Kapitel 15
Grace hatte zum wiederholten Mal vergeblich versucht Matt zu erreichen und machte sich langsam schon Sorgen, das etwas passiert sein könnte. Er hatte ihr nicht erzählt wo er hin wollte, aber schon auf dem Rückweg von ihrem Treffen mit Margret und Harry war er merkwürdig still gewesen. Sie hatte eine böse Vorahnung, dass er irgendwas plante und sich womöglich noch in Gefahr begab.„Süße, wo bist du?" rief Olivia durch das Haus und Grace trat aus dem Esszimmer auf den Flur, zu ihrer Mutter.„Was gibt's?" fragte sie, doch ihr Lächeln erstarb, als sie die Hundeleine in der Hand ihrer Mutter sah. „Nein. Ich war heute Mittag doch schon." quengelte sie ohne das Olivia etwas sage musste, nahm im selben Moment jedoch die Leine entgegen und ging an ihrer Mutter vorbei, um sich ein paar Schuhe aus dem Schuhregal zu nehmen.„Nur einmal kurz in den Wald. Vance kommt mit."„Ich muss gleich mit zwei Hunden auf einmal gehen?" fragte sie gespielt fassungslos und lachte dann auf, als ihr Bruder plötzlich hinter ihr erschien und sie in den Schwitzkasten nahm.„Wie oft den noch! Ich bin kein-"„Kein Hund. Ja, ja." antwortete Grace lachend und begann wieder Vance hinter dem Ohr zu kraulen. Er versuchte noch sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr es ihm doch gefiel, aber es fiel ihm sichtbar schwer.„Ihr seit unverbesserlich." murmelte Olivia nur und legte Luna ihr Halsband an. Bevor die drei nach draußen geschickt wurden, leinte Grace noch schnell Luna an, was sich für die kurze Zeit eigentlich nicht lohnte, aber sicherer war, für den Moment wenn sie den Wald erreichen und Vance sich verwandeln würde.Sie liefen an ihrem Haus vorbei und direkt auf den Wald zu, welcher sich hinter ihnen erstreckte. Es dämmerte bereits, dennoch sah Grace sich vorsichtshalber noch einmal kurz um, bevor sie Vance dann sagte, dass die Luft rein war. Ihr Bruder verwandelte sich im selben Moment und so standen Grace und Luna keine Sekunde später einem unnatürlich großen Timberwolf gegenüber. Seine für einen Wolf untypischen, braunen Augen sahen Grace lange an, undeutlich, was er ihr sagen wollte.Grace Blick lag ebenfalls auf ihm, zumindest, bis Luna eingeschüchtert fiepte und ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie hatte sich unterwürfig auf den Boden gelegt und sah den ihr deutlich überlegenden Wolf aus großen Augen an. Es machte fast den Eindruck, als würde sie ihn bewundern, was Grace zum Schmunzeln brachte.Es wärmte ihr Herz, als Vance sich zu Luna beugte und sie anstupste, nachdem er kurz an ihr geschnuppert hatte. Er hatte sie wiedererkannt und akzeptierte sie. Bisher hatte es noch keine Probleme mit den Beiden gegeben. Luna wusste, dass sie den Kürzeren ziehen würde, wenn es hart auf hart kommt, und hatte Respekt vor ihm.„Gehen wir. Es wird bald dunkel." sprach Grace und löste Luna von ihrer Leine. Die Drei gingen nur ein kleines Stück zusammen. Irgendwann wurde Vance zu ungeduldig, um immer auf seine langsame Schwester zu warten und lief etwas voraus.„Vance! Bleib hier!" rief sie ihm noch hinterher, doch konnte sie nicht hören, dass sich seine Schritte näherten. Er war weg.Seufzend ging Grace auf die Kniee und streichelte Luna durch ihr weiches Fell. „Du bleibst bei mir, richtig?" fragte sie. Als Antwort legte Luna sich auf den Waldboden und gab sich komplett der kleinen Streicheleinheit hin.Grace wusste, dass sie sich etwas vernachlässigt fühlte, jetzt wo es neben ihr noch einen Hund gab, auf den es aufzupassen galt. Sie genoss es, für einen Moment die komplette Aufmerksamkeit zu haben, welche Grace ihr auch komplett gönnte.Doch Vance schien nicht zu weit weg zu sein und stand auf einmal wieder bei ihnen. Selbstsüchtig wie er war drängte er sich an Luna vorbei und nahm seine Schwester komplett ein, was diese nur seufzen ließ.Einige Minuten verwöhnte sie die Beiden mit Streicheleinheiten während der Himmel über ihnen sich in ein wunderschönes Farbenspiel verwandelte.