Kapitel 20
„Hör zu," begann Logan zum wiederholten Male und schloss seine Autotür hinter sich. „Ivan ist wirklich niemand, den du kennen musst. Er ist unglaublich mächtig und wirklich niemand, mit dem man sich gerne abgibt."Liz sah ihn nur stumm an und folgte ihm weiter in Richtung des Ladens. Lewis hatte Logan am Morgen angerufen und den Auftrag erteilt, zu Ivan zu fahren. Es waren seine gewöhnlichen Öffnungszeiten und die Chancen, dass er rein kam standen gut.Logan hatte absolut keine Lust und ihm vielen direkt eine Hand voll Sachen ein, die er lieber tun würde, aber er wusste gleichzeitig auch, dass Lewis keine Ausreden zulassen würde. Er war aufgrund von Grace Entführung unglaublich gereizt und niemand traute sich, etwas gegen ihn zu sagen, auch wenn man ihm ansehen konnte, dass er trotz allem noch versuchte einen freundlichen, entspannten Eindruck zu hinterlassen, wie er es sonst immer tat.Logan griff nach der Tür, an welcher das Geöffnet-Schild hing. „Ich kann es dir nicht verbieten, nur empfehlen. Aber wenn du wirklich so stur sein willst, dann versprich mir, dass du dich an mich hältst und nicht alleine irgendwo hin gehst."Liz schnaubte belustigt und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das ist ein normaler Laden, ich denke nicht das ich einen Babysitter brauche."„Normal würde ich es nicht nennen." murmelte Logan, als er dann die Tür öffnete und in den dunklen, staubigen Raum trat, der sich im Inneren zeigte.„Na, wenn das mal nicht der Ex-Jäger ist!" sprach Ivan vom Tresen aus, über welchen er gelehnt stand, aber anders als sonst nicht lächelte und nur emotionslos zu seinen Kunden sah.In der ersten Sekunde war Logan leicht überrascht, woher Ivan von seiner Kündigung wusste, doch er tat es schnell ab. Er kannte Ivan, es sollte ihn nicht wundern.„Wieso wundert es mich nicht, dass du davon schon weißt."Ivan lachte kurz auf und griff dann nach einer Kiste neben sich, um den Inhalt in dem Schrank hinter sich einzusortieren. „Aber deine heutige Begleitung kenne ich noch nicht. Das du dich noch mit Menschen abgibst."Logan ignorierte die verachtende Aussage des Magiers und trat etwas näher. „Du weißt sicher, weshalb wir hier sind. Wir brauchen-"„Ich werde mich nicht einmischen." unterbrach Ivan direkt, drehte sich aber nicht zu ihm und sah seine Kunden auch nicht an, als er die nächste Kiste nahm und an ihnen vorbei ging, um sie dort in ein Regal einzuräumen.„Wir erwarten nicht, dass du mit uns gehst. Wir brauchen nur Informationen!" Versuche Logan es erneut, langsam mit einer leichten Verzweiflung in der Stimme.Er spürte, wie Liz näher zu ihm trat und sah kurz mit einem lächeln zu ihr. Sie beide waren schon so lange befreundet, irgendwie hatte Logan das Gefühl, als würde ihre Anwesenheit ihm neue Kraft geben. Er konnte ruhiger und klarer denken und wollte es somit erneut probieren.„Du bist der Einzige der uns helfen kann. Wir müssen Grace wiederfinden! Matt ist total fertig, Lewis und Vance-"„Kein Wort mehr!" fuhr Ivan ihn an und knallte eine Kiste auf den Tisch vor sich. Er rauschte an den Beiden vorbei und war dabei deutlich wütend. Die Blicke der drei anderen Kunden im Laden lagen auf ihnen und Logan seufzte. Er konnte jetzt nicht aufgeben und einfach gehen. All ihre Hoffnung lag in Ivan.Logan folgte ihm, doch Liz hielt ihn am Arm zurück und schüttelte leicht den Kopf. Man konnte ihr ansehen, dass sie sich nicht besonders wohl fühlte und das Ganze ihr vielleicht etwas zu viel wurde, aber Logan musste mit Ivan sprechen, bevor dieser wieder den Laden schloss, sobald sich einer von ihnen ihm näherte.