Kapitel 18

Lewis und Matt waren sich selten so einig in einer Sache wie der, dass Liz nicht mit zu Ivan sollte. Nicht nur hatte Lewis den Kopf geschüttelt, als er erfuhr, was Liz erfahren hatte, sondern er war auch unglaublich wütend auf Matt, dass dieser Logan damit beauftragt hatte, sich um sie zu kümmern, und nicht selber gehandelt hatte.Und dennoch hatte er Liz mit einem freundlichen Lächeln empfangen, sich für Matt entschuldigt und ihr versichert, dass sie sich auf keinen Fall sorgen machen musste oder gar Angst haben sollte. Momentan sei nur alles etwas chaotisch.Sein Lächeln war aufgesetzt gewesen und hatte seine Augen nicht erreicht, aber jeder wusste, weshalb das so war. Er machte sich sorgen um Grace, so wie sie alle.Vergeblich hatten sie die letzten Tage über versucht Ivan zu erreichen, aber immer wenn sie bei seinem Laden waren, hatte dieser geschlossen und Ivan selber war nirgends zu sehen. Ans Telefon ging er auch nicht mehr und Matt's Nummer hatte er sogar blockiert, da dieser ihn wohl zu oft versucht hatte zu erreichen.Logan konnte sich auf der Arbeit kaum konzentrieren und hatte sich schon einige Tage krank gemeldet, nur weil er sich einfach nicht dazu aufraffen konnte, vor lauter Jägern so zu tun als wäre alles in Ordnung, wo er doch eigentlich Grace suchen sollte.Und wenn er mal auf der Arbeit war, suchte er ausschließlich nach Zeichen von Caleb oder Edward. Matt hatte die Vermutung geäußert, dass die Beiden nicht nur zu zweit agierten, da bei Grace Entführung eine dritte Person gewesen sein musste, welche den Fluchtwagen gefahren war. Logan sah es nun als seine Aufgabe nach Zeichen zu suchen. Irgendeine kleine Notiz darüber, dass irgendein Wesen auffällig geworden war oder vielleicht ein Fall in der Vergangenheit. Logan war felsenfest davon überzeugt, dass diese dritte Person auf Grund von blauem Blut mit Caleb und Edward arbeitete. Wahrscheinlich hatte Caleb ihnen etwas davon angeboten, wenn er half Grace zu entführen.Doch auf den Ratschlag von Lewis und Olivia hin, hatte Logan nun wieder versucht regelmäßig zur Arbeit zu gehen. Es fühlte sich falsch an hier zu sitzen und die Akten abzuarbeiten, aber es war gleichzeitig auch eine gelungene Ablenkung. Nur die Stille, die im Raum herrschte, war dabei Logan verrückt zu machen. Sie gab seinen Gedanken zu viel Freiraum und lenkte ihn nicht gut genug ab. Und dennoch bekam er gar nicht mit, wie es an seiner Tür klopfte und Alex den Kopf rein steckte.Logan war tief in seinen Gedanken versunken, überlegte gerade, wo Grace wohl festgehalten werden konnte, und starrte dabei nur aus leeren Augen auf seinen Bildschirm.„Logan? Hast du einen Moment?"Angesprochener seufzte leise und setzte dann ein Lächeln auf. „Natürlich." schnell schloss er seine offenen Seiten, auf welchen er nach Anzeichen von Verbündeten Caleb's gesucht hatte und sah dann zu seinem Kollegen. „Was gibt's?"Alex seufzte und schloss schnell die Tür hinter sich. Er stellte sich vor Logan's Schreibtisch und trat dabei von einem Bein auf das andere. Es war ihm deutlich anzusehen, dass er Nervös war.„Ich wollte eigentlich schon viel früher damit zu dir, aber du warst die letzten Tage so oft krank und ich dachte, dass du sicher wichtigeres zu tun hast, aber ich habe letztens jemanden gesehen."Auf einmal war Logan komplett bei der Sache und sah gespannt zu Alex. Hatte er Caleb gesehen? Konnte er ihm helfen? Wann hatte er ihn gesehen? Und wo?