Kapitel 2, Bruchtal

Legolas stand an seinem Fenster und beobachtete den Vorhof, welcher direkt unter seinem Zimmer lag. Seit Tagen kamen die verschiedensten Personen in Bruchtal an, welche er von seinem Zimmer aus beobachtete und versuchte sich einen Eindruck von ihnen zu verschaffen, damit er für den Rat möglichst gewappnet war. Gerade sah er dabei zu wie zwei Zwerge an kamen als sie in den Hof geritten kam. Ihre hellblonden, langen Haare glänzten im Sonnenlicht und ihr brauner Mantel umhüllte ihre zarte Gestalt. Voller erstaunen bemerkte er, dass sie ohne Sattel ritt und dass schwarze Pferd, auf dem sie saß, kein richtiges Zaumzeug, sondern eine Art Lederband um den Hals trug, andem sich die Reiterin festgehalten hatte. Als die Reiterin Abstieg bemerkte Legolas außerdem das Schwert an ihrer Hüfte. Neben ihr stieg nun ein Elb von seinem Pferd. Einer von Elronds Söhnen, wenn sich Legolas recht entsinnte. Er deutete der mystischen Dame, dass sie ihm folgen sollte und gemeinsam verließen sie Legolas Blickfeld. Wer war sie? Und warum war sie hier in Bruchtal? Ob sie wohl auch zum Rat eingeladen worden war? Legolas riss seinen Blick von der Stelle, an der sie verschwunden war.

Als Lunae mit Elrohir in Bruchtal an kam führte dieser sie direkt zum Gemach seines Vaters und dem Herrn von Bruchtal. Gemeinsam eilten sie über lange Balkone und durch zwei große Säle, bevor sie in einen riesigen Gang gelangten, an den Elronds Gemach grenzte. "Ich lasse Euch allein mit Vater sprechen. Wir sehen uns bestimmt nachher beim Abendessen. Mein Vater gibt zur Begrüßung von all unseren Gästen ein Bankett.", verabschiedete sich Elrohir, bevor er sich umdrehte und wieder in die Richtung der Säle eilte. Zaghaft klopfte Lunae an die riesige und verschnörkelte Tür. Sofort antwortete jemand mit einem gedämpften 'herein' und Lunae betrat das Zimmer. Mitten im Raum standt ein Tisch, auf welchem eine Karte lag. Zwei Männer standen direkt neben dem Tisch. Sie hatten wohl gerade die Karte studiert, bevor Lunae geklopft hatte. Beide schauten nun jedoch Lunae an und sie wusste sofort, wer die beiden waren, obwohl sie den Rechten noch nie zuvor gesehen hatte. Der Linke war natürlich Herr Elrond, welcher ein lindgrünes Gewand und einen Silberreif auf seinem Kopf trug. Der Rechte war Gandalf der Graue, welcher, wie sein Name schon verriet, ganz in Grau gekleidet war. Lunae hatte schon viel von ihm und seinen Feuerwerken gehört, für die er in ganz Mittelerde bekannt war. In seiner Hand hielt er einen hölzernen Stab. Lunae sank leicht in die Knie und neigte demütig ihren Kopf. "Herr Elrond. Herr Gandalf." Elronds Lippen formten ein leichtes Lächeln. "Lunae. Ich bin froh, dass du es noch zu unserem Ratstreffen geschafft hast. Wärst du morgen um diese Uhrzeit gekommen, wären wir wohl schon längst fertig mit der Tagung." Lunae lächelte. "Es ist mir eine Ehre dem Rat bei zu wohnen. Wann genau habt Ihr vor morgen zu beginnen?" "In der Früh. Circa eine Stunde nach Sonnenaufgang.", antwortete Gandalf wissent. "Nun...", sprach Elrond erneut. "Ich werde dir dein Gemach wärend deines Aufenthaltes hier zeigen. Entschuldigt mich kurz, Gandalf." "Nur keine Sorge, ich werde geduldig hier auf euch warten, Herr Erond.", erwiderte der Zauberer und nickte Lunae zum Abschied augenzwinkernd zu. Gemeinsam verließen der Elb und die Waldläuferin den Raum. Elrond ging langsam durch die Gänge und Höfe von Bruchtal, Lunae schritt neben ihm her. "Ich habe dich lange nicht mehr gesehen, Lunae. Es tut gut, dich wieder hier zu haben. Vor allem Arwen wird sich freuen.", erzählte Elrond. Lunae lächelte. "Ich habe mich im Norden niedergelassen, Herr. Im Düsterwald, an der Grenze Richtung Erebor." "Erzähl, wie geht es König Thranduil und seinem Reich?" Das Lächeln, welches Lunaes Gesicht kurzzeitig geziert hatte, verschwand. "Der Düsterwald stirbt. Seit die Elben begonnen haben das Meer zu überqueren, um zu den Valar zurück zu kehren, gibt es nicht mehr genügend Kämpfer die die Grenzen des Düsterwaldes verteidigen. Kankras Kinder werden immer mehr und die Orks kommen immer näher an die Grenze des Waldes. Die Menschen in Thal haben Angst, dass die Orks irgendwann zu ihnen gelangen könnten.", berichtete Lunae. Elrond nickte. "Die Lage ist ernst. Doch sollten wir den Ring zerstören können wird das Böse verschwinden." "Das wollt ihr also?", fragte Lunae. "Denn Ring zerstören?" "Es ist das einzig Richtige.", erklärte Elrond und blieb mit diesen Worten vor einer Tür stehen. "Hier ist dein Gemach. Im übrigen gebe ich heute Abend ein Begrüßungsbankett, zu dem du natürlich herzlich eingeladen bist. Aber bitte bade dich vorher, Lunae. Ich weiß, du warst schon immer ein Wirbelwind und hast dir von niemanden was sagen lassen aber deine Haare... Sie sind voller Blätter!", tadelte Elrond die Waldläuferin, lächelte dabei aber beinahe väterlich. "Ja, Herr.", versprach Lunae und knickste zum Abschied noch einmal. Elrond drehte sich um und ging den Weg zurück, welchen er grade mit Lunae gekommen. Er rief jedoch noch "Und zieh dir bitte etwas Anständiges an!", bevor er hinter einer Abzweigung verschwand.

