4. Alle guten Dinge sind drei
Ich wachte am nächsten Morgen ziemlich unausgeschlafen auf und erinnerte mich sofort wieder an die Geschehnisse der letzten Nacht. Ich stand auf und sah das Naira noch schlafend in ihrem Bett lag. Obwohl mir das Alles immer noch ziemlich peinlich war, da ich mich extrem blamiert hatte, und dann auch noch vor dem Prinzen, wollte ich es ihr trotzdem gleich erzählen. Ich ging gerade zu ihrem Bett und wollte sie wecken, da klopfte es an der Tür. Wer konnte das so früh am Morgen denn sein? Ich zog mir schnell meinen Morgenmantel über das Schlafgewand und öffnete die Tür einen Spalt breit. Draußen stand ein schon etwas in die Jahre gekommener Elb. Seiner Uniform nach zu urteilen war er einer der Botschafter hier im Schloss. "Spreche ich mit Lùmiel?", fragte er mich und als ich dies bejahte, sagte er: "König Thranduil schickt mich. Er möchte euch noch vor dem Frühstück sprechen. Er erwartet euch im Thronsaal." Überrascht schaute ich ihn an. Ich bedankte mich bei ihm für das Ausrichten der Nachricht und schloss die Tür. König Thranduil persönlich wollte mich sprechen? Und plötzlich bekam ich etwas Angst. Bestimmt hatte der Prinz seinem Vater alles über gestern erzählt und jetzt wollte er mit mir darüber reden, oder mich sogar dafür bestrafen! Egal um was es ging, einen König sollte man nicht warten lassen. Ich schrieb schnell noch einen Zettel für Naira, so dass sie wusste wo ich war, zog mich an und machte mich etwas aufgeregt auf den Weg zum Thronsaal. Obwohl das Wort Saal eigentlich nicht der richtige Begriff war. Thranduils Thron lag mittem im Palast. Er war sozusagen das Herz des Schlosses. Man konnte ihn nur über eine schmale Brücke erreichen. Auch ich kam jetzt mit etwas flauem Magen an dieser Brücke an und wurde dort von vier anderen Wachen empfangen, die mich zum König brachten. "Mae govannen, Lùmiel", begrüßte mich Thranduil. Ich bewunderte ihn. Er hatte so eine kalte und autoritäre Aura und strahlte doch etwas herzliches aus. "Mein König", sagte ich und verbeugte mich dabei. "Legolas hat mir von dem kleinen Zwischenfall gestern Nacht erzählt." Oh nein, es war also genauso wie ich gedacht hatte! "Ich möchte dir für deine Dienste in meinem Schloss danken." Verwirrt schaute ich ihn an. Er lächelte und fuhr fort: "Dieser Vorfall zeigt mir, dass du deine Arbeit als Wache sehr ernst nimmst. Ich bin stolz darauf was aus dir geworden ist, seit du hier im Palast lebst. Du bist zu einer meiner besten Wachen geworden und dafür möchte ich dich belohnen. Hiermit ernenne ich dich zur stellvertretenden Kommandantin der Wache!"
