10. Geständnisse
Erschrocken sah ich Legolas an. Was machte er hier? Er starrte mich einfach nur an und drückte mich mit dem Rücken gegen den dicken Baumstamm. War er etwa sauer, weil ich beim Abendessen nicht bei ihnen gesessen bin? "Es tut mir leid, dass..." "Ich weiß gar nicht wie ich so dumm sein konnte, und dich gefragt habe ob wir Freunde sein wollen!", unterbrach er mich stürmisch. WAS?! So schlimm war ich ja wohl jetzt wirklich nicht. Er sah in meinen Augen wie ich überlegte was ihn so verärgert haben könnte. "Ich möchte viel mehr von dir!", fügte er hinzu. Bevor er sich zu mir herüberbeugte und mich küsste. Er drückte seine Lippen sanft gegen meine, wurde aber immer fordernder. Am Anfang war ich geschockt, fing aber an den Kuss zu genießen. Wie oft hatte ich von diesem Moment geträumt. Ich versuchte langsam den Kuss zu erwidern. Dann aber kamen mir Zweifel. Mich hatte in meinem ganzen langen Elbenleben noch nie jemand geküsst. Was musste ich tun? Was erwartete Legolas von mir?! Legolas bemerkte meine Unsicherheit. Denn er hörte auf und sagte: "Entspann dich. Lass es zu." Er legte wieder seine weichen Lippen auf meine und setzte den Kuss fort. Es war ein unglaublich schönes Gefühl! Dieses Mal klappte alles schon ein bisschen besser und ich erwiderte den Kuss. Die eine Hand legte Legolas an meine Wange, die andere hatte er um meine Taille geschlungen. Ich schloss die Augen. Es fühlte sich an als würden wir zu ein und der selben Person verschmelzen. Alles an was ich denken konnte, waren Legolas zarte Berührungen, sein Herz, das im selben Takt mit meinem schlug, der Geruch nach Wald und süßem Wein, der in der Luft lag, das Gefühl von Legolas Haaren in dem sich meine Finger vergruben, der harte Baumstamm gegen den er mich drückte, und der süße Geschmack von Waldfrüchten, den er mit seiner Zunge in meinem Mund hinterließ. Ich weiß nicht wie lange wir so dastanden. Es fühlte sich wie zehn Stunden und gleichzeitig wie drei Sekunden. Aber irgendwann bekam ich keine Luft mehr und musste den Kuss unterbrechen. Ich stellte mich aufrecht hin und hörte, wie mein Atem sich langsam beruhigte, während ich Legolas in die Augen schaute. Forschend, beinahe unsicher sah er mich an. "Es tut mir leid,", er lächelte schuldbewusst," ich hätte dich damit nicht so überfallen dürfen." "Nein, nein schon gut! Ich bin nur... überrascht." "Soll ich dich noch auf dein Zimmer begleiten?" "Ja, gerne", ich lächelte ihn an. Nebeneinander gingen wir den Weg bis zu meinem und Nairas Zimmer entlang und niemand sagte etwas. Vor unsrer Zimmertür blieb Legolas plötzlich stehen. Nervös schaute er sich um ob auch wirklich niemand da war. Dann sagte er: "Lùmiel, ich... ich liebe dich!" Ich hielt die Luft an. Verdammt, warum vergaß ich immer zu atmen? Fragen schaute er mich an. Ich atmete aus. "Ich dich auch!", sagte ich und schaute ihm dabei tief in die Augen. "Gute Nacht", fügte ich noch leise hinzu, gab ihm einen leichten Kuss auf die Lippen und ging in mein Zimmer. Sobald ich die Zimmertür hinter mir geschlossen hatte, konnte ich nicht glauben was gerade passiert war. Am liebsten wäre ich wieder rausgelaufen um zu schauen ob Legolas noch da stand oder ob alles einfach nur ein Traum war. Ein wunderschöner Traum. Aber nein,, ich hatte gerade tatsächlich Legolas, den Prinzen des großen Grünwalds, der für mich immer unerreichbar schien, geküsst. Und er hatte mir gerade auch seine Liebe gestanden. Ich lachte vor Glück. Unter normalen Umständen hätte ich das alles sofort Naira erzählt. Aber die schlief schon tief und fest. Woraus ich schloss, dass mein Kuss mit Legolas doch länger gedauert hatte als ich dachte. Schnell zog ich mich um und legte mich in mein Bett. Ich versuchte einzuschlafen, doch ich lag die ganze Nacht wach und musste an die Geschehnisse des heutigen Abends denken. Konnte es wirklich sein, dass Legolas sich in mich verliebt hatte? Selbst wenn, wie sollte das funktionieren? Womit hatte ich das verdient?
