Kapitel 34

"Find what you love and let it kill you."

-Charles Bukowski

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Good people bring out the good in people.

Nachdem sich Potter wieder aufgerappelt und alle die Schlittschuhe gegen normalen Schuhe getauscht hatte, machten sie sich auf den Weg ins Schloss.

Oben im Gemeinschaftsraum fanden sie Marlene und Dorcas, die schon einmal vorgegangen waren um sich aufzuwärmen, und schließlich drängten sie sich zu siebt in dem Schlafsaal der Mädchen, wobei Marlene ständig herauslief um irgendetwas aus ihrem eigenen zu holen.

"Lilien Lilyyyy..." Ruby legte ihr den Kopf auf die Schulter und sah sie flehend im Spiegel an. "Kannst du mir bitte diesen unglaublichen Lippenstift leihen?" Sie wedelte mit besagtem herum. Lily hatte ihn von ihrer Patentante zum Geburtstag geschenk bekommen und vermutlich war er sündhaft teuer gewesen, aber das Rot biss sich fürchterlich mit ihren Haaren.

"Du kannst ihn behalten, wenn du mir mit meinen Haaren hilfst." Frustriert öffnete Lily ihren Zopf wieder.

"Natürlich. Du bist ein Schatz." Ruby umarmte sie und flitze dann davon um den Lippenstift sofort zu testen.

Seufzend setzte sich Lily neben Lulu auf ein Bett. Diese starrte auf zwei paar Schuhe vor ihren Füßen, die einen waren ziemlich hoch mit dünnem Absatz und genau von der Sorte die Lily niemals anziehen würde. Das andere Paar war flach und bestand aus schmalen, flachen Lederschnürschuhen.

"Was ist dein Problem?"

"Ich kann mich nicht entscheiden." Luné stupste mit ihren Füßen gegen die High Heels.

"Warum? Nimm am besten..."

"Die Hohen!" Marlene stand halb in Rubys Schrank warf nur einen kurzen Blick auf die beiden Schuhe. "Wie willst du den bitte auf flachen tanzen? Und in solchen Schuhen sehen Beine immer dicker aus als sie sind."

"Klappe, Marl. Dich hat niemand gefragt." Marlene streckte Lily nur die Zunge heraus und verschwand dann ganz im Schrank.

"Sie hat schon recht." Luné sah zweifelnd auf ihre Beine, durch die dünne schwarze Strumpfhose schimmerte ihre blasse Haut.

"Wo sollen deine Beine denn dicker aussehen? Da ist doch kaum was dran."

"Aber ich kann in flachen Schuhen wirklich nicht tanzen."

"Hast du es schon mal versucht?" Fragend hob Lily eine Augenbraue.

"Na ja..." Luné verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund. "Eigentlich nicht..."

"Dann versuch es einfach und wenn es nicht klappt, haben wir ja unserer Zauberkunsttalent, dass dir schnell andere herbeizaubern kann."

"Du hast schon recht..."

Lily lächelte nur und stand auf, Luné trug ein schlichtes schwarzes Kleid mit dünnen Trägern, das eng anlag und eine Handbreite über ihren Knien endete. Es betonte ihre hellen Haare und ihre sommersprossige Haut und Lily fand das dazu hohe Schuhe einfach zu viel gewesen wären.

Von allen sieben Mädchen waren Lily, Luné, Alice (Frank war Schulsprecher und als Freundin wurde sie automatisch mit eingeladen), Ruby und Marlene (ob sie eingeladen wurde weil ihr Großvater ein berühmter Quidditch Spieler gewesen war oder einfach nur weil jeder sie kannte, wusste keiner) eingeladen. Dorcas und Melody waren ursprünglich auch eingeladen, denn beide hatten einen Vertrauensschüler als Freund, aber sie hatten sich entschieden nicht hinzugehen, weil ihre Freunde ebenfalls nicht kommen würden.

Sie rannten nun durchs Zimmer und halfen dabei Kleider zu schließen und Frisuren zu kommentieren.

"Lily, willst du deine Haare so lassen?" Marlene trug ein teuer aussehendes rotes Kleid und einen hohen Pferdeschwanz, der bei jeder Bewegung hin und her schwang. Gewöhnlich hüpfte sie nur in Jeans, T-shirt und Turnschuhen durch die Schule.

"Nein, Ruby wollte sie mir eigentlich machen. Nur wegen dir haben ich ja jetzt diese kurzen Zotteln."

Marlenes Augenbrauen hoben sich ein paar Zentimeter und Lily wusste das sie das Richtige gesagt hatte.

"Kurze Zotteln also? Dann lass uns mal schauen was man daraus machen kann." Sie verfrachtete Lily auf ihr Bett und begann sofort damit sich an ihren Haaren zu schaffen zu machen.

"Schon wieder grün?" Ruby sprang aus ihrem Schrank, nun mit roten Lippen, und betrachtete zweifelnd Lilys Kleid.

"Wieso nicht?" Sie strich über den weichen Stoff. Ihr Kleid war gerade geschnitten und schlicht. Bei Slughorns Partys trug sie dies gewöhnlich immer.

"Weil du immer auf Nummer sicher gehst und grün trägst?" Alice kam gerade aus dem Bad, sie trug eine schwarze Jeans und eine weiße, locker fallende Bluse.

"Und was soll ich sonst tragen? Mit meinen Haaren geht nur grün..." Sie konnte ihren Satz kaum beenden, da sprang Ruby auch schon in ihren Kleiderschrank und begann Kleider hinaus zu schmeißen. "Das geht...und das auch..."

Marlene war immer noch mit Lilys Haaren beschäftig, weshalb Alice die Kleider hochhob und sie Lily unters Kinn hielt. Das erste Kleid war türkis.

"Alles nur das nicht..."

Sogar Marlene betrachtete es zweifelnd, "Lily ist weder du, Ruby, noch Lulu die du mit einem Hundeblick zu beinah allem bringen kannst."

"Ich habe meinen Namen gehört?" Luné steckte den Kopf durch die Badezimmertür, ihre Haare waren auf der einen Seite lockig und auf der anderen glatt. "Lily, das Kleid ist fürchterlich." Sie schloss die Tür wieder.

"Bei deiner Augenfarbe müsstest du ja eigentlich rotstichige Töne tragen..." Ruby kam aus dem Schrank und fischte ein rosafarbenes aus dem Berg. "Aber bei deinen Haaren..."

"Tut mir leid das meine Haare so sind wie sie sind." Genervt verschränke Lily die Arme, sie hatte keine Lust mehr Modepuppe zu spielen.

"Versucht es doch mit blau." Melody wühlte nun ebenfalls ein Kleid aus dem Berg und hielt es hoch. Das Kleid gefiel Lily auf anhieb, das Blau war schon beinah schwarz, eher ein Mitternachtsblau und es war bis zur Taille eng und fiel dann etwas ausgestellt bis kurz vor den Knien.

Ihre Modeberaterinnen schauten allerdings skeptisch. "Ist das nicht etwas zu dunkle..." "Also Lily ist schon ziemlich hell."

"Marlene bist du mit meinen Haaren fertig?" Als Marlene nickte schnappte Lily sich das Kleid und marschierte ins Badezimmer. Luné stand gerade vor dem Spiegel und schminkte sich.

"Stört es dich wenn ich...?" Fragend hob Lily das Kleid.

"Nein, mach nur." Sie zuckte mit den Schultern und nickte dann zur Tür. "Sie wollen dir nur einen perfekten Geburtstag machen, das weißt du, oder?"

