Kapitel 6

Als ich am nächsten Tag aufwachte, ging ich wie gewohnt zum Frühstück und danach zum Unterricht. Heute hatten wir Zaubertränke, Verwandlung und Kräuterkunde. Wir haben Kräuterkunde immer direkt nach Harry, Hermine, Neville und Ron und sehen sie deshalb immer kurz. Als ich Neville zulächelte sah ich danach wohl noch ein bisschen verträumter aus als sonst, denn Ginny warf mir einen nicht definierbaren Blick zu. Wahrscheinlich sollte es eine Anspielung auf gestern sein. Seit dem haben wir nicht mehr viel darüber geredet, das war auch gut so, da wir nie alleine waren und ich nicht wollte, dass uns jemand hörte.
Nach dem Mittagessen entschied ich, heute ein wenig Zeit alleine zu verbringen. Mit meinen Freunden lustige Dinge zu unternehmen ist zwar toll, aber manchmal muss ich mich ein bisschen zurückziehen und mit meinen Gedanken in eine Ecke verkriechen. Noch vor einem Jahr verbrachte ich fast jeden Nachmittag so, doch heute habe ich mich so an meine Freund gewöhnt, dass es echt eine Ausnahme ist.
In meinem Schlafsaal überlegte ich, was ich heute tun wollte. Dann entschied ich, heute mal wieder die Thestrale zu besuchen. Ich war gerne bei ihnen, auf wenn sie keinen guten Ruf hatten, sind sie tolle Wesen.
Ich machte mich auf den Weg über das Schulgelände, traf unterwegs Hagrid, der mir ein paar Äpfel und ein paar Stückchen rohes Fleisch für die Thestrale mitgab. Kurz bevor ich ankam, lief ich Neville über den Weg. Mein Herz machte einen Hüpfer, obwohl eigentlich einen riesigen Sprung und ich ging zu ihm. Er lächelte mich von weitem an und als ich bei ihn angekommen war, unterhielten wir uns. Zuerst wirkte er ein bisschen schüchtern, doch dann merkte man förmlich, wie er sich mir gegenüber öffnete, was mich sehr freute. „Hi Neville, was macht du denn hier?" „Hallo Luna, schön dich zu sehen. Ich wollte nur kurz an den See und ein Kraut suchen, um es mit dem Bild in meinem Buch abzugleichen." „Toll, ich wollte gerade die Thestrale besuchen" „Was genau war das nochmal?" „Thestrale sind sehr tollte Wesen, allerdings können nur manche Menschen sie sehen."
„Super, ich geh dann mal. Bis dann, Luna." Ich sah wie er sich umdrehte und langsam ging. Ich bin mir nicht sicher, warum ich danach tat, was ich tat, aber bevor ich richtig darüber nachdachte, war es mir auch schon rausgerutscht. „Warte Neville" Schlagartig drehte er sich um, als hätte er nur darauf gewartet, was mich leicht überraschte. „Ich hab mal eine Frage, vielleicht möchtest du ja mit mir zu den Thestralen kommen und danach gehen wir zusammen an den See?" Er überlegte kurz und sagte dann: „Ja klar, ähmm, ich meine können wir machen," hängte er in einem etwas unsicheren und verlegenen Ton an seine scheinbar vorher rausgerutschte Antwort. Dann lächelte er mich an und dieses Mal wusste ich, dass dieses kleine, schiefe Lächeln nur für mich bestimmt war. Es war so ein schönes Gefühl. Ich machte einen kleinen ungeplanten Freudenhüpfer und schnappte Nevilles Hand. Dann lief ich mit ihm zu der Waldlichtung , auf der die Thestrale für gewöhnlich grasten. Dort angekommen blieb ich stehen und spürte wie mir mein Herz bis zum Hals schlug. Zum einen, weil ich gerade Neville Longbottom an meiner Hand hielt und ihn soeben zu einem meiner liebsten Orte auf der ganzen Welt geführt habe. Und weil ich zu diesem Ort gerannt war und das ziemlich anstrengend war.
