Kapitel 39

"Be nice to everyone, always smile and appreciate things because it could all be gone tomorrow."

-Ed Sheeran

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Never trust a duck.

Möglicherweise hatte ich mich ja verhört. Sogar ziemlich wahrscheinlich, wenn man bedachte, dass ich nun schon seit sechs Uhr im Gemeinschaftsraum lag und sich absolut nichts auf der Treppe zu den Mädchenschlafsälen tat. Oder ich hatte Cathy verpasst.

Als Mensch hätte ich vermutlich abgrundtief geseufzt, aber als Katze ging das (leider) schlecht.

Mir blieb nichts anderes übrig als weiter wach zu bleiben und Hope zu beobachten, die schon nach ein paar Minuten vor dem Feuer eingeschlafen war.

Was tat ich hier eigentlich? In meiner Animagus-Gestalt herauszufinden was James vorhatte, erschien mir nun, um halb Sieben auf einer kalten Fensterbank und an einem Sonntag, ziemlich fragwürdig.

"Unglaublich das ich das mache...Blut ist dicker als Wasser, wer's glaubt...Wieso bin ich nur mit den Potters verwandt." Vor Schreck zuckte ich zusammen und als sich zu der Stimme von Cathy noch schnelle Schritte auf der Treppe zu den Mädchenschlafsälen gesellten, stand ich auf und streckte mich.

Mit einem Satz sprang ich auf den Boden, gerade als eine vollständig angezogene und wütend vor sich hinmurmelnde Catharina in den Gemeinschaftsraum kam. Zwischen ein paar Flüchen gähnte sie herzhaft und wäre ich ein Mensch, hätte ich spätestens in diesem Moment angefangen zu lachen.

Allerdings hatte ich einen Plan, weshalb ich James' Cousine vor die Füße sprang und laut miaute.

Cathy flog beinah über mich und als sie sich wieder gefangen hatte, starrte sie mich nur verwirrt an. Ich miaute noch einmal und schmiegte mich dann an ihr Bein.

Erst da erwachte sie aus ihrer Starre und beugte sie zu mir hinunter. "Na wer bist du denn?" Sie kraulte mich an genau der richtigen Stelle unterm Kinn und schnurrend schloss ich die Augen. Als Katze hatte man es schon gut. "Du siehst ein bisschen wie diese riesige Katze von Luné aus, gut das du nicht beißt. Du beißt doch nicht oder?" Als Antwort rollte ich mich auf den Rücken und ließ mir den Bauch kraulen.

Phase Eins meines Plans war abgeschlossen, ich hatte Cathys Vertrauen.

"Ich würde ja gerne den ganzen Morgen bei dir bleiben, aber vermutlich reißt mir mein verehrter Cousin dann den Kopf ab." Sie seufzten und lief dann zu einem der Sessel. Zwischen mehreren aufeinander gestapelten Decken, zog sie einen schimmernden Umhang hervor. Als sie ihn sich über die Schultern legte, verschwand sie komplett, nur ihr Kopf war noch zu sehen und ich wusste das es James' Tarnumhang war.

"Auf Wiedersehen, Katze." Sie grinste kurz und verschwand dann vollkommen. Einen Moment war ich überfordert, weil ich den Tarnumhang bei meinem Plan vollkommen vergessen hatte, dann hörte ich ihre Schritte und folgte ihnen. Das Porträtloch öffnete sich und ich schlüpfte hindurch. "Folgst du mir etwa?" Ihr Kopf tauchte frei schwebend in der Luft auf und auch wenn ich ungefähr gewusst hatte, wo sie stand, so zuckte ich doch zusammen. "Na ja, mir soll's recht sein, solange dich niemand vermisst." Sie verschwand wieder komplett und eilte einen Geheimgang entlang. Ich musste beinah rennen um mit ihr mitzuhalten.

Zum Glück wurde es nach einer Weile leichter ihren Schritte und ihrem Geruch zu folgen. Wir begegneten keinem Lehrer und zu meinem Glück besonders nicht Professor McGonagall. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie seit der Sache mit den schwimmenden Schlangen, immer Ausschau nach einer weißen Katze mit auffälligen Augen hielt.

Erst als wir beinah da waren, erkannte ich wohin Cathy lief. Ihr Ziel waren die Küchen. Warum wollte James das seine Cousine um diese Uhrzeit in die Küchen ging?

In den Küchen von Hogwarts herrschte bereits hohe Betriebsamkeit und Elfen eilten hin und her um die Haustische zu decken und alles für das Frühstück vorzubereiten. Ich hörte wie Cathy das Gewusel, ohne den Tarnumhang dabei abzunehmen, betrat und ab da reichten meine Sinne nicht mehr aus um sie auszumachen. Zwar konnte ich sehen wie ein paar Hauselfen verwirrt von einem unsichtbaren Hindernis am weiterlaufen gehindert wurden, aber das war es auch schon.

Mein Plan James Plan zu verhindern, schien nicht mehr machbar zu sein, weshalb ich auch meine Tarnung aufgab und mich wieder verwandelte. Außer Sicht der Elfen wartete ich auf Cathys Rückkehr. Der Gang war ziemlich schmal, weshalb ich nur die Hand ausstrecken musste, als ich eine Berührung an meinem Arm spürte. Ich hörte Cathy noch leise fluchen, bevor ich kräftig an dem Stoff unter meiner Hand zog und sie wortwörtlich enttarnte.

Entsetzt starrte sie mich an und ich konnte nicht anders als grinsen. "Hallo Catharina."

Sie korrigierte mich automatisch. "Bitte nur Cathy." Dann verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln. "Träum ich noch? Wenn ja, warum trag ich dann nicht meinen Holyhead Harpies Pyjama." Sie deutete anklagend auf ihre Jeans.

"Tut mir leid dir das zu sagen, aber du träumst nicht."

"Wenn ich nicht träume, was machst du dann hier?"

"Ich wollte James genialen Plan vereiteln." Ich zuckte mit den Schultern und begann damit den Tarnumhang ordentlich zusammenzufalten. "Aber anscheinend bin ich zu spät."

"Woher wusstest du denn, dass ich um diese Uhrzeit in der Küche sein würde? Ich glaube ich habe zwar was von der Uhrzeit gesagt, aber..." Sie beendete ihren Satz nicht, ihre Augen weiteten sich, während sie mir in die Augen starrte und einen Schritt näher kam. "Diese Augen habe ich heute schon mal gesehen, vor allem mit diesen Punkten...da tritt mich doch ein Hippogreif, ernsthaft?"

"Wie bitte?" Ich lächelte unschuldig und trat einen Schritt zurück.

"Hast du dich in eine Katze verwandelt?"

"Nein..."