Ich konnte es erst gar nicht glauben. Ich hatte vieles erwartet, aber das ganz sicher nicht! Und auch Naira war sehr überrascht, als ich ihr später beim Frühstück davon erzählte. Aber vor allem lachte sie mich wegen der Begegnung mit dem Prinzen aus. Ihr Date war wohl gut verlaufen, denn wenn wir gerade nicht über meine eher peinlichen Erlebnisse redeten, schwärmte sie die ganze Zeit von ihrem Fénir. Nach dem Essen ging ich zu Tobir, da er mich in meine neuen Aufgaben als stellvertretende Kommandantin einweisen wollte. Wirklich viel Veränderungen zu meiner jetzigen Arbeit, konnte ich allerdings nicht feststellen. Ich würde weiterhin ganz normal als Wache arbeiten, nur dass ich jetzt eben eine Ansprechpartnerin für die anderen war und zusammen mit Tobir die Dienstpläne erstellen durfte. Während er mir das Alles erklärte verloren wir beide kein Wort über Gestern. Und ich war sehr froh darüber. Doch als Tobir gerade dabei war zu erklären, was ich im Fall seiner Abwesenheit zu tun hatte, klopfte es. Tobir ging zur Tür und öffnete sie. "Mellon, komm doch rein!" sagte er. "Ich wollte dich eigentlich nur zu unserem Training abholen.", sagte eine mir wohl bekannte Stimme. Überrascht schaute ich auf. Na toll, da kam doch gerade wirklich der Prinz ins Zimmer geschlendert. Rasch senkte ich meinen Kopf wieder. Vielleicht, ganz, ganz vielleicht würde er mich ja nicht wiedererkennen. Doch das wahr wohl nicht der Fall, denn er kam auf mich zu und begrüßte mich grinsend. "Legolas, würdest du hier noch einen Moment auf mich warten? Ich habe total die Zeit vergessen und muss mir noch schnell meine Waffen holen und mich umziehen gehen.", fragte Tobir dann den blonden Elben. "Klar, kein Problem!", antwortete dieser. Was?! Tobir konnte mich doch nicht einfach alleine mit dem Prinzen lassen. Toll, jetzt musste ich wohl oder übel mit ihm reden müssen. Etwas unsicher schaute ich ihn an und versuchte mir schnell etwas einfallen zu lassen, über das wir reden könnten. Doch er war es der als erster anfing zu sprechen. Immer noch grinsend fragte er mich: "Meinen Namen kennst du ja jetzt. Wirst du mir nun auch deinen verraten?" "Lùmiel, mein Prinz.", antwortete ich ihm schnell. Er musste lachen. "Schöner Name! Aber du musst mich nicht mit "mein Prinz" ansprechen." "Aber wie denn dann?" Er lachte noch mehr. "Nenn mich einfach Legolas!", meinte er dann. "Na gut, mein P...Legolas.", sagte ich und musste auch lächeln, da sein Lachen irgendwie ansteckend war. Da kam auch schon Tobir wieder zurück. "Wir können los!", sagte er an Legolas gewandt. Und mich fragte er: "Lùmiel, möchtest du mit mir und Legolas zusammen trainieren gehen?" Verdutzt schaute ich ihn an. "Äh...nein, ich muss zu Naira und dann wird es ja auch langsam Zeit fürs Mittagessen!" Schön und gut, der Prinz schien nicht so zu sein wie ich gedacht hatte und war eigentlich sogar ziemlich nett gewesen, aber gleich zusammen zu trainieren, ging mir dann doch ein kleines bisschen zu weit. "Na gut, aber nächstes Mal kommst du mit. Versprochen?" Ich konnte ihm einfach nichts abschlagen. "Versprochen!", sagte ich deshalb. Ich verabschiedete mich von Tobir und Prinz Legolas und lief in Nairas und mein Zimmer.
Beim Mittagessen, setzten wir uns wieder mit Elanor und Aldon an einen Tisch. Leider setzte sich auch Aranel zu uns. Da ich seit meinem Unfall nicht mit ihm geredet hatte, erkundigte er sich nach meinem Gesundheitszustand und faselte irgendwas wie: "Würdest du mir nicht immer ausweichen wäre das gar nicht passiert." Dann fing er an von irgendetwas, seiner Meinung nach sehr spannendes zu reden, doch ich hörte ihm gar nicht richtig zu. Ich war mit meinen Gedanken immer noch bei einem gewissen Prinzen. Auch heute waren mir wieder seine schönen blauen Augen aufgefallen. Und was er für ein bezauberndes Lachen hatte. Es stand definitiv fest, dass ich mich in ihm getäuscht hatte. Doch ich hatte mich eben auch total vor ihm blamiert. Ich beschloss ihm in nächster Zeit einfach aus dem Weg zu gehen. Meine Gedanken wurden von einem langen lauten Ton unterbrochen, der wohl von einer Trompete stammen musste. Ich bemerkte, dass bereits alle Elben um mich herum verstummt waren und gespannt auf die Empore im Speisesaal schauten. Was auch verständlich war. Denn dort oben standen König Thranduil und, wie sollte es anders sein, Prinz Legolas. Jetzt wo ich die beiden so nebeneinander stehen sah, fragte ich mich wie mir letzte Nacht nicht auffallen konnte das Thranduils Sohn vor mir steht. Die beiden sahen sich wirklich ähnlich.