„Dir sagt doch sicher der Name Matthiew Wilson etwas, oder? Dieser reinblütige Vampir, der so unglaublich jung aussieht. Ich glaube er hat mit achtzehn zum ersten Mal Blut getrunken."„Neunzehn. Ja, ich weiß." antwortete Logan entmutigt. Er hatte so sehr gehofft, dass Alex ihm eine Hilfe sein könnte. Doch nun hatte er das Interesse an dem Gespräch verloren.„Ich habe ihn am Wochenende in der Stadt gesehen! Er war mit einem Mädchen, ungefähr in seinem Alter und zwei älteren Personen unterwegs. Er ist unglaublich stark, ich dachte, dass sollte ich lieber melden."Bei der Erwähnung des Mädchens verkrampfte Logan sich und er ballte seine Hände zu Fäusten, so dass seine Knöchel schon nach kurzer Zeit weiß herausstachen.„Und wieso?" fragte er und sah Alex deutlich genervt an. Vielleicht etwas zu deutlich, wenn er überlegte, dass er weiterhin so tun sollte, als wäre alles in Ordnung. Als wäre Grace nicht entführt worden! Als wäre alles wie noch vor wenigen Tagen und es wäre ein ganz normaler Tag wie jeder andere!„Wie- Wie meinst du das?" fragte Alex perplex. Er war mit Logan's Reaktion deutlich überfordert und wusste nicht, ob er eventuell etwas falsch gemacht hatte. Hätte er vielleicht schon früher Bescheid geben müssen?Logan seufzte erneut genervt auf und stand dann auf. Er streckte sich und sah dann aus dem Fenster nach unten auf die Straße. Auf all diese Menschen, die keine Ahnung hatten, in was für einer grausamen Welt sie lebten. „Hat er jemanden angegriffen?"Alex sah ihn verwirrt an und verneinte die Frage dann.„Hat er jemanden bedroht oder ist anders auffällig geworden? Auffällig nach unseren Auflagen." fragte Logan weiter und Alex verneinte erneut.„Dann lass ihn in Ruhe." beendete Logan das Gespräch und lief an Alex vorbei, um ihm die Tür zu öffnen. Ein deutliches Zeichen, dass er gehen sollte.Logan wusste, dass er unglaublich unhöflich war. Aber im Moment hatte er nicht die Kraft dazu, sich jetzt nett zu unterhalten und eventuell noch gegen Matt ermitteln zu müssen. Sie hatten besseres zu tun und Alex sollte ihn einfach wieder vergessen.Logan arbeitete die Mittagspause durch. Sein Magen knurrte zwar wie wild, aber er wollte erst alle Listen durcharbeiteten und potentielle Verdächtige raus suchen, denn das war ihm momentan weitaus wichtiger. Nebenbei telefonierte er mit Lewis, welcher die Namen von auffälligen Vampiren sammelte und sich später mit Ethan auf die Suche nach diesen machen wollte.Zum Glück hatten sie alle die Aura des Fahrers spüren können und wussten somit, dass sie ihre Suche auf junge, männliche Vampire einschränken konnten. Dennoch war die Liste noch immer unglaublich lang und langsam verloren die Beiden auch den Überblick darüber, wessen Namen sie schon genannt hatten und wer definitiv wegfallen konnte.Als es dann erneut an seiner Tür klopfte legte Logan schnell auf, ohne noch ein Wort zu Lewis zu sagen und schob die Liste mit Namen unter einen Aktenstapel, während er „Herein." rief.Als seine Eltern und der zuständige Mitarbeiter für Verletzung der Schweigepflicht und Amtsmissbrauch, Marcel Roy, sein Büro betraten, rutschte ihm das Herz in die Hose. Hatte er sich verraten? Wie? Wann?