Kapitel 8 - Schlechte Vorboten

Seit dem Gespräch mit Star waren jetzt fünf Tage vergangen. Bis jetzt war alles ruhig geblieben, ich hatte meinen regulären Schulalltag, trainierte nachmittags meine Verwandlungen und traf mich ab und zu mit Samira und Drake. Entgegen meiner Erwartungen merkten meine beiden besten Freunde nichts - weder das ich weniger Zeit hatte, noch das ich mich seit meiner ersten Verwandlung ein wenig anders verhielt. Ich wusste nicht warum, aber manchmal griffen meine Dracheninstinkte auch auf mein menschliches Ich über. So kam es zum Beispiel vor, dass wir in Chemie einen Test schrieben - und ich bekam auch ohne gelernt zu haben eine 1-. Das lag daran, dass ich eine Reihe hinter unserem Chemie-Experten-Klassenkamerad David gesessen hatte und dank meiner übersinnlichen Drachensicht einfach direkt abschreiben konnte. Das wusste natürlich keiner außer mir.

Mit Star hatte ich mich seit dem letzen Treffen nicht mehr in Verbindung gesetzt. Doch das sollte sich bald ändern, denn auf dem heutigen Schulweg entdeckte ich etwas, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich hatte es schon von Anfang an gespürt - direkt als ich aus der Haustür raus war. Irgendetwas war heute anders, nur wusste ich nicht was. Spätestens als ich Drake eingesammelt und mit ihm zusammen in Richtung Schule lief, wusste ich, dass etwas eindeutig nicht stimmte. Eine merkwürdige Anspannung lag in der Luft und der Wind war viel kälter als sonst. Anfangs dachte ich mir nichts dabei, doch als dicht über uns ein großer Schatten hinwegglitt, zuckte ich unwillkürlich zusammen. „Das da oben, das war gerade doch nicht etwa...?" Mein Gedankengang wurde abrupt durch ein lautes Grollen unterbrochen.

Drake stupste mich an und meinte: „Hey, war das dein Magen? Oder der Himmel?" Nachdem er einen Blick in den Himmel wagte, fügte er hinzu: „Dabei dachte ich, es soll heute gar nicht gewittern!" Ich stand wie erstarrt da und wusste nicht, was ich tun sollte. Das war eindeutig kein Gewitter gewesen! Das war ein Drache - und zwar ein ziemlich großer! „Ähm...jaja, der Wetteransage darf man halt nicht trauen!", versuchte ich die Situation zu entspannen. Drake schaute mich zwar kurz mit einem irritierten Funkeln in den Augen an, nickte dann aber. „Dann sollten wir jetzt möglichst schnell in die Schule, oder?" Statt einer Antwort lief ich einfach wieder los. Drake folgte mir sofort. Kurz vor dem Schuleingang stießen wir auf Samira. Sie stand unter dem Vordach und schien auf uns gewartet zu haben.

„Da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon, dass ich nach euch suchen müsste!" „Warum das denn?", entgegneten Drake und ich wie aus einem Mund - und mussten prompt loslachen. Samira legte uns jeweils eine Hand auf die Schulter, schob uns zu Eingang und wisperte gerade so laut, dass wir es verstehen konnten: „Irgendwas seltsames geht hier vor! Das klingt für mich nämlich nicht wie Gewitter! Eher wie...irgendwelche übersinnlichen Tierlaute. Oder sowas in der Art. Und dazu kommen noch diese komischen Schatten, die immer durch die Wolken huschen. Irgendwas ist da im Gange." Ein eisiges Kribbeln breitete sich in mir aus. Irgendwas war da im Gange...ja, da hatte Samira Recht. Aber was? „Vielleicht weiß Star mehr dazu! Ich muss sie kontaktieren.", beschloss ich gedanklich. Jetzt musste ich nur noch meine Freunde loswerden. Schnell ließ ich mir eine Ausrede einfallen: „Ach, ähm...geht ihr schonmal vor zur Klasse. Ich muss noch einen Zettel im Sekretariat abgeben. Sollte eigentlich recht schnell gehen, ihr müsst nicht mitkommen." Ohne auf eine Reaktion zu warten wirbelte ich herum und rannte den Flur entlang.

