7. Tröstende Worte
Doch irgendwann wollten einfach keine Tränen mehr kommen. Ich setzte mich hin und schaute mich um. Ich war in einem großen Zimmer mit drei weiteren Türen darin. Wo war ich hier? Plötzlich kam Legolas aus einer dieser Türen. "Entschuldige, ich war mir nur kurz etwas anderes anziehen. Geht es dir besser?" "Ja!", sagte ich und ich schämte mich ein bisschen für meinen Ausbruch. Ich hatte wahrscheinlich einfach über reagiert und Legolas musste sich dann mein Geheule anhören. Aber ich war einfach so unter Schock gestanden! Ich hätte nie damit gerechnet, dass so etwas passieren würde! Fragend sah ich mich im Zimmer um. Legolas bemerkte das wohl, denn er erklärte schnell: "Du warst vorhin ziemlich aufgelöst, deshalb habe ich dich in mein Zimmer gebracht." Wohl eher seine Gemächer, denn als Zimmer konnte man das hier nicht beschreiben. Er setzte sich nun zu mir auf das Bett. "Willst du mir jetzt noch mal in Ruhe erzählen was passiert ist?", fragte er. Ich nickte. " Ich habe einem Elben etwas Nachhilfe im Bogenschießen gegeben. Dann haben wir eine Pause gemacht und ich wollte eigentlich gleich wieder mit dem Training beginnen. Aber plötzlich hat er mich einfach geküsst! Ich wollte das nicht und habe versucht mich zu wehren, aber er hat mich festgehalten. Er war zwar schon eine Weile hinter mir her, aber ich dachte, dass er darüber hinweg wäre und hätte niemals so etwas erwartet! Jedenfalls konnte ich mich befreien und bin ins Schloss gerannt. Ab da kennst ihr die Geschichte ja. Danke übrigens, dass ich mich bei euch ausheulen durfte.", sagte ich und wurde etwas rot. Legolas hörte mir aufmerksam zu und unterbrach mich auch nicht. Aber sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. "Wie heißt dieser Mistkerl?", fragte er. "Aranel, aber bitte behalte das für dich! Es ist ja nichts schlimmes passiert und ich möchte nicht, dass jemand davon erfährt!", denn wenn Tobir Wind davon bekommen würde, würde er wahrscheinlich ausrasten. Er war bei solchen Sachen, wenn es um mich ging etwas empfindlich. "Na gut! Aber du hast das nicht verdient. Niemand hat das, aber du insbesondre nicht! Und wenn er nochmal Anstalten macht dich zu belästigen, werde ich mich mal ohne viel Worte mit ihm unterhalten und ihn aus diesem Königreich verbannen lassen!" Er schien wirklich sauer zu sein. Interessierte er sich so für meine Probleme? War er etwa eifersüchtig? Nein, das bildete ich mir sicherlich nur ein. "Hast du Hunger?", fragte Legolas mich nun ruhiger, "Das Mittagessen hast du leider verpasst, aber ich habe etwas Essen für dich auf mein Zimmer bringen lassen." Ich hatte tatsächlich Hunger, also nickte ich und Legolas gab mir ein Tablett mit allen möglichen leckeren Speisen darauf. Wow! Das Leben als Prinz musste purer Luxus sein! "Das ist sehr nett von euch!", sagte ich und bedankte mich höflich. "Aber ich sollte jetzt gehen. Naira fragt sich bestimmt schon wo ich bin." Seine Anwesenheit allein reichte schon aus um mich nervös werden zu lassen und ich sollte wirklich nicht zu lassen das meine Gefühle für den Prinzen des Düsterwalds noch stärker wurden. Ich war ihm sehr dankbar dafür, dass er sich um mich gekümmert hatte. Aber das machte alles nur noch schlimmer. Ich sollte mich wirklich von ihm fernhalten. "Wahrscheinlich hast du recht.", meinte Legolas und wir verabschiedeten uns. "Soll ich dich noch bis zu deinem Zimmer begleiten?" "Nein, aber danke nochmal!", sagte ich und ging zur Tür hinaus. Das konnte ja noch was werden. Aber jetzt machte ich mich erstmal auf den Weg zu Naira. Das wichtigste war Aranel nicht zu begegnen. Ich wusste nicht wie ich jetzt mit der Situation umgehen sollte. Doch ich hatte beschlossen es Naira auf jeden Fall zu erzählen. Ich konnte es schließlich auch nicht einfach ignorieren.
