1. Verschlafen

Ich lebte jetzt schon etwas über tausend Jahre im Elbenpalast von König Thranduil im Düsterwald und obwohl das für eine Elbe nicht sehr alt ist, war ich schon relativ klug für mein Alter. Ich las unglaublich gerne! Doch durch meine etwas tollpatschige Art wurde ich von den meisten älteren und weißeren Elben trotzdem nicht ernstgenommen. Wenn ich gerade kein Buch las verbrachte ich meine Zeit am liebsten damit draußen im Wald rumzustreunen, zu reiten oder meine Kampfkünste zu trainieren. Oder natürlich ich hatte Wachdienst. Palastwache war ein ehrbarer Beruf und ich musste lange trainieren um mich zu meiner jetzigen Position hochzuarbeiten. König Thranduil schätzte mich sehr und ich durfte sogar manche Spähtrupps oder ähnliches anführen. Aber obwohl ich mich freute so weit gekommen zu sein, hatte ich eben doch nicht immer Lust auf meine Arbeit. Vor allem weil ich das Gefühl hatte, dass König Thranduil mich besonders oft zum Nachtdienst einteilte. Die meisten Wachdienste waren ja noch einigermaßen spannend, obwohl seit dem Ringkrieg schon ewig nichts mehr wirklich Wichtiges passiert war. Aber im Nachtdienst passierte eben so gut wie nie etwas und meistens wurde es einfach nur langweilig. Es sei denn Naira hatte zur selben Zeit Dienst. Naira war meine beste Freundin und ich konnte mit ihr über alles reden. Apropos Naira...