"Weiß ich doch." Lily seufzte. "Sie sind nur etwas übereifrig."

"Deine Haare sehen aber klasse aus." Mit einem Lächeln machte Luné Platz vor dem Spiegel, damit Lily ihre Haare betrachten konnte. Marlene hatte sie zu beiden Seiten ihres Scheitels komplett eingeflochten und tief im Nacken zu einem Knoten geschlungen, ein paar Strähnen schauten heraus und ließen das ganze weniger streng aussehen.

"Es sieht echt gut aus."

"Hab ich doch gesagt, jetzt zieh dieses schöne Kleid an und dann müssen wir auch los. Ich helf eben noch den anderen, falls es da noch was zu helfen gibt." Luné verschwand und ließ nur einen Hauch von Parfüm zurück.

Mit einem Schmunzeln schlüpfte Lily in das Kleid, es saß perfekt, möglicherweise etwas zu kurz an den Knien, aber wenn sie flache Schuhe trug, würde es gehen und schnell schminkte sie sich noch ein wenig die Augen.

"Leute, ich bin fertig." Als Lily aus dem Bad trat, sprangen Luné, Ruby und Marlene auseinander. "Habe ich etwas verpasst?"

"Nein." Ruby lächelte unschuldig. "Das Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet."

"Danke..." Mit einem letzten misstrauischen Blick in Rubys Richtung, zog Lily ihre schwarzen Ballarinas an. "Wo sind die anderen?"

Luné und Marlene tauschten einen Blick. "Alice trifft sich mit Frank." "Und Dorcas und Melody besorgen sich noch Bücher aus der Bücherei für ihre...äh." "Hausaufgaben!" "Genau." Marlene lächelte ihr süßestes Lächeln.

"Aha. Können wir dann jetzt gehen?"

"Natürlich." Ruby zog sie an ihrer Hand aus dem Schlafsaal. Im Gemeinschaftsraum war noch ziemlich viel los, schließlich war das Abendessen eben erst beendet worden und nirgends entdeckte Lily eine Spur von den Rumtreibern. (Nicht das sie danach suchte, es fiel ihr natürlich nur so auf.)

Slughorns Party fand wie immer in seinem Büro statt, dieses lag drei Stockwerke unter dem Gryffindor Turm und ohne Lunés Wärmezauber wäre sie vermutlich halb erfroren angekommen.

Ruby, Marlene und Lily waren bereits bei ein paar von Slughorns 'Feiern im kleinen Kreis' gewesen, weshalb es sie nicht überraschte, dass ihnen die Musik plötzlich dutzendfach verstärkt entgegenschallte, als sie die Bürotür öffneten, nur Luné hatte immer irgendeine Entschuldigung gehabt. Sie sprang erst einen Meter nach hinten und flog dann beinah über ihre eigenen Füße. "Was bei Merlins geblümter Unterhose..."

"Keine Sorge, an die Musik gewöhnst du dich und sonst...na ja." Lily zuckte mit den Schulter und zog Luné mit sich.

Slughorn hatte sein Büro wie immer magisch vergrößert und es mit allen möglichen Menschen vollgestopft, wobei die Hälfte sicherlich ihre Hogwartsschulzeit schon lange hinter sich gelassen hatten.

"Endlich hat er mal ein Thema gewählt, das ich mag." Ruby sah sich grinsend um und fing ein paar Blumen auf, die langsam von der Decke segelten.

Der ganze Raum war in ein helles Licht getaucht, vermutlich sollte es die Illusion von Frühling erschaffen und auch sonst schien dieses Thema vorzuherrschen. Lange hellgrüne Seidenschals hingen von der Decke und flatterten sanft in einem nicht vorhandenen Wind. Der Boden war mit einer dünnen Schicht aus Blütenblättern bedeckt (Marlene testete sofort mit ihren High Hells ob man darauf nicht ausrutschte- man tat es nicht) und die stetig herunter fallenden Blüten und Blütenblätter bedeckten ihre Köpfe bereits nach ein paar Sekunden.

"Lu, was machst du da?" Verblüfft drehte sich Lily bei Rubys Ruf zu Luné um. Diese hatte gerade die Hand erhoben und deutete auf eine Gruppe von Slytherin, über deren Köpfen es auffällig heftig Blumen regnete.

"Du hast doch nicht..."

Den Slytherin schien inzwischen auch aufgefallen sein das etwas nicht stimmte, hektisch wischten sie sich die Blumen weg oder starrten verwirrt zur Decke.

"Ein bisschen Spaß muss sein." Sie zuckte mit den Schultern und ließ die Hand wieder sinken.

"Wenn wir sie am Ende wieder ausbuddeln müssen ist das deine Schuld."

"Das nehme ich gerne in Kauf." Sie zuckte wieder mit den Schultern und lächelte.

"Hast du wenigstens dafür gesorgt das der Regen ihnen folgt?" Ruby beobachtete kritisch die Slytherin, die jetzt einen seltsamen Tanz aufführten um den Blüten auszuweichen.

"Natürlich."

"Braves Kind. Da hat meine Erziehung doch was gebracht." Sie klopfte Luné auf Schulter.

"Ruby, wir müssen los."

"Warum?"

Marlene antworte ihr nicht sondern zog sie einfach mit sich, genau in eine Gruppe von plaudernden Hexen.

"Warum..." Doch da entdeckte Lily gleichzeitige mit Luné den Grund für ihr schnelles Verschwinden. Slughorn watschelte auf sie zu, den neuen Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer im Schlepptau.

"Tut mir leid, Lils." Luné lächelte sie entschuldigend an. "Ich komm gleich wieder, aber den kann ich mir jetzt nicht antun." Sie verschwand.

"Na super." Lily seufzte leise. Dann strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und setzte ein Lächeln auf.

Professor Slughorn trug einen dunkelgrünen Seidenanzug und in seiner Brusttasche steckte eine Blume. Es war eine weiße Lilie.

"Miss Evans." Slughorn lächelte strahlend und schüttelte leicht außer Atem Lilys Hand. "Ich wünsche ihnen alles erdenklich gute zu ihrem siebzehnten Geburtstag. Hier nehmen Sie ein Glas, dann können wir anstoßen." Er winkte einen der Kellner heran und reichte ihr und Dr. Berg ein Glas mit dunklem Wein.

Der Verteidigung gegen die dunklen Künste Lehrer durchbohrte sie mit seinem Blick, als sie das Glas zweifelnd betrachtet. Lily musste ein Schaudern unterdrücken. Von den anderen hatte sie wenig über die erste Stunde bei ihm erfahren, alle waren ungewöhnlich still gewesen und Marlene und Dorcas waren nach dem Abendessen verschwunden weil sie bei ihm nachsitzen mussten.

"Wenn bitte alle einmal die Gläser erheben würden." Slughorn hatte seine Stimme magisch verstärkt und alle drehten sich zu ihnen um. "Ich möchte einen Trost auf das Geburtstagskind aussprechen, möge Miss Evans noch lange und glücklich leben. Auf ihr Wohl."

Überall im Raum erklang "Auf ihr Wohl." und dann leerte jeder sein Glas. Lily wurde rot und tat als würde sie einen Schluck trinken, sie konnte Alkohol nicht ausstehen.

Erst als alle sich langsam wieder abwandten, hob Dr. Berg sein Glas und sah ihr in die Augen. "Mögen Sie möglichst lange Leben. In diesen Zeiten ist Glück eine Rarität."