„Lasst uns auf die Lichtung gehen. Ich glaube, dass man von da gut den Himmel sehen kann." schlug Grace vor und Vance lief voraus. Luna musste erst wieder aufstehen, da sie sich bei der kurzen Streicheleinheit über den Boden gewälzt hatte, und so wartete Grace noch kurz, bis die alte Dame sie eingeholt hatte.Als sie bei Vance auf der Lichtung ankamen, saß dieser im Gras und starrte in den Himmel. Die wenigen Wolken, welche langsam aufgekommen waren, schienen in verschiedenen Orange- und Rottönen zu leuchten und der Himmel zeigte ihnen die ersten Sterne. Auch der Mond war schon zu sehen und stand in einer scharfen Sichel über ihnen.Grace setzte sich neben ihren Bruder und begann langsam und ohne das er es merkte, Luna etwas zu streicheln, während sie den Sonnenuntergang beobachteten.Erst als die Sonne schon hinter den Bäumen verschwunden war und der Himmel mit letzter Kraft noch einmal all seine Farben präsentierte, stand Grace wieder auf und wischte sich kurz das Gras von ihrer Hose. Vance stand auf und deutete in die Richtung, aus welcher sie gekommen waren. Grace verstand seine Worte und nickte. Sie sollten sich wieder auf den Rückweg machen, es würde jetzt unglaublich schnell dunkel werden.„Ein unglaublich schöner Sonnenuntergang, nicht wahr."Grace zuckte erschrocken zusammen und sah sich um. Sie konnte zuerst niemanden sehen, erkannte jedoch beim genaueren Hinsehen eine Gestalt im Schatten der Bäume.„Wer ist da?" Matt hatte ihr beigebracht, die Aura einer Person auszumachen und so auch zu erkennen, um welches Wesen es sich bei ihrem Gegenüber handelte. Doch sie konnte nichts spüren, egal wie sehr sie sich anzustrengen versuchte.„Also Bitte, Grace. Du enttäuscht mich."Vance fing an zu knurren und stellte sich schützend vor seine Schwester. Luna hingegen drängte sich an sie und sah ängstlich aber aufmerksam, in die Richtung der Gestalt.Die Gestalt trat aus dem Schatten raus und in das dämmernde Licht auf der Lichtung.Vance Reaktion änderte sich schlagartig. Winselnd zog er den Schwanz ein und machte sich so klein, wie es ihm möglich war. Und auch Grace würde sich am liebsten so klein machen, dass er sie nicht mehr sehen konnte.„Hast du mich etwa schon wieder vergessen? Wie schade. Aber keine Sorge, wir werden dir schon wieder auf die Sprünge helfen."„Caleb? Was tust du hier?" fragte Grace und versuchte dabei so gut es ging selbstsicher und stark zu wirken, doch ihre Stimme zitterte vor Angst. Sie wich etwas zurück, als er näher trat und sah alarmiert zu Vance. Doch für diesen schien sich Caleb gar nicht zu interessieren und er würdigte ihn nicht mal einen kurzen Blick, während er näher auf Grace zu trat.Sie konnte nicht mehr weiter weg gehen. Sonst würde sie Vance und Luna alleine lassen. Verzweifelt sah sie sich um, doch hatte sie keine Ahnung, was sie tun sollte. Es gab keinen Ausweg für sie und die anderen Beiden.„Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder, du kommst mit mir ohne dich zu wehren. Dann muss ich weder dir noch deinen beiden kleinen Schoßhündchen hier weh tun. Die Beiden können auch nach Hause gehen, wenn du willst. Oder du machst hier eine Szene und ich bin gezwungen dir weh zu tun. Das würde aber natürlich auch darauf hinauslaufen, dass du mitkommst, aber die beiden Flohteppiche hier werden nicht mehr in der Lage sein die Kunde an deinen ach so tollen Mattiew weiterzuleiten." sprach Caleb mit einer unheimlich netten und ruhigen Stimme, während er immer weiter auf Grace zukam.Grace wusste genau, dass keiner hier etwas gegen Caleb tun konnte. Sie hatte keinerlei Kampferfahrung und würde sowieso niemals stark genug sein um gegen ihn anzukommen. Selbst Vance, von dem sie immer dachte, niemand könnte ihn schlagen, war schon total eingeschüchtert von Calebs bloßen Auftreten. Er musste es damals wirklich gewesen sein, der Vance angegriffen hat.„Bitte tu ihnen nichts." bat Grace nur und spürte langsam Tränen in sich aufsteigen. Sie konnte jetzt nicht anfangen zu weinen! Noch war nichts verloren! Vielleicht war ihr Vater oder Matt schon auf dem Weg. Alles würde gut werden, versuchte Grace sich einzureden, auch wenn sie genau wusste, dass dies keine Garantie hatte.Das Rascheln eines Busches hinter ihr, ließ sie sich hoffnungsvoll umdrehen, nur um dann enttäuscht und verzweifelt nach hinten zu taumeln, weg von Edward. Doch ihr neues Hinten war Caleb, weshalb sie gegen seine Brust stieß. Sie war ihnen ausgeliefert. Als ihr klar wurde, was das nun bedeuten würde, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und sah verzweifelt an Caleb vorbei, welcher sie an den Schultern mit eisernen Griff fest hielt.Die Blicke von Grace und Vance trafen sich. Er wollte Kämpfen, sie sah deutlich den Hass und die Wut in seinen Augen. Aber er hatte auch Angst, was Grace ihm auch nicht verübeln konnte. Sie würde sich nicht einmal vorstellen können, wie sich ihr Bruder fühlen musste.