Kapitel 12
Grace saß auf dem Teppich vor Vance Bett, las in einem Buch und kraulte gleichzeitig Luna, welche neben ihr lag und den Kopf auf ihrem Bein gebettet hatte. Vance lag in dem Bett hinter ihnen und schlief friedlich. Sein Atem war gleichmäßig im sonst so stillen Raum zu hören, aber die Ruhe störte Grace überhaupt nicht. Ganz im Gegenteil. Sie freute sich, dass sie hier sein konnte und es ihrem Bruder so gut ging. Zumindest den Umständen entsprechend.Als seine Seelenverwandte war Grace die einzige, die ohne Gefahr bei Vance sein konnte. Neben Luna natürlich, welche durch ihre ruhige und leicht unterwürfige Art schnell von Vance akzeptiert wurde und ihm seitdem auch unglaublich oft Gesellschaft leistete.Wie auch schon damals, als Matt von Grace getrunken hatte, verstand Luna sich unglaublich gut darin, beruhigend auf jemanden einzuwirken, der gerade Probleme hatte, seine Kräfte unter Kontrolle zu halten. Gerade jetzt konnte Grace das super sehen und war immer wieder erstaunt, wie gut Luna erzogen wurde.Grace sah erst von ihrem Buch auf, als sie ein Murren von dem Bett hinter sich, und danach das Rascheln der Decke hörte, welche Vance verdeckt hatte. Das Zimmer war noch immer pink, was es für Grace immer wieder unglaublich Lustig machte, ihren Bruder in seinem Prinzessinenbett liegen zu sehen.„Gut geschlafen?" fragte sie und drehte sich zu Vance, wobei Lunas Kopf von ihrem Bein fiel und die Hündin sie kurz traurig ansah, bevor sie dann aufstand und sich Vance zuwandte.„Nein, ich hab Kopfschmerzen." murmelte er und lehnte sich gegen die Wand. Er ließ seinen Blick kurz durch das Zimmer wandern und verzog dann fast schon angewidert das Gesicht, als er den pinken Teppich sah, auf dem seine Schwester saß.„Also hat es nichts gebracht, etwas zu schlafen?" fragte Grace, auch wenn es eher eine Aussage war, als eine richtige Frage.Dementsprechend hielt Vance es auch nicht für nötig zu antworten und rutschte nur leicht zur Seite, als sich Grace neben ihn auf das Bett setzte. Luna stand auf und schien sich gerade zu ihnen gesellen zu wollen, doch nur ein kurzer Blick von Vance genügte, dass sie den Schwanz einzog und sich etwas von ihnen entfernte.„Was hast du gelesen?" fragte Vance und griff nach dem Buch, welches Grace mit auf das Bett genommen hatte.„Keine Ahnung, ich versteh die Geschichte nicht. Alle sagen, dass die total toll sein soll, aber ich finde das einfach nur langweilig und flach." seufzte Grace und legte ihre Hand auf den Hinterkopf ihres Bruders, bevor sie dann langsam anfing ihn zu kraulen.Vance schloss im ersten Moment noch voller Überraschung genießend die Augen, öffnete sie dann aber schnell wieder und sah zu seiner Schwester.„Ginger... Was tust du da?" fragte er und drehte seinen Kopf zu ihr, so dass sie nicht mehr an seinen Hinterkopf ran kam.„Dich kraulen." antwortete Grace schlicht. „Luna mag das da auch am liebsten." Sie musste sich etwas strecken, um wieder an seinen Hinterkopf ran zu kommen, doch dann schaffte sie es für einen kurzen Moment, bevor Vance ihre Hand weg schlug.„Ich bin kein Hund!" schnauzte er sie an und Grace zuckte kurz zusammen, so viel lauter und tiefer war seine Stimme auf einmal. Doch sie gab nicht auf und legte langsam ihre Hand auf seinen Hinterkopf um ihn weiter zu kraulen. Es dauerte nicht lange, da hatte Vance sich dem Gefühl hingegeben und saß mit geschlossenen Augen, genießend da.„Kein Hund also, hm?" fragte Grace amüsiert, woraufhin Vance für einen kurzen Moment leicht zu Knurren schien, sich aber schnell wieder beruhigte und sich in kürzester Zeit komplett dem Gefühl hingab.Völlig entspannt saß Vance da und genoss das Gefühl von Grace Hand auf seinem Hinterkopf. Zumindest bis es irgendwann an der Haustür klingelte. Hier unten konnte man die Klingel gut hören, besonders, wenn so wie jetzt Stille im Raum herrschte. Mit einem Elan, als wäre er nicht schwer verletzt, sprang Vance auf und reckte seinen Kopf in Richtung Decke. Über ihren Köpfen konnte man leise hören, wie Lewis die Tür aufmachte und etwas sagte, was jedoch nur schwer zu verstehen war.