Kapitel 5
Gleich am nächsten Morgen saß die ganze Familie zum Frühstück am großen Esstisch. Auch Logan war eingeladen worden und saß zwischen Vance und Flo, welche mit einer Hand nebenbei die Wiege schaukelt, in welcher Gus friedlich schlief. Luna lag unter der Wiege und beobachtete das Geschehen vor sich.Olivia hatte erzählt, dass sie das Gespräch am Vortag mit angehört hatte und Lewis hatte seinem Ärger darüber, dass Grace nichts gesagt hatte, Luft gelassen. Matt hatte sie direkt in Schutz genommen und ihrem Vater erklärt, dass es seine Entscheidung war, niemanden etwas zu sagen. Er hatte sie mitgezogen.„Wieso hast du ihr so einen Schwachsinn erzählt? Sie hätte es uns sagen sollen!" Lewis funkelte Matt wutentbrannt an, welcher jedoch gar nicht weniger Wütend zurückblickte.„Je weniger Personen es wissen, desto besser! Es ist viel zu gefährlich, wenn jeder es weiß!" wiederholte Matt, was er schon die ganze Zeit versuchte Lewis klar zu machen, doch der Dämon verstand seinen Gedanke dahinter einfach nicht.„Caleb und Edward sind irgendwo da draußen und könnten jeden Moment vor der Tür stehen um Grace mitzunehmen! Und du hieltst es nicht für Nötig irgendwann mal zu erwähnen, wieso sie überhaupt hinter ihr her sind!"Grace war die erste, die zwischen die beiden streitenden Reinblüter ging. „Entspannt euch doch mal! Wieso redet ihr eigentlich die ganze Zeit über meinen Kopf hinweg?" Sie schnaubte und griff unter dem Tisch nach Matt's Hand, welche sie dann leicht drückte, während sie zu ihrem Vater sah. „Caleb und Edward sind die letzten fünf Jahre nicht aufgetaucht. Was lässt dich überhaupt glauben, dass sie jetzt plötzlich wieder auftauchen?"Lewis seufzte, schloss die Augen und atmete tief durch. Man konnte ihm ansehen, dass er versuchte sich zu beruhigen. Als er dann seine Augen jedoch wieder öffnete und Grace ansah, war die Wut in seinem Blick noch immer kein bisschen abgeklungen. „Weil du jetzt noch besser geeignet bist als zuvor."Grace wollte fragen was ihr Vater damit meinte, doch er sprach schon von sich aus direkt weiter. „Du kannst nicht sterben. Wir sind wieder in Toronto, hier haben sie sich die ganze Zeit versteckt und sogar Sophia und Callum hier her gebracht, weil hier das perfekte Versteck für sie ist."Grace schluckte, doch sie merkte auch wie Matt sich anspannte.„Du lernst schnell und hast dich schon unglaublich gut unter Kontrolle, dafür das du erst vor fünf Jahren verwandelt wurdest." sprach Lewis weiter und seufzte, was Matt als Gelegenheit sah um zu übernehmen.„Denkst du etwa, dass sie nur darauf warten, dass sie sich komplett Frei unter Menschen bewegen kann?"Lewis nickte und Grace wurde unglaublich schlecht. Ihr Magen fühlte sich flau an und sie spürte, wie sie langsam zu zittern anfing.„Mich würde es nicht einmal überraschen, wenn sie euch die ganze Zeit beobachtet haben. Sie wollen Grace!"Logan saß da und starrte auf ein Fleck auf seinem Schreibtisch, während seine Gedanken wie wild um Lewis Worte kreisten. Er konnte sich nicht einmal vorstellen, wie sich Grace hatte fühlen müssen, während sie da war. Und jetzt auch noch zu erfahren, dass all das noch immer nicht vorbei war, musste einfach schrecklich sein.Logan bekam gar nicht mit wie es an seiner Tür klopfte und reagierte erst verspätet auf den überraschten Ausruf, das er ja doch hier war, als Alex in das Büro trat, um eine Akte auf Logans Schreibtisch zu legen.„Alles in Ordnung? Du siehst total weggetreten aus." fragte Alex besorgt und sah Logan genauer an, welcher den Kopf schüttelte und nach einem kurzen Seufzer dann lächelnd zu Alex sah.„Ich war nur in Gedanken." versuchte er das Thema herunterzuspielen, doch Alex schien sich mit der Antwort nicht wirklich zufrieden geben zu wollen. Oder er war einfach nur sehr fürsorglich.