Kapitel 3 - Von Schmerzen und falschen Heilern
Eloa schlug ihre Augen auf, und blickte in Dunkelheit.
Noch immer zitterte ihr Körper, und ihr Hinterkopf schmerzte.
Ihre Hand glitt zu der Hinterseite ihres Kopfes.
Schmerz durchzog ihren Körper.
Was hatte er ihr angetan?
Ihr weißes Haar, welches mit silbrigen Fäden durchzogen war, stand seltsam von ihrem Kopf ab.
Langsam bewegte Eloa sich.
Etwas raschelte dicht an ihrem Ohr, und sie schrak zurück.
Durch näheres Betasten stellte sie fest, dass es sich um die Innenseite eines Schrankes handelte.
Ihren Schrankes.
Hieß das, er hatte sie doch nicht mitgenommen?
Dieser mysteriöse Fremde...
Sie hatte Angst verspürt... Die Präsenz des Maskierten erfüllte sie weiterhin.
Mit zitternden Händen, schlug sie die Schranktür auf.
Beißendes Licht blendete ihre Augen.
Sich mit ihrer blassen Hand schützend, trat Eloa hinaus.
Ihre Ohren vernahmen ein erleichtertes Aufseufzen.
Kurz darauf legten sich starke Arme um ihre zierliche Gestalt.
Urplötzlich fühlte sie sich geborgen, sicher.
Niemand konnte ihr etwas antun, mit diesem Mann an ihrer Seite.
Elimiel...
Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Loa... Ich bin so froh, dich wohlbehalten zu sehen.
Eloa lächelte.
Sie beide mussten immer äußerst förmlich zu anderen sprechen.
Doch Elimiel nahm sich die Freiheit dieses förmliche abzulegen, wenn er zu ihr sprach.
Er zeigte Gefühle...
Was hat er dir angetan?
Sie überlegte.
Ja, was hatte er ihr angetan?
Nach langem Grübeln, flüsterte sie:
Ich weiß es nicht... Die Antwort scheint mir verwehrt.
Elimiel verzog seine schöne Stirn.
Hat er dich verletzt, meine Kleine?
Wieder zuckte Eloa zusammen. Bis sie dann antwortete:
Es schmerzt... Und dann ist da dieses Gefühl...
Ich spüre seine Präsenz deutlich in mir.
Wieder verzog Elimiel sein Gesicht.
Bis sein Mund sich zu einem Lächeln formte.
Komm, Kleines...
Soeben hat uns eine Nachricht erreicht.
Ich sollte sie dir unverzüglich zeigen.
Was konnte dies wohl sein?
Eloa trat vor, redlichst bemüht, sich nicht zu sehr zu bewegen.
Wieder lächelte Elimiel.
Dann griff er ohne weitere unnütze Worte ihre Hand.
Nach einigen Treppenstufen, gefolgt von unzähligen Gängen, kamen sie in Elimiels Studierzimmer an.
Braune, rustikale Elemente fanden immer wieder zwischen den zahlreichen Schriftrollen ihren Platz.
Elimiel kramte in einem der hohen Regale, dann trat er zu ihr.
Loa... Dieses Telegramm erreichte uns in den Morgenstunden.
Du giltst als äußerst weise...
Wirf bitte einen Blick hinein, und sage mir, was du denkst.
Er reichte ihr die Schriftrolle.
Dankend nickte sie.
Sofort schoss dieser unerträgliche Schmerz in ihre Glieder.
Elimiels Züge verzogen sich mitleidig und sorgenvoll.
Hole Iniel.
Er soll' seine wirkungsvollsten Heilmittel mitbringen.
befahl Elimiel einem Diener.
Eloa seufzte.
Iniel war der Heiler der Königsfamilie.
Er galt als der beste in seinem Gebiet.
Doch es gab auch genauso viele negative, wie positive Geschichten über ihn.
Eloas Zofe hatte ihr oft Geschichten erzählt, die man sich überall zulande zutrug.
Eine handelte von dem Heiler.
Die Geschichte des Elfen ohne Flügel
Viele Wesen leben in Lylotir, der Welt der Farben.
So auch solche, die Elfen genannt werden.
Egal welchen Elfen-Stammes du angehörst, jede Elfe und jeder Elf besitzt große Schwingen.
Flügel.
Sie erstrahlen in den wunderschönsten Farben und spiegelten die Persönlichkeit des Elfen wieder.
So stand jeglicher Grünton für hoffnungsvolle, optimistische und fröhliche Elfen,
jeglicher Gelbton für unermüdlichen Frohsinn vermischt mit einer Prise Ergeiz und einem unerschöpflichen Humor.
All' diese Farben (auch andere als Gelb und Grün) vermischten sich miteinander und bildeten die Persönlichkeit des Elfen.
Kein Flügel-Farben-Mix war gleich.
Auch spiegelten die Farben einzelne Fähigkeiten des Elfen wieder.
So stand Grün für die Verbindung mit der Natur und dementsprechende Fähigkeiten als Heiler.
Ein Elf, dessen Flügel hauptsächlich aus Grüntönen bestand, war jedoch anders, als es seiner Persönlichkeit entsprach.
Er widmete sich dem Zauber der Musik, und nicht - wie vorgeschrieben - der Natur.
Dies machte ihn jedoch schnell unglücklich.
Er war nicht im Einklang mit sich selbst.
Eines Tages wurde er vor den Rat der Ältesten berufen.
Eine unerklärliche Krankheit hatte sich unter den Elfenstämmen ausgebreitet.
Die Ältesten vermuteten, dass dies mit den Taten des Elfen zu tun habe.
Sie beschlossen, ihn zu verbannen.
Sie nahmen ihm seine Flügel und sein altes Leben.
Er war nun ein Nichts.
Allein und von allen verlassen, striff dieser Elf durch die Wildnis.
Eines Tages entdeckte er einen schimmernden Kreis, der in der Luft schwebte.
Ein Portal.
Nicht viele Lebewesen fanden je so ein Portal, und waren für immer dazu verdammt, in ihrer Heimat zu verweilen.
Doch nun hatte eben jener Elf, der alles verlor' das Glück, in das Antlitz des Portales zu blicken.
Seine Hand verweilte in der Mitte des schimmernden Kreises.
Bis plötzlich ein scharfer Wind aufkam.
Dem Elfen riss der Wind alles vom Leib, einschließlich seiner Kleidung.
Ein Sog erfasste den schlanken Körper des jungen Elfen, und er wurde in das Portal gesogen.
Niemals wieder wurde er von einem Elfen gesehen.
Jedoch erzählte man sich, dass er Zuflucht unter den Bürgern Coelums fand.
Mit einer neuen Identiät.
Frei von allen Gesetzen der Elfen.
Eloas Zofe hatte immer geglaubt, dass Iniel dieser Elf war.
Denn in der Sprache der Elfen bedeutet Iniel Heiler.
Dame Eloa. Was fehlt ihnen, Hoheit?
Jäh wurde Eloa aus ihren Gedanken gerissen.
Es schmerzt...
murmelte sie.
Halten sie kurz still, ich werde ihnen helfen...
Der Heiler nahm vorsichtig ihren Kopf in seine Hände.
Es schmerzte nicht...
Eloa war äußerst verblüfft.
War Iniel tatsächlich das, was er vorgab zu sein?
Oder war er wohlmöglich der Elf aus ihrer liebsten Geschichte?
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