„Entscheide. Entscheide dich für oder gegen deinen Bruder und diese Töhle."Grace' Blick verschwamm durch den Tränenschleier vor ihren Augen und sie sah auf den Boden um ihre Tränen nicht zu zeigen. „Lasst sie in Ruhe." sprach sie mit zitternder Stimme und hörte ein belustigtes Schnauben von Caleb. „Bitte." setzte sie flehend ran und wurde dann ohne noch einen letzten Blick auf Vance oder Luna werfen zu können, von ihnen weg geführt.Mit aller Kraft versuchte sie ihre Tränen zurückzuhalten, während sie grob vor Caleb hergeschoben wurde. Grace hoffte einfach nur, dass Vance sich direkt auf den Weg nach Hause gemacht hatte und ihrer Familie Bescheid gegeben hatte. Noch waren sie nicht weg. Gegen Lewis hätte auch Caleb keine Chance. Oder?Kurz bevor sie den Wald verließen drehte sich Edward, welcher die ganze Zeit aufmerksam vorweg gelaufen war, plötzlich um und Grace taumelte ängstlich zurück. Mit seiner rechten Hand griff Edward nach ihrem Handgelenk, während er aus seiner Jackentasche Handschellen holte.„Nein! Fass mich nicht an!" schrie Grace und schlug seine Hand weg, doch davon ließ sich Edward nicht beirren und wollte erneut nach ihrem Handgelenk greifen.Sie waren ganz nah am nächsten Haus! Wenn sie nur laut genug war, würde sie mit Sicherheit irgendwer hören können. Grace schrie so laut sie nur konnte und schlug dabei wild um sich, was sogar Caleb kurz zurückweichen ließ. Vance und Luna waren nun weit genug weg und in Sicherheit. Sie musste Zeit schinden.Grace konnte sofort spüren, dass die Kraft, mit welcher er sie festgehalten hatte, verschwunden war und so nutzte sie verzweifelt den letzten Ausweg den sie sah. Sie stieß Edward weg und rannte los in Richtung Straße. So laut sie konnte schrie sie um Hilfe. Ihr Herz schlug wild und Adrenalin wurde durch ihren Körper gepumpt, während sie der Straße immer näher kam.Doch kaum hatte diese erreicht und fühlte schon den Stolz in sich aufkommen, dass sie Edward und Caleb ganz alleine entkommen konnte, als sie plötzlich mit einem schmerzhaften Ziehen an ihren Haaren zurückgezogen wurde und mit einem schmerzhaften Schrei auf den Boden fiel.Mit einer Hand hielt Edward ihr den Mund zu, während er ihr mit der Anderen die Handschellen umlegte. Es war besorgniserregend, wie routiniert er es tat. So als würde er es schon tausende Male getan haben. Er zog sie wieder auf die Beine, hielt ihr aber weiter den Mund zu, während er zu Caleb ging, welcher mit einem Blick die Straße runter sah, welche Grace eine noch viel größere Angst als schon zuvor vor ihm bekommen ließ. Er sah so aus, als würde er jederzeit jeden hier umbringen können.„Wo ist dieser kleine-" murrte er genervt, verstummte aber, als mit quietschenden Reifen ein Van vor ihnen hielt. Schnell öffnete Caleb die Tür und ließ zuerst Edward einsteigen, welcher dann Grace hinter sich her ziehen wollte, doch sie begann erneut, sich mit allem was sie hatte zu wehren.Erst als sie eine ihr mehr als bekannte Stimme „Halt!" rufen hören konnte, blieb sie stehen und sah die Straße runter zu ihrem Haus. Ihr Herz raste vor Freude, als sie sowohl Lewis als auch Matt auf sie zukommen sah.Edward fluchte, doch Caleb schubste Grace nur in den Wagen und knallte die Tür hinter ihr zu, während er dem ihr unbekannten Fahrer zurief, dass er sofort losfahren sollte.Er zögerte nicht, Caleb zurückzulassen und fuhr los. Nur für einen kurzen Moment konnte Grace noch sehen, wie Matt versuchte sie zu erreichen und sich ihre Blicke kurz trafen.***Soooooo, jetzt wird es langsam interessant :DNachdem nun ungefähr die Hälfte hochgeladen ist (Zumindest laut Seitenanzahl) geht es nun endlich zur Sache. Hoffentlich seit ihr alle aufs nächste Kapitel gespannt und bleibt dran, ich habe mir wirklich viel Mühe gegeben ^^
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