Verrat
Es blieb für einen Augenblick sehr still.
Drake betrachtete Dr. Richmont stumm.
Dr. Richmont runzelte die Stirn.
"Hab ich was im Gesicht?"
"Nein, du siehst einfach aus wie ein durchschnittlicher Bösewicht in einem Comic. Das soll übrigens kein Kompliment sein."
Dr. Richmont ignorierte die Beleidigung.
"Ihr habt schon vermutet, dass das hier eine Falle ist, oder? Aber weil ihr wusstet, dass ihr ein Zeitlimit habt, musstet ihr einfach die Fallen auslösen, damit ihr weiterkommen konnten."
"Korrekt."
"Und ihr habt euch aufgeteilt, in der Hoffnung, es wahrscheinlicher zu finden, hab ich recht?"
"Korrekt."
"Und was jetzt?"
"Naja, wir könnten kämpfen, wenn ihr wollt..."
"Das wäre eine Möglichkeit. Eine andere Möglich-"
Plötzlich vibrierte Drake's Handy. Er verbeugte sich leicht vor Dr. Richmont.
"Wenn sie schnell warten könnten..."
Dr. Richmont hob eine Hand.
"Warte mal..."
Drake ignorierte Dr. Richmont und ging gelassen ans Telefon. Man sah Dr. Richmont an, dass er langsam wütend wurde, aber er beherrschte sich.
"Wer ist da? Shay? Ja, was gibt es?"
Drake lauschte eine Weile, während Dr. Richmont seine Fäuste ballte.
"Ah, ok, bleib mal kurz dran..."
Drake sah Dr. Richmont an.
"Sie können mit der Erklärung ihres diabolischen Plans weitermachen."
"Du kleiner.... Egal. Jedenfalls wäre es sehr nett von dir, wenn du mir dein Schwert kampflos geben würdest. Ich bräuchte es nämlich noch."
"Was hast du mit den Waffen überhaupt vor? Willst du mit denen einfach ein bisschen Krawall veranstalten oder was? Wozu bräuchtest du dann überhaupt diese riesige Maschine?"
"Ich will sie fusionieren."
Drake starrte ihn an.
"Fusionieren? Also vereinen?"
Dr. Richmont nickte langsam.
"Genau. Du kennst die Geschichte von den 10 Biestern, oder? Sie wurden durch die Magie von einem toten Biest angelockt, dann hat man die Maschine überladen lassen, die anderen Biester damit betäubt und schliesslich in diese Waffen eingesperrt. Ich verändere dieses Prinzip zu meinen Gunsten..."
Er betrachtete jede einzelne Waffe, bevor er weitersprach.
"Ich werde die Magie nicht unkontrolliert explodieren lassen: Ich werde sie kontrolliert in ein Lebewesen einführen. Das heisst, dass dann dieses Lebewesen die Kraft von allen Biestern besitzt und dann sozusagen... ein Gott ist!"
Fiora hob eine Augenbraue.
"Das war also der Grund, warum viele gesagt haben, dass diese Organisation einen Gott erschaffen will? Wir haben nie begriffen, was sie damit meinen..."
Dr. Richmont lächelte.
"Jedoch würden die Biester rebellieren, wenn man sie einfach so in einen lebenden Körper tut. Aber auch bei diesem Problem hab ich eine Lösung gefunden: Die Biester haben sich teilweise gegenseitig bekämpft, aber der einzige Moment, wo sie nicht gekämpft haben, war der Moment, wenn sie alle am gleichen Ort sind. Dann waren sie aus einem mir unbekannten Grund sehr friedlich.
Darum muss ich alle 10 Biester vereinen und sie gleichzeitig mit einem Lebewesen kombinieren."
Drake runzelte die Stirn.
"Das heisst... Ohne mein Schwert funktioniert dein Plan also komplett nicht?"
"Richtig. Darum habe ich euch eine Falle gestellt. Sonst könnte ich das Schwert nur sehr schwer bekommen."
Drake schmunzelte.