„Logan, hast du einen Moment?" fragte ein Vater, sah ihn aber eher mit dem Blick eines Chefs, als den eines Vaters, an.„Natürlich. Worum geht es?" fragte Logan, versucht sich seine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Jedoch konnte er sich schon in dem Moment, als Alex hinter den Anderen sein Büro betrat denken, was sie hier wollten. Der junge Mann in seinem Alter sah betreten zu Boden, als er hinter sich die Tür schloss und sich dann neben Marcel stellte.„Wir sind heute etwas stutzig geworden, als du das Auftauchen von jemanden so bekannten wie Matthiew Wilson als nichts besonders abgetan hast." begann seine Mutter, doch Logan sah sie nicht an. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Schon so oft hatte er sich voller Sorge auf den Moment vorbereitet, in dem er aufflog, doch nie war er zu dem Zeitpunkt so durcheinander wegen Grace' Entführung. Sollte er es ihnen erzählen?„Marcel hat in der IT um die letzten Seiten gebeten, auf denen du heute gearbeitet hast. In der Datenbank 04 arbeitest du gar nicht. Was genau hast du da die letzten drei Stunden getan?" Die Stimme von Helene Wood war so ruhig und liebevoll wie immer, doch da sie seine eigene Mutter war kannte Logan sie gut genug um zu wissen, dass sie auch anders konnte.„In deinem Verlauf konnten wir sehen, dass du dich öfters schon über längere Zeit in Datenbänken umgesehen hast, die dich gar nicht interessieren sollten." Marcel's Stimme war tief und bedrohlich. Er wirkte immer unglaublich streng, was durch seinen kalten Blick nur noch unterstrichen wurde.Logan sah ihn an, zeigte jedoch keine Regung in seinem Gesicht. Er wusste, dass es nun entweder hieß die Wahrheit zu sagen oder sich schnell eine gute und vor allem glaubhafte Ausrede einfallen zu lassen.Aber sein Kopf war wie leer gefegt. Er würde niemals schnell genug mit einer glaubwürdigen Geschichte ankommen können. Aber die Wahrheit zu sagen war viel zu gefährlich. Matt hatte schon viel zu viele 'kleine Jugendsünden' gehabt, wie er es immer nannte und stand seit den 50ern auf den Listen der Jäger auf der ganzen Welt. Und selbst wenn er sie überzeugen konnte, dass Matt sich geändert hatte, Ghoule galten allgemein als zu gefährlich und niemand würde zögern, selbst so ein süßes Mädchen wie Maddi umzubringen, wenn raus kam, dass sie eines dieser als am gefährlichsten und tödlichsten geltenden Wesen war. Und das Vance sich noch immer nicht unter Kontrolle hatte, würde ihn auch nicht weit bringen.„Hast du nicht irgendwas dazu zu sagen?" donnerte die Stimme seines Vaters durch das Büro und alle bis auf Logan selber zuckten zusammen. Dieser sah seinen Vater nur an und schüttelte den Kopf.„Tut mir Leid, aber das kann ich nicht." Er hatte sich entschieden. Er musste Familie Lycras vor den Jägern beschützen. Besonders jetzt hatten sie alle wichtigeres zu tun, als sich mit Jägern herum zu schlagen.„Logan Wood! Als dein Vater befehle ich dir, zu sagen was das soll!"Bryan Wood baute sich bedrohlich über seinem Sohn auf und das dieser noch immer auf seinem Stuhl saß, half der Situation nicht unbedingt. Logan fühlte sich klein und schwach, aber er musste standhaft bleiben.Er durfte kein Wort über Familie Lycras verlieren. Zu ihrem Wohl, aber auch zu dem Wohl seiner Familie. Sie sollten in nichts mit rein gezogen werden.Logan schwieg, doch als sein Vater seine Frage wiederholte, setzte er ein Lächeln auf. „Ich weiß gar nicht, wovon ihr redet. Ist irgendwas vorgefallen?" stellte er sich unwissend, brachte seinen Vater damit aber erst richtig zum ausrasten.