Todesser-Party
Trotz der Tatsache, dass Molly mich ins Zimmer geschickt hatte, lag ich wach da. Ich konnte nicht einschlafen, also machte ich mein Licht an und kramte das Tagebuch meiner Mutter hervor. Sanft öffnete ich es. Wieder strahlen mir die Bilder entgegen: Mom auf der Wiese in Quidditchkleidung; sie und Barty auf dem Weihnachtsmarkt; Dad, wie ihn eine Torte ins Gesicht trifft und wir drei, als Familie.
Ich blätterte weiter und las mir die erste Seite durch:
Es war der 1.September und ich freute mich riesig auf Hogwarts. Auf dem Bahnhof lernte ich zwei nette Personen kennen, Lily Evans und Severus Snape-
Ich verzog das Gesicht.
Im Zug machte ich auch noch Bekanntschaft mit Remus Lupin, der mir etwas mysteriös vor kam, James Potter, der Spaßvogel, Sirius Black, der mich die ganze Zeit komisch anstarrte und Peter Pettigrew, der ruhig war, im Gegensatz zu James.
Ich kam zu meinem Glück nach Gryffindor - Hufflepuff wäre auch gut gewesen, aber Gryffindor freute mich auch, denn meine Eltern wollten, dass ich unbedingt nach Slytherin kam, weil wir Gaunts angeblich von Salazar Slytherin abstammten. Hogwarts war noch viel schöner, als ich es mir vorgestellt habe, es war einfach wundervoll.
Während des Festessens lernte ich einen netten Jungen kennen, Barty - er schien wirklich nett zu sein für einen Slytherin; Severus war auch nett und war trotzdem in Slytherin.
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, aber ich lächelte trotzdem. Leise blätterte ich auf die nächste Seite.
So, wie ich nun eben bin, habe ich verschlafen, aber ich schaffte es trotzdem noch zu VgddK. Es hat wirklich Spaß gemacht und wir haben den Entwaffnungs-Zauber geübt. Zaubertränke war... wie war es? Komisch. Professor Slughorn war eigentlich relativ locker, wenn man ihn mit Gonni vergleichte. -
Ich grinste. "Toller Spitzname."
Jedenfalls war es wirklich schön. Die vier Jungs, also James, Sirius, Remus und Peter waren durch und durch immer zum Lachen da, doch Black fand anscheinend, dass Barty mir nicht gut tat und 'kein guter Umgang' für mich sei. Was für ein Arsch.
Mein Grinsen verflog. Ich wusste gar nicht, dass Mom Dad nicht von Anfang an mochte, aber so etwas? Ich schüttelte den Kopf und wollte weiter blättern, als plötzlich Stimmen ertönten.
"Und wie stellst du dir das vor, Schniefelus?!", rief Dad aufgebracht. "Soll ich mit Flyern durch die Straßen laufen? Ich werde für einen Massenmörder gehalten!"
"Anweisung von Dumbledore", schnarrte Snape belustigt, "und ich habe gehört, dass deine Tochter im Orden ist. Stimmt das?"
Schritte näherten sich meiner Tür. So schnell, wie noch nie, legte ich mich auf den Boden, um so zu tun, als würde ich schon schlafen.
"Ja", pampte Dad ihn wütend an; die Tür wurde geöffnet. Schritte näherten sich mir. "Sie ist im Orden - und weshalb wolltest du sie überhaupt sehen?"
"Schau sie dir doch mal an", murmelte Snape. Ich spürte, dass die Blicke beider auf mir lagen. "Sie sieht genau wie Emily aus. Ich wollte sie einmal sehen. Merkst du nicht die Ähnlichkeiten, Black? Das einzige, was sie unterscheidet, sind die Augen."
"Und darauf bin ich stolz. Also, dass sie meine Augen geerbt hat."
"Freu' dich nicht zu früh, Black, sie ähnelt ihr auch im Charakter mehr als dir."
Ich spürte, dass ich vorsichtig von Dad hochgehoben, ins Bett gelegt und zugedeckt wurde.
"Ich weiß, dass du mich nicht leiden kannst, Severus", Dad presste seinen Namen hervor, als sei es eine Krankheit, "aber kannst du mir etwas über Luna erzählen?"
