Kapitel 26
"Staring at the ceiling in the dark. Same old empty feeling in your heart
'Cause love comes slow and it goes so fast
Well you see her when you fall asleep. But never to touch and never to keep
'Cause you loved her too much and you dive too deep"
-Passenger, Let her go
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Back Home.
"Komm Lulu. Wir müssen langsam los. Sonst fährt der Zug noch ohne uns!" Ohne hinzusehen wusste ich, dass Sirius schon wieder auf seine goldene Uhr sah.
"Ich will aber noch nicht." Seidenschnabel sah mich aus seinen großen Augen an und ich strich ihm über den gefiederten Kopf.
"Du siehst ihn doch bald wieder! Ich glaub du hast dich jetzt ausreichend von ihm verabschiedet."
Ich verdrehte nur die Augen, bevor ich den Kleinen noch einmal umarmte, dann stand ich aus dem Stroh auf und deutete mit einer auffordernden Bewegung in Seidenschnabels Box.
"Du bist dran."
Abwehrend hob Sirius die Hände. "Wie wär's wenn du schon mal vorgehst? Ich muss hier noch...ähm." Suchend blickte er sich um.
"Och komm schon Sirius. Es sind doch nur zwei Wochen. Ich kann doch wohl eben noch hierbleiben während du tschüss sagst."
"Ja. Nein. Geh doch einfach schon mal. Wirklich ich muss noch kurz...den Eimer wegräumen."
"Das ist sein Wassereimer, ich glaub den braucht er noch." Mit einem schnipsen meines Zauberstabes ließ ich den Eimer aus Sirius Armen wieder an seine Stelle im Stroh schweben.
"Jaaa...aber was ist mit...ähm..." Hektisch sah er sich um.
"Merlin. Ich dreh mich um während du dich verabschiedest ok?"
Demonstrativ drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm und begann damit die unglaublich interessante Wand zu mustern.
Von Sirius war erst gar nichts zu hören. Dann raschelte Heu und ich hörte leise gemurmelte Worte. Es fiel mir wirklich sehr schwer ein Lachen zu unterdrücken, als ich ein sehr verdächtiges Geräusch hörte, Sirius musste Seidenschnabel gerade auf den Schnabel geküsst haben.
"Fertig?"
"Guck nicht so." Sirius lief an mir vorbei hinaus aus dem Stall und ich folgte ihm schnell.
"Wie guck ich denn?" Der Schnee reichte mir auf der Waldlichtung bis zu den Knien und ich hatte einige Mühe Schritt zu halten.
"Das weißt du ganz genau Dorn."
"Hey!" Leicht außer Atem holte ich ihn endlich unter den Bäumen ein. Hier lag zu meinem Glück so gut wie kein Schnee. "Was hab ich dir den jetzt getan?"
"Ach halt einfach die Klappe." Sirius hatte den Blick starr nach vorne gerichtet.
"Nein ganz bestimmt nicht. Was ist los?"
"Nichts ist los. Was soll schon sein?" Wir kamen aus dem Wald hinaus und ich musste wieder mit dem Schnee kämpfen.
"Also eben war noch alles gut und plötzlich scheinst du sauer auf mich zu sein."
"Ich bin nicht sauer auf dich." Sirius verdrehte die Augen und lief ein wenig langsamer sodass ich wieder neben ihm war.
"Aber was ist es dann?"
"Hörst du auf mich so schrecklich zu nerven wenn ich es dir sage?"
"Hey du bist hier gerade der Nervige!"
"Gut dann halt nicht."
"So hab ich das gar...Merlin...Black! Bleib stehen!" Sirius stapfte wieder schneller sodass ich nur noch mit seinem Rücken sprechen konnte.
"Lauf du schneller."
"Würdest du jetzt mal warten?"
"Nein."
"Du...bist so ein...Bundium."
"Ernsthaft? Ein Bundium?" Sirius war endlich stehen geblieben und drehte sich jetzt zu mir herum. "Schwache Leistung Lulu. Ich dachte wir wären endlich so weit gekommen, dass du böse Wörter in den Mund nimmst."
"Was läuft bei dir eigentlich falsch?"
"Gar nichts und bei dir?"