Als Lunae das Zimmer betrat wurde sie beinahe umgerissen. Jemand hatte sich stürmisch in ihre Arme geworfen und versperrte mit seinen ebenholz-farbende Haaren Lunaes Sicht. Ein Schluchzen war zu vernehmen. "Du bist wieder da!", murmelte die Person in Lunaes Armen. "Ich bin wieder da.", wiederholte Lunae die Worte der Person und drückte diese an sich. "Wie geht es dir Arwen?" Die Elbin löste sich von Lunae. "Wie es mir geht? Du weißt doch ganz genau das hier selten etwas passiert. Es ist alles wie immer. Aber wie geht es dir? Wo warst du so lange? Ich habe täglich gehofft, dass dich dein Weg wieder hier her führen würde damit wir uns endlich wiedersehen können." Lunae lachte und drückte Arwen nocheinmal an sich. "Mich hat es in den Norden verschlagen. Den Düsterwal, um genauer zu sein. Die Lage dort ist schrecklich, Arwen. Jeden Tag habe ich Orks oder Spinnen gejagt, nur um am nächsten Tag festzustellen, dass wieder zwanzig mehr dieser Scheusale im Wald aufgetaucht sind. Sie vermehren sich wie Maden. Ich versuche wirklich alles, um sie zu vertreiben, doch es gelingt mir nicht." Tröstend legte Arwen eine Hand auf Lunaes Schulter. "Das wird schon wieder. Morgen tagt der Rat. Wenn der Ring erst einmal zerstört ist wird es auch dem Düsterwald bald besser gehen." Lunae nickte hoffnungsvoll. "Danke, Arwen. Jetzt muss ich aber baden, damit ich pünktlich fertig bin zum Bankett. Dein Vater köpft mich sonst.", scherzte sie. Arwen lachte. "Apropo. Er hat dir bestimmt auch gesagt, dass du etwas 'Anständiges' anziehen sollst, oder?" "Ja. Er mochte meine Kleidung schon früher nicht. Ich verstehe nicht was er gegen meine Hosen hat." "Er hat nichts gegen deine Hosen. Er empfindet es bloß als unsittlich, wenn eine Frau Hosen trägt. Du gehst jetzt erst einmal baden und ich hole dir einige von meinen Kleidern zum anprobieren, damit du nachher etwas zum anziehen hast." Lunae lächelte. Seit sie mit dreiundzwanzig das erste Mal nach Bruchtal gekommen war waren sie und Arwen enge Freundinnen. Wenn Lunae da war, war Arwen wild und aufgedreht, sehr zur Missgunst ihres Vaters. Dennoch war auch dieser Lunae sehr zugetan und sah sie als gute Freundin der Familie. Elrond kannte sogar, im Gegensatz zu Arwen, Lunaes komplette Vergangenheit und damit ihre wahre Identität. "Es wäre nett wenn du mir einige Kleider für die nächsten Tage leihen kannst." "Gar kein Problem, Lunae. Ich bin bald zurück!"