"Das ist ja mal cool. James hat mir gar nicht gesagt das ihr sowas in der Oberstufe lernt! Ich will das auch können."

"Cathy..." Ich riss sie nur ungern aus ihren Träumen über die Oberstufe, aber ich wollte endlich wissen wie James' Rache aussah. Schade das es in Hogwarts kein Haus für die besonders neugierige Menschen gab. "Was solltest du für James erledigen?"

"Er hat mir gesagt das besonders Luné-Marie Rosendorn unter gar keinen Umständen etwas erfahren darf."

"Verdammt...wenn das so ist..."

"Aber James ist nicht hier." Sie grinste und zog aus der Tasche ihres Kapuzenpullis eine bauchige Flasche, die mit einem Orangenen Trank gefüllt war. "Außerdem kannst du jetzt eh nichts mehr machen."

"Was bewirkt der Trank?"

Zu meiner Überraschung gab sie mir die Flasche. "James meinte das du nach einer Sekunde herausfinden würdest, was sie sich zusammengebraut haben, deshalb haben er und Sirius auch noch irgendetwas hinzugefügt, um zu verhindern, dass du die Wirkung rückgängig machen kannst."

"Diese Rumtreiber..." Ich zog den Korken aus der Flasche und fächelte mir den Duft zu. Er kam mir bekannt vor und ich schnupperte gleich noch einmal. "Da ist definitiv Doxy Gift drin, allerdings riecht es auch verdächtig nach Liebstöckl." Ich roch noch ein letztes Mal an der Flasche, bevor ich sie wieder verschloss. "Er enthält Nisskraut, ich kenne den Trank, allerdings hätten sie mehr Flubberwurm-Schleim zugegen sollen, der Trank ist beinah zu dünnflüssig um alle Zutaten zusammenzuhalten. Das ist ein beinah purer Phobientrank, er verstärkt besonders irrationelle Ängste, Personen die ihn einnehmen, können ihre Aufmerksamkeit nur noch auf eine Sache richten, die sie schon immer beunruhigt hat und die, bis der Trank aus dem Blutkreislauf ist, zu ihrer größten Angst wird. Wieso zur Höllen haben James und Sirius den gebraut?"

"James hatte echt recht. Sag mal, wie stehst du zu Vielsafttrank? Und hättest du Lust nächste Woche für mich einen Test in Zaubertränke mitzuschreiben?"

"Warum denn das?"

"Na ja, es ist nicht so das ich schlecht in Zaubertränke bin, nur irgendwie schmelzen Kessel bei mir gerne mal und ich kann mir einfach nicht merken, wie lange ich den Trank des Friedens Sieden lassen soll."

Ich antwortete automatisch, "Sieben Minuten. Und Vielsafttrank dauert über einen Monat zu brauen, tut mir leid. Außerdem fände ich es viel wichtiger zu erfahren warum James dir den Trank gegeben hat."

"Ich sollte ihn in jede Kaffekanne, jeden Kürbissaftkrug und alle anderen Getränke auf dem Huffelpufftisch schütten. Allerdings immer nur fünf Tropfen." Sie verdrehte die Augen. "Jetzt weißt du von James genialem Plan und kannst ihn nicht mehr rückgängig machen."

"Mhm...schade das wir nicht wissen wo die Rumtreiber sitzen werden." Grinsend schwenkte ich die Flasche hin und her. Eine Idee machte sich in meinem Kopf breit. Sie war verrückt und vermutlich hätte mir Ruby dafür auf die Schulter geklopft. "Hast du wirklich in jeden einzelnen Krug etwas getan?"

"Ich denke schon, was hast du vor?"

"Hast du etwas dagegen wenn James den Trank erst später zurück bekommt?" Ich konnte mir nur schwer ein Diabolisches Grinsen verkneifen.

"Ich glaube nicht. Allerdings will ich vorher wissen was du vorhast. Und natürlich ob ich dir helfen kann."

"Nun ja, ich würde gerne dafür sorgen das James und Sirius den Trank selbst trinken. Allerdings wäre es nicht schlecht wenn die Huffelpuff ihn dann nicht abbekommen."

"Der Plan gefällt mir." Ihr Grinsen erinnerte mich an einen Kobold und zusammen mit dem Funkeln in ihren Augen hatte sie durchaus Ähnlichkeit mit James. "Wie wär's, wenn wir einfach alle Kannen auf dem Huffelpufftisch mit Ratzputz leeren? Die Elfen werden denken das Quidditchteam hätte alle alleine geleert oder so."

"Perfekt. So kann es klappen. Möchtest du die Kannen leeren oder soll ich das machen?"

"Lass mich ruhig. Du kannst ja schon mal hochgehen und auf James und seinen Zwilling warten." Nachdem ich ihr den Tarnumhang überreicht hatte, verschwand sie darunter und ich lief in die große Halle. Inzwischen war es halb Sieben und obwohl es außerhalb des Schlosses noch immer dunkel war, sah ich auch nicht mehr den Mond durch die Decke der Halle. Sie war zu meiner Überraschung nicht komplett leer, am Ravenclaw Tisch saß ein Mädchen über ein Buch gebeugt und erst dachte ich das sie eingenickt war, aber als ich mich an den Gryffindor Tisch setzte, hob sie den Blick und sah mich stirnrunzelnd an. Als ich eine Augenbraue hob, widmete sie sich wieder ihrem Buch.

Am liebsten hätte ich mich auf der Bank ausgestreckt und noch einwenig geschlafen, aber genau in dem Moment als meine Uhr Sieben anzeigte, erschien das Frühstück und die Huffelpuffmannschaft kam vollständig in die Halle geschlurft. Die meisten Mitglieder schenkten mir nur einen müden Blick und als sie sich ihrem Essen zuwandten, schob ich alle Getränke aus meiner Reichweite. Nur jeweils eine Kaffeekanne und einen Kürbissaftkrug ließ ich stehen und tröpfelte in beide den Trank.

Als ich mein erstes Brötchen aufgegessen hatte und gerade überlegte wie stark mein Hunger auf Rührei war, entdeckte ich einen extrem schlecht gelaunt aussehenden Sirius zusammen mit James und Cathy. Während Sirius einfach in die große Halle lief und sich mir gegenüber setzte, redete James noch auf Cathy ein.

"Kaffe?" Ich hielt Sirius eine Tasse hin und als er sie ohne Murren an sich nahm, fragte ich mich ob er überhaupt wahrgenommen hatte, wer ihm gegenüber saß. Er stürzte den Kaffe hinunter und vergrub dann das Gesicht in den Händen.

"Lulu!" James schwang sich gutgelaunt neben seine besten Freund auf die Bank. "Was tust du zu dieser frühen Stunde hier?"

"Konnte nicht mehr schlafen." Ich lächelte unschuldig und deutete auf seinen leeren Becher. "Kürbissaft?"