„Wer ist das?" fragte Vance und Grace schmunzelte. Von wegen kein Hund.„Der Postbote." antwortete sie amüsiert. Nur wenige Stunden vorher hatte sie eine Nachricht bekommen, dass das Paket, welches sie sich hier her bestellt hatte und schon darauf wartete, heute noch geliefert werden würde. Daher konnte sie mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass nur der Postbote klingeln würde.Vance setzte sich langsam wieder neben sie und griff nach Grace Buch. Er tat so, als wäre es das interessanteste auf der Welt während er ein leises: „Kein Wort zu niemanden. Jemals." murmelte.Grace nickte und hatte auch tatsächlich nicht vor, irgendwem davon zu erzählen. „Ich bin gerade ziemlich stolz, weißt du das?" sprach sie und fing vorsichtig wieder an seinen Kopf zu kraulen. „Du hast dich gut unter Kontrolle gehabt."„Ich will, dass das alles wieder vorbei ist. Ich will nicht noch aus Versehen jemanden verletzen." murmelte Vance und sah traurig auf seine Hände. Grace antwortete nicht und legte nur ihre freie Hand auf seine.Sie saßen noch lange zusammen auf dem Bett. Vance hatte sich damit abgefunden, dass Grace ihn kraulen wollte und ließ es murrend über sich ergehen. Insgeheim genoss er es, aber versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Vance wusste nicht, dass Grace seine Reaktionen ganz genau sehen konnte.Doch auch, wenn Vance gerne noch länger in der Gesellschaft von Grace geblieben wäre, musste sie irgendwann wieder nach oben. Luna blieb bei ihm und Vance machte es sich auf dem Sofa gemütlich, auf welchem er Luna auch erlaubte. Sie setzte sich darauf hin brav neben ihn und ließ sich streicheln, während Grace wieder nach oben ging. „Und? Wie macht sich unser Engel?" fragte Ethan lachend, als Grace sich zu Maddi und ihm ins Wohnzimmer gesellte, welche dort an einem Malen-nach-Zahlen Bild saßen.„Großartig." seufzte Grace ironisch und legte den Kopf in den Nacken. „Er hat generell zwar weniger Schmerzen, die Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme sind aber noch immer da." antwortete sie dann vernünftig.„Als der Postbote vorhin da war, haben wir fest damit gerechnet, dass er hoch kommen würde." sprach Ethan und deutete auf das kleine Päckchen, welches im Flur stand. Grace wusste was drin war und würde es öffnen, wenn sie auf ihrem Zimmer war. Sie hatte es jetzt nicht eilig.„Nein, er wollte wissen wer da ist, aber er scheint sonst nichts bemerkt zu haben." antwortete Grace glücklich und stolz, als sie an vorhin dachte. Vance ging es langsam schon wieder gut und es würde von nun an immer besser werden, da war sie sich sicher.Logan hatte das Gefühl, als wäre die Arbeit eine Erholung von seinem Urlaub. Als er am Montag Morgen das Büro mit einer dampfenden Tasse Kaffee betrat, grüßten ihn alle freundlich und er verfing sich in einem kurzen und netten Gespräch mit einer Kollegin. Er erzählte ihr, dass er einer Freundin beim Renovieren geholfen hatte, und das auch noch immer tat. Selbstverständlich ließ er alles aus, was mit Familie Lycras zu tun hatte, aber auch so gab es genug zu erzählen.Als er dann wenig später sein Büro betrat und erst einmal schön durchlüftete, kam sein Vater rein.„Logan! Ich dachte du wärst verschollen. Was war das für ein aufregender Urlaub, dass du nicht einmal vorbei gekommen bist?" fragte er empört und Logan lachte auf. Meistens wusste er nach einiger Zeit nicht mehr, womit er die ganze freie Zeit verbringen sollte und besuchte seine Eltern, welche nicht weit weg wohnten, aber ihm zumindest an dem Tag das kochen ersparten.