Begegnung

Als Drake wieder aufwachte, lag er in einer alten U-Bahnstation. Als er sich aufrichtete, merkte er, dass er billig zugedeckt worden war und neben ihm sein Schwert lag. Ausserdem lagen dort noch eine Flasche Wasser und ein Schinken-Sandwich.
Dabei mag er doch keinen Schinken. Aber es war besser als nichts. Als er langsam nach dem Sandwich griff, hielt er kurz inne und schaute sich genauer um.
Keiner da.
War das also kein Traum? Der Vortrag, der Kampf und... diese Frau?
Er versuchte aufzustehen, doch dann spürte er den pochenden Schmerz in seiner Schulter. Er hatte sich tatsächlich fast die Schulter ausgekugelt.
Also kein Traum.
"Hallo."
Drake wirbelte herum, als zwei Gestalten auf ihn zugingen.
"Wer seid ihr?", fragte Drake nervös, "Was hat das alles zu bedeuten?"
Drake war selber überrascht, als er aus seiner Stimme leichte Panik hörte. Vermutlich wäre aber jeder in seiner Situation angespannt.
"Ganz ruhig, alles wird gut.", sagte einer der Gestalten. "Wir sehen doch sehr vertrauenswürdig aus, oder nicht? Also, ich würde mir bei dem hübschen Gesicht schon trauen."
Drake neigte seinen Kopf leicht zur Seite.
"Ich kann euch nicht sehen. Es ist zu dunkel."
Stille, dann: "Stimmt."
Als die zwei Gestalten vortraten, war er nicht sonderlich überrascht, die Frau mit den pechschwarzen Haaren zu sehen. Aber die andere Gestalt sah noch komischer aus. Es war ein Junge in seinem Alter, 16 oder 17 Jahre alt, und er trug einen zerissenen und alten Anzug mit einem ebenso zerissenem und altem Zylinder. Seine Zähne waren ungepflegt und seine Fingernägel auch. Er hatte Schwarzes Haar und das war wirklich das Einzige, was an ihm normal war. Obwohl Drake mit seinen Schnee-Weissen Haaren sich nicht gerade beschweren konnte. Seine Haut sah komisch aus, obwohl Drake nicht genau sagen konnte warum.
Der Anzugträger machte eine selbstgefällige Pose.
"Und jetzt?"
"Ich spare mir meinen Kommentar zu deinem Aussehen."
Der Anzugträger begann zu lachen.
"Du hast Humor, gefällt mir."
Er streckte seine Hand aus.
"Ich bin Shay und das hier neben mir ist Elisa."
Drake war sich nicht sicher, ob es die hygienischste Idee war, ihm die Hand zu schütteln, aber Hygiene war ihm in diesem Augenblick absolut egal.
Er nahm seine Hand und blickte ihm in die Augen. "Ich bin Drake und jetzt nochmal: Was hat das alles zu bedeuten?"
Shay sah ihn an, dann Elisa, dann wieder ihn. Schliesslich seufzte er und setzte sich.
"Okay, ich erzähle es dir."
Sekunden verstrichen, dann: "Was wolltest du genau wieder wissen?"
Drake merkte schon, dass dieser Typ nicht der Hellste war. Hoffentlich konnte er Drake irgendwas Brauchbares erzählen.
"Alles, was du weisst über... das hier!"
"Das könnte ein bisschen dauern."
"Muss erst Zuhause sein." 20:00 um
Shay lächelte.
"Ok, aber versprich, mich nicht zu unterbrechen, klar? Und als kleine Warnung: Das, was ich dir jetzt sage, würdest du vielleicht als komplett verrückt bezeichnen, aber ich schwöre bei Gott, dass ich die Wahrheit sage."
Drake nickte. Was jetzt wohl kommt?
Shay setzte sich aufrechter hin.
"Ok, dann fange ich an. Vor etwa, sagen wir mal, ein paar hundert Jahren oder so, ich habe es nicht so mit Zeitangaben, gab es sehr böse und gefrässige Monster auf dieser Welt. Ich meine damit keine Löwen oder Nashörner oder so, ich meine wirklich so etwas wie Godzilla."
Drake blinzelte.
"Was? Dein Ernst?"
"Du hast gesagt, du lässt mich ausreden, also halt die Klappe. Jedenfalls waren diese Monster, wer hätte es gedacht, nicht gut auf die Menschen zu sprechen. Sie zerstörten ganze Dörfer, Städte und sogar Länder. Natürlich gefiel das den Menschen eher weniger und darum wollten sie etwas gegen diese übermächtigen Wesen unternehmen.
Dann hatten die Menschen eine Idee: Sie wussten, dass diese Monster aus Magie bestanden, also..."
Drake runzelte die Stirn. "Warte, sagtest du Magie?"
"Ich habe doch gesagt, dass du mich ausreden lassen sollst... Aber ja, es gibt Magie."
Drake war sich jetzt ganz sicher: Dieser Typ war als Kind mal auf den Kopf gefallen. Und zwar mehrmals.
"Willst du mich verarschen?"
Shay seufzte nur und zeigte nach oben. Drake blickte nach oben, direkt in die Augen von Elisa, die kopfüber an der Decke hing und ihn angrinste.
Drake starrte nach oben, blickte dann Shay an und sagte: "Okay, überzeugt".
Shay lachte.
"Das ging einfacher als gedacht."
"Weisst du, wie viele Geschichten von Magie ich schon gelesen oder gehört habe? Darum gehe ich mit dieser Situation auch so ruhig um."