Als es hell wurde stand ich auf und beschloss, dass es jetzt sowieso keinen Sinn mehr machte einzuschlafen. Ich zog mich an, schnappte mir eins meiner Bücher und machte mich auf den Weg nach draußen. Es war schon ziemlich warm, dafür dass es erst so früh war. Beim Verlassen des Schlosses begrüßte ich die Wachen, die mich noch etwas schläfrig zurück grüßten und wünschte ihnen eine ruhige Wache. Im Wald setzte ich mich gegen einen Baum und begann mein Buch zu lesen. Doch ich konnte mich nicht richtig konzentrieren. Plötzlich legten sich mir von hinten zwei Hände auf die Augen. Erschrocken schrie ich auf. "Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken!" "Legolas!" "Ich dachte mir, dass ich dir irgendwo finde! Ich hab uns was mitgebracht. ich dachte wir wollen vielleicht miteinander frühstücken?" "Danke, nett von dir!" Ich wurde rot. Legolas setzte sich neben mich ins Gras und begann den Picknickkorb den er mitgebracht hatte auszuräumen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich sah, was er alles mitgebracht hatte. Aber gut, als Prinz hatte man wohl seine Beziehungen. Glücklich lächelte ich ihn an. "Lùmiel, wegen gestern Abend..." "Du kannst mich ruhig Lù nennen" "Mein Prinz", fügte ich scherzhaft dazu. "Na gut. Lù, ich wollte gestern Abend wirklich nicht aufdringlich sein. Ich war einfach nur so sauer auf mich selbst, weil ich dich wirklich schon länger... mag. Aber es war eben einfach schwierig. Mein Vater möchte, dass ich bald eine Elbe in meinem Stand finde, und du warst nach unserem Ausflug immer so abweisend. Und dann bist du sogar vor mir weggelaufen. Ich dachte, dass es sowieso keine Chance gibt, dass du dich in mich verliebst." Ich schaute ihn ungläubig an. "Aber ich bin doch nur weggelaufen, weil ich mich nicht noch mehr in dich verlieben wollte! Ich meine, du bist der Prinz. Und eines Tages wirst du mein König sein. Ich kann ehrlich gesagt immer noch nicht glauben, dass du dich wirklich... in mich verliebt hast." "Aber es ist so. Ich liebe dich Lùmiel." Das alles hier kam mir vor wie ein Traum. Doch als Legolas sich über mich beugte und ich seine Lippen auf meinen Spüren konnte, fühlte sich alles intensiver und auch realer an. Langsam legte er eine Hand hinter meinen Rücken und ließ mich sachte mit dem Kopf auf dem Boden ab. Er positionierte sich so, dass er über mir lag. Und irgendwie schaffte er es den Kuss dabei keine Sekunde lang zu unterbrechen. Wir küssten uns eine gefühlte Ewigkeit und ich merkte wie ich immer besser wurde. Das Picknick war schon fast vergessen. Doch plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel ein Eichhörnchen von unsrem Picknickplatz weghuschen. Es hatte seine kleinen Pfoten voll gefüllt mit Nüssen, die Legolas mitgebracht hatte. Ich musste kichern. Verwirrt schaute Legolas mich an. "Ich glaube wir müssen langsam mal unser Frühstück essen. Sonst ist nichts mehr übrig.", meinte ich. "Da hast du wohl recht!" Wir setzten uns wieder hin und begannen zu essen. Nach etwa einer halben Stunde legten wir uns wieder ins Gras und ich legte meinen Kopf auf Legolas Schulter, während er mich im Arm hielt. So fühlte ich mich wohl! Und wenn ich ehrlich war, war ich jetzt doch ziemlich müde. Wir lauschten den Geräuschen des Waldes und ich merkte, wie meine Augen zufielen. Als ich aufwachte, stand die Sonne schon deutlich höher und Legolas schaute mich lächelnd an. "Du bist süß wenn du schläfst.", sagte er und reichte mir ein paar Walderdbeeren. Ich wurde rot. Mal wieder. Wie sollte ich es bloß jemals schaffen nicht in Verlegenheit zu kommen, wenn dieser Elb mit mir sprach?
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