„Geht es um einen Fall?" fragte er und Logan griff nach seinem Kaffee.„Ich wünschte." murrte er und nippte an dem schon lange kalten ursprünglichen Heißgetränk. Er verzog das Gesicht, schüttelte sich kurz und stellte den Kaffee dann wieder ab. „Du wünscht? Um was geht es denn?" Logan sah zu Alex und verschränkte die Arme vor der Brust. Er wollte nicht darüber reden, es war viel zu gefährlich mit einem Jäger darüber zu sprechen, aber Logan musste einfach mal alles los lassen.„Es gibt da einen Dämon, der mir persönlich schon längere Zeit gewaltig gegen den Strich geht. Er hat einer Freundin vor ein paar Jahren einige nicht ganz so tolle Sachen angetan und sie leidet heute noch immer darunter. Dir sagt der Name Caleb Wilkinson nicht zufällig etwas?"Alex überlegt einen langen Moment. Er ging alle Dämonen durch, dessen Namen er hier, sowie in seiner vorherigen Abteilung, bereits gehört hatte. Es waren nicht viele, Dämonen mieden es generell Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, das hatte er schon lernen können. Dann schüttelte er den Kopf und Logan nickte.Er war nicht enttäuscht, dass Alex ihm nicht helfen konnte. Er hätte sowieso nicht daran geglaubt, dass er etwas über Caleb wusste. Wenn Alex genickt hätte, wäre Logan wohl auch eher Misstrauisch auf den so ambitionierten Neuzugang geworden.„Was ist denn mit ihm?" fragte dieser und Logan sah auf seinen Kaffee. Er hatte Durst, aber den Kaffee würde er sicher nicht mehr trinken.Angst davor, was er Alex jetzt erzählen konnte, hatte Logan nicht. Er hatte es sogar mit Familie Lycras abgesprochen, dass er auf der Arbeit mal etwas recherchieren würde, und wenn jemand ihn, so wie jetzt, ansprach einfach erzählen würde, wie Grace und Caleb sich kennengelernt hatten.„Diese Freundin hat damals in New Orleans an Halloween eine Dämonenbeschwörung durchgeführt. Das war vor-" Logan überlegte kurz und war dann sichtlich überrascht als er „sieben Jahren." aussprach. „Sie hat es noch recht gut erwischt und nur den Schreck ihres Lebens bekommen. Ihre Freunde sind teilweise noch immer in Behandlung."Logan fühlte sich etwas schlecht dabei, Lügen über Tote zu erzählen. Aber er war auch ein korrupter Jäger, also ging das schon klar.„Das muss echt hart sein." Alex schien in seinen Gedanken zu stecken und starrte aus leerem Blick auf den Fensterrahmen hinter Logan. Doch dann fasste er sich plötzlich wieder und lächelte Logan aufmunternd an. „Aber das ist jetzt ja zum Glück vorbei. Ich bin mir sicher, sie wird sich schnell wieder erholen und bald die Alte sein."Logan lächelte zurück. Seine Mundwinkel standen nach oben, auch wenn er gar nicht in der Stimmung zum Lächeln war.„Na dann, ich muss wieder an die Arbeit." meinte Alex dann und klatschte in die Hände. Er drehte sich weg und wollte das Büro wieder verlassen, aber Logan hielt ihn auf.„Alex." rief er und sein Kollege drehte sich mit einem „Was gibt's?" zu ihm.Logan sah kurz an ihm vorbei, prüfte nach, ob jemand auf dem Flur sie hören würde. „Ich wäre dir dankbar wenn du niemanden von der Freundin erzählst. Sie kann all das gar nicht richtig zuordnen, sie versteht nicht, was damals passiert ist. Sie ist nur ein normaler Mensch." Und schon wieder log er wie gedruckt.Doch Alex scjien nichts aufzufallen und er nickte nur. „Klar. Keine Sorge."Die Tür fiel ins Schloss und Logan wendete sich wieder seinen Unterlagen zu. Bald sollte er sich mal wieder um richtige Arbeit kümmern, und seine Nase nicht nur in die Sachen stecken, die Familie Lycras und ihn selber näher zu Caleb und Edward führen würden.Doch er wollte irgendwie helfen und da er hier an der Quelle saß, fiel die Informationsbeschaffung ihm so unglaublich viel einfacher als es Vance fiel, welcher