„Tut mir Leid." lachte er und seufzte dann. „Ich denke aber eher, dass mein Urlaub jetzt startet. Schön in Ruhe hier sitzen und mein eigenen Kram machen. Keine schweren Kisten schleppen und vor allem, nicht jeden Tag in irgendein Möbelhaus."Bryan Wood lachte auf und klopfte seinen Sohn auf die Schulter. „Na dann, willkommen im Urlaub. Wellness liegt schon auf dem Tisch."Schon beim öffnen der Fenster hatte Logan die riesigen Stapel an Akten gesehen, welche sich auf seinem Tisch stapelten. Eine Woche. Er hatte doch nur eine Woche Urlaub gehabt.„Perfekt. Ich hatte schon Angst, dass mir Langweilig werden könnte." murmelte er und nahm einen großen Schluck Kaffee, bevor er sich dann an den Schreibtisch setzte und den PC einschaltete.„Überanstrenge dich nicht. Wenn das zu viel wird kannst du mir gerne etwas abgeben. Komm einfach in mein Büro."„Danke." meinte Logan noch, war aber mit Gedanken schon ganz beim ersten Fall.Dadurch, dass letzte Woche die Vollmondphase war, kamen allgemein mehr Fälle rein. Die meisten waren Kleinigkeiten, denen Logan keine weitere Beachtung schenken wollte und die Namen der jeweiligen Person nur in das System eintrug. So behielten sie alles im Blick und konnten nur mit dem Aufrufen einer Person direkt erfahren, ob diese Gefährlich war oder nicht.Die Zeit bis zum Mittag verging wie im Flug. Kaum hatte Logan mit der Arbeit angefangen und die Akten durchgeschaut, da war es auch schon Zeit für die Mittagspause. Logan hatte nichts geplant und hatte die Reste vom Mittagessen am Vortag dabei, welche er sich kurz aufwärmte und dann in dem kleinen Aufenthaltsraum aß, während er mit Vance schrieb.Seinem besten Freund ging es mittlerweile etwas besser und auch wenn Logan immer wieder vereinzelte Kommentare an den Kopf geworfen bekam, die teilweise aber ziemlich verletzend waren, wusste er, dass Vance gerade nicht ganz er selbst war und ignorierte es soweit. Zwanzig Minuten lang schrieben sie miteinander und irgendwann hatte sich ein Schema gebildet. Logan schrieb irgendwas, womit Vance nicht übereinstimmte. Doch anstatt einer normalen Nachricht, in der er ihm seine Meinung darlegte, wurde ihm irgendeine Beleidigung an den Kopf geworfen. Teilweise waren waren sie unglaublich kreativ und bei einigen musste er auch etwas schmunzeln. Meistens dauerte es keine Minute, bis Vance ihm erneut schrieb und sich entschuldigte. Logan konnte ihm kaum böse sein.Als Logans Pause sich dann dem Ende neigte und er sich auf den Weg in sein Büro machte, schaltete er ausnahmsweise nicht aus, da er noch immer mit Vance schrieb. Es würde schon nicht schaden, wenn er gelegentlich auf dessen Nachrichten antworten würde. Er hatte nicht oft die Möglichkeit mit seinem besten Freund zu schreiben.Dennoch musste er sich wieder an die Arbeit machen. Die meisten Akten hatte er schon weg gearbeitet, nur drei Stück lagen noch auf seinem Platz. Die Fälle waren etwas interessanter und Logan wollte sie etwas genauer durchlesen, was er vor dem Mittag nicht mehr geschafft hatte. Er würde sie aber erst später bearbeiten.Er war zwar nur eine Woche weg gewesen, aber in dieser Woche hätte irgendwas passieren können. Der einzige Grund, weshalb er eine so hohe Position in dieser Abteilung angenommen hatte war, da er so Zugriff auf ausnahmslos alle Daten hatte. Er musste Caleb einfach finden.Logan schloss das Fenster und zog die Vorhänge etwas zu, damit sich die Sonne nicht im Bildschirm spiegeln konnte und gab seine Anmeldedaten für den Server ein. Während das System hochfuhr antwortete Logan kurz auf Vance Nachricht und fing dann langsam und konzentriert an, Stück für Stück durch die Namen zu scrollen.Logan fiel schnell auf, dass immer mehr Werwölfe sich hier niederließen und er fing wieder an, sich etwas Sorgen um Vance zu machen. Lewis hatte ihm mal erzählt, dass Werwölfe sich nur in Rudeln bewegten. Vance war der einzige Werwolf den er kannten, der kein Rudel hatte, sondern wie ein Mensch in einer Familie lebte. So etwas war eher normal für Vampire, die ganze Großfamilien gründeten um sich ein wahres Imperium aufzubauen, oder Dämonen, welche bevorzugt mit einem