Improvisation

"Ach, das tut uns aber leid", sagte der Rechte mit einem höhnischem Grinsen im Gesicht. Sein Kollege lachte und sagte: "Nächstes mal schiessen wir ihm ins Bein, versprochen."
Alle im Klassenzimmer waren still, inklusive der Lehrer, und vermutlich versuchten sie grade, das gerade Geschehene zu verarbeiten.
Sie dachten sich wohl gerade, was zum Henker gerade abgegangen ist und Drake konnte es ihnen nicht verübeln, so zu denken. Ich meine, wie würde man sonst reagieren, wenn jemand vor dir ohne Vorwarnung erschossen wird?
Er war zwar auch geschockt, aber er versuchte sich zu erinnern, was sein Vater immer gesagt hatte: "Wenn du mal in eine ernste Situation gerätst, dann versuche zuerst, alles zu analysieren, ruhigzubleiben und deine Möglichkeiten und Chancen durchzugehen." Das waren gute Worte.
Der Rechte Typ stand fast genau neben seinem Tisch und machte noch ein paar Witze. Der Linke stand neben dem Lehrerpult und lachte bei jedem Witz seines Kollegen. Drake musste sich erstmal einen kompletten Überblick machen.
Was wollten sie?
Wer waren sie überhaupt?
Und... Was hatten sie nochmal gesagt?
Hatten sie nicht irgendwas über das Schwert sagen wollen, bevor sie unterbrochen wurden? Drake schaute, dem Würge-Drang widerstehend, Samuels Leiche an, die ganz nah bei ihm lag und das Schwert, das sogar noch näher war. Was hatte er für Möglichkeiten?
Er hatte zwei Möglichkeiten: Entweder er machte nichts, würde sie mit dem Schwert davonkommen lassen und dann die Polizei rufen. Aber sie haben, ohne mit der Wimper zu zucken, Samuel niedergeschossen, was würde also dagegen sprechen, wenn sie jetzt noch jemanden oder sogar alle umbringen würden? Nein, diese Möglichkeit war viel zu riskant. Die zwei waren entweder sehr selbstsicher oder durchgeknallt.
Im schlimmsten Fall beides.
Die zweite Möglichkeit wäre...
Drake schloss seine Augen und atmete tief ein und wieder aus. Eine einfacher Trick, um sich zu entspannen.
Er bewegte sich sehr, sehr langsam, damit der Typ neben ihm es nicht bemerkte und nahm sein Etui in die Hand. Er holte leicht aus und warf das Etui in die andere Ecke des Raums. Der Typ neben Drake wirbelte herum und fuchtelte mit seiner Pistole herum.
Die Ablenkung hatte funktioniert!
Drake nutzte den Augenblick und schnappte sich das Schwert. Der Typ fluchte und zielte auf Drake, doch Drake duckte sich und schlug ihm so fest es ging die Schwertscheide in den Bauch. Er krümmte sich und fiel zu Boden. Anscheinend hatte Drake ihn genau richtig getroffen.
Einer weniger.
Sein Kollege hatte den Tumult mitbekommen und zog jetzt seine Pistole. Bevor er abdrücken konnte, ging Drake hinter dem Lehrerpult in Deckung. Er hörte, wie die Schüsse das Pult trafen.
Er wartete, bis der Typ sein Magazin leer geschossen hatte.
Als der Typ anfing nachzuladen, sprang Drake auf und rannte auf ihn zu. Er wollte ihm die Pistole aus der Hand reissen, bekam die Pistole stattdessen aber an den Kopf.