heute vor hatte zu Ivan zu fahren.Logan verzog das Gesicht bei dem Gedanken an den Magier. Er mochte ihn nicht. Von Anfang an war er ihm schon unsympathisch gewesen. Er selber könnte auch gut auf Ivan's Hilfe verzichten, auch wenn dieser wirklich einige Informationen haben könnte.Logan wusste nicht genau, wie lange er da saß und weitere Fälle miteinander abglich. Er suchte nach Hinweisen über Entführungen durch Vampiren, welche im Verbindung mit blauem Blut stehen könnten. Jetzt, wo er von dessen Existenz wusste, betrachtete er solche Fälle mit einem ganz anderen Blick. Etwas sauer war er auf Grace schon, dass sie ihm nichts erzählt hatte, aber anders als Lewis hatte er verstanden, was sich Grace und Matt dabei gedacht hatten, sie alle im Dunkeln zu lassen.Irgendwann klopfte es dann kurz an der Tür, und ein älterer Mann mit freundlichem Lächeln steckte sein Kopf in das stickige Büro.„Logan, du musst auch mal Lüften." meinte er und verzog gespielt leidend das Gesicht, während er zum Fenster lief, um dieses zu öffnen.Logan schloss mit unglaublicher Geschwindigkeit alle Fenster, über welche er irgendwelche Fälle von Entführungen aufgerufen hatte.„Papa, wieso bist du hier?" fragte Logan und drehte sich vom Bildschirm weg, welcher jetzt den Fall anzeigte, an welchem Logan offiziell derzeit arbeitete. Er hatte sich selber noch bis Ende der Woche Zeit gegeben, um den Fall 'zu lösen'.Das, was Logan von anderen Jägern unterschied war sein bester Freund. Mit einem Werwolf befreundet zu sein, hatte unglaublich viele Vorteile für ihn. Er hatte Vance von dem Fall erzählt und ihm ein Bild gezeigt. Es war nichts besonderes, fünf Grizzlys waren tot aufgefunden worden und wiesen Bisswunden von weitaus stärkeren Tieren auf. Jedoch konnte es keine Tiere sein, da es hier kaum ein Tier gab, welches sich freiwillig mit Grizzlys anlegen würde, also war es eigentlich schon klar, dass es ein Werwolfrudel sein musste.Vance hatte sich umgesehen und war fündig geworden. Ganz hier in der Nähe hatte sich ein neues Werwolfrudel niedergelassen. Sie hatten sich in der letzten Vollmondphase gegen die Grizzlys zur wehr gesetzt, als diese sie angriffen.Vance hatte ihnen klar gemacht, dass sie vorsichtig sein mussten. Die Jäger hier hatten nicht viel zu tun und beschäftigten sich gerne mit solchen Kleinigkeiten. Logan hatte also beschlossen, dass er einfach sagen würde, das Rudel wäre auf der Durchreise gewesen, so dass er sich nicht noch auf die Suche machen musste.„Es ist gleich Mittag und du warst noch kein einziges Mal draußen. Normalerweise holst du dir gegen halb zehn deinen zweiten Kaffee. Ich hab mir Sorgen gemacht." Bryan Wood war ein kräftiger Mann, wenn auch nicht mehr der jüngste. Sein nussbraunes Haar war im Ansatz schon grau und sein freundliches Gesicht wies schon einige Falten auf. Dennoch hatte er sich gut gehalten, besonders wenn man bedachte, dass er weniger als sechs Jahre bis zur Rente hatte.„Brauchst du nicht. Ich war nur in meinen Fall vertieft." antwortete Logan und stand auf. Sein Rücken knackte laut dabei und sein Vater fing an zu lachen.„Was hältst du davon, wenn wir gleich zusammen zu Mittag essen. Seit du ausgezogen bist haben Helen und ich kaum noch die Möglichkeit richtig mit dir zu reden." schlug sein Vater vor und Logan presste entschuldigend die Lippen aufeinander.„Sorry, aber ich bin verabredet."Sein Vater wurde hellhörig und beugte sich näher zu seinem Sohn. „Mit einem Mädchen?" fragte er und Logan hörte genaustens die Hoffnung, welche in seiner Stimme lag.Zur großen Enttäuschung schüttelte Logan den Kopf. „Mit Vance, wir wollten zusammen in den Park."