2. Unfall
Nach dem Frühstück war Naira zu ihrem Wachdienst verschwunden und ich war allein in unser Zimmer zurückgegangen. Ich beschloss mir die Zeit draußen zu vertreiben. Ich schnappte mir ein Buch über die Geschichte der verschiedenen Völker Mittelerdes und machte mich auf den weg nach draußen. Ich beschloss mir ein schönes Plätzchen zum Lesen zu suchen. Also lief ich eine Weile durch den Wald und fragte mich warum er eigentlich immer noch Düsterwald genannt wurde. Schließlich kam ich auf eine Lichtung. ich setzte mich mit angewinkelten Knien auf den von der Sonne erwärmten Waldboden, lehnte mich an einen großen Baum und fing an zu lesen. Ich liebte den Wald. Der Wind rauschte in den Blättern, die Vögel zwitscherten, doch sonst war es ganz still. Ich war so in mein Buch und die Schönheit des Waldes vertieft das ich komplett die Zeit vergaß. Erst als der Gong, zum zeichen dass das Mittagessen anfing, ertönte, blickte ich von meinem Buch auf, stand auf und lief wieder Richtung Schloss.
Als ich im Speisesaal ankam, musste ich feststellen, dass Aranel sich wieder an den gleichen tisch wie meine Freunde gesetzt hatte. Doch ich setzte mich trotzdem zu ihnen. Während des gesamten Mittagessens ging es eigentlich nur um die Ankunft des Prinzen. Selbst Naira schien kein anderes Gesprächsthema mehr zu finden. Ich fand, dass dem Prinzen, obwohl er ja noch nicht einmal hier war, eindeutig zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Er war mit Sicherheit so, wie Prinzen eben waren. Ein vornehmer Schnösel, der sich zu wichtig war um überhaupt mit einer von uns Wachen zu reden. Später kamen wir dann nochmal auf unseren geplanten Ausflug zurück. Jetzt wo ich Aranel gesagt hatte das wir Langstreckenlaufen trainieren würden, mussten wir das wohl oder übel auch tun. Aber das war nicht so schlimm. Wir beschlossen uns wie vorher ausgemacht am Stall zu treffen und von dort dann einen uns allen bekannten, aber sehr langen Rundweg entlangzulaufen. Das würde zwar mit Sicherheit eine Weile dauern aber wir hatten ja Zeit. Auch wenn ich diese Zeit ungern mit Aranel verbrachte. "Ich muss vorher noch kurz zu Tobir, aber ich beeile mich und komme danach direkt zum Stall.", ließ ich meine Freunde wissen. Tobir hatte früher mit mir trainiert. Eigentlich habe ich es nur ihm zu verdanken, dass ich überhaupt als Wache aufgenommen wurde. Er war mittlerweile zum Kommandant der Palastwache ernannt worden und war somit auch mein Vorgesetzter, doch für mich war er mit der Zeit mehr wie ein großer Bruder geworden. Ich wollte ihn sowieso bald mal wieder besuchen und wenn ich so verhindern konnte, dass Aranel auch noch zusammen mit mir zu den Ställen ging, war das die perfekte Möglichkeit.
Also ging ich nach dem Essen zu Tobirs Zimmer und klopfte an die Tür. Doch er schien nicht da zu sein und als nach dem zweiten Klopfen immer noch keiner öffnete wollte ich gerade gehen als sich mir von hinten zwei Hände auf die Schultern legten. Ich drehte mich um und siehe da, der brünette Elb den ich suchte stand mit einem breiten Grinsen direkt vor mir. "Hallo Lù, schön, dass du mal wieder vorbeischaust.", aber plötzlich verzog er das Gesicht, "Aber bitte sag mir, dass du mit mir nicht über Legolas reden möchtest!" "Legolas? Ach, der Prinz! Nein, mich regt es auf, dass alle so begeistert von ihm sind, obwohl sie ihn noch nicht einmal kennen! Als ob er wenn er hier ist sich für uns interessieren würde! Der Herr Prinz hält sich doch bestimmt für was Besseres." Er schaute mich verdutzt an. Warte, warum nannte er ihn eigentlich Legolas? Da fiel es mir wieder ein. Klar, deshalb wollten alle mit Tobir reden! "Entschuldige, ich hatte vergessen, dass du ihn ja kennst." Tobir war ja schon vor mir hier im Schloss gewesen und hatte den Prinzen also kennengelernt. Aber durfte er ihn deshalb gleich duzen? "Legolas und ich sind gute Freunde. Ich bin sehr froh, dass er wieder nach Hause kommt. Was gibt dir eigentlich den Grund dazu so über ihn zu denken? Glaub mir er ist nicht halb so eingebildet, wie du ihn grade beschrieben hast.", sagte er beruhigend. Na ja, wahrscheinlich stimmte das sogar. Wenn er mit einer Wache befreundet war konnte der Prinz ja gar nicht so ein Idiot sein wie ich gedacht hatte, oder? Man konnte mir wohl ansehen was ich dachte. Denn Tobir lachte und meinte: "Wenn du ihn erstmal kennenlernst wirst du deine Meinung schnell ändern." "Vielleicht hast du recht. Ich glaube ich bin nur genervt, weil ständig alle über ihn reden." "Da hast du allerdings recht. Gefühlt alle fünf Minuten kommt jemand zu mir und fragt mich über den Prinzen aus." Ich lachte. "Sollen wir nachher noch zusammen trainieren gehen?", fragte er mich jetzt. "Nein, tut mir leid. Ich bin schon mit Naira, Elanor, Aldon und Aranel verabredet und eigentlich muss ich deshalb auch jetzt los", sagte ich. "Aranel? Das ist doch der Elb der so auf dich steht. ich dachte den kannst du nicht leiden?" "Das ist ja das Problem!" Mitleidig schaute er mich an, "Ich kann den Typ auch nicht leiden. Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm.", und dann fügte er scherzhaft dazu; "Aber wehe er tut dir was an! Dann bekommt er es mit mir zu tun!" Obwohl das nicht ernst gemeint war, wusste ich, dass ich mich wirklich immer auf Tobir verlassen konnte. Aber jetzt musste ich dringend los, also umarmte ich Tobir noch einmal zum Abschied und lief zu den Ställen.
