Kapitel 13

„Matt, bist du soweit?" rief Grace fragend nach oben. Sie stand in der Haustür und wartete auf ihren Freund, welcher eigentlich nur kurz sein Handy holen wollte. Zumindest meinte er das vor zehn Minuten.„Bin da!" antwortete er, als er dann auf der Treppe erschien und diese herunter eilte.Er zog sich eine Jacke über und trat hinter ihr raus auf die Terrasse. „Wir sind unterwegs. Bis heute Abend." verabschiedeten sie sich nach drinnen und schlossen die Tür.Das Wetter heute war unglaublich schön und so wollten die Beiden etwas raus und sich die Beine vertreten. Eigentlich wollten sie Luna mitnehmen, jedoch war diese derzeit bei Vance, welcher ihre Gesellschaft auch gut gebrauchen konnte und hatten somit beschlossen, alleine zu gehen.Sie gingen zu Fuß den gar nicht so kurzen Weg bis in die Innenstadt. Das Wetter war wunderschön und sie wollten Beide so viel Zeit wie möglich in der Sonne verbringen und sich auf keinen Fall in irgendeinen Bus voller Menschen zwängen. Da nahmen sie auch den etwas längeren Weg in Kauf.„Du grinst schon die ganze Zeit so. Ist irgendwas?" fragte Grace irgendwann, als sie es einfach nicht mehr aushalten konnte. Matt sah sie an und zuckte dann mit den Schultern.„Wer weiß." war alles was er sagte, bevor er die Tür in einen Café öffnete, in welchem sie sich etwas zu Trinken holen wollten.Grace ging nicht weiter darauf ein. Sie kannte Matt gut genug um zu wissen, dass er ihr nicht antworten würde. Irgendwie mochte er es anscheinend, Geheimnisse zu haben. Aber gleichzeitig wusste sie auch, dass, wenn es einen ernsten Grund hatte, sie ihn früher oder später erfahren würde. Das war bisher immer so gewesen und würde sich jetzt nicht auf einmal ändern.Als sie die überraschend lange Warteschlange hinter sich gelassen hatten und auf ihre Bestellungen warteten, stupste Matt seiner Freundin dann kurz in die Seite und lehnte sich leicht vor, um zu ihr zu sprechen, ohne, dass alle sie hören konnten.„Ich hab eine Überraschung."Grace sah ihn überrascht und gespannt an und wollte gerade fragen, was es war, als Matt dann breit zu grinsen anfing, während sein Blick suchen durch den Raum zu gehen schien. „Ich weiß aber nicht sicher, ob es eine gute Überraschung ist."Im selben Moment wie er das sagte, hellte sich sein Blick auf und er stellte sich wieder gerade hin, um jemanden mit erhobener Hand zu zeigen, dass er hier war. Grace folgte seinem Blick, konnte aber unter all den Leuten niemand besonderen ausmachen. Außerdem hatte sie nicht genug Zeit um das schon recht alte Pärchen auf sie zukommen zu sehen, da ihre Getränke fertig waren und sie diese entgegennehmen mussten.Als sie sich wieder in die Richtung drehte, in die sie Matt erwartete, sah sie überrascht auf den leeren Fleck, wo er stehen sollte und suchte ihn dann mit ihrem Blick unter den Menschen. Er war nicht weit weg, stand nur etwas abseits mit zwei Personen und schien sich angeregt zu unterhalten. Gespannt ging Grace zu ihm, schmollend, da er sie einfach alleine gelassen hatte aber auch erleichtert, da er sie gleichzeitig auch irgendwie nicht alleine gelassen hatte.Aus diesem Grund beschloss sie auch seine Empfindlichkeit auf Kälte auszunutzen und legte, als sie ihn erreichte, ihren kalten Saft in seinen Nacken. Augenblicklich zog Matt seinen Kopf weg und quiekte dabei ungewöhnlich hoch auf.Grace lachte auf, quiekte aber ebenfalls auf, als ihr Freund ihr in die Seite zwickte, bevor sie sich dann wieder beruhigte und neben ihn stellte.