Neville sah auch ziemlich aus der Puste und im Gegensatz zu mir wahrscheinlich auch ein bisschen überrascht. Wir sahen uns an und ich sah ihm genau in die Grün-braunen Augen, die wundervollen, Grün-braunen Augen. Ich weiß nicht wie lange wir das taten, doch es war irgendwie ein wundervoller und magischer Moment.
Dann zog ich ihn weiter, bis wir genau vor einem der Thestrale standen. Ich hatte mir schon gedacht, dass Neville sie nicht sehen konnte, deshalb erklärte ich ihm schnell warum. „Thestrale kann man nur sehen, wenn man den Tod einer Person mit angesehen hat." Ich sah wie Neville schluckte. „Mach dir keine Sorgen, es ist schon einige Zeit her, als ich meine Mutter verlor." Neville nickte nur und ich drückte seine Hand, die ich immer noch in meiner hielt, ein wenig fester. „Möchtest du ihn streicheln?" fragte ich vorsichtig. „Also Ich weiß nicht, wenn du meinst," sagte er leicht verunsichert.
Ich nahm auch seine andere Hand und führte sie zur Schnauze des wundervollen Wesens. Es war ein Weibchen, sie sind von Geburt an ein wenig zutraulicher.
Neville tätschelte etwas unbeholfen ihre Schnauze und ich lächelte ihn an. „Wollen wir fliegen?" „Was? Ähmm also naja. Wie du meinst." Das hatte ich nicht erwartet. Neville musste mir sehr vertrauen, dass er sich freiwillig mit mir auf ein für ihn nicht sichtbareres Wesen setzt und darauf fliegt.
Ich setzte mich zuerst auf die junge Thestral Dame und half danach Neville hoch. Er saß hinter mir und hielt sich an mir fest. Es war ein schönes Gefühl und ich freute mich auf das, was wir gleich erleben würden. Ich war schon einige Male auf Thestralen geflogen, doch noch nie war ich so aufgeregt wie an diesem Tag.
Wir hoben langsam ab und die Flügelschläge wurden immer heftiger. Es war ein lustiges Gefühl fand ich und Nevilles Körperhaltung wurde langsam entspannter.
Nachdem wir Hogwarts zwei mal umrundet hatten, verloren wir langsam an Höhe und landeten schließlich wieder. Neville sprang zuerst ab und half mir dann. „Wow, Luna. Das war großartig", dann ohne Vorahnung umarmte mich Neville und ich spürte so ein Gefühl der Nähe, wie ich es vorher nie gespürt hatte.
Dann, plötzlich, schnappte Neville meine Hand und zog mich nochmal quer über das Hogwartsgelände. Am See angekommen setzte ich mich wie so oft in den letzten Tagen unter den Baum. Neville zog sein Buch über Wasserpflanzen mit heilenden Fähigkeiten aus der Tasche und schlug eine Seite auf. Oben stand Talis Kraut und darunter war ein Bild zu sehen. Eigentlich relativ unscheinbar, mit kleinen Goldenen Kugeln daran, die Nargeln ein wenig ähnelten. „Talis Kraut hat ganz viele tolle Eigenschaften. Ich würde es gerne finden, damit ich die Wirkung auf das Wachstum der Alraunen, die vorher mir dem Saft der goldenen Früchte beträufelt wurden, beurteilen kann." Er war mal wieder voll in seinem Element, was total süß war und sah mich nach seinem Vortrag ein wenig fragend an. „Natürlich helfe ich dir. Das alles hört sich sehr interessant an."

Mir hat auch dieses Kapitel mal wieder sehr viel Spaß beim Schreiben gemacht und ich hoffe, es gefällt euch. Leider musste ich einen Cut machen, weil es sonst ein wenig zu lang geworden wäre. Es geht aber bald weiter.💖

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