„Vance? Dieser Freund, von dem du andauernd redest, aber den wir nicht kennen."Logan nickte. Nachdem Grace und Matt weggezogen waren, war der Kontakt zwischen ihnen zwar etwas zusammengebrochen, aber mit Vance verstand Logan sich dafür immer besser. Die beiden waren komplett auf einer Wellenlänge und könnten Stundenlang abhängen.„Schade, aber irgendwann kriegen wir dich." meinte Bryan und lachte auf. Logan grinste seinen Vater an und schaltete den PC dann aus, bevor er ihm aus dem Büro folgte.Es war wirklich langsam Zeit, dass er sich auf den Weg machte, also verließ er dass große Gebäude und schaltete sein Handy ein. Auf der Arbeit ließ er es meistens ausgeschaltet, da es ihn nur stören würde und er dessen Nutzen am Arbeitsplatz nicht sah.Er hatte eine Nachricht von Grace, welche sich seit Tagen entschuldigte, dass sie Logan nichts über blaues Blut gesagt hatte, was auch dieses Mal eigentlich der komplette Inhalt der Nachricht war. Liz hatte ihm auch geschrieben. Sie hätte ihre Prüfung bestanden und wollte sich irgendwie ablenken, also fragte sie, ob er Zeit hätte, was Logan jedoch mit schlechtem Gewissen verneinte. Zu guter Letzt ging er auf den Chat mit Vance, welcher ihm nur geschrieben hatte: > Ich komm nicht. <Logan blieb überrascht stehen und wählte dann Vance Nummer, um ihn anzurufen. Bereits nach dem ersten Klingeln wurde abgenommen, auch wenn Vance nicht wirklich so wirkte, als würde er wirklich reden wollen, so wie er in das Telefon murrte.„Was soll das? Wieso schreibst du mir einfach nur, dass du nicht kommst? Hast du eine Ahnung, wie viele Leute mich heute gefragt haben, ob ich mit ihnen Mittag essen will. Ich hab alle wegen dir abgesagt, da kannst du nicht einfach-"„Halt einfach die Klappe, ja." schnauzte Vance ihn an und Logan sah irritiert auf das Telefon. Doch gerade, als er fragen wollte, was Vance Problem war, wurde es ihm schon klar.„Ist es schon wieder so weit? Du bist aber empfindlich." lachte er und Vance wollte gerade antworten, als ihm das Telefon aus der Hand gerissen wurde.„Sorry, du kennst ihn ja." hörte Logan Grace vom anderen Ende und lachte.„Kein Problem. Aber ist es nicht noch etwas früh? Eigentlich sollte es doch erst morgen richtig los gehen."„Ja, wir denken, dass es an dem Stress liegt, den er in letzter Zeit hatte. Keiner von uns wusste, dass ihr die ganze Zeit nach Caleb und Edward sucht." Logan konnte durch das Telefon deutlich ein Knurren hören, als Grace die Namen aussprach. Vance schien sich wirklich kaum noch unter Kontrolle zu haben.„Aber dir geht es gut? Wie steht es mit Olivia und Flo?"Grace lachte und antwortete ihm, dass es allen soweit gut ging. Sogar Gus war ganz friedlich, womit bei ihm so keiner wirklich gerechnet hatte. „Naja, aber ich weiß nicht wirklich ob es so ein gutes Zeichen ist, dass ich mich noch immer gut fühle. Klar, ich fühle mich etwas kraftlos, aber es ist nicht so schlimm wie in den ersten Vollmondphasen." murmelte sie dann und Logan seufzte.„Keine Sorge. Zur Not setz ich meine Abteilung auf diese Vollidioten an, aber die haben keine Chance, noch einmal an dich ran zu kommen."Logan konnte hören, wie Grace sich leise bedankte. Sie schien wirklich mitgenommen.„Na dann, kümmere dich gut um deinen Bruder. Und denkt immer daran, ich hab Rufbereitschaft. Wehe ihr zerstört in den nächsten Tagen meine Ruhe."Grace lachte und verabschiedete sich dann von ihrem alten Mitschüler, bevor sie auflegte und Logan planlos an der Straße stehen ließ.Er hatte jeden abgeblockt, was sollte er mit der ganzen Zeit alleine tun? Logan öffnete sein Handy und sofort sprang ihm die Antwort auf seine Absage ins Auge, welche Liz ihm gerade geschickt hatte. Er wählte ihre Nummer und wartete bis sie abnahm. Vielleicht hatte sie sich in den zwei Minuten ja noch nichts neues vorgenommen.
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