"Klar doch! Ist es nicht ein wundervoller Morgen?" Nachdem ich ihm etwas eingeschüttet hatte, nahm er einen großen Schluck.

"Prongs." Sirius' Stimme klang durch seine Hände dumpf und irgendwie erinnerte sie mich an ein Knurren. "Wenn du nicht sofort die Klappe hältst, ertränke ich dich hier und jetzt in deinem Saft."

Während ich mir nur schwer ein Lachen verkneifen konnte, schob James seinen Becher aus Sirius Reichweite und klopfte ihm dann auf die Schulter. "Jetzt sei doch nicht so ein Morgenmuffel, einmal früh aufstehen wird dich schon nicht umbringen."

Ruckartig hob Sirius den Kopf aus den Hände. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er James an, "Spuckender Wasserspeier, du hast mich mit Levicorpus aus dem Bett gerissen und mir dann Wasser ins Gesicht gekippt, ich glaube ich habe jeden Grund ein Morgenmuffel zu sein. Ich hab noch nicht mal eine Stunde schlafen können."

"Ja und? Ich habe heute Nacht gar nicht geschlafen und verbreite ich irgendwie schlechte Laune?"

Sirius wollte schon antworten, als ich es nicht mehr aushielt, "Wart ihr heute Nacht wieder mit Remus draußen?"

"Ja..." James sah mich einige Sekunden lang nachdenklich an, bevor er den Blick auf seinen Teller richtete. "Es ging ihm heute nicht so gut, irgendetwas mit Melody, wir sind deshalb in der Hütte geblieben."

"Hat er sich mit ihr gestritten?"

"Wenn es nur das wäre." Mit konzentriertem Blick begann er eine Toastscheibe zu zerpflücken. "Remus hat uns letzte Woche erzählt das er Schluss machen will, aber er bringt es nicht übers Herz, weil sie ihm so viel bedeutet. Und gleichzeitig verurteilt er sich weil er glaubt egoistisch zu sein."

"Er muss es ihr irgendwann erzählen..."

"Lu..." James lächelte schwach. "Remus ist schon überfordert weil du es jetzt weißt, glaubst du ernsthaft das er freiwillig Mel von seinem kleinen pelzigen Geheimnis erzählt?"

"Wer soll Melody was erzählen?" Beim Klang von Rubys Stimme zuckten wir alle zusammen. Sie lachte und setzte sich dann neben James. "Wirklich schön euch alle an diesem wundervollen Morgen zu treffen."

"Wer bist du und was hast du mit Ruby gemacht?" Ich beugte mich über den Tisch um ihre Stirn zu fühlen, aber sie wich aus.

"Die liegt schlafend im Bett. Lulu, gib mir mal den Saft." Ich reichte ihr den Krug und während sie sich etwas einschüttete, wusste ich irgendwie das ich etwas vergessen hatte. Mir fiel es nur einfach nicht ein.

"Sag mal, James," Sie trank etwas und stellte den Becher dann wieder ab. Mit konzentrierter Miene richtete sie ihr Stirnband (Hellblau mit kleinen Blumen), gewöhnlich tat sie das nur wenn die Dinge ernst wurden. "Hast du deine Rache gegen die Huffelpuff schon gestartet?"

"VERDAMMT!" Die Gesichter meiner Gegenüber waren nicht die Einzigen, die sich nach mir umdrehten. Jetzt wusste ich wieder was ich vergessen hatte.

"Was ist los?"

"Ähm." Ich sah Ruby an, dann ihren Becher und dann wieder sie. "Nichts, nichts. Mir sind gerade nur wieder Hausaufgaben eingefallen."

"Oh ach so." Sie lachte. "Bei denen muss ich auch immer schreien. Also James, dein Racheplan?"

"Ich weiß überhaupt nicht wovon du spricht, habt ihr Lust mit das Training der Huffelpuff anzusehen? Ich bin mir sicher, dass dies sehr interessant wird." Ohne auf unsere Antworten zu warten, stand James auf und zog Sirius gleich mit sich.

"James, meinst du nicht das die sich nicht so freuen werden uns zu sehen?" Ich deutete auf unsere Umhänge und Schals, die uns als Gryffindor enttarnten.

"Ich glaube die werden besseres zu tun haben." Neben dem immer noch böse dreinschauend Sirius, wirkte James wie ein Vierjähriger der sich auf Weinachten freute.

"Komm schon, Lulu." Ruby stapelte mehrere Brötchen auf ihrem Arm. Vermutlich würde sie nicht so gute Laune haben, wenn sie wüsste, dass ich daran Schuld war das sie unfreiwillig Teil eines Rumtreiber Streichs wurde.

Beim Aufstehen spürte ich die Flasche in einer Tasche meines Umhags überdeutlich, was hatte ich nur getan? Glücklicherweise fiel mir noch ein den Krug und die Kanne in denen der Trank war mit Ratzeputz zu leeren. Es sollten ihn schließlich nicht noch mehr ungewollt trinken.

Auf dem Weg zum Stadion suchte ich nach irgendwelchen Anzeichen das der Trank schon wirkte, James und Ruby unterhielten sich gutgelaunt über Quidditch, während Sirius immer noch mürrisch neben mir lief. Mir fiel nur auf das er auffällig oft nervös zu mir sah, falls ich für den Rest des Tages seine größte Angst werden würde, dann stand mir auf jeden Fall ein spannender Tag bevor.

Wir waren beim Training nicht die einzigen Zuschauer, auf der Trebüne tummelten sich bereits Schüler aus anderen Häusern und in einem Fall zumindest hatte James recht gehabt, die Huffelpuff hatten besseres zu tun als sich um uns zu kümmern.

"Sicher das wir wirklich gegen die Spielen wollen?" James nickte zwar langsam als Antwort auf meine Frage, aber auf seinem Gesicht zeichnete sich der selbe Schock ab, den auch ich verspürte.

Die Hüterin der Huffelpuff vollführte eine brillante Rolle um gleich zwei Quaffel auf einmal aufzuhalten, während die Treiber sich einen Klatscher über das halbe Feld zuspielten.

"Wie können die so gut sein? Die Slytherin haben doch Hackfleisch aus ihnen gemacht und jetzt spielen die...so!" Wild gestikulierend deutete Ruby auf die einzelnen Spieler.

"Ich sag es ja nur ungern..." Sirius Augen folgten den Treibern die ihre perfekten Pässe fortführten. "Aber möglicherweise brauchen wir eine neue Strategie."

Wieder war nur ein langsames Nicken von James Seite die Antwort, er blieb für die restliche Zeit stumm und schien angestrengt nachzudenken.