„Überraschung!" rief Matt dann und deutete auf den schätzungsweise Mitte sechzig Jahre alten Mann und dessen wahrscheinlich gleich alte Begleitung. Grace sah sie an, dann jedoch unsicher wieder zu Matt. Kannte sie diese Personen? Sie erinnerte sich nicht, irgendwann man deren Bekanntschaft gemacht zu haben.Matt hatte fest damit gerechnet, dass Grace sich erinnern würde und verstand ihren Blick daher auch nicht wirklich.„Ms. Lycras! Sagen Sie mir jetzt bloß nicht, dass Sie mich nicht erkennen?"Bei diesen Worten traf Grace dann die Erkenntnis und ihre Augen wurden groß. Sie kannte diese Stimme nur zu gut. Sie könnte niemals alle Male zusammenbekommen, die sie von dieser Stimme wegen irgendwas angemeckert wurde.„Mrs. Blyth!?"Grace sah ihre ehemalige Klassenlehrerin mit großen Augen an, während diese zur Bestätigung nickte. Als sie dann zu Matt sah, grinste dieser nur breit. Über die Jahre hatte Grace ganz vergessen, dass Matt Mrs. und Mr. Blyth noch aus der Zeit kannte, als Letzterer ein Jäger war.„Ich hab Sie gar nicht erkannt. Sie haben-"„Nein! Wag es ja nicht etwas zu sagen! Ich will nichts davon hören!" unterbrach ihre ehemalige Klassenlehrerin sie und Grace schloss wieder den Mund. „Ich bin mir darüber ihm klaren, dass ich nicht mehr die Jüngste bin." sprach Ms. Blyth weiter und seufzte dann leicht. „Und du kannst aufhören mich zu Siezen. Ich bin nicht mehr deine Lehrerin. Nenn mich einfach Margret."Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass ihr eine ehemalige Autoritätsperson das Du anbot, was Grace zuerst etwas aus der Bahn warf. Aber sie konnte sich schnell wieder fangen und sich dann ganz in Ruhe mit Margret und ihrem Ehemann Harry unterhalten.Irgendwie verlor Grace während ihres Gespräches das Zeitgefühl. Hätte sie ihre Lehrerin damals schon so nett und entspannt kennengelernt wäre sie mit Sicherheit lieber zur Schule gegangen. Sie unterhielten sich angeregt, Margret fragte nach Grace Freunden von damals und schien sich wirklich für sie zu freuen, als Grace ihr erzählte, dass sie den Kontakt wieder hergestellt hatten.Matt beobachtete seine Freundin eine Zeit lang einfach nur und freute sich darüber, dass die Überraschung gelungen war. Am Anfang war er etwas nervös, ob sie sich wirklich freuen würde, sich mit ihrer alten Lehrerin zu treffen, aber anscheinend war das doch der Fall.Irgendwann stand er dann auf und stellte sich auf die andere Seite der Parkbank, an die Seite von Harry. Dieser sah irritiert zu Matt, wartete aber ab, was er zu sagen hatte.Ihre Beziehung war niemals etwas gewesen, dass man als Freundschaft bezeichnen konnte. Sie hatten damals einen Waffenstillstand geschlossen und nur durch Harry's große Liebe bestand noch Kontakt. Sie würden sich gegenseitig helfen, aber auch nur, weil sie wussten, dass der andere es auch tun würde. Und alles nur wegen einer gemeinsamen Freundin.„Ich weiß, wir wollten über so was nie reden, aber ich muss wissen, ob dir der Name Caleb Wilkinson etwas sagt?" fragte Matt und sah direkt, wie sich Harry verkrampfte. Er war mit sehr jungen Jahren zum Jäger geworden, hatte aber ebenso früh wieder aufgehört. Er war gut in dem was er tat, sehr gut sogar, aber es war nicht das richtige für ihn gewesen.„Ich erinnere mich nicht mal mehr daran, was damals meine Aufgaben waren, und du fragst nach einem Namen?" antwortete er und lachte auf. Es war kein erleichtertes Lachen. Es sollte eher etwas verbergen und ihr Gespräch auflockern. Doch er war nicht gut darin und Matt durchschaute ihn direkt.