"Lùmiel! Wach auf! Du kommst zu spät zu deinem Dienst!", schrie Naira in mein Ohr bevor sie mir meine Decke wegzog und mich mit einem Kissen bewarf. Ich schlug die Augen auf und blinzelte verschlafen. Durch das Fenster in unserem Zimmer konnte ich noch die Sterne glitzern sehen. Ich liebte das Sternenlicht zwar aber aufstehen wollte ich trotzdem noch nicht. Also schloss ich meine Augen und wollte mich wieder in meine Decke einkuscheln. Aber Naira zog sie mir wieder weg und sagte: "Du  hast jetzt Wachdienst und du bist schon spät dran!" Da fiel es mir wieder ein. Ich hatte mich ja für heute in die Frühschicht eintragen lassen, weil ich mittags mit Naira und ein paar anderen Elben zum Trainieren und danach zu einem anschließenden Ausritt verabredet war. Schnell stand ich auf und warf mir hektisch meine Wachenuniform über. Sollte ich mir noch kurz einen Zopf flechten? Nein, dafür reichte die Zeit nicht mehr. Also ließ ich meine Haare offen über meinen Rücken fallen. Ich bedankte mich bei Naira dafür, dass sie mich geweckt hatte und lief so schnell ich konnte zur Außenmauer vor dem Ostflügel des Schlosses. Als ich angekommen war schaute und hörte ich mich kurz um, aber da weit und breit nichts zu hören oder zu sehen war setze ich mich erstmal noch etwas müde auf den Boden und lehnte mich gegen die Schlossmauer. Ich dachte darüber nach wie es mir passieren konnte zu verschlafen, denn eigentlich vergaß ich meine Dienste nie. Aber warum war eigentlich Naira wach gewesen? Sie war doch eigentlich erst wieder nach dem Frühstück zur Wache eingeteilt oder? Na ja, wahrscheinlich hatte sie wieder ein nächtliches Treffen mit einem ihrer Verehrer gehabt. Naira war bei den männlichen Elben mit ihren glatten blonden Haaren, die ihr gerade bis zur Taille reichten, und ihren hellen blauen Augen sehr beliebt. Im Gegensatz zu ihr war ich mit meinen zwar hüftlangen aber dunkelbraunen Haaren, die mir in sanften Wellen den Rücken runter fielen, und meinen ebenso dunklen Augen eher unscheinbar. Ich hatte mich oft gefragt was mit meinen Haaren eigentlich los war. Sie waren nie so glatt wie Nairas, noch hatte ich wirkliche Locken. Aber eines hatten Naira und ich gemeinsam. Wir waren noch nie ernsthaft verliebt gewesen. Nur sie eben weil ihr keiner gefiel und ich weil ich eben nie eine wirkliche Auswahl hatte. Obwohl...seit einiger Zeit warf mir Aranel, der ebenfalls hier als Wache arbeitete immer wieder komische Blicke zu. Aber er war eben leider nett gesagt ein arrogantes Arschloch. Aber egal, ich sollte mich jetzt auf meine Wache konzentrieren. Bei den sogenannten Mauerwachen passierte zwar auch meistens nichts spektakuläres, aber man konnte ja nie wissen. Dafür hatte man von hier aus einen wunderschönen Ausblick über einen großen Teil des Düsterwaldes. Und es war wunderschön, als nach einiger zeit die Sonne aufging.  Nun wartete ich noch ein zwei Stunden bis ich von der nächsten Wache abgelöst wurde. Ich wünschte ihr einen schönen Tag und eine entspannte Wache und ging, vor dem Frühstück noch einmal in mein Zimmer. Niemand war dort, also war Naira anscheinend schon beim Frühstück. Ich ging ins Bad und duschte mich erstmal. Danach fühlte ich mich schon um einiges frischer. ich zog mich an und ging Richtung Frühstückssaal. Mit den Augen suchte ich die vielen Tische nach Naira ab. Ich sah sie schließlich mit Elanor und Aldon an einem der äußeren Tische sitzen. Die beiden waren schon seit langem ein Paar und wir verstanden uns sehr gut mit ihnen. Ich holte mir noch schnell etwas zu Essen und setzte mich dann zu Ihnen. "Hallo Lùmiel, wo warst du denn solange?", fragte mich Naira. "Ich habe mich noch kurz gewaschen vor dem Frühstück.", antwortete ich ihr und begrüßte dann noch Elanor und Aldon. Elanor war eine rothaarige Elbe mit dunklen grünen Augen. Aldon dagegen hatte honigblonde eher wellige Haare und braune Augen. Sie kamen heute auch auf unseren Ausritt mit. Das war auch unser Gesprächsthema Nummer 1 im Moment. " Ich freue mich schon sehr auf unseren Ausflug heute Mittag!", sagte Elanor. "Aber vor dem Vergnügen kommt erstmal das trainieren!", meinte Naira lächelnd. "Wie machen wir es eigentlich mit den Pferden?", fragte ich. Denn niemand von uns hatte ein eigenes Pferd doch als Wachen stand es uns zu uns Pferde auszuleihen, wenn man sich vorher in einen Plan eintrug. Bei dem Wort Pferd verzog Naira ihr Gesicht und alle am Tisch lachten. Reiten war nicht unbedingt ihre Lieblingsaktivität. Naira war eigentlich eine sehr begabte Elbe, doch wenn sie eines nicht konnte dann war das Reiten und Bogenschießen. Doch Aldon wurde schnell wieder ernst. "Nun ja, es gibt da ein kleines Problem. Ich war vorher im Stall und hab auf den Plan geguckt und für heute Mittag waren nur noch zwei Pferde übrig.", beantwortete er meine Frage. Dann ergänzte er noch schnell: "Aber Elanor und ich können zusammen reiten!" bevor ich erwidern konnte das es auch kein Problem für mich wäre mit Naira auf einem Pferd zu reiten, setzte sich plötzlich ein mir mittlerweile bekannter, muskelbepackter, braunhaariger Elb direkt mir gegenüber. Aranel! Aldon neben ihm verdrehte die Augen. " Was höre ich denn da? hab ich es richtig verstanden, dass ihr heute ausreiten wollt, aber nicht genügend Pferde da sind?", und ohne uns Zeit zu lassen seine Frage zu beantworten fuhr er fort: " Das ist gar kein Problem! Wisst ihr ich wollte heute sowieso auch ausreiten gehen. Ich komme einfach mit euch mit! ich habe ja mein eigenes Pferd und Lùmiel kann dann einfach bei mir mit reiten!" Schön wenn das für ihn kein Problem war. Für mich war es aber ein großes Problem!!! Ich dachte eigentlich, dass Naira jetzt etwas auf diesen Vorschlag erwidern würde, weil sie sowieso nicht alleine reiten wollte, doch stattdessen fing sie nur an zu grinsen und sagte: "Das ist aber nett! Da freut sie sich bestimmt." Elanor und Aldon fingen leise an zu lachen. ich schaute sie nur entgeistert an. Schnell sagte ich an Aranel gewandt: "Weißt du wir wollten gar nicht direkt ausreiten gehen, sondern davor noch Langstreckenlaufen trainieren!" Das war nicht mal nur gelogen! Wir wollten ja wirklich noch vor dem Ausritt trainieren wir hatten nur noch nicht ausgemacht was. Aber ich wusste, dass Aranel zwar viel Kraft hatte, allerdings nicht wirklich viel Ausdauer für einen Elben. Doch zu meinem Bedauern erwiderte er nur: " Das passt gut! Treffen wir uns dann nach de Mittagessen am Trainingsplatz?" "Abgemacht!", sagte Naira. Elanor und Aldon lachten immer noch, doch plötzlich verstummten alle. König Thranduil persönlich war gerade in die Halle getreten. Alle neigten respektvoll den Kopf und er fing an mit lauter Stimme zu sprechen: "Bân aur Eledhrim (Guten Morgen Elben), Ich habe euch etwas wichtiges mitzuteilen. In den nächsten Tagen wird mein Sohn, Prinz Legolas nach seinem Aufenthalt in Gondor wieder nach Hause in den Düsterwald zurückkehren.", ein Raunen ging durch die Menge, "Da ich sehr glücklich über die Heimkehr meines Sohnes bin wird bald auch ein großes Fest, oder besser gesagt ein Ball zu Ehren meines Sohnes stattfinden. Ich möchte, dass der Prinz mit Respekt und freundlich empfangen wird, doch jetzt möchte ich euch nicht weiter stören. Genießt das Essen!", mit diese Worten endete er und schreitete würdevoll aus der Halle. Sobald er weg war fingen alle an durcheinander zu reden. ich selbst war nicht so aufgeregt. Doch ich war trotzdem gespannt wie der Prinz wohl war. Ich hatte zwar schon im Schloss gewohnt als der Prinz noch hier gelebt hatte, doch hatte ich hier als Küchenmädchen angefangen und war nie jemand wichtigem begegnet. Später war der Prinz eigentlich immer auf Reisen gewesen und so hatte ich ihn noch nie gesehen. man sagte über ihn, dass er selbst für einen Elben ungewöhnlich schön sein sollte. Aber man weiß ja bei sowas nie ob man es glauben kann. Doch eigentlich war es mir relativ egal. ich freute mich vor allem auf den Ball, auch wenn ich bezweifelte, dass ich mit einer Begleitung dort erscheinen würde können. 


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