"Hey Leute!" Ruby winkte wild und ich entdeckte Benjy, Timothy und Nick ein paar Reihen vor uns. Unsere Teammitglieder kletterten zu uns hinauf und quetschten sich dann neben uns.

"Wir wussten das wir euch hier finden würden." Timothy nahm sich das letzte Brötchen aus Rubys Schoss. "Meine Schwester ist ihre Hüterin und sie meint das wir keine Chance haben werden. Ich habe ihr gesagt das sie aufhören soll zu träumen."

"Sie ist deine Schwester?" Ich kniff die Augen zusammen, aber auf die Entfernung konnte ich nur erkennen das die Person vor den Torringen weiblich war.

"Zwillingsschwester. Also wie findet ihr die Huffelpuff bisher?"

"Na ja..." Ich tauschte einen Blick mit Ruby. "Sie sind überraschend gut."

"Das reicht!" Wir starrten alle James an als dieser plötzlich aufsprang. "Ich muss ins Schloss, wir sehen uns beim Mittagessen." Er verschwand mit wehendem Umhang.

"James, wie wir ihn lieben." Ruby grinste und nahm Timothy wieder das Brötchen weg.

Wir blieben noch bis zum Mittagessen beim Training, die Huffelpuff wurden währenddessen nicht schlechter, aber unsere Laune wurde wieder besser. Mein Bauch tat am Ende weh vor lauter Lachen und erst als wir die Tribüne verließen, fiel mir wieder der Trank ein.

Das kam weil Sirius ausgesprochen häufig zum Himmel starrte und als Benjy fragte was los war, murmelte er irgendetwas von Wolken und rannte dann ins Schloss. Weil niemand außer mir eine Ahnung hatte, rätselten sie eine ganze Weile herum.

Ich behielt ab dem Moment besonders Ruby im Auge. Sie beteiligte sich nicht an dem Gespräch, sondern sah sich nervös um. "Alles okay?" Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Na ja..." Ihr Blick glitt zum See. "Kennst du dieses Gefühl, wenn du weißt das du beobachtet wirst und dein Nacken komisch kribbelt. Aber jedes Mal wenn du hinschaust, ist da niemand, aber du weißt das da jemand ist."

"Ich schätze schon..."

"Lulu." Sie blieb stehen und sah mir vollkommen ernst in die Augen. "Ich glaube es sind die Enten."

"Was?"

"Sie beobachten mich! Da schon wieder!" Sie deutete auf etwas hinter mir und als ich mich umdrehte, entdeckte ich eine Ente die im flachen Wasser schwamm.

"Rubs...da ist nur eine Ente, niemand beobachtet dich. Alles ist gut."

"Nichts ist gut..." Und mit diesen Worten brach meine, alles andere als weinerliche, beste Freundin in Tränen aus.

"Oh Merlin, was habe ich nur getan?" Hilflos nahm ich sie in den Arm und strich ihr über den Rücken, während sie irgendetwas von fürchterlichen Enten murmelte.

"Was ist los?" Von den anderen hatte Benjy als erster bemerkt das wir ihnen nicht mehr folgten und lief nun zu uns zurück.

"Ich weiß auch nicht genau..." Rubys Schultern zuckten und auf meinen Hilfesuchenden Blick hin, legte ihr Benjy zögerlich eine Hand auf die Schulter, "Was ist los, Ruby?"

Wir waren beide mehr als überrascht als Ruby sich plötzlich von mir löste und sich dafür an Benjy klammerte. Der Arme stand vollkommen perplex da, während Ruby ihr Gesicht in seinen Schal drückte. "Ich spüre das sie immer näher kommen. Sie beobachten mich alle, nie werden sie mich wieder aus den Augen lassen."

"Was hat sie?" Nick machte ein besorgtes Gesicht, neben ihm sah Timothy einfach nur verwirrt aus.

"Na ja..." Schuldbewusst wich ich ihren Blick aus. "Es könnte sein das sie einen Zaubertrank abbekomme hat. Unabsichtlich."

Gegen all meine Erwartungen grinste Timothy. "So wie sie sich gerade an Benjy klammert, vermute ich mal du hast ihr einen Liebenstrank untergejubelt?"

Als Antwort bekam er nur ein weiteres Schluchzen von Ruby und ein einstimmiges "Merlin, Timothy!" von Benjy, Nick und mir.

Benjy schien endlich aus seiner Starre zu erwachen und legte vorsichtig einen Arm um Ruby. Obwohl sie immer noch weinte, schlich sich etwas wie ein Lächeln auf sein ernstes Gesicht, als er ihr über den Rücken strich.

Ich erklärten ihnen in aller kürze den Plan der Rumtreiber und wie Ruby dann beim Frühstück ebenfalls etwas getrunken hatte. "Irgendwie habe ich gehofft das der Trank vielleicht gar nicht wirkt, aber anscheinend doch."

"Da war deine Hoffnung irgendwie umsonst." Timothy grinste immer noch und fand das alles anscheinend unglaublich komisch. "Also heult Ruby jetzt weil sie Angst vor Enten hat?"

"Vermutlich sollten wir sie ins Schloss bringen oder?" Ohne auf eine Antwort zu warten lief Benjy mit einer an ihn gedrückten Ruby los. Uns blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Als wir in die Eingangshalle kamen, sah sich Ruby zwar immer noch unsicher um, aber sie weinte nicht mehr und ohne ein Wort führte Benjy sie die Marmortreppe hinauf.

"Nun, das war mal ein interessanter Morgen." Timothy war schon halb auf dem Weg in die große Halle. "Hat jemand genau so viel Hunger wie ich?"

Ich tauschte einen Blick mit Nick, welcher nur mit den Schultern zuckte. Manchmal kam mir der stille Viertklässler reifer als der Fünftklässler Timothy vor.

Weil es Sonntag war und somit die meisten Schüler noch schliefen, war die Halle relativ leer und wir konnte uns ohne großen Kampf an das Ende des Tisches setzten. Zur Abwechslung war es auch mal angenehm sich irgendwohin setzten zu können, ohne das zwei Minuten später ein UTZ gestresster Siebtklässler hinter einem stand und seinen Platz zurückforderte. Und gestresste Abschlussschüler schreckten auch nicht vor Gewalt zurück, wenn sie die Bibiothekt einmal verließen, dies hatte vorherige Woche erst ein Zweitklässler am eigenen Leib erfahren müssen.

"Wisst ihr was?" Auf Timothys Teller nahm langsam aber sicher ein Turm aus Schnitzeln Gestalt an und Nick und ich wichen leicht zurück, während Timothy einfach weiterredete und stapelte. "Jetzt ist keine Ruby hier die uns das Essen wegisst, das hast du echt toll gemacht, Lulu."

"Es war ein Versehen. Okay? Ich würde doch nie meiner besten Freundin absichtlich einen Trank einflössen."

