Kapitel 6
Er schrie auf, aber eher aus Überraschung als aus Schmerz.
Bam, war das geil!
Aus seinen Nasenlöchern schoss das Blut nur so, und es sah so aus, als ob seine Nase gebrochen wäre.
Gut so, dachte ich mit Genugtuung. Er verdient es einfach nicht anders. Das war es dann zwar mit der reuevollen Kara, aber das war es mir definitiv wert.
Sebastian taumelte zurück und sah mich ungläubig an.
"Was sollte das denn jetzt?! Spinnst du, bist du jetzt komplett übergeschnappt?!"
Dann ertönte Kira's jublende Stimme:"Wie geil war das denn jetzt?"
"Was ist hier los?", schallte nun auch Peters Stimme über den Zeltplatz.
Nicht mehr so geil...
Als Simon ihm alles erklärt hatte, sah Peter sich Sebastian's Nase an.
"Oh, die ist gebrochen. Kara, kommst du mal bitte."
Ich schnaubte laut auf und warf Peter einen finsteren Blick zu.
"Sebastian muss ins Krankenhaus um die Nase zu richten und ich will, dass du mitkommst."
"Was?!Wollen Sie-"
Ich unterbrach mich bevor noch etwas schlimmeres passierte.
"Warum soll ich mitkommen? Was bringt das?", fragte ich möglichst ruhig.
"Du hast ihm die Nase gebrochen und deshalb will ich, dass du etwas Verantwortung und Reife zeigst. Du kommst mit. Und während wir drei weg sind, wird John mich vertreten. Er ist mein "Assistent".
Die letzten Worte sagte er mit erhobener Stimme, damit es auch alle mitbekamen.
Ich schnaubte abermals auf.
Aber leider konnte ich mich nicht dagegen wehren.
4 Stunden danach
Ich saß in der Notaufnahme dieses beschissenen Krankenhauses und musste Sebastian's Hand halten.
Die Notaufnahme war so voll, dass wir ewig warten mussten.
Jedenfalls musste seine Nase nochmal gebrochen werden- es sah definitiv schmerzhafter aus, als es bei meinem Schlag gewesen war.
Aber ich konnte spüren, dass Sebastian nur mühsam einen Schrei unterdrücken, und versuchen konnte, meine Hand nicht zu sehr zu zerquetschen.
Als der Arzt hereinkam, hatte er erstmal gefragt:"Sind Sie seine Freundin?"
"Was? Oh, nein nein! Ich bin nicht seine-"
"Genau, sie ist nicht meine-"
Aber der Arzt brachte uns beide mit einem höchst beunruhigendem, wissendem Blick zum Schweigen.
Es war mir egal, sollte dieser Idiot doch von uns denken, was er wollte.
Auch Sebastian schien einen ähnlichen Gedanken zu haben, denn auch er ließ es so stehen.
Seine Nase war auf die doppelte Größe angeschwollen und hatte eine violette Färbung angenommen.
Aber Sebastian tat mir ehrlichgesagt nur ein kleines bisschen leid.
Hätte er mich nicht verarscht, wären wir vermutlich schon Freunde.
Aber er musste ja unbedingt meine Laune überstrapazieren.
Sebastians Augen tränten leicht und sagte mit näselnder Stimme:"Wo ist Peter? Ich habe nicht mitbekommen, dass er gegangen ist."
"Er ist in die Cafeteria verschwunden. Fragst du, weil du keinen Bock mehr auf mich hast, was ich sogar verstehen kann, oder weil du endlich gehen willst. Das kann ich übrigens auch verstehen."
Er schwieg, dann verzog er sein Gesicht zu einer verzerrten Maske, das vermutlich sein sexy Lächeln sein sollte.
"Wetten, du bist bis Ende dieses Camps in mich verschossen?"
Ich musste lachen, bis mir auffiel, dass er es absolut ernst meinte. Aprupt hörte ich auf.
"Du meinst das wirklich ernst oder?", fragte ich zögernd.
"Ja. Total ernst." Wieder grinste er.
Ich hielt ihm meine Hand hin.
"Abgemacht."
"Aber du solltest ehrlich sein, denn woher soll ich wissen, ob ich die Wette gewonnen haben, nur weil du es leugnest."
"Ich werde ehrlich sein. Versprochen. Aber um was wetten wir?"
Er überlegte kurz, dann sagte er:"Auf jeden Fall wetten wir nicht um Geld...irgendetwas Interessanteres..."