„Du kannst draußen warten, wenn du" Logan beendete seinen Satz nicht mehr, da Liz bereits den Kopf schüttelte und ihn wieder los ließ. Ein wenig tat es Logan schon leid, dass er nicht mit ihr gehen konnte, es war ihr deutlich anzusehen, wie eingeschüchtert sie durch Ivan war, auch wenn sie ihn nicht kannte.„Ivan, bitte." versuchte Logan es dieses Mal flehend und lehnte sich auf den Tresen, hinter welchem Ivan jetzt wieder stand und eine neue Kiste öffnete. Doch Ivan ignorierte ihn nur und sah ihn nicht einmal an, was Logan verzweifelt schnauben ließ, bevor er sich dann etwas vom Tresen entfernte und kurz durch den Raum sah. Er wollte seine Gedanken wieder sammeln und sich so etwas beruhigen. Außerdem waren all die Argumente die er gesammelt hatte wie weggeblasen, nachdem sie den stickigen Laden betreten hatten.Außer ihnen waren noch weitere Leute im Laden, ein Pärchen war gerade rein gekommen und stand nun vor dem Regal, welches Ivan eben erst befüllt hatte und ganz hinten im Laden stand jemand, der ebenfalls ein Regal auffüllte. Ivan schien sich eine Aushilfe gesucht zu haben.„Bitte denk nochmal darüber nach. Wir brauchen dich. Außer dir gibt es niemanden den wir fragen können. Bitte, wir-" Logan verstummte, als die Ladentür voller Gewalt aufgerissen wurde und jemand zu ihnen rein gestürmt kam.Liz erkannte ihn zuerst gar nicht wieder, viel zu lange hatte sie ihn nicht gesehen und war sich auch erst sicher, dass er es war, als Logan seinen Namen nannte. Dieser wiederum wusste sofort wer vor ihnen stand. Selbst wenn sie sich lange nicht gesehen hatten, könnte er niemals seinen besten Freund vergessen.„Hör mir jetzt mal gut zu!" sprach Vance mit einer versucht ruhigen Stimme. Er griff über den Tresen und bekam Ivan an seinem Hemd zu fassen. Er zog ihn herum und schaffte es so, dass Ivan ihn ansehen musste. „Caleb ist eine große Nummer, dass wissen wir auch. Aber wir sind deutlich in der Überzahl und wir haben Papa. Er will sich auch nicht mehr zurückhalten. Caleb muss weg! Also entweder hilfst du uns freiwillig, oder ich zerr dich zu Papa und der zwingt die Informationen aus dir raus. Ob du willst oder nicht." knurrte er, doch Ivans Blick änderte sich nicht.„Vance?" fragte Logan, noch immer etwas ungläubig, das er wirklich gerade vor ihm stand. „Wieso bist du hier? Wissen Lewis und Olivia-" Er hatte Sorge, dass sein Freund abgehauen war und sie alle gerade in Gefahr schwebten. Doch er kam gar nicht dazu seine Frage fertig zu formulieren, da Ivan auf einmal rau auflachte.„Oho! Droht das Hündchen mir etwa gerade? Wie niedlich." Er griff nach Vance' Handgelenk und entfernte dessen Hand von seinem Hemd. „Und jetzt raus! Ihr alle! Lasst euch hier nie wieder blicken!"Ehe sie reagieren konnten, hatte Ivan sie auch schon vor die Tür gesetzt und diese vor ihnen zugeknallt.„Vance! Wieso bist du hier?" fragte Logan an seinen besten Freund gewandt und versuchte über den düsteren Blick hinweg zu sehen, mit dem Vance auf die Ladentür sah, hinter dessen verdunkelten Scheiben sich Ivan, ihre einzige Hoffnung auf Informationen über Caleb und Edward, befand.Vance reagierte nicht, doch Logan gab nicht auf und fragte ihn weiter: „Solltest du nicht im Keller sein? Es ist viel zu gefährlich-"„Psst!" meinte Vance und hielt ihm den Mund zu. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit für die Beiden, standen sie sich wieder gegenüber. Logan fühlte sich irgendwie merkwürdig bei dem Gedanken daran, dass der Freund ihm gegenüber die letzten Tage als riesiger Wolf in einem Keller gesessen hatte.