"Sie ist nicht so grottenschlecht wie du in der Schule, Black", erklärte der Professor. "Naja, jedenfalls besaß sie mehr Grips als Dumbledore, für einen Moment. Übrigens, wie läuft es mit dem Putzen, während ich mein Leben riskiere?", fügte er hinzu. Dad schnaubte wütend auf.
"Das geht dich einen Scheißdreck an, Snape!"
"Aha", sagte Snape trocken.
"Wie war nochmal der Auftrag?", fragte Dad. Ich horchte aufmerksam auf.
"In die Winkelgasse gehen, und den Leuten vermitteln, dass der Dunkle Lord wieder da ist."
"Dann kannst du das übernehmen, Schniefie!", rief Dad begeistert und klatschte wie ein kleines Kind in die Hände. "Durch die Winkelgasse spazieren und die Leute davon überzeugen, während ich hier 'putze'!"
"SCHHH!", zischte Snape aufgebracht. "Willst du sie wecken, oder was?"
"Nein."
"Dann halt endlich deine Klappe, Black."
Stille herrschte und langsam nervte es, dass ich das Gefühl hatte, beide würden mich unablässig anstarren.
"Was ist das?" Ich hörte, wie Dad etwas vom Boden aufhob.
'Oh nein...', dachte ich mir im Stillen.
"Ist das...?", flüsterte Dad unsicher.
"Emilys Tagebuch", stellte Snape fest. "Woher hat sie es? Ich hatte es, aber plötzlich war es weg."
"Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass meine Tochter etwas von dir stehlen will."
"Hätte ja sein können... und außerdem wollte Emily, dass Luna es bekommt und nicht du."
"Woher weißt du das, Snape?"
"Das hat Emily mir gesagt."
"Wann?"
"Ist unwichtig."
"Aha."
Ich spürte, dass mir das Buch auf den Bauch gelegt wurde. Reflexartig umklammerte ich es und bereute es sofort. 'Wie kann man nur so dumm sein?'
"Sie träumt von irgendetwas, dass sie es schon umklammert", sagte Dad und ich konnte sein Grinsen förmlich vor mir sehen.
"Gute Nacht, Kleine", flüsterte Dad und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Snape verschwand und nun waren nur noch Dad und ich im Zimmer. Er wollte weggehen, doch ich hielt ihn an der Hand fest.
"Lass mich nicht alleine", wisperte ich.
"Meine Kleine ist genau wie Emily", sagte er leise und streichelte mir mit einer Sänfte über die Haare, "aber ich muss los, Luna."
Dad verschwand ebenfalls und ich lag einfach nur wach da, das Tagebuch umklammert.
Eines stand für mich fest: ich würde die Aufgabe übernehmen.
Ich wartete einige Stunden darauf, dass die anderen schliefen, und als ich keine Geräusche mehr hörte, stand ich leise auf und tapste zum Schreibtisch. Es war drei Uhr nachts. Ich gähnend herzhaft und griff nach Pergamentblättern und einer Feder. Ich machte mich mit kratzender Feder ans Schreiben:
'Er, dessen-name-nicht-genannt-werden-darf, ist vor einandhalb Monaten zurückgekehrt und deswegen gilt äußerste Vorsicht, da er schwer einschätzbar und mordlustig sein kann.
Bei Fragen können Sie sich gerne an Hogwarts' Schulleiter Professor Albus Dumbledore wenden, oder an Harry Potter und/oder Luna Black, die seine Rückkehr am eigenen Leibe miterlebt haben. Für die, die gegen ihn kämpfen wollen, über 17 sind, und die Schule beendet haben, können Sie sich ebenfalls an Professor Dumbledore wenden.
Danke fürs lesen,
L.E.B.'
'Das müsste reichen', dachte ich mir und kopierte das Blatt, indem ich es zwanzig Mal abschrieb.
Ich schlich die knarzende Treppe des Hauses runter, darauf bedacht, keinen Ton von mir zu geben.
Als ich aus der Haustür raus war, schlug mir angenehmer kühler Wind entgegen und die Häuser Nummer elf und dreizehn schoben sich zusammen. Ich hatte in dem Zimmer einen Besen gefunden, zwar einen alten, aber das war mir mal wieder komplett egal, hauptsache er flog. Ich schwang mein Bein über den Besen und stieß mich ab.