„Sag uns sofort, weshalb du in Daten warst, in denen du nichts zu suchen hast! Logan, weißt du überhaupt, was diese ganze Situation bedeutet? Wenn du uns keinen vernünftigen Grund nennst müssen wir dich verdächtigen, dass du-"Bryan verstummte, als Logan seine Hände auf den Tisch knallte und aufstand. Er hatte genug und sah seinen Vater sowie Chef aus dem Augenwinkel wütend an.„IHR HABT DOCH KEINE AHNUNG VON IRGENDWAS!" schrie er und alle Anwesenden zuckten überrascht und erschrocken zusammen. Logan wurde selten so wütend, dass er schrie. Das war schon immer so. Er hatte einen eher ruhigen Charakter und schluckte seine Wut eher runter, als sie groß Kund zu tun.„Was soll das heißen?" fragte sein Vater nun deutlich ruhiger und Logan verstand sofort, dass dies kein Gespräch zwischen Vater und Sohn war. Sein Chef fragte gerade jemanden aus, den er verdächtigte mit übernatürlichen Wesen zusammenzuarbeiten.„Das geht dich einen Scheißdreck an." zischte Logan nur und verabschiedete sich im selben Moment schon von seinem Job.„LOGAN! WIE REDEST DU MIT DEINEM VATER!" beteiligte sich nun auch Helene wieder an dem Gespräch, doch Logan ignorierte sie. Stattdessen zog er seine Liste mit Namen aus dem Aktenstapel, sowie die drei anderen Listen, welche er vorsichtshalber ausgedruckt hatte und auf welcher alle Namen von in den letzten fünf Jahren auffällig gewordenen Wesen standen. Wortlos steckte er sie in seine Tasche und zu seinem Glück schienen die anderen Anwesenden nicht zu realisieren, dass er streng genommen nun auch noch Diebstahl beging.„Logan. Als dein Vorgesetzter und Abteilungsleiter muss ich dich aufgrund von Verdachts, gegen die geltende Verschwiegenheitspflicht verstoßen und mit übernatürlichen Wesen zusammengearbeitet zu haben, auf unbefristete Zeit beurlauben und eine Suspendierung aussprechen, bis sich unser derzeitiger Verdacht geklärt hat. Es ist dir innerhalb einer Monatsfrist möglich Widerspruch auszusprechen, jedoch hast du Hausverbot und darfst dieses Gebäude nicht betreten, bis wir eine Entscheidung getroffen haben. Wenn du dich zu dem genannten Fall nicht äußerst, werden wir nach Aktenlage entscheiden." zitierte Bryan Wood trocken.Logan spürte nichts, während sein Vater seine Worte sprach und sah ihn nur emotionslos an. Erst als Bryan fertig gesprochen hatte, setzte er sich wieder in Bewegung und steckte sich noch schnell sein Notizheft in die Tasche, bevor er dann an seinem Vater vorbei trat.Mark, Helene und Alex wichen ihm aus, so als wollten sie ihm nicht zu nahe kommen, während Logan auf die Tür zu trat und in dieser noch einmal stehen blieb.„Mach dir nicht die Mühe." Er sah über seine Schulter und sah seinem Vater ein letztes Mal in die Augen. „Ich bin seit Jahren korrupt. Interessant, dass es euch erst jetzt aufgefallen ist."***Man hat dieses Kapitel viel Spaß gebracht zu schreiben ^^Ich finde Logan am Ende irgendwie cool, wie er zu Familie Lycras hält und dafür seinen Job aufs Spiel setzt.Sagt mir gerne, was ihr von dem Kapitel haltet. Hättet ihr so wie Logan reagiert?

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