"Jaja, das sagen sie alle." Timothy grinste und dann geschahen viele Dinge auf einmal. Der Schnitzelturm brach zusammen und flutete genau auf Nicks Schoss, irgendetwas packte mich am Bein, Nick spuckte seinen Kürbissaft über den ganzen Tisch und ich schrie auf und fiel von der Bank. Musste ich noch erwähnen das Timothy anfing zu lachen?

"Was bei Merlins..." Ich war auf Augenhöhe mit Sirius, der mich aus der Dunkelheit unter dem Tisch anstarrte. "Sirius, was tust du da?"

"Luné..." Sein Blick glitt von meinem Gesicht zur Decke der großen Halle. "Sie sind einfach überall. Hilf mir." Ich hatte noch nie so viel Angst in seiner Stimme gehört und mein Gewisse teilte mir freundlich mit, dass dies vermutlich meine Schuld war.

"Was ist denn los, Sirius, wie kann ich dir helfen?" Langsam rappelte ich mich vom kalten Boden auf, nur um mich dann auf Augenhöhe vor ihn zu knien.

"Die..." Er schluckte und es schien ihn alle Überwindung zu kosten, seinen Blick wieder auf mein Gesicht zu richten. Seine Stimme war nur ein Flüstern als er, "Es sind die Wolken." murmelte.

"Oh..." Mir fehlten die Worte. Erst Enten dann Wolken, was war dann James' Angst? Luft?

"Was ist da unten los?" Nick sah unter den Tisch und Sirius zuckte so heftig zusammen, dass er mit dem Kopf an die Tischplatte stieß.

"Der Trank scheint nun auch bei Sirius zu wirken. Weißt du irgendeinen Ort wo man keine Wol..."

"Nicht!" Sirius sprang vor und hielt mir den Mund zu, bis ihm einfiel das die Wolken ihn ja jetzt sehen konnte, weshalb er sich hastig wieder zurück zog.

"Ich versuch dir hier zu helfen! Nick, fällt dir ein Ort ein wo man den Himmel nicht sieht?"

"Eine Besenkammer!" Timothy gesellte sich gleich komplett zu Sirius unter den Tisch. Er kaute auf einem Schnitzel herum und reichte eines Sirius.

"Du bist so lustig."

"Und du siehst die Sache mit zuwenig Humor. Eine nette dunkle Besenkammer, ihr beide, und keine Wolken weit und breit." Sirius zuckte schon wieder zusammen, während ich nur die Augen verdrehte.

"Hast du irgendwelche konstruktiven Vorschläge? Außer das wir uns jetzt alle unter den Tisch setzten und warten bis der Trank nicht mehr wirkt?"

Als er schon wieder den Mund öffnete, warf Nick schnell eine Frage dazwischen, "Wie lange wirkt der Trank denn eigentlich?"

"Gute Frage..." Ich öffnete meinen Umhang und legte ihm Sirius über die Schultern. Weil seine Lederjacke keine Kapuze hatte, zog ich ihm die meines Umhangs über den Kopf. "Dafür müsste ich jetzt Sirius' genaue Größe und Gewicht wissen und natürlich noch welche Brauanleitung sie benutzt haben, grob geschätzt würde ich jetzt mal so bis irgendwann heute Abend sagen. Sirius, schau weiter auf den Boden, die Kapuze wird dich vor...du weißt schon...beschützen. Jetzt komm langsam unter dem Tisch hervor." Ich griff nach seiner Hand und er klammerte sich daran, während er mit gesenkten Kopf meinen Anweisungen folgte. "Genau, so ist es gut, du musst nur das Bein nachziehen, dann ist schon alles gut."

"Wo bringst du ihn jetzt hin?" Nick ließ das Chaos auf dem Tisch mit einem Schwung seines Zauberstabs verschwinden, während sich Timothy wieder auf die Bank zog.

"Ich denke mal in die Kerker. Dort ist es ja relativ Himmel frei. Oder hast du eine bessere Idee?" Absolut nicht überraschend machte Timothy den Mund auf, weshalb ich ihm schon mal im Voraus antwortete, "Nein, keine Besenkammer, Timylein. Nick, wenn James hier auftaucht, könntest du dich dann um ihn kümmern? Je nachdem wovor er Angst hat..."

"Klar." Er lächelte und mit Sirius an der Hand, verließ ich die Halle. Vermutlich erntete ich mehr als einen verwirrten Blick. Allein schon weil Sirius mein Umhang ungefähr bis zu den Knien ging und er immer noch angstvoll etwas vor sich hin murmelte.

Wegen der Kälte war das große Portal geschlossen und somit hatte Sirius keinen Blick mehr auf irgendwelche Wolken. Er schien sich ein wenig zu entspannen, als ich meine Hand allerdings aus seiner ziehen wollte, hielt er sie fest.

Auf der Treppe zu den Kerkern begegnet wir meiner Astronomielehrerin, Imogen Ogdens. Ich hatte erst eine Stunde bei ihr gehabt und seitdem waren die Stunden nun beinah fünf Wochen lang ausgefallen. Sie sah noch schlechter als bei unserer letzten Begegnung aus und wenn mich nicht alles täuschte, hatte sie sogar noch mehr Gewicht verloren (ich hätte nicht gedacht das dies überhaupt möglich war) und ihr Gesicht war so weiß und durchscheinend, dass jeder Geist neidisch geworden wäre.

"Professor Ogden." Sie hob überrascht den Blick und ein schwaches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

"Luné, was machen Sie denn hier? Und warum schaut ihr Begleiter als würde ich ihn gleich ermorden?"

"Nehmen Sie es nicht persönlich, er hat einen kleinen Zaubertrank abbekommen."

"Oh, ich habe schon von ihrem Talent in Zaubertränken gehört, Professor Slughorn schwärmt im Lehrerzimmer sehr gerne von ihnen." Imogen schien es nicht ungewöhnlich zu finden, dass 'mein Begleiter' unter einem Zaubertrank stand.

"Professor Ogden...ich hoffe ich trete ihnen nicht zu nahe, aber es freut mich sehr sie wieder im Schloss zu sehen und hoffe das der Astronomieunterricht bald fortgeführt wird." Nervös fuhr ich mir durch die Haare, mir war keine andere Art eingefallen um ihr mitzuteilen, dass ich mir Sorgen gemacht hatte. Auch wenn mir meine Freunde versichert hatten, dass Imogen häufiger für mehrere Wochen aus dem Schloss verschwand.

