Die Essenz
Dieses "Gedicht" ist in einer Schreibwerkstatt entstanden, die ich letztes Wochenende besucht habe. Viel Spaß beim Lesen!
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Die Essenz
Ein großes Regal, fest auf dem Boden. Verankert und verhakt, standfest und unzerstörbar.
Die linke Seite zeigt sich neu. Leicht und voller Licht. Kleine Lampen winden sich über helles Holz, garniert mit kleinen farbigen Sternen. Licht fällt auf die Seite und lässt sie leuchten.
Kleine Pflanzen stehen zwischen großen und kleinen Büchern, alles neue Ausgaben in vielen schillernden Farben. Bücher über Freude, Liebe und Freundschaft. Witzebücher, Satireromane, die großen Freuden im Leben. Je weiter wir nach rechts wandern, desto höher wird das Regal. Es wird dunkler, das Holz verfärbt sich.
Finstere Schatten überdecken das helle, verziert mit glühenden, glimmenden Bissspuren. Teile des Regals, einfach zerkratzt, Mahnmale grausamer Schlachten. Die Bücher sind verkohlt, beschädigt, kaum lesbar. Auch der Inhalt ist nicht gerne gelesen. Düstre Gedanken, Kritik und Einsamkeit dominieren, ein Tor ins dunkle Reich des Geistes.
Werke über Angst und Schrecken, heftige Verluste und die große Leere im Inneren. Regalbretter, gebrochen unter großem Druck und dem Wunsch nach Freiheit. Auch Pflanzen stehen dort, nur sie leben nicht mehr. Vertrocknet, verbrannt, verfallen, alles im Schatten einer schwarzen Sonne.
Dann Bruder Mond seinen Auftritt wagt, durch sein kaltes Licht, das Regal wird geheilt. Das Glimmen wird weiß und blau, der Weg führt weiter nach rechts. Das Regal wächst weiter in die Höhe, alles unter kaltem, heilenden Licht des Geschwisters. Die Bücher tragen Narben früher Kämpfe, dennoch lassen sie sich nicht runterkriegen.
Das Regal zeigt sich in silberner Pracht, erhellt, und dennoch dunkel. Das Licht es wieder heilen wird, dazu helfen wird die Schwester Sonne. Fluoreszierende Pflanzen schmücken die leuchteten Bretter aus glänzendem Holz, ziehen sich mit Ranken überall hin und verbreiten mit Kelchen das Licht. Kleine Sternleuchten lassen das Regal wie einen Nachthimmel aufstrahlen.
Die Zeichen wechseln auf Kampf. Die Farbe Rot dominiert das Abteil. Die Höhe nimmt ab, senkt sich herab. Die Bücher liegen wild herum, kaputte und auch heile. Bespritzt mit Farbe oder ganz ohne Sie. Sie sind niedrig und hoch, dick und dünn. Kleine Zwischenbände, große Meisterwerke und einfache Romane. Alte und neue, zwischen fröhlichen Farben und traurig finstren Tönen. Immer kleiner wird das Regal. Bleibt nicht mehr auf dem Boden. Hängt mit einfachen Schrauben an der Wand. Das Ende ist eine Spitze. Sie liegt nach rechts und schützt den größten Schatz des Regals, Das Herz der Bücher.
Ein kleiner Band, nicht aufwendig gestaltet oder bemalt. Das Besondere an ihm? Er steht in Flammen. Ein brennendes Buch, klein und unscheinbar, doch steckt es andere an. Steckt sie an mit dem Feuer, dem Feuer der Fantasie.
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