„Nicht vor dem Menschen." murmelte Vance nur und nickte in Liz' Richtung. Sie hatte ihn nicht verstehen können, dafür war die Straße an welcher sie standen zu laut, doch Logan hatte ihn gehört und schmunzelte nun amüsiert. Vance schien wohl ein bisschen was nicht mitbekommen zu haben.„Du bist der Bruder von Grace, richtig?" fragte Liz und trat näher, um sich am Gespräch beteiligen zu können. „Der... ähm- Werwolf?" Es war für sie noch immer unglaublich ungewohnt, die Existenz von Wesen wie Werwölfen oder Vampiren zu erwähnen, dass konnte man ihr ansehen. Aber Logan hatte riesigen Respekt davor, wie gefasst und ruhig sie alles aufgefasst hatte und auch jetzt nicht versuchte diese ganze Welt, die sich ihr nun geöffnet hatte, zu ignorieren.Vance schien einen Moment zu brauchen, um ihre Worte zu verstehen, konnte dann aber die Zeichen zusammenzählen. Sie war mit Logan bei Ivan im Laden gewesen, sie wusste was er war und er glaubte sich auch daran zu erinnern, dass Olivia ihm mal etwas von einer Freundin von Grace erzählt hatte, als er gerade in seiner Wolfsgestalt war.Vance versuchte sich etwas zu beruhigen und sah sie dann lächelnd an. „Ganz doofes Wort." antwortete er dann und lehnte sich an die Wand hinter sich. Sie war kalt, da sie den ganzen Tag im Schatten gelegen hatte, und war nun eine angenehme Abkühlung für Vance' aufgeheizte Haut. „Werwölfe sind eine Erfindung der Menschen, nichts weiter als dumme Horrormärchen. Bitte wirf mich nicht mit diesen sich bei Vollmond in Halb-Mensch und Halb-Wolf verwandelnden Dingern in einen Topf."Logan konnte über diesen Kommentar nur den Kopf schütteln. Wieso waren alle immer so unglaublich unsensibel?„Sorry, ich bin noch neu in dem Ganzen." meinte Liz nur lachend und brachte somit Logan wie auch Vance zum Staunen. Auch wenn Logan schon wusste, dass sie dem ganzen sehr offen gegenüber eingestellt war und all die neuen Informationen über diese geheime Welt gut aufnahm, mussten nicht alle immer so selbstverständlich und rücksichtslos mit den Informationen umgehen, die sie ihr gaben.Und besonders Vance, welcher sich noch genau an Logan's Reaktion damals erinnerte, staunte über die Gelassenheit mit welcher der Mensch ihnen begegnete.Matt verließ an diesem Abend das Haus, ohne irgendwem davon zu erzählen. Ihm viel die Decke auf den Kopf und er wollte einfach etwas Ruhe haben, während er die frische Luft genoss. Das Haus, gerade das Zimmer welches er mit Grace bezogen hatte, erinnerte ihn jede Sekunde aufs schmerzhafteste an sie. Aber wenn wunderte es, schließlich war es ihr ehemaliges Kinderzimmer. Aber auch im Rest des Hauses konnte er sie in jeder leeren Ecke stehen sehen und, was er Lewis mit vollem Bewusstsein verschwieg, hatte er sich auch schon eingebildet, ihre Stimme zu hören. Doch immer, wenn er sich zu ihr umgedrehte hatte, war sie nicht da und ihm wurde wieder klar, dass sie nicht bei ihm war.Es war zu lang. Schon viel zu lange hatte er sie nicht mehr bei sich gehabt, hatte nichts mehr von ihr gesehen oder gehört und das er nicht wusste wo sie war und wie es ihr ging, machte ihn unglaublich fertig.Matt konnte den sich langsam wieder anbahnenden Vollmond schon jetzt deutlich besser spüren als sonst und wusste, dass er schon in wenigen Tagen zu nichts mehr zu gebrauchen sein würde. Er vermisste seine Seelenpartnerin und konnte spüren, wie er langsam verrückt wurde, weil sie nicht mehr bei ihm war.Er brauchte etwas Abstand zu ihrer Familie, welche ihn trotz allem was er früher