es nur ab, bis wir da sind, dann wirst du schon noch sehen, was dich erwartet", meinte er und ich grinste erfreut von seinen Worten, konnte es jetzt schon kaum erwarten endlich das Ziel zu erreichen, das wo auch immer sein würde und uns hoffentlich die gewünschte Zweisamkeit bieten würde.
Aloha :) Tut mir leid für das Warten. Es hätte eigentlich ein längeres Kapitel werden sollen, doch ich dachte mir, bevor ihr noch länger warten müsst, mache ich hier mal Stopp. Aber ich versuche bald weiterzumachen xx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top