11. BAND-AIDS DON'T FIX BULLET HOLES
KUBA
„Du könntest warten, dass wir zusammen frühstücken!", schlug ich vor und hob meinen Kopf aus dem fluffigen Kissen, dass mir die halbe Sicht versperrte. Lukasz schob sich sein Hemd gerade in die blaue Hose und verwandelte sich in den Trainer von Manchester United. Er schüttelte seinen Kopf.
„Kann ich nicht, weil ich David und Colby versprochen habe, mich mit ihnen zum frühstücken zu treffen!", erklärte er. Er hüpfte herum, während er den Hosenstall schloss und fluchte irgendetwas von wegen, wo seine Socke denn schon wieder war.
„Du verbringst echt viel Zeit mit den beiden, huh?", wunderte sich Nuri mit dem Hauch von Eifersucht bei dem er sich nicht einmal die Mühe machte ihn zu vertuschen. Ich legte mich auf den Rücken, dass meine Schulter Mats Brust streifte und sah zu Nuri, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte.
„Ist dieser Colby eigentlich verheiratet?", fuhr Nuri fort und innerlich flehte ich, dass er mit seinen Fragen nicht alles zum Einsturz brachte, was sich in den letzten sechs Wochen entwickelt hatte.
„Ist er, aber selbst wenn nicht, wäre es nicht schlimm, wenn ich mich mit ihm treffen würde, denn wir sind kein Paar!", stellte Lukasz klar, mit einem lockeren Lächeln auf den Lippen und zeigte zwischen uns hin und her.
„Da bist du Teufelsding ja!", lachte er dann und schnappte sich die Socke vom Boden. Ich stützte mich auf die Unterarme und sah zu ihm.
„Uhm...", mit meinem Arm streifte ich an Lukaszs Rücken vorbei, als er sich auf die Bettkante setzte.
„Wäre es denn so ein Vergehen sich wie ein Paar zu benehmen?", wagte ich zu fragen und wusste, dass ich es damit auf die Spitze trieb, aber es waren sechs Wochen seit dem geplanten Anschlag vergangen in denen wir viel zu viele Nächte zusammen verbracht hatten und nach keiner von ihnen war Lukasz bis zum Frühstück geblieben, wir hatten nicht einmal sein Haus zu Gesicht bekommen und das, obwohl wir uns ständig in Manchester trafen. Bei manchen Treffen war er nicht einmal dabei. Es war wie eine Checkliste, die er gedanklich führte.
Einmal die Woche konnte er uns sehen, zweimal war zu viel.
Die Nacht konnte er bleiben, das Frühstück musste er wo anders haben.
„Wäre es, denn jetzt weiß ich, dass wir kein Paar sind!", grinste er und küsste mich so überschwänglich, dass ich nicht einmal Zeit hatte zum Widerspruch. Nur gut, dass Nuri dann die Frage in den Raum warf: „Was sind wir denn dann?"
„Weiß nicht", murmelte er und schnappte sich schon die Hemdjacke von der Sessellehne.
„Wie habt ihr das zwischen uns denn früher genannt? Ich schließe mich an!", erklärte er dann und lachte. Dass das Lachen ein Schutzmechanismus war, stand außer Frage, viel mehr war die Frage, wie man diese Schutzmauer durchbrach, um Lukasz nicht ständig durch die Hotelzimmertür eilen zu sehen, so wie jetzt.
„Hat er eigentlich etwas wegen dem Urlaub gesagt?", wunderte sich Marcel. Überrascht, dass er auch mal wach war, sah ich zu ihm. Er rieb sich durch die Augen und setzte sich dann auf, legte sein Kinn auf Nuris Schulter und seufzte so laut, dass sich seine Nasenflügel aufblähten.
„Er wird nicht mit uns fliegen, das wissen wir doch alle!", mischte sich Mats ein und ich hasste es, wie viel Wahrheit hinter seinen Worten steckte.
„Wir haben ihn damals verletzt, das schluckt er nicht einfach so runter", fuhr er fort. Er hatte Nuri und mich mittlerweile in die Wahrheit von Lukaszs Gefühlswelt vor zehn Jahren eingeweiht, dass wir alle wieder auf einer Wellenlänge schwammen.
„Vielleicht sollten wir ihm deutlicher zeigen, dass wir mehr wollen!", murmelte Marcel mit schläfriger Stimme. Mats schlug seine Hände ins Gesicht und rieb sich mit den Handballen die Augen.