Verwirrt starrte Lily ihm in die Augen, seine Stimme hatte einen Unterton der sie beunruhigte und ihr ging auf, dass ein Lehrer, der dunkle Künste an einer Schule wie Grüntal unterrichtet hatte, wohl kaum ein Freund von Mugglestämmigen war.

"Sie beide kennen sich sicher oder?" Slughorn schien nichts mitbekommen zu haben, sein Glas war bereits wieder gefühlt und er lächelte wie immer freundlich. "Obwohl mir Dr. Berg bereits mitgeteilt hat, dass sie in seiner Stunde gestern gar nicht anwesend waren, ist das wahr, Miss Evans?"

"Ich fürchte schon, Sir." Lily schob Dr. Berg in die hinterste Ecke ihrer Gedanken und konzentrierte sich ganz auf ihren Lieblingslehrer. "Ich musste eine Prüfung in alte Runen nachschreiben, Professor Vardlen müsste Dr. Berg eigentlich bereits informiert haben." Lily ließ aus das sie Professor Vardlen vorgeschlagen hatte, die Prüfung genau während der VgdDK Stunden nachzuschreiben. Gewöhnlich würde sie Unterricht nie freiwillig verpassen, aber an Flüchen und Duellen hatte sie noch nie gefallen gefunden. Sogar Alice und Melody hatten mehr spaß daran.

Nach den ZAG Prüfungen hatte sie eigentlich vorgehabt das Fach abzuwählen, aber bisher konnte sie sich nur vorstellen nach der Schule als Heilerin zu arbeiten und dafür brauchte sie VgdDK in den UTZ Prüfungen.

Sie seufzte leise, "Ich hoffe das Dr. Berg dafür Verständnis hat."

"Natürlich. Als Ausgleich hatte ich ja genug ihrer Freundinnen in meinem Unterricht. Wenn sie mich bitte entschuldigen wollen, Horace." Dr. Berg nickte Slughorn zu, welcher nicht einmal dazu kam verwundert zu blinzeln oder etwas zu erwidern, und verschwand dann in den immer dichter stehenden Gästen.

"Nun, immer auf dem Sprung, der Gute." Slughorn schüttelte den Kopf und nahm sich dann noch ein Glas. Er bot Lily ebenfalls eines an, aber sie hob nur entschuldigend ihr eigens, von dem sie bisher noch nicht einen Tropfen getrunken hatte.

"Sie scheinen noch nicht wirklich in Feierlaune zu sein, meine Liebe? Obwohl Sie allen Grund dazu haben, schließlich wird man nur einmal im Leben volljährig. Wissen Sie," Er dirigierte sie mit seiner Hand an ihrem Arm durch die Menschen. "Ich habe Sie immer bewundert, Sie sind seit jeher eine meiner herausragendsten Schülerinnen gewesen, eine Schande das Sie nicht in mein Haus gekommen sind. Ich möchte ihnen ein paar aufstrebende Sterne der Magischen Welt vorstellen. Sehen Sie, da ist Rita Kimmkorn, erst letztes Jahr hat sie ihren Abschluss gemacht und schreibt nun bereits für die Hexenwoche." Er hielt nicht an um die kleine blonde Hexe in dem auffälligem Kostüm zu begrüßen. "Und ich habe mir außerdem die Freiheit genommen ein paar erlesene Berühmtheiten einzuladen. Celestina Warbeck ist gleich da vorne, ich hoffe das sie uns heute noch eine Gesangsprobe gibt." So ging es eine ganze Weile weiter, Slughorn stellte ihr vielversprechende Hexen und Zauberer vor und jene, die es schon geschafft hatten.

Gerade hatte er ihr Miriam Strout vorgestellt, eine Hexe mittleren Alters, die als Heilerin im Mungos arbeitete und entfernt mit Mungo Bonham, dem Gründer des St.-Mungo-Hospitals, verwandt war. Sie hatte einen jungen Lernheiler, Gideon Prewett, mitgebracht. Er war zwei Jahre über Lily gewesen und die beiden unterhielten sich nun über seine Schwester Molly. Diese war in Lilys erstem Schuljahr Vertrauensschülerin gewesen und Lily hatte sie immer sehr gemocht, es freute sie nun zu hören das sie ihren Freund, Arthur Weasley, geheiratet hatte.

Gideon erzählte ihr das sein kleiner Bruder, Fabian, es als einziger der Prewett Geschwister nicht geschafft hatte Schulsprecher zu werden und das er deshalb beinah nicht zu Mollys Hochzeit gegangen wäre. Er musste im Sommer von Gideon geradezu dorthin geschleift werden und dann noch versprechen, kein böses Wort mehr über seine Ex-Freundin, Isabella Bell (die an seiner Stelle das Abzeichen bekommen hatte), zu sagen.

"Der Arme." Lily lachte, sie kannte Fabian von den Vertrauensschülertreffen und wusste das er in diesem Jahr seinen Abschluss machen würde, aber in Gideons Erzählungen klag es als wäre er gerade mal 12.

"Lils."Mit ihren Schuhen in der Hand kam Marlene auf sie zugeeilt.

"Warum..."

"Bin umgeknickt. Irgend so ein Doofkopf hat mich geschubst, ich glaube es war Goyle." Sie hüpfte die letzten Meter in Lilys Richtung auf einem Bein.

"Ich habe einen beinah Heiler hier, soll er sich das mal anschauen?" Lily machte nur einen Spaß, aber Marlene sah sich nach dem beinah Heiler um. Stirnrunzelnd betrachtete sie Gideon von oben bis unten, mit einem Schmunzeln tat er es ihr gleich.

"Moment..." Ihre Augen weiteten sich. "Gideon, richtig? Großer Bruder von klein Fabian."

"Ich hoffe so nennst du ihn auch wenn er dabei ist?" Gideon lächelte und auf Marlenes Gesicht erschien ihr typisches Strahlen.

"Natürlich. Jetzt nur noch um so häufiger."

"Sehr gut, irgendjemand muss ja sein Ego bremsen. Du bist doch Marlene oder? Diejenige die ihn im Duellierclub geschlagen hat?"

"Marlene McKinnon." Sie schüttelte ihm die Hand. "Er und seine Freunde Dädalus und Edgar versuchen schon seit Gründung des Clubs Dorcas und mich zu schlagen." Lachend verdrehte sie die Augen. "Edgar hat mich kurz nach den Sommerferien einmal geschlagen, seitdem ist er der Anführer der Gruppe."

"Das glaubt aber auch nur er oder?"

"Gut erkannt, Fabian erwähnt jedes mal, wenn Edgar die Führung übernehmen will, dass seine liebe Schwester Emilia sämtliche Preise der Schule absahnt."

"Der arme Edgar." Gideon grinste und Marlene hätte vermutlich ewig so weiterreden können, hätte Lily sie nicht unterbrochen.

"Marl, warum bist du eben so verzweifelt auf mich zu gehüpft?"

"Merlin." Marlene sah sie entsetzt an. "Sorry, das habe ich total vergessen, du sollst sofort zu James. Irgendwas wegen Lu und Sirius."

Lily brauchte einwenig um die Information zu verarbeiten, warum sollte sie zu James kommen?

"Ähm und wo ist er?"

Marlene deutete wage in eine Ecke des großen Raumes. "Ich würde ja mitkommen, aber..." Sie deutet auf ihren Fuß.

"Nicht schlimm." Lily war schon losgelaufen. Um Marlenes Unterhaltung machte sie sich keine Sorgen, sie schien prächtig mit Gideon klar zu kommen. Und weil er außerdem nicht Marlenes Typ war, (sie stand eher auf große, gebräunte und meist braunhaarige Kerle) machte sich Lily auch wenig Sorgen um Gideon. Er war weder groß noch gebräunt. Mit seinen roten Haaren und den Sommersprossen auf der Nase fiel er kaum in ihr Beuteschema.