"Naja, jedenfalls wurden sie, damit sie versiegelt werden konnten, betäubt, indem man die Magie des einzigen toten Biestes in eine Maschine lud, sie anlockte und dann die Maschine überladen liess. Die Biester bekamen einen Überschuss von Magie, wurden betäubt und dadurch konnte man sie schliesslich versiegeln. Die Menschen wurden teilweise auch von der Explosion erfasst, sodass sie magische Kräfte entwickelten, genau wie ihre Nachfahren.
Noch Fragen?"
"Eine Menge."
"Ich beantworte dir nur eine."
Drake denkte nach, dann fragte er:
"In was wurden sie versiegelt?"
"In verschiedene Waffen, z.B eine Axt, ein Dolch, eine Helebarde und... ein Schwert."
Drake riss die Augen auf. "Mein Schwert?"
"Bingo."
"Aber warum wollten die Typen mir es wegnehmen?"
"Das ist der springende Punkt. Weisst du, diese Typen, die dich angegriffen haben, sind Agenten einer Organisation namens "Resurrection". Diese Organisation hat sich nur ein Ziel gemacht: Sie wollen einen Gott erschaffen. Und bevor du nachfragst, wir wissen auch nicht, was das genau zu bedeuten hat, das haben uns nur alle Mitglieder bisher erzählt, die wir verhört haben. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass wir diesen Plan verhindern müssen und dass sie die 10 versiegelten Biester brauchen, um diesen Plan zu verwirklichen. Das einzige Biest, welches ihnen jetzt noch fehlt, ist dein Schwert."
Drake blickte ihn an.
"Und... Wer, nein, Was seid ihr genau?"
Elisa ergriff das Wort.
"Wir sind vieles. Wir sind z.B Spione und Söldner. Oder Helden, kannst dir was aussuchen."
"Nur ihr zwei?"
Elisa schüttelte den Kopf. "Da ist noch eine Schüchterne in unserer Gruppe, aber gegenüber Fremden ist sie so schüchtern, dass sie praktisch kein einziges Wort rausbringt. Sie ist im Nebenzimmer, ich stell dich ihr nachher vor, besser gesagt, du kannst es gerne versuchen."
Drake nickte. "Ok, das heisst also, dass wir, Menschen, Magie einsetzen können? Wirklich? Jeder von uns?"
Shay meldete sich wieder zu Wort.
"Tatsächlich können nicht alle Magie erlernen, aber ich würde sagen, hmm, geschätzt so etwa 10-20 Prozent der Menschheit."
"Hatte der Autor dieser Geschichte keine originellere Idee als das?"
Shay blickte auf. "Was hast du gesagt?"
"Ach, nichts. Kannst du auch Magie anwenden? Und wenn ja, was für Magie?"
Shay grinste, sagte aber nichts.
Elisa ergriff das Wort.
"Menschen können normalerweise nur eine Art von Magie lernen in ihrem ganzen Leben. Meine Magie besteht darin, die Schwerkraft meines eigenen Körpers ausser Kraft zu setzen, wodurch ich an Wänden und an der Decke kleben kann und ich kann mich extrem schnell bewegen."
"Hab ich schon bemerkt."
Drake setzte sich auf. "Die letzte Frage würde ich gerne stellen, nachdem du mich dieser anderen vorgestellt hast, ist das in Ordnung?"
Elisa nickte aufgeregt, nahm ihn am Arm und zerrte ihn halb zu einer Türe. Als er an diese Tür klopfte, hörte er eine leise Stimme, die "Herein" sagte. Als er hineintrat, hätte er nicht gedacht, dass er sich über den Anblick dieses Mädchens so freuen würde, aber es war schon schön, jemanden zu treffen, der...
Wie soll man das ausdrücken? Es war schön, jemanden zu treffen, der nicht aussah, als wäre dieser gerade aus einer Freak-Show abgehauen.
Das Mädchen versuchte, sich aufrechter hinzusetzen, damit sie ein bisschen weniger nervös aussah, was im Endeffekt aber so aussah, als würde sie wild hin und her zappeln. Das Mädchen war fast so gross wie er, hatte leichte Rundungen, langes, braunes Haar und eine kleine Halskette um den Hals. Sonst sah er an ihr keine besonderen Merkmale. Ziemlich normal, aber normal war jetzt etwas, was er brauchte.
"Hi!" sagte sie und verschluckte sich fast an ihren eigenen Worten.
"Hi." sagte Drake.
Stille, dann seuftzte sie und drehte den Kopf zu ihm. "Ich bin sicher
l-langweilig, wenn man mich mit Elisa oder Shay vergleicht, oder nicht?"
Bevor Elisa oder Shay etwas darauf antworten konnten, ergriff Drake das Wort.
"Weisst du, ich weiss selber nicht, ob das eine gute Aufmunterung ist, aber wenn man bedenkt, wie die aussehen, wäre ich lieber in deinem Körper als in ihrem."
Elisa fing an zu lachen, während Shay den Kopf hängen liess und das Mädchen nicht wusste, ob sie kichern, sich verschlucken oder sonst irgendwas machen sollte.
Sie atmete kurz durch und streckte ihre Hand aus. "Mein Name ist Amilia, s-s-schön dich kennenzulernen."
Drake schüttelte ihr Hand "Drake ist mein Name. Damit komme ich zu meiner letzten Frage."
Er drehte sich um und blickte in Shay's Augen. "Was ist jetzt mit mir?"
Shay zögerte. "Das ist eine sehr gute Frage und ich hätte zwei Antworten darauf. Entweder du gehst jetzt nach Hause und lebst dein Leben weiter und wirst, keine Ahnung, Bankdirektor oder was auch immer schlaue Leute werden, oder du kommst mit uns und verpasst diesen bösen Typen, die dein Schwert stehlen wollten, ein paar rechte Haken. Na, was sagst du?"
Shay streckte seine Hand erwartungsvoll aus.
Drake zögerte, streckte dann aber auch seine Hand aus.


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