„Da werfen sich mir auf Anhieb schon zwei Fragen auf: die eine wäre, verschrecken wir ihn damit nicht und die zweite wäre, wollen wir mehr?"
Pünktlich mit der letzten Silbe nahm die Hände von seinen Augen, dann fügte er hinzu: „Die letzte können wir sogar jetzt beantworten!"
Damit sah er uns so herausfordernd an, wie ich es eigentlich nur aus seinen früheren Basketballduellen mir Lukasz kannte. Ich hatte nicht vor als erster Antwort zu geben, also stützte ich mich nur etwas stärker auf meine Unterarme und sah mich in dem geräumigen Hotelzimmer mit Ausblick auf die Kathedrale von Manchester.
„Mein Leben kann nur besser werden, wenn wir es versuchen", murmelte Marcel und sofort flutete ein empörtes ey von Mats den Raum.
„Du wirst mich dann auch nicht los, du Depp!", brummte er. Ich sah über meine Schulter zu ihm, wie er vergeblich versuchte Marcel zu hauen, dabei aber Nuri traf, der ihn fassungslos ansah.
„Alter, ist das, wie man sich in einer Beziehung benimmt?", beschwerte er sich, während Mats und Marcel sich zornig anfunkelten, wie kleine Kinder. Es war süß. In einer Welt voller Erwachsene möchte ich den Gedanken hier bei ihnen Kind zu sein.
„Okay, wir haben den Typ für die Gefühlsduselei gerade durch die Tür gehen sehen, deswegen stelle ich die Frage anders, dann müssen wir uns hier keine Gefühle offenbaren, denn darin sind wir ganz offensichtlich grässlich!", meinte Nuri und machte eine abschließende Handbewegung, die ihm die Aufmerksamkeit von uns allen sicherte.
„Wer kann sich keine echte Beziehung vorstellen?"
Jeder wechselte mit jedem einen Blick, aber keiner machte auch nur den Anstand zum Widerspruch ansetzen zu wollen und als Folge dessen musste ich anfangen zu lächeln. Dann murmelte ich: „Euch ist schon klar, dass wir unsere Gefühle besser in Worte packen müssen, wenn wir Lukasz gewinnen wollen!"
„Mhm", murmelte Marcel weniger begeistert und rieb sich durchs Gesicht.
„Wäre vielleicht gut zu wissen, wo er lebt, huh?", murmelte Mats.
„Das kann man bestimmt rausfinden. Ich meine, so ein David Beckham wird's doch wissen!", meinte ich. Marcel lachte und duckte sich hinter Nuris Rücken.
„Können wir auch irgendeine andere Person als Quelle nutzen, keine Lust mich der Person entgegen zu stellen, der ich indirekt vorgeworfen habe Lukasz einen Job durch Sex verschafft zu haben!"
„Er hat Angst von David Beckham, ich kann nicht mehr!", lachte Nuri: „Der weiß doch nicht mal, dass du ihn gemeint hast!"
„Oh doch, ich bin mir ziemlich sicher, dass er es weiß", widersprach ihm Marcel und nickte hastig.
„Warum fragen wir nicht einfach Menschen, deren Nummern wir haben?", schlug Mats vor. Neugierig blickte ich zu ihm und wartete, bis er fortfuhr.
„Ich schlag jetzt einfach mal Marco vor oder Neven, ganz banal, nur eine Idee. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Lukasz mit irgendeinem von ihnen noch Kontakt hat und wenn es keiner von den beiden ist, dann irgendjemand anders, Kehli, Roman, es gibt mehr als genug Menschen, die wir alle kennen!"
Als Nuri an Marcel vorbei nach seinem Handy griff, wusste ich, dass er irgendwelche der eben genannten Kontakte gerade aufsuchte. Mats Idee war deutlich besser, als meine, also widersprach ich nicht, auch wenn ich gedanklich schon dabei war, was wir anschließend machen sollten. Dann wussten wir eben Lukaszs Adresse, aber was folgte danach? Was sollten wir mit der Adresse anfangen? Mal ganz abgesehen davon, dass jeder von uns einen volleren Zeitplan wohl kaum haben konnte. Ich hatte bei Wisla eine Heiden Arbeit, denn die Winterpause nahte und, wenn ich mir wirklich noch Urlaub um die Feiertage gönnen wollte, dann musste ich noch mit einigen Spielern sprechen, die die Pause zum Wechseln nutzen wollten.
Also, was jetzt?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top