Lily musste sich durch viele schwatzende Hexen und Wein trinkende Zauberer kämpfen, bis sie endlich hinter einem dünnen, hellgrünen Vorhang die ihr bekannten Stimmen hörte.

Sie schob ihn zur Seite und entdeckte das dahinter so etwas wie eine Nische war. Sirius und Luné standen sich gegenüber und schrieen sich an. Als einziger war noch James da, der die Beiden hilflos beobachtete.

"Verschwinde Lily." Luné hatte sich kurz zu ihr umgedreht. Ihre Augen waren dunkel vor Wut und in ihrer Hand hielt sie ein leeres Weinglas. Warum es leer war, entdeckte Lily auf Sirius' Hemd. Ein riesiger Blutroter Fleck leuchtete ihr entgegen.

"Warum sollte ich kommen?"

"Weil ich Angst habe das sie sich umbringen?" James versuchte einen Scherz zu machen, aber sein verzweifelter Gesichtsausdruck passte nicht dazu.

"Und was soll ich dagegen unternehmen?" Sie mied den Blick in seine Augen.

"Weiß ich auch nicht genau." Er zuckte mit den Schultern und beobachtete nun Lily aus dem Augenwinkel. "Als ich versucht habe dazwischen zu gehen, hat Luné mich mit einer Magiewelle umgehauen."

"Sie ist halt umwerfend." Lily biss sich auf die Zunge, sie sprach hier nicht mit ihren Freundinnen, sondern mit James Idiot Potter.

Er sagte nichts und schüttelte nur lächelnd den Kopf.

"Warum drehen die beiden denn jetzt so durch?" Sirius gestikulierte inzwischen wild und beide redeten so durcheinander, dass Lily kaum etwas verstand außer 'Merlin', 'Verdammt', 'Tussi' und 'Idiot'.

"Na ja..." Dafür das James angst hatte, dass sich beide umbrachten, wirkte er plötzlich erstaunlich vergnügt. "Sirius hat sie gefragt ob sie mit ihm tanzen will."

"Was?!" Lily klappte der Mund auf.

"Euch ist schon klar, dass wir euch hören?!" Luné hatte sich umgedreht und funkelte sie böse an.

"Und dir ist klar, dass ich dich nur gefragt habe ob du tanzen willst?! Immer musst du aus allem ein riesiges Drama machen, nur damit auch jeder dich beachtete, meine Fresse."

"Wer ist hier der Vollidiot der sich umbedingt etwas beweisen will und mir jetzt auf die Nerven geht, nur weil ich ein kurzes Kleid anhabe?"

"Ich will hier gar nichts beweise!"

"Och komm schon. Dein ganzes Leben ist eine einzige Selbstdarstellung."

"Tut mir leid, dass nicht jeder nur auf dich fixiert ist wie dein Alec Schatz."

"Lass Alec da raus, meine Art mein Leben zu Leben geht dich einen Dreck an."

"Haha was du nicht sagst, warum mischt du dich dann ständig in meine Art zu leben ein?"

"Das tu ich überhaupt nicht, du verdammter Hohlkopf!"

"Ach sind wir schon bei so bösen Wörtern?"

"Argggg. Ich habe hier einmal ganz große News für dich, die verdammte Sonne dreht sich nicht um dich!"

"Das ist jetzt natürlich schockierend für mich! Möglicherweise solltest du dir einmal an die eigene Nase fassen, bevor du andere andauernd verurteilst." Bei Sirius Worten ballte Luné die Fäuste und neben Lily murmelte James leise, "Gleich fängt er sich eine."

"Bei jemanden, der so arrogant ist zu glauben, dass jedes weibliche Wesen dieses Universums auf ihn steht, muss ich wohl kaum um Erlaubnis fragen! Ich verurteile dich so oft wie ich will."

"Mich und jedes andere Wesen dieses Universums, falls ich mal kurz deine Worte benutzen darf, weil wir alle viel schlechter als du sind. Natürlich." Er lachte freudlos.

"Nur weil du es nicht ertragen kannst, dass dir jemand mal nicht wie ein Hund hinterher läuft und dich anbetet? Tut mir leid das ich dich zum kotzen finde."

"Das hast du im Krankenflügel aber nicht gesagt..." Luné schnappte hörbar nach Luft und Sirius schien selbst sichtlich schockiert über seine Worte zu sein.

"Jetzt hör mir mal ganz genau zu..." Luné trat einen Schritt auf ihn zu und Sirius trat zwei zurück. "Ich stehe nicht auf dich, ok? Habe ich nie, werde ich nie. Es ist ja total süß das du dir mit deinem riesigem Ego sorgen machst, dass ich mich in dich verliebe und mein Herz für immer verliere, aber in so jemanden wie dich könnte ich mich nie verlieben. Die meiste Zeit über widerst du mich an und wenn du dich gerade mal benimmst als wärst du kein Arrogantes Arschloch, geht es dir nur darum dir selbst zu beweisen, dass du unglaublich bist. Du bist ein fürchterlicher Mensch." Seltsamerweise klang Luné als würde sie gleich weinen.

Sirius öffnete den Mund und schloss ihn. Irgendetwas schien ihn geschockt zu haben. Seine nächsten Worte klangen nur halb so verletzten, wie sie es wahrscheinlich sein sollten. "Wie arrogant von dir zu glauben, dass ich so etwas denke."

"Nicht jeder will mit dir ins Bett." Luné hob den Kopf wieder und sah ihm direkt in die Augen.

"Das scheint deine beste Freundin anders zu sehen." Lily hörte sich selbst nach Luft schnappen und sah gerade noch wie Lunés Hand nach vorne schnellte. Sirius schaffte es sie abzufangen, aber er rechnet nicht damit das ihre andere Hand von Links kam. Mit einem lauten Klatschen, das trotz des Lärmes und der Musik gut zu hören war, traf ihre Handfläche auf seine Wange und Sirius Kopf flog zur Seite.

Entgeistert starrte Lily Luné an, diese riss sich los und stürmte ohne einen Blick zurück davon.

"Spuckender Wasserspeier..." James stand der Mund offen und er wirkte vollkommen fassungslos. "Für so eine kleine Person hat sie aber ziemlich viel Kraft." Er atmete tief durch. "Vielleicht hätte ich ihr nicht beibringen sollen wie man mit beiden Händen wirft."

Sirius zuckte nur mit den Schultern, auf seiner Wange zeichnete sich schon ein roter Fleck ab.

"Sorry Kumpel." James klopfte ihm auf die Schulter und lief dann in die selbe Richtung wie Luné.

"Ähm..." Unsicher beobachtete Lily wie Sirius sich durch die Haare fuhr und angestrengt nachzudenken schien.

"Das ist bestimmt kein Zufall...woher...Remus?" Er schien mit sich selbst zu reden. "Melody wohl eher." Plötzlich sah er Lily direkt an, unter seinem intensiven Blick zuckte sie zusammen. "Wo ist Mel?"

"Ich glaube inzwischen wieder im Gemeinschaftsraum...warum..." Sie konnte ihre Frage nicht mehr beenden, denn mit einem kurzen "Danke" verschwand er.