Oben, über den Wolken, war der Wind eiskalt und ich bereute es sofort, keine warme Jacke mitgenommen zu haben.
Geschickt landete ich vor dem Tropfenden Kessel. Es war dunkel auf den Straßen, und das einzige, was Licht spendete, waren Laternen, deren Licht jedoch äußerst schwach war. Vor der besonderen Mauer angekommen, klopfte ich mit meinem Zauberstab auf einen Stein. In Gedanken dankte ich Narzissa, dass sie mir vor einem Jahr die Winkelgasse zeigte.
Die Steine schoben sich zur Seite, dass mir freie Sicht auf die Winkelgasse gegeben wurde. Sie war komplett leer und still, so dass man hätte eine Stecknadel beim Fallen hören können. Eine kühle Böhe zog auf und verstrubbelte meine Haare. Toll...
Nach und nach nahm ich die Suchplakate, die an jeglichen Orten verteilt waren, ab und klebte meine selbstgemachten dran.
"Was haben wir denn da?", fragte jemand hinter mir spöttisch. "Ein verirrtes Vögelchen?" Ich drehte mich nicht um.
'Eine falsche Bewegung und ich wäre tot', schoss es mir durch den Kopf.
"Willst du dich den nicht zu uns umdrehen?", fragte jemand anderes, ebenfalls hinter mir.
Ich schüttelte den Kopf. Es waren Todesser.
"Bist du dir da sicher?"
Mir wurde ein Zauberstab in den Rücken gedrückt. Na toll...
"Ganz sicher?"
"Ja", sagte ich aufgebracht.
"Na gut."
Mit einem Ruck wurde ich umgedreht und erblickte drei vermummte und maskierte Gestalten, die ich wieder erkannte - es waren die Todesser von heute, die die lange, dumme Diskussion geführt hatten. Ich erkannte sie an den Körpergrößen.
"Ist das so eine Art Todesser-Party?", fragte ich um die Stimmung aufzulockern. Keine Reaktion.
"Was wollen Sie?!", zischte ich.
"Na na na", sprach der, der mir nun den Zauberstab nicht mehr an den Rücken, sondern an den Hals hielt, "du willst uns doch nicht wütend machen?"
"Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Sir", gab ich zu, den Blick starr auf die Papiere in meinen Händen gerichtet.
"Das brauchst du auch nicht, solange du mitkommst."
"Wohin soll ich mitkommen, Sir?"
"Das weißt du."
Ich schluckte - natürlich wusste ich, wohin, doch ich wollte eine Bestätigung.
"Aber wie wollen wir sie denn zu ihm bringen? Apparieren?"
"Nein. Wenn sie zersplintert, haben wir die Mission vermasselt und können uns ein Grab schaufeln."
"Sollen wir etwa flohen?"
"Auf einen Besen zerren können wir sie ja schlecht. Auch wenn nie einen hat - wir würden drei weitere gebrauchen."
"Ich stelle meinen Besen freiwillig zur Verfügung", sagte ich und streckte ihnen meinen Besen entgegen. Vielleicht würde ich dann mit einem von ihnen allein allein sein und den dann erledigen und fliehen.
Ungläubig tauschen sie verblüffte, vielsagende Blicke.
"Ähm danke", sagte der Größte von ihnen und nahm den Besen entgegen. Dann wendete er sich zu seinen zwei Kumpanen. "Ich werde mit ihr fliegen und ihr appariert."
"Aber -", begann einer.
"Keine Wiederrede!"
"Und was ist, wenn sie abspringt?"
"Sie ist nicht lebensmüde."
Der Todesser setzte sich auf den Besen und einer der anderen zwei hob mich hoch und ließ mich ebenfalls auf dem Besen runter.
"Bis dann." Mit den Worten stieß er sich vom Boden ab, und ich wäre vom Besen geflogen, hätte ich mich nicht in seinen Umhang gekrallt.
Während des Fluges schmiedete ich einen Plan, oder versuchte es, denn mir fielen viele ein, die jedoch kaum umsetzbar waren.
Ich gab schon fast auf, bis mir etwas ins Auge stach. Der See von einem Park. Das war es! So könnte ich fliehen.
"So sehr ich es auch bedauern muss, Sie zu enttäuschen, aber ich muss los - die Pflicht ruft!", rief ich und ließ mich rückwärts vom Besen fallen.