"Ich habs- derjenige der verliert, bekommt von dem Anderen einen Knutschfleck. Aber am Hals, damit man ihn sieht.", rief ich.
"Du scheinst dir ja ziemlich sicher zu sein, dass du die Wette gewinnst. Allerdings musst du mir dann einen Knutschfleck verpassen."
Ich zuckte mit den Schultern.
"Besser, als mit einem sichtbaren in der Gegend herum zulaufen."
Sebastian musste grinsen.
Aber ich musterte ihn nur mit einem leeren Blick.
Wenn wir uns nicht gerade Schimpfwörter an den Kopf werfen, dann ist er ja eigentlich schon echt nett. Aber warum hat er dann über mich geredet?
Ich schloss die Augen und drehte meinen Kopf weg.
Aber er fasste sanft mein Kinn und drehte mein Gesicht wieder in seine Richtung.
Die Augen hielt ich trotzdem geschlossen, jedenfalls bis er ziemlich nah an meinem Ohr raunte:"Hey.", gefolgt von einem heiseren Lachen, als ich vor Schreck und auch aus Reflex meine Augen ruckartig öffnete.
Was sollte das werden?!
Dann sagte er:"Hör mal, es tut mir wirklich leid, dass ich über dich geredet habe, aber wir sind doch beide ziemlich aufbrausend, und ich habe halt überreagiert. Ich war so sauer- das ist jetzt richtig Macho mäßig, aber irgendwie bin ich es gewohnt, dass eigentlich alle mit mir befreundet sein wollen.
Ich glaube, dass wir einfach deshalb nicht gut miteinander klarkommen."
Ich nickte einfach nur.
Vielleicht konnte ich mir Mühe geben, dass wenigstens Freunde aus uns wurden.
"Ich-", ich musste mich räuspern. "Ich werde mal Peter holen."
Ich wollte aufstehen, aber Sebastian hielt mich zurück. Ich sah ihn fragend an.
"Warte, also...ich meine, ich komme mit. Dann...ähm dann können wir direkt los."
Ich hatte ihn noch nie so...so seltsam gesehen.
Aber im Moment war es mir egal. Ich war übermüdet und erschöpft.
Wir holten Peter und stiegen in sein Auto.
Da ich keine Lust hatte, mir noch eine Standpauke von ihm anzuhören setzte ich mich mit Sebastian auf die Rückbank des Autos.
Aber ich war so müde, dass ich noch auf dem einstündigen Rückweg einschlief und dabei unbewusst gegen Sebastian sank.
"Wach endlich auf!"
Ein grinsender Sebastian beugte sich über mein Gesicht.
Ich schob ihn weg und setzte mich auf.
"Wie viel Uhr?" , fragte ich gähnend.
"In 10 min gibt es Frühstück. Gehen wir zusammen hin? Sonst denken die anderen noch, wir würden aufeinander losgehen, sobald wir auch nur ein Wort miteinander wechseln."
"Tun wir das nicht?" Nun lag es an mir, zu grinsen.
"Hoffe ich nicht. Gehen wir jetzt zusammen hin?", fragte Sebastian ungeduldig.
"Jaja, aber dann geh du mal bitte raus bis ich mich umgezogen habe! Warte mal...ich kann mich nicht daran erinnern, in mein Schlafsack gekommen zu sein."
"Ja. Stimmt, du bist im Auto eingeschlafen und hast mich als Kopfkissen benutzt."
Er grinste wieder, als ich bemerkte; wie mir das Blut in die Wangen schoss.
Was ist das, Mann?! Ich bin noch nie so rot geworden!
"Jedenfalls musste ich dich dann rein tragen, Peter konnte dich nicht tragen."
"Ich weiß, dass ich fett bin, musst du es mir aber noch unter die Nase reiben?", grummelte ich verärgert.
"Du bist nicht fett! Eigentlich wollte ich damit nur sagen, dass Peter nicht mehr der Jüngste ist und junge Mädchen rumtragen kann- auch wenn sie noch so leicht sind. Er hat auch noch Probleme mit seinem Rücken..."
"Jaja, schon gut. Danke. Und jetzt verschwinden endlich aus dem Zelt, sonst muss ich dir vielleicht nochmal die Nase brechen!"
Sebastian's Nase sah wieder völlig normal aus, aber vermutlich schmerzte sie dennoch.
Lachend wich er aus dem Zelt.
"Nein danke, ich hatte eigentlich nie erwartet, dass ein Mädchen mir die Nase bricht. Und ich verspüre wirklich keine Lust, dass das selbe Mädchen mir meine Nase zweimal bricht!"
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