"Naja, dann wird es wohl langsam Zeit für meinen ultimativen Angriff!"
Er griff wieder zum Telefon, welches noch an war. Anscheinend hatte Shay alles mithören können.
"Shay, du kannst loslegen!"
Einen Augenblick lang bewegte sich niemand.
Drake runzelte die Stirn.
"Eigentlich..."
Dr. Richmont liess ihn nicht ausreden und fing an zu lachen.
"Dein Bluff war ja sowas von gut!Wäre fast darauf reingefallen... Thatch und Ken, könntet ihr hier bitte aufräumen?"
Thatch und Ken setzten sich in Bewegung und blieben kurz vor Drake stehen. Sie hoben beide synchron die Hände und Fiora, Nicolas und Elisa machten sich bereit, doch plötzlich erstarrten Thatch und Ken mitten in der Bewegung.
Drake schaute Dr. Richmont gelassen an.
"Ich muss schon sagen, diese Beiden haben schon schöne Ringe an ihren Händen... Wer hat ihnen diese wohl gegeben? Die sind sicherlich nicht verflucht, oder?"
Dr. Richmont riss die Augen auf.
"Warte mal, ihr wusstet davon?"
"Jo. Shay hat mich vorhin angerufen und gesagt, dass sie den Typen mit der Manipulations-Magie geschnappt hätten. Auf mein Signal könnte er ihn bewusstlos schlagen. Als ich das Signal gegeben habe, hat er dies auch getan... Thatch, Ken, hört ihr mich?"
Zuerst kam keine Reaktion. Dann fiel Thatch auf die Knie.
Drake nahm ihn am Arm.
"Hey, alles okay mit dir?"
Thatch keuchte, stand aber langsam mithilfe von Drake auf.
"A-Alles gut. D-Danke! Wie ist nochmal dein Name?"
"Drake."
"Drake? Also, vielen Dank Drake, dass du uns gerettet hast..."
Drake lächelte ihn an und schaute kurz zu Ken hinüber. Dieser ging langsam Richtung Dr. Richmont.
Thatch drehte sich um und hob eine Augenbraue.
"Ken, was machst du da? Wir können ihn auch gemeinsam besiegen, du musst keinen Alleingang machen."
Ken drehte sich langsam um. Seine Augen hatten immer noch diesen kalten Blick.
"Wer hat gesagt, dass ich auf eurer Seite bin?"
Spaltung
Thatch streckte seine Hand aus.
"Ken, was redest du da?"
Ken ging wütend auf Thatch zu und boxte ihn leicht gegen die Brust.
"Weisst du eigentlich, wie lange ich schon ein Agent bin? Fast 15 Jahre! In so einer langen Zeit beginnt man, das zu hinterfragen, was man selber tut. Nachdem ich ansehen musste, wie die
Regierungen aller Länder kläglich versagt haben, ihren Job richtig durchzuführen, habe ich entschlossen, den Job als Agent an den Nagel zu hängen! Ich hatte das Vertrauen in dieses Regierungssystem komplett verloren!"
Thatch runzelte die Stirn.
"Davon hast du nie gesprochen. Du warst doch immer so ein strikter Kerl, der die Gesetze immer ernst nahm..."
"Diesen Gedanken habe ich auch erst gehabt, kurz bevor wir den Auftrag bekamen, Dr. Richmont zu beschatten. Das sollte also als "Finale" meiner Karriere gelten. Aber dann machte mir Dr. Richmont einen Strich durch die Rechnung. Zuerst dachte ich, dass mein Leben, wie ich es kannte, vorbei wäre. Dann allerdings bemerkte ich, dass Dr. Richmont genau die Person war, die ich an einer Führungsposition respektieren würde. Er ist zwar brutal, kann aber trotzdem eine gewisse Sympathie aufbauen. Er ist hochintelligent. Er kann dominant sein und Befehle geben wie ein Profi. Als ich dann von seinem Plan erfuhr..."
Nicolas riss die Augen auf.