"Ich kann ihnen versichern, dass ich mit Freude im Schloss geblieben wäre." Ihr Blick wurde abwesend und ihre Hände klammerten sich um die Bücher auf ihrem Arm. "Mein Onkel, Bob Ogden, ist an Drachenpocken erkrankt und wegen seines hohen Alters haben die Ärzte keine Heilungschancen gesehen. Meine Familie steht Bobs nicht sehr nahe, aber..." Sie schluckte. "Dumbledore hat mich darum gebeten."

"Warum hat er das getan?"

Ihr Blick wurde glasig, "Ich musste eine Erinnerung stehlen." Sie schien weiter sprechen zu wollen, aber dann zuckte sie zusammen und schien wieder im hier und jetzt zu landen. "Vergiss was ich gesagt habe."

"Warum..."

"Ich hätte dir das gar nicht sagen dürfen..." Imogen wirkte plötzlich nervös und mir fiel wieder ein das sie gar nicht viel älter als ich war. "Die nächste Astronomiestunde ist übrigens nächsten Mittwoch, kurz vor der Nachtruhe. Ich lasse das aber auch noch mal in den Gemeinschaftsräumen aushängen." Ihre Lippen zuckten. "Ich muss jetzt los. Bis Mittwoch."

Sie lief an mir vorbei. Hilflos sah ich ihr hinter. Sie wirkte so zerbrechlich und ich wurde einfach das Gefühl nicht los, dass sie schon zerbrochen war.

"Was war das?" Auf Sirius Wange zuckte ein nervöser Muskel, aber seine Hand hielt meine nicht mehr so stark umklammert.

Ich seufzte und zog ihn dann weiter. "Es sind seltsame Zeiten, Sirius."

Mit jedem Schritt den wir uns weiter vom Eingang zu den Kerkern entfernten, entspannte sich Sirius und schließlich ließ er meine Hand los. In den Schatten zwischen den Fackeln konnte ich sein Gesicht nicht sehen und außer meinem Atem und unseren Schritten war es absolut still.

Meine Gedanken kreisten immer noch um Imogen. Welche Erinnerung hatte sie Dumbledore beschaffen müssen? Bei Gelegenheit musste ich dringend mal etwas über die Familie Ogden nachlesen.

Wir waren am Ziel angelangt, der Kerkerraum den Professor Slughorn unserem Kurs zur Verfügung gestellt hatte, damit wir auch außerhalb des Unterrichts brauen konnten.

Als ich eintrat, hörte ich hinter mir ein Rascheln und gleich darauf drückte mir Sirius meinen Umhang in die Arme. Ohne ein Wort legte ich ihn mir um.

"Wegen dir habe ich jetzt Angst vor..." Er schluckte und setzte sich auf einen der Hocker. "Wolken." Es war keine Frage sondern eine Feststellung.

"Tut mir leid..." Ich spürte wie meine Wange rot wurden und um ihn nicht ansehen zu müssen, wandte ich mich an meine Tränke. "Gehts dir denn jetzt besser?"

"Wie man's nimmt." Ohne mich umzudrehen wusste ich das er mit den Schultern zuckte. "Besser als in der großen Halle. Da ist zwar immer noch dieses Gefühl von...Beunruhigung, aber nicht mehr so stark, ich kann es beinah ignorieren. Wie hast du das mit dem Trank rausbekommen?"

"Ich bin Cathy gefolgt." Einer meiner Tränke war beinah durchgezogen und ich begann schon mal auf einem Tisch den Saft aus einer Schlafbohne herauszudrücken.

"Spuckender Wasserspeier, als Katze klar..." Er lachte bellend. "Müssen diese schrumple Bohnen nicht eigentlich zerschnitten werden?"

"So ist es effektiver." Nachdem ich den Silberdolch gereinigt hatte, füllte ich den Saft der Bohnen in eine Phiole. Ich würde ihn erst später brauchen. Leider war damit aber auch alles abgeschlossen, was ich an meinen Tränken vornehmen konnte. Kurz überlegte ich Sirius zu fragen, ob er es allein in den Kerkern aushalten würde und dann nach Ruby oder James zu schauen, aber leider meldete sich wieder einmal mein Gewissen.

Ich spürte Sirius Blick überdeutlich im Nacken, als ich meinen Arbeitstisch aufräumte und mich dann auf ihn setzte.

Nachdem mir selbst meine Stiefel keine Ausrede mehr boten, hob ich den Blick. Zu meiner Überraschung lächelte Sirius und der Ausdruck in seinen grauen Augen war sanft. Er stand auf und kam näher. "Hör mal, Lu..."

Schnell unterbrach ich ihn. "Versuch es erst gar nicht, ich bin sauer auf dich."

"Das sagst du mir seit Wochen, selbst ich habe das inzwischen verstanden."

"Na dann ist gut!"

"Trotzdem, Lu..."

"Ich dachte du hättest mich verstanden!"

Er lachte leise und trat noch näher. "Darf ich wenigstens mit dir reden?"

"Sirius, ich weiß das mindestens fünf Tränke in diesem Raum mehr als nur potenziell gefährlich sind. An deiner Stelle würde ich die Klappe halten."

Leider wirkte er nicht eingeschüchtert, sondern eher amüsiert. "Ich glaube dir durchaus, dass du weißt wie du mir ernsthaft Schaden zufügen kannst. Allerdings übersteigt es einwenig meine Vorstellungskraft, dass du es tatsächlich tust."

"Warum denn das?"

"Lu, ein Knuddelmuff ist gefährlicher als du. Nichts für ungut." Abwehrend hob er die Hände, während meine Hand zu dem Silberdolch glitt.

"Sag das nochmal." Ich deutete mit der Klinge auf ihn und Sirius wich einen Schritt zurück. Grinsend verstaute ich den Dolche wieder in einer Schublade.

"Darf ich jetzt endlich mit dir reden?" Sirius setzten seinen Welpenblick auf.

"Wir reden doch schon die ganze Zeit?"

"Es geht um etwas was mir wichtig ist. Wirklich wichtig." Seine Stimmung schien schlagartig zu kippen. Ich starrte ihn nur verblüfft an, während er sich einen Hocker heranzog und sich vor mich setzte. Ich rührte mich nicht. Nickte nur schwach.

Eigentlich schon beunruhigend, dass er mich mit so einem kleinen Wort zum Zuhören bewegen konnte. Was es überhaupt möglich das Sirius etwas wichtig war?

"Erinnerst du dich noch an Slughorns Party?"

"Natürlich, du warst ein Arsch, wie immer."

Er überging meine Beleidigung. "Du hast da etwas gesagt und zwar das ich glauben würde, dass du auf mich stehst? Und das ich mich deshalb von dir fernhalten wollte, richtig?"

"Na ja eigentlich sind nur all die widerlichen Worte in meinem Kopf geblieben, zum Beispiel was du über Ruby gesagt hast..."

Er seufzte leise. "Das was ich über Ruby gesagt habe, tut mir leid, es war nicht fair."