getan hatte, so liebevoll aufgenommen hat, da ihre Tochter und er ^zusammen waren. Natürlich spürte Matt, wie sie ihn unterstützten um gemeinsam Grace wieder zurück zu holen, aber niemand merkte, wie sehr es ihm weh tat, immer in die Gesichter ihrer Familie sehen zu müssen.Matt hatte schnell den kleinen Park erreicht, in welchem er versuchen wollte, seine Gedanken zu ordnen. Es war kein schöner Park, deswegen besuchte er ihn nur selten. Tagsüber liefen hier viele merkwürdige Leute lang, weder die Wege noch der Rasen waren besonders gepflegt und nur die wenigsten Hundebesitzer sammelten die Hinterlassenschaften ihrer Haustiere hier auf. Allgemein bestand der Park auch eher nur aus einem dünnen Pfad, der in leichten Schlangenlinien über ein Feld ging.Doch bei Nacht hatte Matt das Glück, sich nicht wirklich groß mit der Optik beschäftigen zu müssen, da hier natürlich auch nur spärliche Beleuchtung angebracht war, was jedoch noch nicht bedeutete, dass diese auch funktionierte.Alleine lief er einfach etwas den Weg auf und ab, immer wieder hin und her und versuchte dabei das schlechte Gewissen zu ignorieren, welches in ihm aufkam, wenn er daran dachte, dass Grace zur selben Zeit an irgendeinem unbekannten Ort gefangen gehalten wurde während er einfach so einen Spaziergang genoss.Zumindest genoss er ihn, bis er auf einmal Stimmen von der anderen Seite des Parks hören konnte. Sie wurden langsam lauter und Matt war sich sicher, sie würden in seine Richtung kommen. Zwar hatte er keine Lust, jetzt auf Menschen zu treffen, aber er wusste, dass es nur merkwürdig und doof rüber kommen würde, wenn er jetzt, in der immer weiter einsetzenden Dunkelheit über den Rasen ging, um mit Glück nicht gesehen zu werden. Zum umdrehen und einfach wieder zurück gehen war es auch zu spät, denn er hatte die zwei Personen schon gesehen, zumindest ihre Silhouetten, und wusste, dass sie ihn auch hatten sehen müssen.Matt versuche sich selber wieder etwas zu beruhigen und seine Mimik unter Kontrolle zu bekommen, während er weiter über den Weg ging. Er wollte nicht, dass irgendwelche fremden Leute sehen konnte, wie er gerade kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Also blinzelte er die Tränen weg und atmete ruhig durch, bevor er dann versucht entspannt weiter ging.Eigentlich wollte er den Blick der Fremden meiden, aber als Matt dann kurz aufsah, weiteten sich seine Augen dann.„Asher? Harper? Hey!" Die beiden Vampire sahen überrascht zu ihrem Bekannten und sich danach kurz an. Dann fingen auch sie an zu lächeln und kamen auf Matt zu.„Matt? Wow, wir haben dich zuerst gar nicht wiedererkannt!" sprach Harper und umarmte den Reinblüter herzlich. Auch Asher zog Matt in eine Umarmung und begann dann ein klassisches Gespräch, welches man führte, wenn man sich ewig nicht gesehen hatte.Es freute Matt unglaublich, zwei vertraute Gesichter zu sehen, besonders da diese nichts von Grace Entführung wussten und sie ihn so gut ablenken konnten.„Wir haben uns wirklich ewig nicht gesehen." sprach Harper dann und lachte auf.Matt nickte nur und entschuldigte sich dann. „Tut mir Leid, dass ich mich nie gemeldet habe. Aber nachdem Grace und ich nach Schottland sind hatten wir alle Hände voll zu tun." Er lachte auf und versuchte das schmerzhafte ziehen in seiner Brust zu ignorieren, welches er spürte, während er ihren Namen aussprach.„Apropos Grace..." überlegte Asher dann und sah an Matt vorbei, so als würde er nach jemanden Ausschau halten. „Wo ist sie eigentlich?"
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