"Einen so interessanten Geburtstag hatte ich ja schon lange nicht mehr, was bin ich nur für ein Glückspilz?" Sie seufzte und entdeckte Alice zusammen mit Frank. Alice winkte sie zu sich und weil Frank sich gerade mit einem alten Auror über die Ausbildung beim Ministerium unterhielt (es war Franks Lebenstraum Auror zu werden, das wusste die ganze Schule, auch wenn ihm das kaum jemand zutraute), fragte Alice sie wie ihr die Party bisher gefiel und wenn sie schon alles getroffen hatte.

Glücklicherweise war Alice ein Profi darin andere ihre Sorgen vergessen zu lassen, weshalb Lily auch schnell wieder ehrlich lachte und mit Alice über Marlene, und die Gefahr in der Gideon schwebte, diskutieren konnte.

Sie ließen sich gerade von Frank zwei Gläser Punsch holen, als jemand Lily auf die Schulter tippte. Es war Cindy. Wie immer umwehte sie eine Wolke aus Parfüme und ihre Lippen waren Babyrosa geschminkt.

"Was willst du?" Lily hob eine Augenbraue.

"Das muss sicher wehtun, oder?" Cindy deutete in die Mitte des Raumes, wo mehre Paare tanzten. Mitten unter ihnen entdeckte sie James und Luné. Sie schienen perfekt zu harmonieren, James führte und seine Lippen bewegten sich. Lily sah wie Luné langsam nickte und dann ihren Kopf auf seine Brust legte. "Autsch." Cindy lachte und verschwand dann wieder.

"Diese blöde Zicke." Alice schüttelte den Kopf und legte Lily dann eine Hand auf die Schulter. "Alles in Ordnung?"

"Klar, das macht mir nichts." Sie zwang ihre Mundwinkel nach oben. "Sie sehen doch gut zusammen aus."

Zweifelnd sah Alice noch einmal zur Tanzfläche, "Sie gehen." Lily zuckte nur mit den Schultern.

Alice kannte Lily seit sie beide elf gewesen waren, weshalb beide wussten, dass der jeweils andere wusste, dass nicht alles in Ordnung war. Aber Alice gab eine zeitlang ihr bestes Lily abzulenken.

Als es auf Mitternacht zuging entschieden sie sich zu gehen.

Zur ihrer Überraschung fanden sie Marlene vor der Tür. Zusammen mit Gideon. Und was noch seltsamer war, sie unterhielten sich angeregt.

"Marl?" Sie zuckte zusammen und sah Lily überrascht an.

"Ja?"

"Wir wollen gehen."

"Warum? Es ist doch noch gar nicht so spät."

"Wir haben gleich Mitternacht..." Amüsiert beobachtete Lily wie Marlene verwirrt Gideon ansah.

"Wie die Zeit vergeht..." Sie lachte. "Ich schätze du musst dann auch gleich weg?"

"Ich fürchte es. Morgen muss ich um vier arbeiten. Ich würde euch natürlich noch bis zum Gemeinschaftsraum bringen, vermutlich erwartet mich aber bereits eine Standpauke."

"Keine Sorge." Frank lächelte freundlich. "Ich bringe sie noch hoch."

"Danke."

"Ähm..." Marlene sah ihn unsicher an, für ihre Verhältnisse schon schüchtern.

"Also..." Gideon hob eine Augenbraue und schmunzelte.

"Bis demnächst?"

"Das hoffe ich doch." Er lachte und auf Marlenes Gesicht erschien ein Strahlen. "Schreibst du mir?"

"Natürlich."

"Dann bis demnächst." Wieder lächelte er und seine Grübchen zeigten sich. Nachdem er noch Lily und den Anderen zugenickt hatte, verschwand er wieder in Slughorns Büro.

"Also eigentlich ist er ja nicht so wirklich dein Typ." Lily hackte sich bei Marlene unter.

Diese verdrehte die Augen. "Ich weiß gar nicht wovon du redest." "Und ich bin mir ziemlich sicher das du es weißt."

"Ach halt die Klappe. Du führst dich schon wie Ruby auf." Marlene zog ihren Arm weg und lief schneller.

"Oh." Zerknirscht beeilte Lily sich sie einzuholen. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht so bedrängen."

"Apropo bedrängen und Ruby, wo ist sie?" Alice lief Hand in Hand mit Frank und sah sich um als erwarte sie, dass Ruby im nächsten Augenblick hinter einer Rüstung hervor sprang.

"Hab sie eben gesehen." Mit verschränkten Armen bemühte sie sich Marlene immer noch schneller als Lily zu laufen. "Sie meinte das sie hoch geht."

"Ok gut. Noch mal Entschuldigung wegen eben. Es hat nur so gewirkt als würdest du Gideon sehr mögen."

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen..."

"Wieso..." Lily kam nicht dazu ihre Frage zu beenden, denn Marlene drehte sich zu ihr herum. Ihr breites Grinsen ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen.

"Wie kann man so jemanden nicht mögen?" Sie schlug die Hände vor den Mund und drehte sich mehrmals schnell auf der Stelle. "Oh mein Gott er ist einfach unglaublich!" Sie blieb wieder stehen und sah Lily mit großen Augen an. Ihre Hände lagen immer noch über ihrem Mund, sie schien ein Lachen zurückhalten zu wollen, und in ihren Augen glitzerten Tränen. "Ich könnte singen und tanzen und die ganze Welt umarmen und gleichzeitig weinen." Sie schüttelte heftig den Kopf und durch ihre zitternden Hände drang ihr Lachen. "Werde ich verrückt?"

Lily war ehrlich gesagt sprachlos von diesem Ausbruch, Alice kicherte leise und Frank antwortete ihr als einziger. "Nein, du bist nur verliebt. So ging es mir auch als ich zum ersten mal mit Alice geredet habe. Meine Freunde hielten mich für bescheuert."

Seine Freundin hörte auf zu kichern und blieb stehen. "Meinst du das ehrlich?"

Mit einem Lächeln sah er zu ihr hinunter. "Natürlich. Ich habe vorher nicht an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, danach schon. Du hast mich einfach verzaubert, wie Marlene hätte ich auch singen und lachen und vermutlich auch heulen können."

"Frank..." Alice sprach seinen Namen unglaublich sanft aus. "Genau deshalb habe ich mich in dich verliebt, du bringst mich dazu mich besonders zu fühlen. Bei dir bin ich nicht mehr die kleine Alice die ihre Eltern verloren hat. Du bist etwas ganz besonderes, Frank... Ich liebe dich so sehr."

Als Frank sie in seine Arme zog und ihr einen Kuss auf den Scheitel drückte, wandten sowohl Lily als auch Marlene den Blick ab. Lily hatte das Gefühl in etwas privates einzudringen, einem Raum der nur diesen beiden Menschen gehörte.

"Da bekommt man doch gleich an anderes Bild von Beziehungen oder?" Auf Marlenes Gesicht lag immer noch ein Lächeln, aber sie schien sich wieder etwas beruhigt zu haben.

"Ich würde es eher Hoffnung nennen, wenn es so aussieht die richtige Person zu finden, dann möchte ich gerne nach diesem Menschen für mich suchen."

Frank und Alice hatten sich wieder voneinander gelöst, nur ihre Hände waren noch verschränkt, als müssten sie sich aneinander festhalten. Mit Tränen in den Augen lächelte Alice Lily an. "Es gibt dieses eine Person und es lohnt sich. Das kann ich dir versprechen."