"Nein, ganz bestimmt nicht. Deine Worten waren grausam, Sirius."

Zu meiner Überraschung widersprach er nicht. "Melody hat dir davon erzählt, oder?"

"Was meinst du?" Gegen meinen Willen beschleunigte sich mein Herzschlag als er aufstand.

"Das ich mich von dir fernhalten wollte, damit du dich nicht in mich verliebst?"

"Ja..."

"Ich habe ihr das erzählt. Aber ich bereue es."

"Warum?" Mir fiel kaum auf das ich den Atem anhielt. Sirius beugte sich vor und meine schreckensgeweiteten Augen spiegelten sich in seinen.

"Kannst du dir das nicht denken?" Sein Mund war nah an meinem Ohr und ich war unfähig auch nur einen Muskel zu rühren. Überraschend sanft trafen seine Lippen auf meine Wange und entsetzt schnappte ich nach Luft.

Sirius Geruch war so allgegenwärtig, dass mir davon schwindelig wurde und ich spürte seine Hand an meinem Arm. Erst da schien mein Gehirn wieder seine Arbeit aufzunehmen und ich schubste ihn von mir.

"Was fällt dir ein?" Ich sprang vom Tisch während Sirius zurück stolperte. "Ich bin keine deiner kleinen Freundinnen denen du nur ein paar süße Worte ins Ohr flüstern musst, damit sie Wachs in deinen Händen werden. Verflucht!"

"Luné ich..."

"Halt einfach die Klappe. Du kannst mich mal kreuzweise." Ich knallte die Tür hinter mir zu und rannte so schnell wie möglich aus den Kerkern.

Blöd nur das ich mich einmal verlief und meine Kondition ohne Quidditchtraning ziemlich gelitten hatte. Alles andere als Dramatisch lehnte ich mich an eine Mauer und versuchte wieder Luft zu bekommen. Es war beinah schon erbärmlich wie sehr mich Sirius Black immer noch aufregen konnte.

"Was für ein Scheiss..." Ich seufzte und machte mich dann deutlich gesitteter auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Im dritten Stock traf ich auf Marlene, die mit geröteten Wangen in einer Fensternische saß und einen Brief lass. Es brauchte nicht allzu viel Fantasie von meiner Seite, um zu wissen, dass er von Gideon Prewett kam, das sagte mir schon ihr verträumter Blick. Ich wollte mich an ihr vorbeischleichen, als sie den Kopf hob.

"Hey Lulu!" Sie sprang neben mich und grinste.

"Hallo Marl." Ich versuchte mich an einem Lächeln und erst da schien sie mich genauer zu betrachten. Dann fing sie plötzlich an zu lachen. "Merlin, wie lange habe ich jetzt schon nicht mehr diesen Blick gesehen?"

"Welchen Blick?"

"Du hast die mit Sirius gestritten."

"Wie kommst du darauf?" Ich verschränkte die Arme und merkte gleichzeitig wie ich rot wurde.

"Du hast diesen unverwechselbaren Blick drauf, der mir sagt, dass du am liebsten auf etwas einschlagen würdest."

Grinsend schüttelte ich den Kopf, in Marlenes Gegenwart konnte man einfach nicht lange schlecht gelaunt bleiben. "Ich hätte auch Lust jemanden zu erwürgen."

"Weißt du was ich letztens gedacht habe?" Sie legte mir einen Arm um die Schulter und steckte gleichzeitig den Brief in ihre Tasche.

"Nein, was denn?" Ich lehnte mich leicht an sie, Marlene kam mir manchmal wie ein riesengroßes Trostpflaster vor.

"Er erinnert mich an einen Hund meines Großvaters."

"Wieso denn das?"

"Sirius hat manchmal diesen Blick drauf, du kennst ihn sicher, wenn er etwas umbedingt will..."

"Seinen Welpenblick?"

"Genau der!" Sie lachte und ich stimmte mit ein. "Mein Großvater hat einen ganze Schar von Dackeln und er hat diesen einen, Herman, und der hat langes schwarzes Fell und schaut immer genau wie Sirius. Ich kann diesen Hund nicht mehr ansehen ohne ihn auszulachen."

"Der arme Herman." Die Vorstellung von Sirius in Dackel Gestalt, der von Marlene ausgelacht wurde, war einfach zu viel für mich. Wenn sie nur wüsste wie recht sie hatte Sirius mit einem Hund zu vergleichen.

Erst als wir vor dem Porträt der fetten Dame standen, konnten wir uns wieder halbwegs beruhigen. Nachdem wir ihr das Passwort (Frühling- sehr kreativ) gennant hatten, schwang sie beiseite und ich war beinah sicher sie leise, "Ich war auch mal so jung." flüstern zu hören.

Im Gemeinschaftsraum fanden wir von unseren Freunde nur Lily und Melody, die in eine Partie Zaubererschach vertieft waren. Sowohl von Ruby und als auch James fehlte jede Spur.

"Hallo ihr." Wir setzten uns zu den Beiden. Lily hob nur kurz den Kopf um uns ein Lächeln zu schenken. "Hat einer von euch beiden James oder Ruby gesehen?"

"Mhm..." Melody nickte langsam, während sie beobachtete wie einer von Lilys Springern ihren Bauern vom Feld schleifte. "Benjy hat Ruby vor ein paar Stunden in den Gemeinschaftsraum gebracht, sie war ungewohnt still und wollte uns aber auch nicht sagen was los ist. Ach Lily, muss das sein!" Lilys Turm schlug Melodys letzten Springer.

Nachdem Melody einen ihrer verbliebenen Bauern losgeschickt hatte, sprach sie weiter. "Alice hat sie dann hoch in den Schlafsaal gebracht und Benjy ist dann auch in seinen verschwunden. Und James..." Sie fluchte leise als Lilys Königin ihrem König näher kam. "Der ist vor ein oder zwei Stunde mit ein paar Büchern reingekommen." Mit dem Daumen deutete sie auf einen ziemlich großen Stapel, die meisten davon schienen von Quidditch zu handeln. "Und hat dann Lily verraten wie sie gewinnen kann..."

"Gar nicht wahr!" Lily sah vom Spielfeld auf. "Er war hier, hat die Bücher gelesen und dann was komisches gesagt, irgendwie das überall Menschen sind und das er das nicht mehr aushält. Und dann ist er hochgegangen."

"Menschen? Na Super...immerhin besser als Enten und Wolken..."

"Wie bitte?" Alle drei sahen mich verwirrt an, aber ich stand nur auf und klemmte mir so viele von James Büchern wie möglich unter die Arme. "Ich schau mal nach ihm, bis später Leute." Ich lächelte und machte mich dann schleunigst auf den Weg in den Rumtreiberschlafsaal.