"Mein Fresse. Ich geb's auf! Sei doch schlecht gelaunt, ist mir egal." Ich stapfte an ihm vorbei.
Ich kam ungefähr einen Meter durch den Schnee als ich strauchelte und hinfiel.
"Na toll. Ganz toll." Mit verschränkten Armen blieb ich im Schnee sitzen.
"Ich weiß, dass ich toll bin, aber du musst dich trotzdem nicht vor mir zu Boden schmeißen, Lulu. Wirklich nicht."
"Du leidest ein wenig an Selbstwahrnehmungsstörungen, oder Black?"
"Wenn du das sagst." Plötzlich grinste er und hielt mir seine Hand hin. "Wusstest du, dass es ganz schrecklich schwer ist in deiner Nähe schlecht gelaunt zu sein?"
"Ich weiß, ich bin bezaubernd." Böse sah ich zu ihm auf. "Nimm deine Hand weg. Ich bin beleidigt."
"Och wie süß. Ist die kleine Lulu beleidigt?" Sirius beugte sich vor um mir anscheinend in die Wange zu kneifen, weshalb ich ihn von mir wegschubste. Zu meiner und seiner Überraschung verlor er tatsächlich das Gleichgewicht und fiel nach hinten.
"Hey wofür war das?"
"Dafür das du ein arroganter Idiot bist und mich Dorn genannt hast! Ich hasse diesen Namen. Nur weil ihr Engländer zu blöd seid um meinen Nachnamen kompletten auszusprechen! Es heißt Ro-sen-dorn!"
"Ach was du nicht sagst Lulu. Gut das ich nicht zu den blöden Engländern gehöre und Rosendorn ganz toll richtig aussprechen kann. Dein Pech ist nur, dass ich es lustig finde wie du dich immer aufregst." Mit einem Grinsen auf dem Gesicht stand er wieder auf.
Als ich keine Anstalten machte ihm zu folgen, streckte er mir wieder die Hand hin.
"Wird es nicht langsam ein bisschen ungemütlich?"
Ok ja, er hatte recht. Meine Jeans war komplett durchnässt und meine Beine spürte ich auch nicht mehr. Aber ich wollte auch einmal sauer sein, weshalb ich seine Hand wegschlug.
"Och Lulu." Plötzlich beugte er sich zu mir hinunter und legte die Arme um meine Taille. Viel zu verblüfft um zu reagieren ließ ich mich widerstandslos hochziehen.
"Was muss ich tun damit du nicht mehr sauer auf mich bist?"
"Mir erzählen warum du sauer warst." Ich zitterte inzwischen. Jetzt wo ich so nah an Sirius warmen Körper war fiel mir erst auf, wie kalt mir inzwischen war.
"Weil ich Abschiede hasse... hey du zitterst ja."
Ich schüttelte den Kopf aber Sirius zog nur seinen Zauberstab und mit einem Schlag war meine Kleidung vollkommen trocken und warm.
"Danke." Ich löste mich aus seinen Armen und trat zurück. "Warum hasst du Abschiede?"
Sirius P.O.V
Sie tat es schon wieder. Aus prüfend zusammengekniffenen Augen blickte Luné Sirius direkt in die Augen.
Sirius fand es immer wieder faszinierend und gleichzeitig beängstigend, wie schnell sie von der immer nervösen und schüchternen Lulu zu der Luné werden konnte, die ihn gerade so prüfend musterte. Sirius hatte unter ihrem Blick jedes Mal das Gefühl sein ganzes Inneres läge vor ihr ausgebreitet.
Und Sirius hasste das Gefühl. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand glaubte ihn zu kenne und allein schon Lunés Blick reichte aus um in ihm das Bedürfnis zu wecken irgendwas zu tun um klarzustellen, dass sie ihn kein bisschen kannte.
Aber letztendlich war es Lulu und er konnte ihr nichts beleidigendes an den Kopf werfen.
"Keine Ahnung. Ich hasse es einfach mich zu verabschieden." Er fand seine Erklärung selbst bescheuerter und als Lunés Lippen zuckten, hätte er sich am liebsten selbst geschlagen.
"Aber es sind doch nur zwei Wochen Sirius. Hagrid wird sich um Seidenschnabel kümmern und er wird dich nicht vergessen."