"Ist es idiotisch zu glauben das ich diese Person vielleicht gefunden habe?" Marlene hatte die Arme verschränkt, doch trotzdem sah Lily noch das Zittern ihrer Hände. "Ich meine es fühlt sich so an. Wenn ihr mir vorher gesagt hättet wie unglaublich Gideon ist, ich hätte euch kein Wort geglaubt, aber es fühlt sich an als hätte er sich mit jedem seiner Worte tiefer in mich hinein gegraben und... na ja..." Sie schien nach Worten zu suchen, die sie nicht fand.

"Er hat dich berührt, oder?"

"Was? Nein. Er hat mich doch nicht..."

"Marl..." Lily schüttelte lachend den Kopf. "Ich meinte innerlich."

"Oh achso. Oh!" Sie strahlte wieder. "Ja, vermutlich hat er das. Dabei kennen wir uns erst seit 4 Stunden und die meiste Zeit haben wir über sinnlose Themen geredet, nur weil ich auf einmal nervös war." Plötzlich ließ sie den Kopf hängen. "Außerdem ist er schon 20. Was sollte er schon von mir wollen? Und er hat bestimmt eine Freundin..."

"Marl..." Lily trat auf sie zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Ich glaube kaum das er so lange mit dir gesprochen hätte, wenn er nicht ähnlich fühlt. Und er hat dich gebeten ihm zu schreiben, das solltest du wirklich tun."

"Meinst du...mhm..." Marlene schien nachzudenken und schweigend setzten sie ihren Weg zum Gemeinschaftsraum fort.

Erst als Frank sich verabschiedet hatte und die fette Dame nach dem Passwort fragte, schien Marlene wieder aus ihren Gedanken aufzutauchen.

"Spuckender Wasserspeier. Ich muss mal eben rein und was ähm...nachschauen. Ihr beide wartet am besten hier."

"Wieso denn das?" Stirnrunzelnd wandte Lily sich an das Porträt. "Venemosa Tentacula."

"Falsches Passwort. Ich hoffe wenigstens einer von euch kennt das Richtige. Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit."

"Aber das ist das Richtige. Venemosa Tentacula! Ich habe es doch selbst ausgesucht."

"Falsch ist falsch." Die fetten Dame strich sich gelangweilt über ihr rosa Kleid.

"Du weisst schon, dass die Hälfte der Gryffindor dich für solche Passwörter umbringen könnte? Remus hat es übrigens noch heute morgen geändert." Marlene schien sich ein Lächeln nicht verkneifen zu können.

"Warum hat er das gemacht? Wir ändern die Passwörter alle zwei Wochen und nach mir war Dirk dran, nicht Remus."

"Tja wir konnten sowohl Remus wie Dirk...überreden. Jetzt warte einfach hier. Ich hol dich gleich. Lilien."

"Das Passwort ist korrekt." Das Porträt schwang zur Seite und Marlene schlüpfte so schnell hindurch, dass Lily keinen Blick in den Gemeinschaftsraum werfen konnte.

"Alice, was soll das?"

"Wirst du schon noch herausfinden." Alice lächelte sanft und umarmte Lily plötzlich. "Ich hab dich lieb, ok?"

"Ähm..." Überrascht erwiderte Lily die Umarmung. "Ich dich auch. Sterbe ich bald oder warum gestehen wir uns jetzt unsere Gefühle?"

"Nein, keine Sorge. Du wirst lange und glücklich leben, ganz wie Sluggi gesagt hat." Sie schüttelte lächelnd den Kopf. "Weißt du noch wie wir darüber gesprochen haben, in was für einer Gefahr Gideon schwebt? Wir haben nicht mal ansatzweise geahnt das Marlene dieses mal diejenige ist die sich verliebt."

"Nein haben wir definitiv nicht. Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir vorstellen können, dass sie sich wirklich mal in einen Typen verliebt, anstatt ihn nur toll zu finden und nach einer Woche genug zu haben."

"Es würde mich allerdings sehr überraschen wenn Gideon nicht wie all die Typen davor ihrem Charme erlegen wäre."

"Ich würde es ihnen wünschen, ich kann mir vorstellen das er genau das ist was Marlene braucht, um mit den Füßen am Boden zu bleiben."

"Und mit dem Kopf in den Wolken." Alices Lächeln würde noch ein Stück breiter.

Das erinnerte Lily wieder an etwas, das ihr vorher schon eingefallen war. "Das mit Frank und dir ist ziemlich ernst oder? Ich erinnere mich noch daran, dass du mal genau wie Marlene mit dem Kopf in den Wolken geschwebt hast."

"Mit ernst meinst du vermutlich heiraten und hundert Kinder bekommen, oder?" Gegen Lilys Erwartung verzog Alice den Mund und sah plötzlich überhaupt nicht mehr fröhlich aus.

"Na ja...ihr scheint es einfach sehr ernst miteinander zu meinen...also so als könntet ihr euch eine Zukunft zusammen vorstellen."

"Lily, wir sind seit drei Wochen zusammen." Alice wirkte traurig und ihre Schultern sackten nach unten.

"Oh." Lily hatte ganz vergessen das die beiden ja erst seit den Ferien zusammen waren. Für sie war es so selbstverständlich das sie zusammen gehörten, dass es ihr so vorkam, als wären sie schon immer zusammen gewesen.

"Jaaa...aber auch wenn es erst drei Wochen sind, wir sind schon seit Jahren befreundet, Frank ist seit der fünften mein bester Freund. Natürlich kann ich mir vorstellen ihn zu heiraten, hundert Kinder zu bekommen und aufs Land zu ziehen. Er ist die Liebe meines Lebens, ich kann mir nicht vorstellen mit jemand anderem zusammen zu sein. Aber in diesen Zeiten..." Sie zögerte und sah dann Lily in die Augen. "Wir haben Krieg."

Gegen ihren Willen zuckte Lily zusammen, innerhalb des Schlosses ließ sich diese Tatsache leicht verdrängen, als Alice es einfach so aussprach, bekam Lily beinah ein schlechtes Gewissen.

"Deshalb kannst du dir keine Zukunft mit ihm vorstellen?"

"Lily." Alice seufzte wieder. "Vorstellen schon, wünschen auch, aber es ist keine gute Idee."

"Wieso?"

"Weil ich kämpfen werde. Meine Eltern waren die ersten Auroren die begonnen haben gegen die Todesser zu kämpfen. Sie wollten mir eine bessere Zukunft ermöglichen. Genau so wie mein Onkel und meine Tante, sie arbeiten im Wiederstand. Sie kämpfen und ich will nicht das es umsonst ist, genau so wenig wie ich will das meine Eltern umsonst gestorben sind. Ich will nicht tatenlos zusehen wie das Schlechte immer mehr die Oberhand gewinnt." Alices Blick war absolut entschlossen und Lily kam es vor als hätte unter ihrer Haut die ganze Zeit eine andere Alice geschlummert. Diese Alice hatte nichts mehr mit der verträumten, ungeschickten und lieben Alice zu tun, die sie seit der ersten Klasse kannte.

"Das ist bewundernswert. Wirklich bewundernswert."

Alice zuckte als Antwort nur mit den Schultern.

"Aber das du kämpfen willst, schließt doch eine Zukunft mit Frank nicht aus, oder? Er will doch auch Auror werden."

"Die Longbottoms sind eine alte Reinblutfamilie, sie werden ihm das nie erlauben. Genau so wenig wie eine Heirat mit mir. Meine Familie ist als Blutsverräter bekannt. Außerdem habe ich niemanden zu verlieren, mein Onkel und meine Tante kämpfen selbst und andere Verwandte habe ich nicht. Frank hat seine Eltern, seine Schwestern, seine Großeltern und all die anderen. Und sein wir einmal ehrlich Lils, in Kriegen setzt man keine Kinder in die Welt, kein Kind sollte während solcher Zeiten aufwachsen müssen."