Gemeinsam mit Arwen betrat Lunae den großen Balkon, aufdem das Bankett aufgebaut war. Das Kleid, für welches sich Lunae entschieden hatte, war Königsblau. Es lag bis zu ihrer Hüfte eng an und fiel dann fließend bis zum Boden. Im Licht erkannte man, dass das Kleid leicht glitzerte und hinten hatte es einen tiefen Rückenausschnitt. Arwen hatte, passend zu dem Kleid, noch blaue Ballerinas mitgebracht und Lunaes Haare kunstvoll hochgesteckt. So edel hatte sich die Waldläuferin lange nicht mehr gefühlt. Auch Arwen war, wie immer, unglaublich schön. Sie trug ein grünes, luftiges Kleid, mit mehreren Schichten Tüll, welche das Kleid ausladender und königlich aussehen ließ. Ihre dunklen Locken fielen ihr kunstvoll über den Rücken und ihren Kopf ziehrte ein goldener Haarreif. Beide Damen bekamen von den anderen Anwesenden, welche ausschließlich Männer waren, staunende Blicke zugeworfen. Augenblicklich fühlte sich die Elbin etwas unwohl. "Einfach ignorieren.", flüsterte Lunae ihr zu, welche Arwens Unwohlsein sofort bemerkt hatte. "Okay.", flüsterte Arwen zurück und setzte sich dann neben einen gutaussehenden und stattlichen Mann mit dunkelbraunem Haar. Lunae umrundete das Bankett selbstbewusst und setzte sich Arwen gegenüber. Legolas, welcher bereits am anderen Ende des Banketts Platz genommen hatte, konnte kaum die Augen von der wunderschönen Blondine nehmen, wärend sie an ihm vorbei schritt. Zu Lunaes rechter Seite saß bereits ein rothaariger Zwerg und zu ihrer Linken ließ sich nun Mann mit dunkelblonden, glatten Haaren nieder. "Schönen guten Abend, my Lady.", begrüßte er Lunae. "Es ist ein schöner Abend, aber eine Lady bin ich nicht.", erwiederte diese. "Was seid Ihr dann?" "Eine einfache Waldläuferin aus dem Norden." "Eine Waldläuferin?", mischte sich nun der Mann an Arwens Seite ins Gespräch mit ein. "Wie lautet Euer Name?" "Man nennt mich Lunae." Der Mann nickte wissend. "Ich habe von Euch gehört." "Tatsächlich?", fragte Lunae überrascht und hob die Augenbrauen. "Man erzählt von Euch Ihr wärt die Kriegerin des Nordens. Ihr würdet Euch mit ganzen Heeren von Orks und riesigen Spinnen anlegen, nur um König Thranduil den adeligen Hintern zu retten." Lunae lachte. "Mein Herr, gegen ein Heer hätte ich allein wohl kaum eine Chance. Und König Thranduil kann ziemlich gut auf sich selbst aufpassen. Aber ich versuche möglichst viele Orks daran zu hindern nach Thal zu kommen. Ich bewache im Prinzip die Grenze vom Düsterwald Richtung Erebor. Dieser Teil des Waldes ist schon längst vom Elbenvolk verlassen." Der Mann hatte aufmerksam zugehört und nickte nun. "Wie heißt Ihr?", wollte Lunae wissen. "Man nennt mich Streicher. Auch ich bin einer der Dúnedain." Lunae nickte wissend. "Ich habe auch von Euch gehört.", sagte sie, beließ es aber dabei.

Nach einer kurzen Rede von Elrond wurde das Bankett eröffnet. Alle taten sich mehr oder weniger beherzt von dem Essen auf. Vorallem der rothaarige Zwerg, welcher neben Lunae saß, war ziemlich entrüstet über die Wahl der Speisen. Salate, Brote, Brötchen und Wein. "Kennt dieses Elbenvölkchen den keinen vernünftigen Braten? Das ist kein Essen für einen richtigen Zwerg." Lunae lächelte. "Ich bitte Euch, Herr Zwerg. Seid doch nicht so entrüstet. Immerhin seid Ihr hier Gast. Sollte man sich nicht dem Lebensstil des Gastgebers anpassen?" Der Zwerg schaute sie verdutzt an bevor er leise murmelte "Na gut, dann sauf ich mir den Magen halt voll." Lunae musste beherzt lachen. "Sagt, Herr Zwerg, wie lautet Euer Name?" "Gimli, Glóins Sohn. Stehts zu Diensten, meine Dame!" Erneut musste Lunae lachen. "Es freut mich Eure Bekannschaft zu machen, Gimli Glóins Sohn. Aus welchen Zwergenreich kommt Ihr?" "Ich komme vom Erebor.", antwortete der Zwerg stolz. Lunae sah ihn überrascht an. "Ach. Tatsächlich? Was für eine Überraschung. Ich habe mich in dieser Gegend auch vor einigen Jahren mehr oder weniger nieder gelassen und bin ab und an mal in Thal gewesen. Aber Euch habe ich noch nie gesehen." Gimlis Miene erhellte sich, als er erfuhr von wo Lunae angereist war. "Wirklich erstaunlich. Wie war noch einmal Euer Name?" "Lunae.", antwortete die Waldläuferin gefühlt schon zum unzähligsten Mal an diesem Abend. "Nun, Fräulein Lunae. Es wäre mir eine Freude, sollte es sich so ergeben, Sie auf Eurer Rückreise zu begleiten." "Es wäre mir eine Freude.", erwiederte die Frau warmherzig.

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