"Weiß ich doch." Sirius verzog das Gesicht. "Es ist nur so, dass ich einfach kein gutes Gefühl dabei habe ihn zwei Wochen nicht zu sehen."
"Aber das darfst du doch auch!" Luné lachte leise. "Glaubst du ich mag den Gedanken den Kleinen zwei Wochen nicht zu sehen?"
"Ja. Nein. Ich find es schräg, dass es mir so viel ausmacht. Er ist ja theoretisch nur ein Schulprojekt oder nicht?" Sirius verwirrte Lunés weicher Blick. Müsste sie ihn nicht eigentlich auslachen? Schließlich redete er gerade davon, dass er sich Sorgen um einen Hippogreif machte der ja nur eine Note in Pflege Magischer Geschöpfe bedeutete.
"Ach Sirius. Erzähl das alles niemals deinen kleinen Freundinnen. Die würden dich nie mehr in Ruhe lassen."
"Warum denn das?" Verwirrt sah er sie an.
"Nicht so wichtig. Es ist nur wichtig, dass du dir Sorgen um Seidenschabel machen darfst." Luné lächelte und sah auf ihre Uhr.
"Wir haben noch genau 5 Minuten bis die Kutschen kommen."
"Das schaffen wir niemals. Du bist viel zu langsam."
"Hey!" Luné lachte und ihre Augen funkelten. Bevor Sirius überhaupt verstand was geschah, lief sie plötzlich los.
Überrumpelt schaute Sirius ihr nach. Sie kam viel schneller voran als erwartet.
So schnell wie möglich folgte er ihr.
Doch obwohl er ihr Schneebälle hinterherwarf um sie aufzuhalten, konnte er sie nicht mehr einholen. Keuchend kam er kurz nach ihr am Eingangsportal an.
Auch Luné war außer Atem und sie hielt sich lachend die rechte Seite.
"Autsch. Seitenstechen." Sie streckte ihm die Zunge heraus. "Ich hab gewonnen!"
"Aber nur weil du geschummelt hast!" Sirius konnte nicht anders und musste auch lachen. Es war einfach so leicht mit ihr zu lachen.
"Tu nicht so. Du hättest das Gleiche getan. Was bekomm ich jetzt?"
Grinsend sah sie ihn an. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Haare standen noch unordentlicher und lockiger als gewöhnlich in alle Richtungen ab.
"Einen Kuss?" Sirius hatte es so albern wie möglich gesagt, aber noch im selben Augenblick musste er sich eingestehen, dass er wirklich nichts gegen weniger Abstand zwischen ihnen hätte. Selten hatte er Luné so...ohne alles...gesehen.
So vollkommen ehrlich und unverstellt.
Moment. Was dachte er da? Er wollte sie doch nur, weil sie hübsch war. Deshalb wollte er die ganzen anderen Mädchen doch auch.
Luné hob die Augenbrauen und grinste ihn an. "Wovon träumst du eigentlich nachts?"
Dann drehte sie sich herum und trat in die Eingangshalle.
Sirius starrte ihr kurz hinterher, bevor er ihr folgte. Er würde nicht versuchen sie genau wie die anderen ins Bett zu bekommen. Aus irgendeinem Grund wollte er sie glücklich sehen und so sehr er auch in Momenten wie diesen mehr von ihr wollte, der Preis für eine Nacht erschien ihm einfach zu hoch.
Außerdem hatte sie einen Freund.
Die Eingangshalle war vollgestopft mit Schülern, die über die Weihnachtsferien nachhause fahren würden und ihre Freunde hatten die Mitte der Halle komplett für sich beansprucht.
Die Rumtreiber saßen vollzählig auf ihren Koffern und Ruby und Melody unterhielten sich mit Dorcas und Marlene.
Etwas am Rand stand Alec Martens und zog Luné in seine Arme.
Ohne es wirklich zu bemerken ballte Sirius die Fäuste. Er hasste Martens.
Und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Keiner von den Beiden hätte wahrscheinlich sagen können warum sie sich so verabscheuten. Es hatte irgendwann begonnen und sich mit der Zeit nur noch gesteigert.
Sirius wandte den Blick von dem Paar ab und gesellte sich zu seinen Freunden.