Auf dem Weg begegnete ich nur einem Erstklässler, der neugierig aus einem Schlafsaal sah und mich mit großen Augen anstarrte. Als ich endlich an der Spitze des Turmes ankam, hatte ich schon meine Mühe die Tür mit den Büchern unter dem Armen überhaupt aufzubekommen, weshalb ich mir das Anklopfen sparrte.

"Hallo James." Die Vorhänge vor den Fenstern des Schlafsaales waren alle zugezogen und Licht kam nur von einer einzelnen Kerze, die über Bettdecke schwebte. Ihn selbst entdeckte ich erst auf den zweiten Blick, zwischen mehreren Decken und Stapeln von Pergament.

"Luné." Seine Augen folgten jedem meiner Schritte, als ich die Bücher am Fußende seines Bettes ablud.

"Wie geht's dir?" Ich ließ mich auf Remus ordentlich gemachtes Bett fallen und behielt James genauso im Blick, wie er mich studierte.

"Du hast dich mit Sirius gestritten."

"Woran siehst du das?"

"Du bist unglücklich." Er kaute auf dem Ende einer Feder herum und seufzend ließ ich nach hinten sinken. Vermutlich sollte ich mir langsam mal Sorgen machen. Das man aus mir anscheinend wie aus einem Buch lesen konnte, war nicht gerade vorteilhaft.

"Bin ich nicht. Wie geht es dir jetzt, James?"

"Jetzt besser. Hier ist niemand der mich beobachtet und analysiert, ich mag das Gefühl nicht."

"Hattest du im Gemeinschaftsraum Angst?"

"Schon möglich...es waren einfach so viele Leute da."

"Es tut mir leid. Vermutlich ist es meine Schuld."

"Wieso?"

Ich schloss die Augen und erzählte ihm in aller Kürze wie ich ihnen den Trank untergejubelt hatte.

"Und jetzt hat Ruby Angst vor Enten und Padfoot vor Wolken?"

"Ja, aber du bist deutlich entspannter als sie."

"Na dann..." Ich hörte ihn leise lachen und als ich den Kopf hob, entdeckte ich das er sich in den Kissen zurückgelehnt hatte.

"Bist du denn gar nicht sauer? Ich meine, ich bin schuld das du jetzt Angst vor Menschen hast."

"Solange du nicht näher kommst, geht es glaube ich. Und außerdem, jetzt wo ich weiß warum ich Angst habe, ist es viel leichter damit umzugehen."

"Hey, aus dir spricht ja ein wahrer Philosoph. Aber ich bin froh das du nicht sauer bist. Wirklich." Ich lächelte vorsichtig und lehnte mich dann ebenfalls in die Kissen.

"Lulu, wegen so etwas bin ich doch nicht sauer." Ich hörte das kurze Zögern in seiner Stimme. "Warum hast du dich mit Sirius gestritten? War es wegen dem Trank?"

"Wir haben uns nicht gestritten, er meinte mal wieder...er zu sein und ich habe mich aufgeregt. Aber ich will nicht darüber reden. An was arbeitest du da?"

"Du darfst ihm das wirklich nicht übel nehmen, er hat manchmal Probleme die richtigen Worte zu finden..."

"James, bitte."

"Ok." Er seufzte und nahm dann eines der Pergamente in die Hand. "Ich arbeite an einer neuen Quidditch Strategie. Es ist zwar unwahrscheinlich das wir überhaupt noch ein Spiel gewinnen..."

"Hey, fang gar nicht erst so an!" Kopfschüttelnd richtete ich mich wieder auf. "Das wir ein Spiel verloren haben, heißt gar nichts. Wir haben noch zwei Spiele zu spielen und unsere Chancen auf den Pokal sind immer noch nicht schlecht. Wenn wir Hufflepuff besiegen, haben wir Ravenclaw in der Tabelle schon wieder eingeholt."

"Ja, aber dafür müssen wir Hufflepuff erst einmal schlagen!" Er fuhr sich durch die Haare und machte sie damit noch chaotischer als eh schon. "Es ist mein erstes Jahr als Kapitän und wir verlieren nur. Jemand anderes hätte den Posten bekommen sollen..."

"Merlin James. Wo ist denn dein Gryffindor Mut? Du bist ein guter Kapitän, der eine gute Mannschaft aufgestellt hat. Da haben wir einmal verloren, ja und? Wir werden die Hufflepuff besiegen und niemand wird sich mehr an unserer erstes Spiel erinnern."

Zweifelnd sah er auf das Blatt in seiner Hand hinunter. "Ja, aber was ist wenn wir es nicht schaffen?"

"Dann ist das auch keine Tragödie. Uns bleibt schließlich noch unser Abschlussjahr um den anderen Teams so richtig in den Hintern zu treten." Ich zuckte mit den Schultern und lächelte aufmunternd. "Und jetzt zeig mir deine Pläne. Schließlich will ich wissen was du mit uns vorhast."

"Es sind nur Ideen." Er ließ das Pergament zu mir hinüber schweben. "Ich denke nicht das wir wirklich so spielen sollten, es ist mir halt nur so eingefallen."

Ich hob die Hand um ihn zum Schweigen zu bringen und versuchte dann seinen Plan zu verstehen. Mit jeder kleinen Anmerkung und Line, die ich entzifferte, wurde mein Lächeln breiter, bis ich schließlich grinste.

"James, das ist genial! Alles macht Sinn. Warum sind wir nicht viel früher darauf gekommen?"

"Na ja eigentlich ist es ja meine Position die im Weg steht..."

Als Antwort verdrehte ich nur die Augen. "Spätestens wenn wir es schaffen ohne Zuschauer zu trainieren, sollten wir es so ausprobieren. Und ich meine ehrlich was ich sage. Nicht mal mein alter Kapitän wäre darauf gekommen und der war immerhin seit seinem ersten Schuljahr Sucher."

"Seit seinem ersten Schuljahr? In Hogwarts ist noch nie ein Erstklässler in die Mannschaft gekommen. Was für ein verrückter Gedanke."

Ich lachte und ließ denn Plan wieder zu ihm zurück schweben. "Er war auch der Erste seit Jahrhunderten oder so."

"Luné, meinst du das wirklich ernst? Glaubst du, wir können das hinbekommen?"

So ganz anders als sonst wirkte James einfach nur verunsichert und entmutigt. Wenn ich nicht gewusst hätte das er gerade Angst vor Menschen hatte, wäre ich aufgestanden um ihn zu umarmen.

"Ja, James, ja ich glaube wirklich das wir das hinbekommen."

Dankbar lächelte er und gemeinsam begannen wir seinen Plan noch weiter zu verfeinern. Es dauerte nicht lange bis ich Sirius und auch sonst alles Andere vergessen hatte.

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