"Ach Alice..." Wie schon so oft an diesem Tag fehlten Lily wieder einmal die Worte.

Alice schüttelte sachte den Kopf und setzte dann ein Lächeln auf. "Mach dir keinen Kopf. Wird schon alles irgendwie werden. Und ich glaube wir können inzwischen rein, ich schau eben nach."

Sie schlüpfte wie Marlene in den Gemeinschaftsraum und ließ Lily alleine zurück. Die fette Dame sah sie zweifelnd an. "Willst du heute auch noch rein oder übernachtest du hier?"

Als Antwort zuckte Lily nur mit den Schultern, sie fühlte sich plötzlich fürchterlich einsam.

"Gut, dann ist mir das jetzt auch egal. Wenn ihr nach der Nachtruhe noch draußen herum lauft, ist das nicht meine Schuld. Ich verschwinde zu Violetta, gute Nacht." Ohne auf eine Antwort zu warten, raffte die fette Dame ihr Kleid und verschwand seitlich aus dem Rahmen.

Zitternd schlang Lily ihre Armen um den Oberkörper. In Gedanken war sie immer noch bei Alice Worten. Sie beschäftigten sie, weder Alice, noch Melody oder Luné konnte man ansehen was sie fühlten, und das verunsicherte Lily zutiefst. Wenn sie nicht einmal bei ihren besten Freunden sagen konnte ob sie gerade glücklich oder todtraurig waren, wie sollte sie sich dann bei anderen Menschen sicher sei, ob sie nicht nur Schauspielerten um ihre Gefühle zu verbergen? Der Gedanke, dass sie nicht sagen konnte, ob die Menschen um sie herum, auch die Menschen die ihr am nächsten standen, vielleicht ein gebrochenes Herz hatten, darum kämpften zu lächeln um den Schein zu waren oder einfach nur hofften das Jemand merkte wie sehr sie versuchten die Tränen zu unterdrücken, genau dies machte ihr Angst. Denn wie es schien konnte sie nicht sagen, ob ein Mensch wirklich glücklich war oder nur so tat.

"Lils?" Alice steckte den Kopf aus dem Porträtloch und schreckte Lily damit aus ihren Gedanken. "Tut mir leid, habe ich dich erschreckt?"

"Nein, keine Sorge." Sie zwang ihre Mundwinkel nach oben. "Darf ich jetzt endlich rein? Mir ist kalt."

"Natürlich." Alice öffnete das Porträt noch ein Stück und Lily kletterte herein.

"Herzlichen Glückwunsch!" Erklang plötzlich aus vielen Mündern und verblüfft starrte Lily auf das Bild das sich ihr im Gemeinschaftsraum bot.

Gegen ihre Erwartungen erhellte nicht nur der Schein des Kamins den Raum, sondern noch zusätzlich viele runde Papierleuchten, die über den Köpfen der Menschen, die offensichtlich auf sie gewartet hatten, schwebten und ihr Licht im Raum verteilten.

"Was..." Überrascht schlug Lily sich ihre Hände vor den Mund, ihr gegenüber standen all ihre Freunde aus den verschiedenen Häusern mit erhobenen Gläsern.

"Alles Gute!" Alice umarmte sie seitlich und drückte ihr ebenfalls ein Glass in die Hand. "Ohne Alkohol natürlich." Sie zwinkerte.

"Was macht ihr alle hier?"

"Dich überraschen. Ist das nicht klar?" Ruby stand mit den anderen Mädchen aus ihrem Schlafsaal ganz vorne und grinste breit. "Wie wer's jetzt mit einem Ständchen, Leute?" Sie drehte sich um und dirigierte mit ihrem Zauberstab während alle "Happy Birthday to you..." sangen.

Lily brauchte die Dauer von zwei Strophen um zu begreifen, dass ihre Freunde nur für sie versammelt waren. Dann brach sie in Tränen aus.

"Oh nein, Lily weint." Überrascht hielten alle inne und Lily versuchte ihre Tränen mit einem Lächeln abzutun, aber da war Melody auch schon bei ihr und umarmte sie lachend. "Ich wusste das wir dich heute noch zum weinen bringen."

Lily lachte und weinte gleichzeitig. "Ihr seid einfach unglaublich. Ich hab euch so lieb." Sie hob den Kopf von Melodys Schulter. "Ich hab euch alle so lieb!"

Ihre Freunde lachten und nachdem sie sich wieder von Melody löste, traten sie an sie heran und gratulierten ihr einzeln.

Irgendwie hatten es Ruby und die Anderen bewerkstelligt auch Freunde aus anderen Häusern in den Gemeinschaftsraum zu schmuggeln und als Emmeline Vance, eine Sechstklässlerin aus Hufflepuff, die ebenfalls Vertrauensschülerin und die beste Kräuterkundearbeitspartnerin, die Lily sich vorstellen konnte, war, sie damit aufzog das die ganze Party eigentlich Illegal und sie als Vertrauensschülerin sie platzen lassen musste, konnte Lily nur lachen. Egal wie sehr sie sonst die Regeln einhielt, an ihrem Siebzehnten Geburstag machte sie gerne mal eine Ausnahme.

"Komm Lily, ich will tanzen." Marlene zog sie vom Buffet, welches Ruby irgendwie herbeigezaubert hatte, weg in die Mitte des Raumes. Auf dem Weg dorthin schnappte sie sich noch mehr Leute und plötzlich war Lily in einem ganzen Menschenknäul.

Irgendjemand hatte einen Plattenspieler besorgt und ein Lied von den Beatles lief nun leise im Hintergrund, während Marlene schon tanzte als wäre sie auf einem Rockkonzert.

"Das ist total verrückt." Lachend schüttelte Lily den Kopf.

"Das nennt man Spaß haben." Ruby war bei ihnen aufgetaucht. Sie hielt einen Keks in der Hand und machte sofort Marlene mit ihrem Tanzstil Konkurrenz.

Obwohl Lily noch nie auf einer Party getanzt hatte, ließ sie sich von den beiden mitreißen und tanzte schnell ebenso bescheuert.

Erst als sie langsam müde wurde, verließ sie beide.

Obwohl gar nicht so viele auf der Feier waren, kam ihr der Raum wie vollgestopft vor, wobei dies vermutlich auch daran lag das sie das Gefühl hatte vor Hitze zu sterben.

Inzwischen ging es auf 2 Uhr zu.

Sie schnappte sich ein Butterbier vom Buffet und ging dann zur Treppe, welche zu den Mädchenschlafsälen führte. Dorcas saß dort ebenfalls mit einem Butterbier und Lily setzte sich neben sie.

"Hey Dorc."

"Hey Lils."

"Müde?" Dorcas sah in Lilys Augen ziemlich erschöpft aus.

"Vielleicht. Bin ein bisschen fertig."

"Warum?"

"Bertram hat versprochen das er kommt." Sie stütze ihren Kopf in die Hände und seufzte. "Ich glaube das zwischen uns ist endgültig vorbei."

"Oh. Das tut mir leid." Lily hatte Bertram Aubrey nicht wirklich kennengelernt, er und Dorcas hatte sich nie öffentlich getroffen und Lily konnte von ihm nur sagen das er zu den Hufflepuffs gehörte.

"Ist schon ok, es ist besser als wenn ich mich weiter daran störe, dass er mir einfach mehr bedeutet als ich ihm." Sie schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an die Wand.