"Du willst Dr. Richmont zu einem Gott machen, damit er diese "korrupten Regierungen" aufhält?!?"
Ken nickte.
"Es klingt wie ein Kindergedanke. Aber es ist durchaus möglich. Und da ich eh all seine Befehle ausführen musste, machte mir das eigentlich auch nichts aus..."
Nicolas schaute ihn ungläubig an.
"Du... Du bist nicht mehr zu retten... Das ist Wahnsinn!"
Ken stellte sich vor Thatch und Nicolas.
"Wenn ihr das einfach so sieht, ist das mir relativ egal. Aber wenn ihr es wagt, Dr. Richmont's Plan zu vereiteln...
Dann muss ich leider grössere Geschütze auffahren."
Nicolas schaute zuerst Ken an, dann blickte er auf Thatch. Thatch biss sich auf die Lippen und schaute Ken tief in die Augen.
"Das... Das können wir leider nicht zulassen."
Ken seufzte.
Er packte Thatch und Nicolas blitzschnell am Kragen und schleuderte sie mit aller Kraft aus der Tür hinaus. Sie knallten beide an den Türrahmen und schliesslich durch die Tür hinaus. Ken ging Richtung Türe, jedoch blieb er kurz neben Dr. Richmont stehen. Dieser nickte langsam, worauf Ken schliesslich nach draussen ging und die Tür hinter sich schloss. Das passierte innerhalb von wenigen Augenblicken.
Fiora blinzelte. Was jetzt?
Sie waren zwar in der Überzahl, aber konnten sie, Elisa und Drake wirklich etwas gegen Dr. Richmont und Alexander ausrichten?
Alexander beugte sich zu Dr. Richmont.
"Boss, darf ich mich um den Metallklumpen kümmern?"
"Fiora? Meinetwegen. Ich schaff die zwei anderen vermutlich schon alleine."
Alexander lächelte, ging in die Knie und spreizte die Finger. Plötzlich gab es einen ohrenbetäubenden Knall und Fiora spürte, wie Alexander mit voller Wucht gegen sie prallte. Sie flogen nach hinten, knallten gegen eine der 2 anderen Türen und brachen sie auf. Sie wurden weggeschleudert und fielen beide hart auf den Boden. Zuerst sah Fiora alles ein bisschen verschwommen. Sie schüttelte sich und setzte sich langsam stöhnend auf.
"Also, wenn du mich schon angreifst und genau triffst... Dann mach doch einfach einen Angriff, bei dem du nicht ebenfalls hart auf den Boden klatscht."
"Klappe!"
Alexander setzte sich ebenfalls mühsam aus. Er hatte seine Attacke wohl falsch eingeschätzt.
"Es zählt nur, dass du am Ende tot vor mir liegst!"
"Das will ich aber vermeiden."
Alexander lachte in sich hinein.
"Schauen wir doch mal, ob du es vermeiden kannst!"
Er nahm seine beiden Hände, legte beide Handflächen aufeinander und schloss kurz die Augen. Währenddessen verwandelte sich Fiora wieder in ihre Metall-Gestalt.
In dem Moment, als sie sich komplett verwandelt hatte, hielt Alexander beide Hände vor sich hin und eine elektrische Wand kam aus seinen beiden Handflächen und flog auf Fiora zu. Sie versuchte, geschickt auszuweichen, doch die Wand machte einen kleinen Bogen und traf sie leicht am Bein. Die komplette Elektrizität durchflutete Fiora, die anfing, leise zu schreien. Jedoch versuchte sie, dieses Schreien zu unterdrücken. Er wollte ihm nicht noch mehr Selbstvertrauen geben.
"W-War das schon alles?"
Sie stand ein bisschen unsicher, konnte sich aber komplett aufrichten.
Alexander lachte laut los.
"Spiel nicht die harte Nuss! Dieser Angriff hat offensichtlich Wirkung gezeigt. Das heisst, dass du meine Angriffe nicht komplett negieren kannst."
Verdammt, er hat es bemerkt.