„Du hast schon mal was von ihm gehört?" fragte er also noch einmal genauer nach und sah erwartend zu Harry.Dieser atmete tief durch und nickte dann leicht. „Matthiew, ich weiß, du bist stark und alles-" er seufzte und sah Matt dann an „aber gegen diesen Dämon kommst du niemals an. Er ist gefährlich, also halte dich zu deinem eigenen Wohl von ihm fern."Matt sah auf den Boden und lachte rau auf. „Dafür ist es zu spät." murmelte er, sah aber an Harry's Blick, das dieser ihn gehört hatte.„Er ist hinter meiner Seelenpartnerin her." beantwortete Matt also die unausgesprochene Frage mit bissigen Ton in der Stimme und Harry's Augen wurden groß.„Caleb ist gefährlich. Ihr müsst euch verstecken! Es gibt niemanden, der eine Chance gegen ihn haben könnte."„Bist du dir sicher?" fragte Matt und lächelte. „Dämonen sind unglaublich stark, wahrscheinlich stärker als alle anderen Wesen. Aber auch bei ihnen gibt es das klassischen Prinzip von Reinblütern. Wir stehen über allen anderen. Es sollte also kein Problem sein, Caleb mit einem Reinblüter zu besiegen."„Mit einem reinblütigen Dämon vielleicht. Aber du weißt genauso gut wie ich, dass es da keinen gibt."„Lewis." stellte Matt den Namen von Grace Vater in den Raum, worauf diese von dem Gespräch mit ihrer ehemaligen Lehrerin aufsah und fragend zu Matt blickte.„Lewis? Du weißt doch nicht mal wo er sich aufhält. Außerdem solltest du wissen, dass er nicht so blutrünstig ist wie man von jemand so mächtigen denken könnte. Und wenn ich richtig liege, dann war da doch auch noch ein kleiner Vorfall zwischen euch, hab ich nicht recht. Wie viele Tote waren das noch?" Man konnte an Harry's Stimme deutlich hören, dass er dieses Gespräch als aussichtslos ansah. Aber er wusste auch nicht, was sich in den letzten Jahren geändert hatte.„Ich weiß wo Lewis lebt." antwortete Matt nur während Grace zu ihnen kam.„Wieso redet ihr über Papa?"Noch am selben Abend rief Matt bei Logan an. Sie würden nicht mehr lange hier sein und das Gespräch mit Harry, welches er am Vormittag geführt hatte, beschäftigte ihn noch immer.Ohne groß Fragen zu stellen, hatte Harry ihm nur geraten, sich dringend von dem Dämon fern zu halten, doch wusste er genauso gut wie Matt, dass dies nicht möglich war.Nun stand Logan mit sich selber in einem schrecklichen Zwiespalt steckend vor dem Wohnblock, in welchem Liz lebte. Eigentlich wollte er mit ihr zusammen Kissenbezüge kaufen, doch nun war er drauf und dran abzusagen.Matt wollte an den verhängnisvollen Ort zurückkehren. Den Ort, an welchem Grace damals von Caleb und Edward festgehalten wurde. Matt war sich sicher, dass es dort irgendwelche Zeichen geben musste. Irgendwas, das darauf schließen ließ, ob Caleb und Edward wirklich zurück waren. Vielleicht auch die Antwort zu all ihren Fragen. Ganz voran, wofür brauchten sie das blaue Blut wirklich?Logan hatte hören können wie ernst es dem Vampir war und er hatte ihm auch genaustens erklärt, wieso er davon ausging, dass Vance auch von ihnen angegriffen wurde. Er hatte Logan überzeugen können und so glaubte dieser nun auch daran, dass Caleb und Edward irgendwas planten.Matt wollte zu dem alten Haus im Wald und es musste heute sein. Sie würden nicht mehr lange hier sein, da Ethan bald wieder arbeiten musste und auch Matt selber bald seinen neuen Job antreten würde.Wenn Vance wirklich von ihnen angegriffen wurde, dann mussten sie sich irgendwo hier in Toronto aufhalten und vielleicht hatten sie das