Partner und eventuell ein oder zwei Kindern zusammenlebten. Kurz schweiften Logans Gedanken zu Maddi ab. Über Ghule war so unglaublich wenig bekannt. Kaum ein Mensch hatte jemals einen Ghul kennengelernt und überlebt. Es war wirklich schade, dass Maddi so jung war. Wäre sie etwas älter könnte er von ihr so unglaublich viel erfahren.Sie tat ihm so unglaublich Leid. Nachdem Olivia ihm erzählt hatte, was Maddi's Mutter passiert war, hatte Logan seine komplette Sicht auf alle übernatürlichen Wesen geändert. Nur weil sie ein Ghul war, wurde Maddi's Mutter verfolgt und umgebracht. Maddi wäre tot, wenn sie nicht bei Lewis und Olivia untergekommen wäre. Sie hatten niemanden etwas getan, aber die Jäger verfolgten sie dennoch. Nur, weil sie Ghule waren.Kurz seufzte Logan auf und schüttelte dann den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Er suchte hier jemanden. Die Wahrscheinlichkeit etwas zu finden war zwar gering, aber wo würde er sonst etwas finden, wenn nicht hier?Auch wenn es ihm hätte klar sein müssen, spürte Logan doch etwas Enttäuschung in sich, als er am Ende ankam aber es dennoch keine Spur gab.Seufzend schloss er das System und schrieb Vance, dass er wieder erfolglos gewesen war, bevor er dann die erste der drei Akten zur Hand nahm und anfing, sich den Fall durchzulesen. Generell war es interessant, ließ Logan aber dennoch kalt.Irgendwann kam Alex dann rein, um Logan eine neue Akte zu bringen und sah ihm neugierig über die Schulter.„Was für ein Fall hast du da?" fragte er und Logan schob ihm die Akte hin. Logan machte es bekannterweise immer so, dass er die größten und interessantesten Fälle immer zum Ende bearbeitete. Logan hatte durchschaut, dass Alex jetzt gekommen war, in der Hoffnung, etwas von einem interessanten Fall zu hören. Aber da Logan schon so unglaublich lange alleine hier saß und langsam vereinsamte, erzählte er Alex gerne von dem Fall.„Ein Vampir hatte einen Menschen angegriffen." meinte er dann und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.„Aber das ist doch nichts besonderes, oder?" fragte Alex irritiert. Irgendwo mussten Vampire doch Blut her bekommen, gerade zur Vollmondphase. War so etwas nicht normal und sollte hier Standard sein?„Ich weiß woran du denkst, dass hab ich früher auch gedacht. Vampire trinken doch immer von Menschen, dass ist nichts besonderes." riet Logan und Alex nickte.Logan schmunzelte und sah ihn an. „Früher, also so im Mittelalter, da war das auch komplett normal. Aber über die Zeit hinweg haben sich viele Vampire immer mehr dem Leben unter den Menschen angepasst. Die meisten bekannten Vampire kommen noch aus der Zeit, in der sie einfach durch die Straßen laufen und Menschen beißen konnten. Aber über die Jahre wurden die Menschen besser in ihrer Verteidigung und die Vampire haben angefangen, sich auf alternativen Wegen Blut zu beschaffen."Alex nickte verstehend. „Aber was sind das für alternative Wege?" fragte er dann und Logan klickte etwas auf seinem Computer herum. Er öffnete den Ordner von einem Fall, der lange bevor er hier angefangen hatte passiert war. Es war der letzte bekannte Fall von einem Vampir, der sich noch aktiv von Menschen auf der Straße ernährt hatte.„Siehst du das?" fragte er und zeigte auf ein Foto, welches damals als Beweis genommen wurde. „Wenn du dir bei irgendjemanden nicht sicher bist, ob er ein Mensch oder Vampir ist, geh einfach in den Keller. Jeder Vampir hat so einen Raum, in welchem Blut gelagert wird. Teilweise ist das Blut noch aus der Zeit, in der Vampire wirklich die größte Sorge jedes Menschen waren. Und nicht nur in Gruselgeschichten vorkamen."Familie Lycras hatte auch so einen Raum in ihrem Keller. Logan konnte sich vorstellen, dass viele wie Olivia ihre Vorräte als Wein tarnten und er war beeindruckt davon, wie fast alle Vampire gleichzeitig auf diese Idee gekommen zu sein scheinen.Alex war wie immer beeindruckt von allem, was