Lily wollte erst irgendetwas tröstendes sagen, aber ihr fiel nichts ein, das nicht klischeehaft und unehrlich geklungen hätte, weshalb sie es bleiben ließ und nur einen Schluck von ihrem Butterbier nahm.

Inzwischen tanzte niemand mehr und Lily hatte von ihrem Platz aus einen guten Überblick über die auf den Sesseln und Sofas verteilten Schüler.

Sie sah ihre Freundinnen beinah alle zusammen sitzen. Aber jede von ihnen schien in Gedanken versunken zu sein, Marlene beobachtete, so zumindest sah es aus, Fabian Prewett der Isabella Bell böse ansah, im Gegensatz zu Gideon war dieser eher groß und schlaksig. Ruby, Alice und Melody teilten sich stumm eine Couch und selbst auf die Entfernung sah Lily das alle drei unglücklich aussahen. Oder bildete sie sich dies nur ein weil sie wusste das zwei von ihnen es waren? Aber selbst Ruby sah traurig aus, ihr Blick lag auf Sirius, welcher ein ganzes Stück weg von den Anderen saß.

Zu Lilys Verblüffung teilte er sich eine Couch mit Luné. Diese hatte die Beine angewinkelt und war in eine Decke eingewickelt. Lily hielt sie erst für schlafend weil ihre Augen geschlossen waren und ihr Kopf auf ihren Knien ruhte, aber als Sirius etwas sagte, bewegten sich auch Lunés Lippen. Sie schien kurz die Augen zu öffnen und ihn anzusehen, dann schloss sie diese gähnend wieder.

Die Beiden wirkten keinesfalls als hätten sie sich vor kurzem noch angeschrien. Sirius hob plötzlich eine Flasche an die Lippen und Lily war sich sicher das dies kein Butterbier war.

Sie wandte den Blick wieder ab, wie bei Alice und Frank hatte sie das Gefühl das sie dies nichts anging.

Als die Uhr an Dorcas Handgelenk beinah drei anzeigte, verabschiedeten sich erst die Hufflepuff von ihr und danach auch die deutlich weniger zahlreichen Ravenclaw.

Irgendjemand schien vorher kontrolliert zu haben ob die Lehrer ihre Patrouillen bereits beendet hatten, denn sie waren guter Dinge unbemerkt bis zu ihren Gemeinschaftsräumen zu kommen.

Die Gryffindor Fünft- und Siebtklässler gingen ebenfalls nach und nach hinauf, so das am Ende nur noch Lilys Freundinnen und die Rumtreiber da waren. Allerdings fehlte Potter.

Lily fragte sich gerade wo er abgeblieben war, als sie ein hohes Kichern hörte und eine braunhaarige Schülerin die Treppe, die zu den Jungenschlafsällen führte, herunter kam. Es war Phelan Noel, eine Ravenclaw Schülerin mit der Lily Kräuterkunde hatte.

Dies alleine überraschte Lily nicht wirklich, Phelan war nicht gerade für ihre Enthaltsamkeit bekannt, aber ihr folgte ein großer Gryffindor mit wild abstehenden Haaren und Lily fühlte sich als hätte ihr jemand einen Schlag verpasst. Sie drückte sich so weit es ging weiter in den Schatten der Treppe, doch leider ersparte es ihr nicht die Worte die sie hörte.

"Das war doch mal interessant, Süße." Lily hörte das schmatzende Geräusch eines Kusses.

"Du bist immer für Überraschungen gut, James Potter. Ich hätte nicht gedacht das du deinen Ruf noch übertreffen kannst."

"Ach, ich habe einen Ruf? Freut mich das ich ihm gerecht werden konnte." Darauf folgte nichts mehr, weshalb sich Lily vorbeugte um zu sehen ob die Beiden vielleicht wieder hochgegangen waren.

Leider irrte sie sich.

Phelan lehnte an der Wand die beide Treppe voneinander trennte und James hatte sich über sie gebeugt, seine Haare fielen ihm unordentlich wie eh und je in die Augen und er grinste arrogant. Er sah...sexy aus.

Lily keuchte entsetzt als ihr klar wurde, was sie da dachte. Sie beugte sich wieder nach hinten, doch anscheinend nicht schnell genug, denn James stand plötzlich vor ihr. Seine Augen weiteten sich als er sie im Schatten entdeckte.

"Lil...Evans...was machst du da?"

"Ich sitze hier, Potter." Lily legte so viel Verachtung wie sie nur aufbringen konnte in ihre Stimme. Sie war viel zu verwirrt um wahrzunehmen wie er leicht zusammenzuckte.

Wortlos drehte er sich um und verschwand mit Phelan im Schlepptau durch das Porträtloch.

"Bei Merlins Bart." Lily legte ihren Kopf auf die Knie. "Was für ein Müll."

"Seit wann fluchst du?" Dorcas schlief anscheinend doch nicht, sie sah Lily überrascht und ein wenig wenig verwirrt an.

"Ich dachte du schläfst..."

"Hab nur nachgedacht." Gähnend blickte Dorcas sich im Gemeinschaftsraum um. "Was ist mit den Anderen los?"

"Dorc, ich hab mal eine Frage." Lily legte ihren Kopf schief, so das sie Dorcas genau ansehen konnte.

"Falls du wissen willst was ich von Phelan halte, sie ist eine Schlampe."

"Äh danke, gut zu wissen. Aber eigentlich geht es um etwas das mich schon länger beschäftigt. Weil ich hatte noch nicht so viele Beziehungen und es gibt eine Sache die ich nicht verstehe."

"Was meinst du? Ich hoffe aber nichts zu intimes, dafür solltest du Marl nehmen."

"Gott Dorcas!" Lily schüttelte lachend den Kopf. "Nein ich will etwas ernstes wissen."

"Und zwar?" Endlich drehte Dorcas ebenfalls den Kopf und sah sie an, sie wirkte traurig.

"Es geht darum das ich nicht verstehe, warum alle immer so verzweifelt nach Liebe suchen. Wir merken doch immer wieder das sie uns verletzt, uns unglücklich macht und am Ende zerbrochen zurück lässt. Sie reißt uns auseinander und trotzdem suchen wir sie und laufen ihr nach." Verständnislos schüttelte Lily den Kopf. Bisher war sie nie verliebt gewesen, sie konnte sich nicht vorstellen warum man so viel von der Liebe erwartete nur um hinterher enttäuscht zu werden.

Dorcas hatte bereits mehrere Freunde gehabt und irgendwie erhoffte sich Lily von ihr eine erklärende Antwort. Es erfühlte sie mit Dankbarkeit das Dorcas sie nicht auslachte, sondern angestrengt nachzudenken schien.

"Ich glaube...mhm wie drück ich das am besten aus. Also...ich glaube Menschen sind verletzliche Wesen.Innerlich sind alle irgendwie zerbrochen, verletzt oder allein und wir sehnen uns nach etwas das uns das Gefühl gibt komplett zu sein. Etwas ultimativen, dass plötzlich alles gut macht und uns den Sinn unserer Existenz zeigt, wir wollen schlicht gerettet werden. Vor uns selbst, vor der Nichtigkeit unserer Existenz und der Einsamkeit. Denn letzendes sind wir alle allein und wollen genau das nicht sein. Also suchen wir nach dieser Rettung, die wir uns durch die Liebe eines anderen Menschen erhoffen. Aber- und ich glaube das ist das große Problem- am Ende müssen wir uns alleine retten, weil jeder damit beschäftigt ist sich selbst zu retten."

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