Glück, dass Caleb und Edward sich nicht ganz so versteckt hielten, wie sie die ganze Zeit dachten.Und dennoch hofften sie nicht, dass sie sich in ihrem alten Versteck niedergelassen hatten. Auch zusammen hatten Matt und Logan keine Chance gegen Caleb. Mit Edward würden sie fertig werden, sollte er nicht gehen ihre Erwartungen doch schon von Matt alleine umgebracht worden sein. Doch Caleb würde sie Beide schneller fertig machen, als sie reagieren könnten.Matt wollte, dass Logan mitkam. Alleine wäre es zu gefährlich und nun, da Logan ein Jäger war und auch schon etwas Berufserfahrung hatte sammeln können, sah Matt wohl auch einen Nutzen in ihm. Würde es nach Matt gehen, würden sie sofort los und sich dann in einer halben Stunde dort treffen.Doch Logan wollte Liz auch nicht versetzen. Er war schon bei ihr, sie würde sicher jeden Moment sein Auto sehen und runter kommen. Logan verstand selber, dass diese beiden Vorhaben in keinem Verhältnis zueinander standen, aber er fühlte sich dennoch schlecht. Schließlich hatte er den einen Tag beim Renovieren fast komplett verschlafen und war auch sonst immer nur recht kurz da gewesen. Heute gar nicht zu helfen, obwohl er es doch eigentlich versprochen hatte, fühlte sich falsch an.Als Logan's Entschluss dann fiel, seufzte er kurz auf. Er wusste, er würde sich jetzt gar nicht beliebt machen. Aber es half nichts. Er hatte versprochen, dass er helfen würde.„Logan? Wieso rufst du an?"Er hatte versprochen, dass er helfen würde Grace zu beschützen.„Liz, es tut mir unglaublich Leid, aber-" Logan unterbrach sich selber und wog in Gedanken kurz ab, ob er sie anlügen sollte oder nicht. Wahrscheinlich wäre es sicherer. „aber ich muss länger arbeiten. Können wir unseren Einkaufsbummel auf morgen verlegen?"Liz schwieg bedenklich lange, bevor sie dann ihr „Okay" aussprach und mit einem kurz angebundenen „Dann bis morgen." wieder auflegte.Logan hatte an ihrer Stimme deutlich hören können, dass Liz gar nicht zufrieden und wahrscheinlich unglaublich sauer auf ihn war, was Logan nicht unbedingt ein gutes Gewissen gab. Er verstand selber nicht, was das für ein Gefühl war, welches ihn begleitete, während er in sein Auto stieg.Liz verletzt zu sehen hatte auch ihn verletzt. Sie tat ihm so unglaublich Leid und am liebsten würde Logan wieder aussteigen und sich direkt bei ihr entschuldigen.Während er vom Parkplatz fuhr beschloss er, wenn Liz morgen noch mit ihr reden würde, sie zum Essen einzuladen und sich vernünftig zu entschuldigen. Er würde ihr nie sagen können, was der Grund für seine ganzen Lügen war, aber anders als sie wusste er, dass es nötig war, um sie in Sicherheit zu wissen. Je weniger sie wusste, desto besser für sie.So war sein Leben nun mal und Logan bereute zu tiefst, dass er damals nicht beschlossen hatte, irgendeinen normalen Job zu lernen oder wie alle anderen zu studieren.Auf der Fahrt rief Logan kurz bei Matt an und sagte ihm, dass er jetzt auf dem Weg war und gleich da sein würde. Matt ging es nicht anders und so legten sie schnell wieder auf, um sich auf das Fahren konzentrieren zu können.Logan hatte weder mitbekommen, dass Liz schon bei ihm auf dem Parkplatz stand, als er sie anrief, noch, wie sie genervt von all der Geheimnistuerei in ihren eigenen Wagen stieg und ihm folgte. Sie hatte sich fest in den Kopf gesetzt, dass sie heute sein Geheimnis raus finden würde. Und sie war diesem noch nie so nahe wie in diesem Moment.

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