Als ich in unserem Zimmer ankam erwartete mich dort ein überraschender Gast. Ich öffnete die Zimmertür und sah Naira mit einem schwarzhaarigen Elben knutschend auf dem Bett sitzen. Das musste dann wohl Fénir sein. Als sie bemerkten, dass ich ins Zimmer gekommen war, schaute er mich erschrocken an und Naira sagte etwas peinlich berührt: "Darf ich vorstellen: Lù, das ist Fénir und Fénir, das ist meine beste Freundin Lùmiel. Mit ihr teile ich mir dieses Zimmer." "Freut mich!", sagte ich und nickte Fénir zu. Er machte einen sehr freundlichen Eindruck und schien gut zu Naira zu passen. Ich hoffte, dass sie glücklich mit ihm werden würde. "Mich auch! Ich habe schon viel von dir gehört!", meinte er. "Ähm...ich wollte nicht stören.", sagte ich und wollte wieder aus dem Zimmer gehen, als Fénir erwiderte: "Nein nein, du störst nicht. Ist ja schließlich dein Zimmer! Und ich wollte sowieso grade gehen!" Er gab Naira noch einen Kuss auf die Wange und verließ das Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett und überlegte wie ich Naira am besten von der Sache mit Aranel erzählen konnte. Ein bisschen schämte ich mich auch dafür. Aber Naira merkte, wie immer, sowieso wieder was mit mir los war und setzte sich zu mir aufs Bett. "Was ist los, Lù?", fragte sie mich. Ich erzählte ihr alles und wie ich mir gedacht hatte wurde sie sehr wütend. "Du solltest das auf jeden Fall König Thranduil melden!", sagte sie fordernd, "Dafür wird er hier rausgeschmissen!" "Nein, und bitte behalte auch du das für dich. Ich möchte das einfach vergessen und mir geht es ja auch gut.", bat ich sie. "OK, aber warum bist du nicht gleich zu mir gekommen? Ich hätte das Treffen mit Fénir verschieben können!" Also erzählte ich ihr auch davon, wie ich Legolas auf dem weg ins Schloss begegnet war und wie er mich in seine Gemächer gebracht hatte. Davon war sie natürlich begeistert. "Und er hat dir wirklich etwas zu Essen bringen lassen?!", fragte sie ungläubig. Jetzt glaubte sie mir natürlich noch viel weniger, dass ich mich nicht in Legolas verliebt hatte. Und sie hatte Recht. Aber das würde ich nicht zugeben. So stark meine Gefühle auch waren, sie hatten sowieso keine Zukunft. "Möchtest du heute zum Abendessen gehen? Ich kann dir auch etwas bringen! Und unsere Verabredung mit Fénir kann ich auch absagen, wenn du willst." "Nein, wie ich schon gesagt habe. Mir geht es gut! Und ich möchte Fénir wirklich gerne besser kennen lernen." "Bist du dir sicher? Ich meine du wirst Aranel auf jeden Fall begegnen." "Soll ich mich vor ihm verstecken? Damit zeige ich ihm nur, dass er Einfluss auf mich hat. Ich werde heute ganz normal zum Essen gehen." "Du hast recht! Und danach treffen wir uns dann mit Fénir auf der grünen Lichtung." "Klingt gut!" Den restlichen Nachmittag verbrachten wir damit über die Liebe im Allgemeinen und insbesondere über Fénir zu sprechen. Und Naira versuchte immer wieder das Thema Legolas anzuschneiden, doch darüber wollte ich nicht reden. Irgendwann gab sie auf und wir machten uns fertig fürs Abendessen. Ein bisschen Angst davor Aranel wieder zu begegnen hatte ich schon. Aber ich hatte ja Naira an meiner Seite und ich war sehr froh darüber.
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