"Hey Kumpel." James klopfte ihm auf die Schulter. "Ihr wart ziemlich lange weg. Alles ok?"
"Klar doch." Sirius ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Er streifte Ruby und sie lächelte ihn an. Sirius lächelte nicht zurück. "Warum sind die Kutschen noch nicht da?"
"Dumbledore meinte sie müssten jeden Augenblick kommen." Remus antwortet ihm zwar aber sein Blick war wie eigentlich immer auf Melody gerichtet. Die es natürlich ebenfalls wie üblich nicht bemerkte. Sirius wunderte sich immer wieder, dass die Beiden nicht schon längst geschnallt hatten, dass sie sich gegenseitig mochten. Vielleicht sollte er das einmal mit Luné besprechen. Ihr würde sicher ein Plan einfallen. Sirius Blick flog wieder zu ihr.
Ihre Hände lagen inzwischen um Alecs Nacken und sie lachte.
In Sirius Brust machte sich ein seltsames Gefühl breit. Es fühlte sich wie Feuer an.
Sirius wusste in diesem Moment nicht, dass Luné damit beschäftig war Alecs Eifersucht gegenüber ihm einzudämmen.
Denn auch wenn Alec froh war Luné seine Freundin nennen zu dürfen, er sah auch mit Ärger, dass sie oft mehr Zeit mit Sirius als mit ihm verbrachte.
Sie hatten den ersten Streit in ihrer Beziehung gehabt, als Alec sie zum ersten Mal darauf angesprochen hatte. Alec hatte sie vorher nie wirklich sauer erlebt. Inzwischen tat Luné aber Alecs offensichtliche Eifersucht gegenüber Sirius nur noch mit einem Lachen und zumeist einem Kuss ab.
Sie zog ihn nun zu ihren Freunden und obwohl Alec mit keinem von ihnen außer Ruby (aber auch nur weil sein bester Freund, Sam, auf sie stand) etwas anfangen konnte, ließ er sich bereitwillig mitziehen.
Als wäre das ein Zeichen gewesen, traten die Mädchen, die bisher etwas abseits gestanden hatten, ebenfalls in den Kreis, der aus den Koffern entstanden war.
"Wann kommen die Kutschen?" Luné grinste fröhlich und trotz des Feuers in seiner Brust konnte Sirius nicht anders als ebenfalls zu grinsen.
"Moony meinte, dass sie jeden Augenblick kommen sollten." Remus warf Sirius einen bösen Blick zu. Er hatte ihn schon mehrmals ermahnt seinen Spitznamen nicht so freimütig durch die Gegend zu werfen. Seiner Meinung nach war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand halbwegs intelligentes hinter sein kleines pelziges Problem kam.
"Ok gut." Lunés Blick wanderte zu Marlene und Dorcas. "Ich will, dass ihr mir schreibt, alle Beide! Ich sterbe sonst vor Langeweile!"
"Ohhh Lulu! Als könnte ich dir jemals nicht schreiben!" Marlene sprang auf Luné zu das sie dabei Peter über den Haufen rannte kümmerte sie wenig.
"Beginnen wir schon mit dem Verabschieden? Lasst mich mitmachen!" Ruby folgte Marlenes Beispiel und fiel Luné um den Hals.
Sirius konnte nicht anders, er musste lachen als er sah, wie sich das seltsame Knäul auf Dorcas und Melody zubewegte, um sie ebenfalls in die Umarmung mit einzuschließen.
Die beiden versuchten zu flüchten, wurden aber von James aufgehalten, der die beiden zu dem Knäul aus Armen hin schubste und sich dann ebenfalls der Umarmung anschloss.
"Sirius und Remus fehlen noch!" Sirius erkannte Marlenes Stimme irgendwo zwischen all den Körpern und bevor er sich versah bewegte sich das Knäul auf ihn und Remus zu.
Remus schien bereits nach einem Fluchtweg Ausschau zu halten, als Sirius ihn einfach hochzog und ihn mit in die Umarmung zog.
Er war sich nicht ganz sicher, wen er überhaupt umarmte aber der Arm, der ihn festhielt ließ ihn erst los als McGonagell durch die Halle rief, dass die Kutschen da seien.