Der Fall fühlte sich so an, als würde er in Zeitlupe geschehen.
Geschickt schaute der Todesser zu mir runter und ich konnte mir schon vorstellen, dass er dachte, ich sei lebensmüde.
Mit einem lauten Klatschen durchbrach ich die Wasseroberfläche und landete im See. Ich blieb einige Sekunden unter dem Wasser, damit wir dachte, ich sei tot.
Schließlich tauchte ich auf und schwamm an das Ufer.
Zitternd vor Kälte guckte ich mich um. Ein älteres Muggelpärchen saß auf einer Bank und schaute mich nur verstört an.
"Verzeihung", rief ich rüber, "wo ist der Grimmauldplatz?"
Die Frau zeigte nach links. Ich nickte dankend, während die beiden noch verstörtere Blicke tauschten. Das musste auch schon komisch aussehen: ein Mädchen, das plötzlich im See landet und dann nach einer alten, verlassenen Straße fragt.
Ich ging nach links, ehe ich die mir bekannte Straße erblickte. Es war schon Sonnenaufgang.
Wortlos öffnete ich die Türe, die zuvor erschienen war und lief den langen Flur entlang.
Seufzend ließ ich mich auf einem Stuhl im Salon nieder und legte den Kopf auf den Tisch, während ich mit dem Fingerkuppen auf den Tisch klopfte. Alle paar Sekunden ertönte ein gleichmäßiges Tropfen von meiner, noch immer, nassen Kleidung doch es störte mich im geringsten.
Die Müdigkeit überkam mich, ehe ich die Augenlider schloss.
"Was zur Hölle tut sie hier?! - Und warum ist sie plitschnass?!"
"Keine Ahnung, Sirius, aber du musst nicht so schreien."
"Tut mir leid, Molly, aber was würdest du tun, wenn Ginny nass und schlafend am Esstisch sitzen würde, hm?"
"Was ist mit mir?", ertönte eine dritte Stimme.
"Nichts, Ginny es -"
"Ist das Luna?"
"Ja, und du solltest jetzt wirklich -"
"Was ist mit ihr? Ist sie tot?!"
"Nein, sie schläft nur."
"Da bin ich beruhigt. Aber was macht sie hier, vor allem warum ist sie nass?"
"Das wissen wir noch nicht."
"Hey, Leute, hat jemand Luna ge - was ist hier los?!" Es ertönte noch eine vierte Stimme.
"Beruhigt dich, Moony."
"Das sagst du, der, der gerade durch das ganze Haus gebrüllt hat, Tatze."
"Jaah... weißt du, was mit ihr ist?"
"Nein, ihr?"
"Nein", sagten drei einstimmig.
Ich öffnete die Augen.
"Luna?", fragte Remus vorsichtig. "Was ist passiert?"
"Ich...", murmelte ich, "Ich-habe-in-der-Winkelgasse-Flyer-verteilt-dass-Voldemort-zurück-ist-und-dann-kamen-Todesser-und-wollten-mich-mitnehmen-und-ich-bin-vom-Besen-in-den See-gesprungen", sprudelte es aus mir heraus.
"Kannst du das bitte noch einmal langsamer sagen?", fragte Remus.
"Ich habe in der Winkelgasse Flyer verteilt, dass Voldemort zurück ist und dann kamen Todesser und wollten mich mitnehmen und ich bin vom Besen in den See gesprungen", wiederholte ich mich.
"Moment mal, welche Flyer?", fragte Molly. Sie betrachtete Dad misstrauisch, der schuldbewusst zu Boden schaute.
"Du weißt schon...", sagte er leise. "Die dass Voldemort zurück ist - die Aufgabe, die eigentlich für mich vorgesehen war. Ich glaube sie hat mitgehört und wollte das dann machen."
Molly schnaubte empört auf, nahm meinen Arm und schleifte mich in meinen Zimmer.
"Schlaf etwas, Liebes, das wird dir gut tun", sagte sie sanft und deckte mich zu.
"Molly, es ist nicht Dad's Schuld. Ich habe aus eigenem Willen gehandelt", sagte ich leise.
"Ich weiß... ich weiß...", murmelte sie zu sich selber. "Ich weiß..."
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