„Ich hasse es, dass ich Geheimnisse vor meinen Freunden habe...aber so muss es wohl sein.", murmelte ich während des Laufens. Kurz darauf bog ich um eine Ecke, stieß die Tür zu einer Abstellkammer auf und verschwand in dem kleinen Raum. Keuchend ließ ich mich an der Wand auf den Boden sinken und atmete erstmal tief durch. Dann nahm ich den Anhänger meiner Kette in die Hand, schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Tagschatten-Wandlerin. Ich rief mir jedes Detail, von dem was sie gesagt hatte ins Gedächtnis...doch nichts passierte. Ich spürte keinerlei Verbindung zu der anderen Wandlerin. Seufzend öffnete ich die Tür leise wieder und kehrte zu meinem Klassenraum zurück. Dann musste ich wohl oder übel allein mit der Situation klarkommen.

Der Schultag zog sich unendlich lang, bis uns der finale Schulgong erlöste und in einen kalten, windigen und dunklen Nachmittag entließ. Ich versuchte unbemerkt aus dem Klassenraum zu kommen, doch Samira stand bereits vor der Tür und wartete auf mich und Drake. „Und, wie hast du den Tag überstanden?" Ich lächelte gespielt und meinte: „Alles super! Aber wir haben 'ne Menge Hausaufgaben auf, deshalb würde ich jetzt gerne sofort nach Hause..." Samira schaute mich verständnislos an und ich befürchtete schon, dass sie wusste, dass ich eigentlich was anderes vorhatte. Doch dann nickte sie nur und verabschiedete sich: „Dann sieht man sich morgen, Lyra!" Aufatmend rannte ich aus dem Schulgebäude und in die angrenzende Parkanlage. Dort versteckte ich mich in einer dicht gewachsenen Baumgruppe, setzte mich auf den Boden und schloss die Augen.

Mit aller Macht suchte ich in mir nach dem Drachen, doch nichts passierte. Wieso ging das denn nicht - jetzt, wo ich es benötigte? Ich hatte mich die letzten Tage problemlos verwandeln können, weshalb ich nicht verstand, wieso es jetzt nicht ging. Tief durchatmend erinnerte ich mich an das, was Star mir gesagt hatte: Das es nicht einfach war und Übung erforderte. Also beschloss ich, dass ich es mit meinem Lieblingslied versuchen sollte. Vielleicht würde das helfen - das hatte schließlich auch letztes Mal geklappt. Schnell rief ich mir die Melodie und den Text in den Kopf und konzentrierte mich ganz allein darauf. Nach kurzer Zeit verspürte ich das mir mittlerweile gut bekannte Kribbeln und ein Strom von Energie riss mich mit. Die Verwandlung an sich ging mittlerweile so schnell, dass ich kaum etwas davon merkte. Es war, als wäre ich in dem einem Augenblick ein Mensch, und PUFF im nächsten ein Drache.

Im nächsten Moment öffnete ich meine hellgrünen, katzenartige Augen und wandte den Kopf in Richtung Himmel. Im selben Augenblick huschte einer dieser merkwürdigen Schatten über dem Himmel. Ich zischte leise und breitete die Flügel aus. „Wird Zeit dem nachzugehen!" Mit einem kräftigen Flügelschlag stieß ich mich vom Boden ab und erhob mich in die Lüfte. Doch nach den ersten zwei weiteren Flügelschlägen musste ich erstmal die Kontrolle über meinen Drachenkörper bekommen, denn beinahe wäre ich abgestürzt. Doch soweit ließ ich es nicht kommen. Mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen konzentrierte ich mich und suchte nach den Luftströmungen, die mich tragen würden. Nachdem ich das geschafft hatte, gab es nichts, was mich noch hätte aufhalten können. Ich legte die Beine eng an den Körper an, damit ich weniger Widerstand hatte, und beförderte mich mit einem weiteren kräftigen Flügelschlag in die Richtung des großen, ziemlich dunklen Schattens.

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Tja, was soll ich großartig dazu sagen? XD

Was glaubt ihr, was ist das für ein Schatten? Und was passiert, sofern Lyra es dorthin schafft?

Kritik, Meinungen, Verbesserungsvorschläge - gerne in die Kommentare damit! :D

Lasst ein Sternchen da, wenn's euch gefallen hat und bis zum nächsten Mal!

Drachige Grüße ~ Storm Soren

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