Lachend lösten sie sich voneinander und diejenigen die fahren würden, griffen nach ihren Koffern.
Sirius Blick traf Alec und plötzlich ging dieser zu Luné und küsste sie. Wobei er dies eindeutig inniger als gewöhnlich tat.
Am liebsten hätte Sirius ihn geschlagen. Beinah schon erschrocken über die Heftigkeit dieses Wunsches biss Sirius die Zähne zusammen und marschierte an den Beiden vorbei.
Er hörte gerade noch Luné -die leicht außer Atem war- sagen, "Es sind doch nur zwei Wochen!"
Marlene und Dorcas brachten sie bis zu den Kutschen und nachdem sie sich alle auf zwei Kutschen verteilt hatten, winkten sie ihnen noch nach.
Sirius saß mit seinen Freunden in einer Kutsche und er spürte James Blick auf sich.
Aber es war Peter, der mit seinem ganzen Feingefühl fragte, "Warum starrst du Luné die ganze Zeit an?"
"Ach halt die Klappe Wurmschwanz." Sirius lehnte den Kopf nach hinten und starrte die restliche Fahrt an die Decke.
Luné P.O.V
Meine Wangen brannten immer noch von Alecs Kuss. Ruby und Melody unterhielten sich unterdessen lautstark über meinen Freund. Ich versuchte sie zu ignorieren, während die Kutsche den holprigen Weg zum Bahnhof hinunter fuhr.
"Wo ist eigentlich Hope Lulu?"
"Was?" Verwirrt blinzelte ich Ruby an.
"Deine Katze. Wo ist sie Lulu? Ich hoffe du hast sie nicht im Schloss vergessen?"
"Nein keine Sorge." Kurz sah ich aus dem Fenster, aber das Schloss war im Schneetreiben schon nicht mehr zu erkennen. "Ich lass sie über die Ferien im Schloss. Mein Bruder hat einen fürchterlichen Crup [AN: ein Hund der wie ein gewöhnlicher Jack-Russel-Terrier aussieht- allerdings mit gegabelten Schwanz. Magisches Tierwesen, reagiert Aggressiv auf Muggel ] von meinem Großonkel bekommen. Er hat Hope angegriffen als sie noch ganz klein..."
"Deine Katze war jemals klein?" Ruby grinste.
"Ja früher war sie nicht größer als jede normale Katze. Also der Crup hat sie angegriffen und auch wenn Hope inzwischen größer als er ist, hat sie immer noch Angst."
"Oh, klingt vernünftig sie dann im Schloss zu lassen. Aber wenn der Crup da ist, heißt das nicht auch, dass dein Bruder ebenfalls da ist?"
"Ähm...ja." Diesen Teil des Briefes meiner Mutter hatte ich bisher verschwiegen.
Ruby und Melody tauschten beide einen Blick, ich wusste, dass sie an das dachten was ich ihnen von meinem Geburtstag erzählt hatte.
"Wird das nicht seltsam sein ihn wiederzusehen? Ich meine..." Ruby sah mich unsicher an.
Ich seufzte kurz, bevor ich damit begann meine Haare irgendwie in einen Zopf zu bekommen. "Wahrscheinlich schon. Aber ich will eigentlich noch nicht darüber nachdenken. Ok?"
Beide nickten, aber sie sahen mich weiterhin mit mitleidigen Blicken an.
"Leute. Jetzt guckt doch nicht so. Alles wird schon irgendwie gut."
"Wo hast du eigentlich dein altes Pessimistisches-Ich gelassen Lulu?" Ruby lachte. "Irgendwie scheinst du dich ziemlich gewandelt zu haben, seit du mit einem ganz bestimmten Ravenclaw ausgehst."
"Ach halt die Klappe." Die Kutsche kam ruckelnd zum Stehen und immer noch lachend sprang ich hinaus in den Schnee.
Ruby legte mir den Arm um die Schulter und während wir zum Bahnsteig liefen,, sprang sie an meiner Seite auf und ab. Dabei sang sie irgendein Muggellied, das ich nicht kannte.
Nachdem sie aber den Refrain wiederholte hatte, stimmten Melody und ich lachend mit ein. (Melody perfekt melodisch und ich furchtbar schief)
"Oh, you can't always get what you want. You can't always get what you want. Oh, you can't always get what you want! But if you try sometimes, you just might find
You get what you needdddddd. Oh yeah!"