Mit tiefer Stimme fing Thranduil an zu reden: "Liebe Elben des Waldlandreiches, ich darf euch nun meinen Sohn und Thronfolger Legolas vorstellen." Jetzt trat Legolas vor und begann zu sprechen. Und ich konnte förmlich hören, wie die Herzen der weiblichen Elben im Raum, sofort begannen höher zu schlagen. Ich selbst konnte mich da leider nicht ganz ausnehmen, aber er sah ja auch wirklich gut aus! "Mae govannen, ich bin Legolas und ich bin froh endlich wieder zu Hause zu sein. Einige von euch kenne ich bereits von früher, aber ich sehe hier auch viele neue Gesichter. Manche davon durfte ich schon kennenlernen.", sagte er lächelnd und sein Blick wanderte zu mir. Wir sahen uns einen Moment lang in die Augen. Dann sprach er weiter: "Und ich freue mich darauf die anderen ebenfalls kennenzulernen." Das war zwar keine besonders lange Rede gewesen, aber die Elben im Saal waren begeistert. Alle klatschten. Doch als Thranduil seine Hand hob, verstummtem alle wieder und er sagte: "Ich habe noch eine Ankündigung zu machen. Lùmiel, würdest du bitte aufstehen." Erschrocken über die direkte Anrede, erhob ich mich. "Lùmiel wurde heute von mir zur stellvertretenden Kommandantin der Wache erklärt, solltet ihr Probleme haben kommt entweder zu ihr oder zu Tobir. So haben vor allem die weiblichen Elben noch eine Ansprechspartnerin." Er nickte mir zu und ich setzte mich wieder.
Nach dem Mittagessen, hatte Naira Dienst und ich ging zum Stall um zu gucken ob es noch ein freies Pferd gab, mit dem ich ausreiten konnte. Ich wollte einfach mal entspannen und ich war schon länger nicht mehr geritten. Aber als ich am Stall ankam und auf den Plan schaute, sah ich das für heute Nachmittag leider keine Pferde mehr übrig waren. Hätte ich mir ja denken können. Ich war eben einfach mal wieder zu spät dran gewesen. "Na toll!", fluchte ich. "Gibt es ein Problem?", fragte jemand hinter mir. Ich hielt inne und drehte mich langsam um. Und wer stand vor mir? Natürlich Legolas! Das war jetzt schon das dritte Mal, dass ich diesem Elben heute begegnete. So viel zum Thema ich geh ihm aus dem Weg. Fragend schaute er mich an. "Ist was?" "Nein, nein. Mir ist nur gerade aufgefallen, dass ich euch heute schon das dritte Mal begegne." Diesmal war er es der mich verwirrt anschaute. Dann lachte er wieder sein wundervolles Lachen und sagte schmunzelnd: "Alle guten Dinge sind drei, nicht wahr?" Mir wurde plötzlich klar, dass er wohl kaum danach gefragt hatte, wie oft wir uns heute schon begegnet sind. Nein, er hatte natürlich wissen wollen, über was ich mich so aufgeregt hatte. Das bestätigte er indem er mich als nächstes fragte: "Also, über was habt ihr euch so geärgert?" "Ich möchte euch damit nicht belasten Legolas.", aber als er mich mit seinem Blick grade zu dazu zwang ihn mit meinen Problemen zu belasten, gestand ich ihm dann: "Ich wollte heute ausreiten. Aber leider stehen für heute keine Pferde mehr zur Verfügung."
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