Die Welt drehte sich, er liess das Schwert fallen und fiel auf ein Knie. Als der Typ nachgeladen hatte und auf ihn zielte, wirbelte Drake herum und zog ihm das Standbein weg. Als der Typ auf den Boden fiel, trat Drake nach dem Kopf von dem Typen, der daraufhin gegen die Wand knallte. Er setzte sich schwerfällig auf, wurde aber wieder gegen die Wand gepresst, als Drake ihn mitten ins Gesicht schlug. Er bekam jedoch Drake's Faust zu fassen und wirbelte ihn herum. Drake drehte sich mehrfach, konnte sich aber an dem Pult einer Mitschülerin oben halten. Drake ging auf ihn zu, der Typ holte aus... und eine Mitschülerin nahm ihr Buch und warf ihm das mitten ins Gesicht. Der Typ schrie auf und wankte nach hinten. Drake sah Blut und vermutete, dass seine Nase gebrochen war. Der Typ rannte auf ihn zu, woraufhin Drake ihm ein Bein stellte und er Kopf voran erneut in eine Wand krachte. Er fiel um wie ein Stein. Er versuchte sich nach einer Weile wieder aufzurappeln, doch Drake ging rasch hinter ihn und nahm ihn in den Schwitzkasten. Er kratzte, fluchte und versuchte sich loszureissen, schaffte es aber nicht. Es kam immer weniger Widerstand, bis er am Schluss gar keinen Widerstand mehr leistete.
Drake legte den Bewusstlosen auf den Boden.
Drake war selber über seine schnelle Reaktion überrascht, aber wenn man es sich recht überlegte, war das auch kein Wunder. Er war halt, und er mochte dieses Wort eigentlich nicht, ein Wunderkind.
Das ist überraschend gut gelaufen, dachte sich Drake.
"Das ist überraschend gut gelaufen", sagte jemand hinter ihm.
Er hob das Schwert auf und wirbelte herum. Vor ihm, bei der Türe, stand eine Frau.
Vom Alter her war sie vielleicht 18 oder 19 Jahre alt. Sie hatte schwarze Kleider an, schwarze Fingernägel und Pechschwarze Haare. Ihre Augen waren leicht rötlich, als wäre in ihren Augen eine Ader geplatzt. Alles in allem eine ziemlich merkwürdige Person.
Aber auch wenn sie verdächtig aussah, wollte er niemanden aus Verdacht angreifen, auch wenn die Verdächtige aussieht wie ein Emo.
"Wer bist du?", fragte Drake.
"Ich? Nicht so wichtig. Ich hätte aber gerne das Schwert, dass du in der Hand hältst. Das wäre sehr nett."
"Bist du befreundet mit denen?" Drake zeigte auf die bewusstlosen Typen.
Sie fing an zu grinsen.
"Wenn das so wäre, dann wärst du schon tot."
Sie machte einen Schritt auf ihn zu, woraufhin er einen Schritt nach hinten ging, während alle seine Klassenkameraden ihn anschauten und immer noch nicht gecheckt hatten, dass er gerade das Leben aller gerettet hatte.
Drake hielt das Schwert fester. "Warum willst du das Schwert? Ist es etwa so wertvoll? Ist es irgendwie aus dem teuerstem Material, das es gibt oder so?"
Plötzlich hörte er Schüsse, die Frau fluchte und rannte auf ihn zu. Er versuchte, sie auf Abstand zu halten, doch sie war viel zu schnell. Plötzlich hatte sie ihn am Arm genommen und zusammen sprangen sie aus dem Fenster.
Aus dem Fenster im 4.Stock.
War diese Frau absolut bescheuert?
Er schrie als er fiel. Doch plötzlich wurde er ruckartig zurückgerissen, so schnell, dass er sich fast seine Schulter ausgekugelt hätte. Er schrie auf, hielt sich seine Schulter und fragte sich, was zum Teufel in den letzten fünf Minuten passiert war.
Er versuchte hochzuschauen, doch die Sonne blendete seine Sicht. Plötzlich ging es mit ihm aufwärts. Er biss die Zähne zusammen, um den Schmerz zu unterdrücken, und versuchte nochmal hinzusehen. Diesmal erkannte er etwas.
Etwas ganz Klares.
Nämlich eine kleine Frau, die aussieht wie ein Emo, die senkrecht eine Wand hinauflief.


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