So singend marschierten wir durch die rote Dampflock, auf der Suche nach einem leeren Abteil. Das wir eigentlich auf die Rumtreiber hatten warten wollen, war uns leider entfallen.
"Hier heinein!" Ruby riss eine Glastür auf und deutete uns mit einer kleinen Verbeugung an einzutreten.
Ich machte lachend einen perfekten Knicks vor ihr, während Melody alleine und absolut perfekt, "You get what you need!" sang.
Ruby und ich klatschen wie verrückt bevor wir uns in die weichen Sitze des Abteils schmissen.
"Hey Lulu. Ich hab übrigens eine Überraschung für dich." Melody hob ihre Tasche hoch und reichte sie mir.
Neugierig sah ich hinein. Ich erkannte eine Thermoskanne, Schokolade und allerhand Essen.
"Oh mein Gott! Danke Mel!" Ich umarmte sie. Dank Sirius, der darauf bestanden hatte noch vor dem Frühstück zu Seidenschnabel zu gehen, war mein Frühstück leider ausgefallen.
"Lulu!" Noch während ich Melody dankte riss mir Ruby die Tasche aus der Hand. "Erstens ist ‚Oh mein Gott' mein Spruch und zweitens steht auf dem Essen ganz deutlich mein Name!"
"Steht er gar nicht! Gib mir mein Essen wieder. Ich hab Hunger!"
Ruby sprang auf ihren Sitz und hielt die Tasche so hoch das ich nicht dran kam.
"Rubina ich schwöre dir, ich werde dich für immer hassen und nie wieder ein Wort mit dir reden, wenn du mir nicht sofort etwas zu Essen gibst!"
"Oh jetzt hab ich aber Angst." Als ich Anstalten machte ebenfalls auf die Sitzbank zu steigen, sprang Ruby auf die Gegenüberliegende.
"Hier hast du was. Du ernährst dich doch eh nur davon." Noch während ich ihr hinterher sprang warf sie mir etwas entgegen und automatisch fing ich es auf.
Blöderweise erreichte ich deshalb nicht die andere Bank sondern landete auf dem Boden.
"So etwas möchte ich von dir bitte auch im nächsten Spiel sehen." James stand in der Tür und hinter ihm konnte ich gerade noch Sirius erkennen, der sich vor Lachen anscheinend kaum auf den Beinen halten konnte. Ich war mir ziemlich sicher, dass die Beiden da schon etwas länger unbemerkt gestanden hatten.
"Tja ich bin halt die geborene Jägerin. Autsch." Ich war auf meine Hüfte gefallen die nun ordentlich pochte. "Und ja, keine Sorge, mir ist nichts passiert James."
Ich rappelte mich wieder auf. Ruby hatte mir die Thermoskanne entgegen geschmissen und vorsichtig drehte ich den Deckel ab. Der Geruch von Kaffee strömte mir in die Nase.
"Danke Melody. Du bist wirklich ein Schatz." Ich begann den Kaffee in den Becher zu füllen. "Im Gegensatz zu anderen Personen in diesem Abteil, die ich nicht nennen möchte." Böse sah ich Ruby an. Dieses machte sich noch nicht einmal die Mühe schuldbewusst auszusehen, sondern begann zu essen.
Die Rumtreiber ließen sich bei uns im Abteil nieder und ich trank meinen Kaffee. Die ganze Zeit spürte ich Sirius' Blick auf mir, nach einiger Zeit wurde mir das zu nervig, weshalb ich mich zu ihm drehte, "Kann ich dir irgendwie helfen?"
"Na ja..." Sirius sah mich aus großen Augen an und wenn mich nicht alles täuschte dann zitterte sogar seine Unterlippe. "Kann ich vielleicht einen ganz kleinen Schluck Kaffee haben? Bitte?"
"Oh wie süß. Sirius macht mal wieder seinen Hundeblick. Fall nicht darauf rein Lulu. Er übt den vorm Spiegel." James schlug seinem besten Freund auf den Hinterkopf, was diesen allerdings nicht davon abhielt mich weiterhin wie ein Welpe anzusehen.