"Übrigens, wo sind eigentlich eure anderen Freunde, hmmm? Sind sie alle bei Shay? Victor, Valentin, Simon und... Amilia?"
"Sei still!!"
Fiora schrie diese Worte laut heraus.
Alexander runzelte die Stirn.
"Ich hab doch nur..."
Dann leuchteten seine Augen auf.
"Hmm, hat es vielleicht etwas damit zu tun, dass Ken spät abends zu einer Mission aufgebrochen ist? Ich konnte ihn noch nicht fragen, aber könnte es sein, dass da irgendwas..."
"Alexander, ich schwöre dir, wenn du nicht sofort deine verdammte Schnauze hältst, reisse ich dir deine Wirbelsäule raus!"
"Amilia ist tot, oder?"
Fiora starrte ihn an.
Alexander grinste sie an.
"Der Typ, der euch die ganze Zeit über die Überwachungskameras beobachtet hat, hat mir erzählt, dass er nur zwei Frauen gesehen hat... Mein Beileid. Sie war so süss... Ich wollte sie eigentlich töten, aber so geht es auch."
Fiora rannte plötzlich mit einem schnellen Tempo auf ihn zu. Er war unvorbereitet und fuchtelte mit seinen Händen herum und schoss sie mit Blitzen ab. Jedoch waren sie zu schwach. Sie rammte ihren Ellbogen in seinen Bauch und er flog gegen eine Wand. Er hustete und keuchte, blieb aber auf den Beinen.
"I-Ich bring dich um!"
Fiora knackte ihre Finger.
"Tatsächlich? Hätte ich nicht gedacht..."
Er formte eine Faust und rannte auf sie zu.
Was?
Fiora war verwirrt. Selbst wenn er mit seiner Elektrizität einen starken Schlag machen würde, würde er trotzdem gegen Metall schlagen, wodurch eigentlich seine Hand brechen würde.
Was machte Alexander stattdessen?
Naja, er schlug sie trotzdem.
Er traf ihren Kiefer mit voller Wucht. Sie unterschätzte die Power des Schlages und torkelte nach hinten. Sie fiel auf die Knie und musste kurz durchatmen. Die Stelle, an der er sie geschlagen hatte, prickelte heftig.
Als sie schliesslich wieder aufsah, war sie nicht überrascht, als sie Alexander auf dem Boden sah, wie er sich die gebrochene Hand hielt.
Fiora schüttelte den Kopf.
"Also, das war nicht wirklich schlau von dir. Ehrlich gesagt war das sogar ziemlich mies. Aber naja...
Vermutlich warst du einfach zu wütend, um klar denken zu können."
Sie ging langsam zu Alexander.
Dieser versuchte erneut, sie zu schlagen. Dieser Schlag war nicht ganz so heftig und sie fiel nur einen einzigen Schritt zurück. Er dagegen hielt sich nun die andere Hand. Er war wirklich verzweifelt. Als nächstes kam sein Kopf gegen ihren Bauch. Kurz darauf fiel er nach hinten und hielt sich nun seinen Kopf.
Er dachte überhaupt nicht mehr nach.
Fiora nahm ihn grob am Kragen und hob ihn hoch. Er verstummte, senkte seinen Kopf und liess seine Arme baumeln. Sie verharrten eine Zeit lang in dieser Position.
Schliesslich hob den Kopf und grinste sie an. Sie dagegen runzelte die Stirn, betrachtete ihn genauer und bemerkte zu spät, dass seine Brust immer heller und heller pulsierte.
Ein Selbstmordzauber.
Alexander lächelte ein letztes Mal.
"Wie mein geisteskranker Grossvater gerne sagte...
KUNST IST EINE EXPLOSION!!!"
Kurz darauf wurde er komplett zerfetzt und tausende Blitze kamen aus ihm heraus und plötzlich sah Fiora nur noch ein helles Licht und sie spürte, wie sie herumgeschleudert wurde.
Dann verlor sie das Bewusstsein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top