Dort warteten schon meine Freunde und Aranel auf mich. Wir beschlossen, dass Elanor und Naira, weil sie die schnellsten von uns waren, als erstes loslaufen sollten. Wir würden solange die Zeit abzählen, die sie brauchten. Danach würden wir anderen laufen und Elanor und Naira würden hier warten und unsere Zeit abzählen. Die Zeit, die wir mit Warten verbringen mussten, war schrecklich! Aranel erzählte uns die ganze zeit, über sein TOLLES Pferd, sein TOLLES Zimmer, sein TOLLES Schwert, seinen TOLLEN Bogen und wie TOLL er doch eigentlich selbst war. Selbst Aldon, der am Anfang ja noch ziemlich amüsiert über die Situation war, schien das langsam ziemlich auf die Nerven zu gehen. Doch das schlimmste war das Aranel bei seiner Predigt immer weiter zu mir rüberkam und mir versuchte seinen Arm um die Schultern zu legen. Doch ich konnte ihm gerade noch so, mit einem Schritt nach hinten ausweichen. Dabei trat ich aber ungeschickter Weise in einen leeren Futtereimer, der hinter mir stand und fiel dabei rückwärts um. Mein Kopf knallte genau auf die Kante einer Boxentür und mir wurde leicht schwindlig. Toll! Sowas konnte auch nur mir passieren! "Lùmiel!", rief Aldon und auch Aranel guckte mich erschrocken an. "Alles gut", sagte ich. Ich setzte mich auf den Boden und hoffte, dass das Schwindelgefühl gleich aufhören würde. Doch stattdessen wurde es nur noch schlimmer. "Nichts ist gut!", sagte Aldon, "Aranel kannst du sie bitte hoch in den Krankenflügel bringen? Ich laufe den anderen entgegen und sage ihnen bescheid!" "Ok", meinte Aranel nur. Nein, nicht Ok. Ich wollte nicht mit diesem Idioten alleine sein! Aber Aranel kümmerte das nicht. Er legte einen Arm unter meine Knie und einen unter meine Schultern und trug mich so Richtung Schloss. Ich wollte mich wehren, doch mir war so schwindelig, dass ich wahrscheinlich tatsächlich nicht alleine hätte laufen können.
Nachdem Aranel mich in den Krankenflügel gebracht hatte und ich von einer Heilerin untersucht worden war, hatte ich eine Weile geschlafen. Danach hatten nochmal Elanor, Aldon und Tobir bei mir vorbeigeschaut. Naira hatte leider schon wieder Wachdienst gehabt und kam deshalb erst jetzt zu mir. "Lù, das war ja mal wieder typisch für dich!", begrüßte sie mich. "Haha", erwiderte ich gespielt genervt. Fügte aber noch hinzu: "Tut mir leid, dass meinetwegen aus dem Ausritt nichts geworden ist." "Mach dir nichts draus! Mit Aranel wäre das sowieso kein so schöner Ausflug geworden. Die Heilerin hat übrigens gesagt, dass du eine leichte Gehirnerschütterung hattest, du aber heute Nacht schon wieder in deinem eigenen Bett schlafen kannst." Wir redeten noch eine Weile und verabschiedeten uns dann. Naira ging zum Abendessen in die Speisehalle, während ich mein Essen hier im Krankenflügel bekam. Später holte sie mich dann wieder ab und wir gingen zusammen in unser Zimmer. Dort ließ ich mich dann auch direkt ins Bett fallen und schlief wieder ein.
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