"Ähm..." Unsicher sah ich abwechselnd auf meinen Kaffee und dann wieder in Sirius' Augen.
"Na ja...gut...meinetwegen."
"Danke!" Sirius fiel mir um den Hals und nachdem er sich ebenfalls eine Tasse heraufbeschworen hatte, begann er glücklich seinen Kaffee zu trinken.
Ich eroberte unterdessen wieder Melodys Tasche zurück. Wahrscheinlich war es nicht ganz fair Ruby dafür einen Kitzelfluch aufzuhalsen, aber ich hatte wirklich Hunger!
Leider verlor ich die meiste Schokolade an Remus der, wenn es um Schokolade ging, beinah noch besser als Sirius betteln konnte.
Wie sich herausstellte reichte Melodys Essen aber leider nicht für alle. Sie hatte zwar Rubys riesigen Appetit mit einkalkuliert aber Rumtreiber wollten nun mal auch gefüttert werden.
Als endlich der Servierwagen mit den Süßigkeiten kam waren wir bereits wieder so gut wie verhungert (laut Ruby) und die kleine, runde Hexe tat mir beinah ein wenig Leid, als sie von den Rumtreibern und Ruby überfallen wurde.
Zum Glück kauften wir alle so viel, dass wir beinah in Schokofroschkarten schwimmen konnten, während sich die Landschaft vor dem Fenster nach und nach veränderte.
Die Schneebedeckten Berge und Wälder wichen Feldern und als die Sonne bereits tief stand fuhren wir an den ersten Ortschaften vorbei.
Wir würden London bald erreichen. "Ist es doof, dass ich nicht aussteigen will? Ich würde am liebsten für immer mit euch Zug fahren."
"Ach Lulu. Jetzt werd' mal nicht sentimental." Ruby grinste, aber ich wusste, dass sie vermutlich genauso empfand.
"Irgendwie hast du schon Recht." Melody verzog das Gesicht. "Ich meine, wenn wir jetzt aussteigen dann bleiben uns noch nicht einmal mehr anderthalb Jahre um unsere Zeit zu genießen. Bald werden wir zum letzten Mal nach Hogwarts fahren. Danach naja..."
Wir sahen uns alle beklommen an.
Der Gedanke, dass unsere Zeit in den sicheren Mauern von Hogwarts begrenzt war, hatte noch nie so deutlich in der Luft gehangen.
Nach der Schule würden wir alleine in einer Welt klarkommen müssen, in der Krieg herrschte.
"Glaubt ihr der Krieg wird noch lange dauern?" Melodys Stimme klang belegt.
"Ich weiß nicht... irgendwer wird du-weißt-schon-wen doch aufhalten oder? Es kann ja nicht sein, dass es einfach so weitergeht ohne, dass jemand etwas unternimmt?" Ruby schien ihre Worte selbst anzuzweifeln.
"Ja. Bestimmt wird ihn jemand aufhalten." James dagegen klang absolut sicher.
"Ich frage mich nur zu welchem Preis." Ich sah Ruby in die Augen und mir war klar, dass wir das Gleiche dachten. Wen würde es erwischen? Würden wir alle überleben?
Den Gedanken, dass irgendjemand, den ich kannte und der mir etwas bedeutete zu Schaden kommen könnte, hatte ich immer verdrängt, zu unwirklich erschien er mir. Aber nun drängte er sich mir geradezu auf. Wie viele Opfer würde dieser Krieg fordern?
Ein dumpfes Gefühl in meiner Magengegend ließ mich das Schlimmste ahnen.
Wir waren immer noch alle in unsere Gedanken vertieft, als der Zug zum Stehen kam und ich den Bahnsteig durch das Fenster sehen konnte.
"Na kommt." Remus war als erstes aufgestanden und wir folgten ihm nacheinander.
Der Bahnsteig war größtenteils in den Dampf der Eisenbahn gehüllt und die wartenden Menschen wirkten kurz wie Geister in ihm.
Wir begannen alle nach den Menschen, die uns abholen würden, zu suchen. Ich wusste nicht genau wonach ich Ausschau hielt. Meine Eltern würden mich ja wohl kaum abholen?
Ich folgte deshalb den anderen einfach durch den Dampf.