Logan ihm erzählte. Er fragte sich, woher ein so junger Jäger all das wissen konnte, wenn nicht mal die erfahrensten Jäger so etwas wussten, oder es sich nicht erklären könnten.Als Alex das Büro dann wieder verließ und Logan alleine zurückblieb, packte dieser direkt die Akte weg und wandte sich stattdessen dem zweiten der Interessanten Fälle zu. Als er sie aufschlug fiel ihm ein Zettel aus dieser, welcher langsam zu Boden glitt. Logan sah ihm hinterher und erkannte, dass etwas auf diesem geschrieben stand. Nachdem der Zettel auf dem Boden liegen blieb, hob Logan ihn auf und las sich die Notiz durch.Er konnte kaum glauben, was dort geschrieben stand und las es sich noch ein zweites Mal durch. Nachdem die Informationen langsam sein Gehirn erreicht hatten griff er nach seinem Handy und entsperrte dieses mit zitternden Fingern. Sein Blick lag noch immer auf dem Zettel und er las die Notiz noch ein drittes Mal.Er wählte den ersten Kontakt, den er eingespeichert hatte. Es dauerte nicht lange, da nahm Vance ab. „Musst du nicht arbeiten? Wieso rufst du an?"„Caleb-" Logan's Stimme war leise und er konnte selber kaum glauben, was er gerade las. „Caleb wurde vor eurem Haus gesehen."Vance blieb still. Logan hätte mit irgendeiner Reaktion gerechnet. Eventuelle einer Nachfrage, ob das wirklich stimmte oder genauere Informationen. Doch es kam nichts.Logan fragte nicht nach, er las sich schon wieder die Notiz durch und sah dann auf die kleine und unscheinbare Akte vor ihm auf dem Schreibtisch.Jedes Wesen, welches irgendwann mal auffällig geworden war, hatte eine Akte. Logan dachte, er hätte alles durchgesucht und Caleb würde weder hier in Toronto noch sonst irgendwo auf der Welt eine Akte haben. Und doch lag sie jetzt vor ihm. Der Name auf dem Aktendeckel war verblasst und schien auch von der Schrift her nicht unbedingt zu den jüngeren Akten zu gehören, aber sie war hier.„Wann?" fragte Vance nach einiger Zeit der Stille und Logan zuckte zusammen. Er hatte ganz vergessen, dass er sein Handy am Ohr hielt.„Vollmond." antwortete er und schluckte schwer. „Es muss gewesen sein, als wir im Wald waren um-"„Um mich zurück zu holen."Beiden wurde sofort klar, was das bedeutete.„Caleb hatte das alles geplant." murmelte Logan und schluckte schwer. „Er musst gewusst haben, dass Grace auf Gus und Maddi aufpassen würde, wenn du abhaust."„Wäre sie mir nicht hinterher gelaufen und Ethan wäre zuhause geblieben, dann-" fasst Vance zusammen, unterbrach sich dann aber selber, als er daran denken musste, was hätte passieren können.„Du musst es den anderen sagen. Wir müssen von nun an besonders vorsichtig sein."„Ja, ich geh sofort zu Papa. Bald wollen wir auch wieder abreisen, ich denke also nicht, dass wir noch groß etwas unternehmen werden." überlegte Vance.Logan sah noch einmal auf die Akte. Er blätterte durch die Seiten und überflog die wenigen Informationen, die sie hatten. „Ich werde mich noch weiter umsehen. Wenn ich noch was finde melde ich mich."„Tu das. Aber," Vance seufzte und Logan stockte in seiner Bewegung „du solltest vielleicht eher bei Matt oder so anrufen. Ich bekomme gerade wieder Kopfschmerzen und denke nicht, dass ich nachher noch ran gehen kann."Logan tat es Leid das zu hören, aber gleichzeitig war er auch zu einem gewissen Maß erleichtert, dass Vance zumindest die Anzeichen erkannte, wann es wieder los ging. Während sie geschrieben hatten, und auch jetzt bei ihrem Telefonat, hatte man ihm kaum etwas anmerken können.Die Freunde verabschiedeten sich voneinander und Logan legte sein Handy wieder neben sich auf den Tisch. Er würde es heute, und die nächsten Tage wahrscheinlich auch nicht mehr ausschalten um auf der Arbeit nicht abgelenkt zu werden. Jede Sekunde war entscheidend und er musste in der Lage sein, jede neue Erkenntnis sofort weiterleiten zu können. Und wenn es ihn seinen Job kostete!
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