Erst eine leise, piepsige Stimme ließ mich innehalten, "Fräulein Rosendorn?"
Verwirrt sah ich mich nach dem Ursprung um, bis ich eine kleine Hauselfe entdeckte, die vor mir stand.
"Ja?"
"Bibbi ist hier um Sie abzuholen. Die Herrin hat mich geschickt um Sie nachhause zu bringen."
Die kleine Elfe nahm meinen Koffer und streckte mir abwartend die Hand hin. "Sie müssen Bibbis Hand nehmen Fräulein. Dann bringt Bibbi Sie nachhause."
"Einen Moment noch Bibbi. Ich muss eben noch meinen Freunden tschüss sagen."
"Das versteht Bibbi natürlich. Aber Fräulein hat leider nicht viel Zeit."
"Ist in Ordnung."
Meine Freunde waren stehen geblieben und sahen mich abwartend an.
"Sorry ich muss weg."
"Hab ich mir beinah gedacht." James zog mich als erster in eine Umarmung und lächelte mich dann an. "Treib's nicht zu bunt und schreib mal ab und zu."
"Klar doch." Dann nahm ich Melody in den Arm und gleich danach Remus. Ich umarmte auch kurz Peter, bevor ich mich Sirius zuwandte. Dieser hatte plötzlich einen seltsamen Ausdruck in den Augen und bevor ich überhaupt nachdenken konnte, trat ich schon auf ihn zu und seine Arme umfingen mich.
Ich drückte mein Gesicht gegen seine Schulter und atmete seinen - mir inzwischen so vertrauten Geruch ein. Er holte kurz tief Luft und ich wartete auf Worte die nicht kamen. Stattdessen spürte ich wie er mich sanft von sich schob.
"Du solltest jetzt besser gehen."
Unsicher nickte ich. Sein Lächeln wirkte seltsam falsch. Und plötzlich hatte ich Angst vor dem was er gerade dachte.
"Sirius ich..."
"Ist schon in Ordnung Luné. Du solltest wirklich jetzt gehen."
Zweifelnd sah ich ihn an. Der sonstige Glanz in seinen Augen schien zu fehlen und ich spürte, dass irgendetwas gerade falsch lief.
Warum sah er mich so komisch an?
Langsam, immer noch in der Hoffnung, dass er irgendetwas sagte, drehte ich mich um und umarmte Ruby als letzte.
Dann lief ich zu Bibbi zurück und mit einem letzten Blick zu den Anderen ergriff ich ihre Hand.
Wir apparierten und ich wurde von dem Bahnhof weggerissen und landete nach gefühlt endlosen Minuten auf Grass.
Wie jedes Mal nach dem apparieren rebellierte mein Magen.
"Schnell, schnell Fräulein. Wir müssen unter den Schild."
Bibbi zog an meiner Hand und ich stolperte ihr hinterher.
Ich begriff erst was sie mit Schild meinte, als wir über eine unsichtbare Grenze zu treten schienen und vor mir plötzlich mein Zuhause auftauchte.
"Sie sind zuhause Fräulein. Bibbi hat Sie sicher nachhause gebracht."
Mit einer Hand zog die kleine Elfe meinen Koffer, während sie immer noch meine Hand festhielt und mich den gewundenen Pfad -bergauf- zu dem großen weißen Haus hinaufführte.
Mit geschlossenen Augen hätte ich diesen Weg hinauf laufen können, ohne einmal den Rasen zu berühren. Obwohl ich ein halbes Jahr weggewesen war, schien sich nichts verändert zu haben.
Der Grasbewachsene Abhang fiel vollkommen baumlos bis zu dem großen See hinab. Er hatte einmal einen Namen gehabt aber ich hatte ihn mir nie gemerkt. Am liebsten wäre ich zu dem hölzernen Steg der in ihn hinein führte gelaufen und hätte mir einfach wie früher die Haare vom Wind zerzausen lassen.
Aber Bibbi zog mich unerbittlich weiter. Ich wandte den Blick von dem dunklen Wasser ab und sah dem Haus, in dem ich aufgewachsen war, entgegen.
Was auch immer mich darin erwartete, ich war einfach nur glücklich wieder zuhause zu sein.
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