Kapitel 19

Sometimes Alcohol is the answer, said my grandmother.

Der weiche Stoff des Bademantels schmiegte sich an meine Haut.

Bereits diese kleine Berührung tat mir weh.

Aber noch schlimmer waren meine Füßen.

Schwankend versuchte ich mein Gewicht auf die Außenseiten zu balancieren.

Es klappte mehr schlecht als recht.

Der Stoff des Bademantels färbte sich wie der Fliesenboden rot.

Ich vermied jeglichen Blick in den Spiegel.

Endlich hatte ich die Tür erreicht.

In meinem Schlafzimmer entdeckte ich nur noch Jake. James war verschwunden.

So schnell wie möglich wankte ich zum Bett.

Unbeabsichtigt stütze ich meine Hand ab, als ich mich darauf sinken ließ. Der raue Stoff an meinen offenen Wunden, trieb mir Tränen in die Augen.

Jake warf mir kurz einen Blick aus. Er wirkte besorgt. Dann machte er sich mit noch mehr Eifer daran, meine Tasche auszuleeren.

„Ich war mir doch sicher....mhm...Lulu?...Du hast doch immer...Ah ich habs!"

Sichtlich zufrieden zog er eine geschlossene Dose heraus.

Es war Murtlap-Essenz.

Ich hatte immer eine Portion von dem Mittel gegen magische Verletzungen dabei.

Mit einem Schlenker vergrößerte Jake die Dose wieder auf ihre normale Größe und stellte sie dann neben sich auf den Boden.

Dort war bereits eine beeindruckende Sammlung an Flaschen, Verbänden und Schalen aufgereiht.

Während ich ihn weiter beobachtete, klopfte es leise an der Tür.

Nach einem „Herein." von Jake, trat James ein.

Er balancierte ein paar Flaschen und haufenweise Verbände auf seinen Armen.

Als er mich sah, hielt er kurz überrascht inne.

Dann schenkte er mir aber ein Lächeln und ließ das ganze Zeug hinter mich aufs Bett fallen.

„Hallo Lulu. Wie geht's dir?"

Seine Stimme klang zögerlich.

„War schon mal besser."

Ich klang Heiser.

Wahrscheinlich hatte das ganze rumgeschreie der letzten Stunden, meinen Stimmbändern nicht allzu gut getan.

Mit einem Seufzer ließ ich mich zurück sinken.

Ein stechender Schmerz fuhr mir durch den Kopf und schnell richtete ich mich wieder auf.

Zögerlich fasste ich mir an die schmerzende Stelle.

Als ich die Hand zurück zog war sie mit Blut beschmiert.

„Na super..."

Langsam aber sicher wurde die Liste mit Wunden immer länger.

„Jake? Sag bitte das du irgendeinen Trank gegen Schmerzen hast."

Mein bester Freund schaffte gerade gemeinsam mit James die ganzen Sachen von dem einen Ende meines Zimmers bis zum Bett.

Fahrig strich er sich bei meiner Frage die Haare aus den Augen.

„Ähm leider nein. Du hast einen bekommen oder? Ich hab mir das eben schon gedacht. Von wem hattest du den Trank?"

Wow. Jake schaffte es in genau zwei Sekunden zu dem Thema zu kommen, über das ich am allerwenigsten reden wollte.

Hätte er nicht einfach noch ein bisschen Smaltalk übers Wetter machen können?

Oder noch besser, einfach von irgendwoher einen Zaubern können?

Er war doch schließlich das Zaubersprüche-Wunderkind.

„Adam hat ihn mir gegeben."

Meine Antwort war schon beinah ein Knurren.

Entweder fiel Jake meine Stimmung nicht auf oder er ignorierte sie schlichtweg.

Sichtlich erleichtert lief er zur Tür.

„Perfekt. Ich frag ihn ob er noch einen hat. Hast du eine Ahnung wo Adam sein könnte?"

Was sollte ich den bitte darauf antworten?

'Hey Jake du kannst Adam wahrscheinlich bei den anderen toten finden. Ihn zu fragen wird nur ein bisschen schwer. Aber versuchen kannst du es ja.'

Doch bevor mir Zeit blieb ihn anzuschnauzen, antwortet James schon an meiner Stelle.

„Ich hab ihn eben gesehen James. Aber ich glaube nicht das du ihn noch nach irgendetwas fragen kannst. Er ist tot."

Das alles sagte er in einem verdammt un-James-Potter typischen Ton.

Er wirkte viel erwachsender, während der sich neben mich setzt und die ganzen Sachen hinter mir durchsuchte.

Kurz durchzuckte mich der Gedanke, dass er so Lily wahrscheinlich sehr gefallen würde.

Jake wirkte unterdessen reichlich überfordert.

„Wie lange würde es den dauern einen neuen zu brauen?"

„Wie lange es..." Nur knapp konnte ich mir ein verächtliches Schnauben erlauben. „Mhm lass mich überlegen. Alle nötigen Mondphasen plus die Ruhezeiten, abzüglich vielleicht noch einiger Verbesserungen. Dann werden es wohl so um die 2 Monate sein. Natürlich ohne die Herstellungszeit von flüssigen Feenatem mit einzurechnen."

Eigentlich erwartete ich nach so einer Ansage meinerseits, einen genervten Jake.

Na ja.

Ich wurde überrascht.

Er ließ sich mit einem leisen Seufzer vor mich auf den Boden sinken.

Dann nahm er unglaublich vorsichtig meine Hände in seine und betrachtete sie.

Selbst James hielt in seiner Suche inne und linste neugierig zu Jake.

Mindestens eine Minute war es ruhig im Raum.

Nachdem Jake mit der Betrachtung meiner Hände fertig war, schob er den Saum meines Bademantels ein Stückchen nach oben, sodass man meine Schienbeine bloß lagen.

Ehrlich gesagt war der Anblick nicht allzu schön.

Ein paar Schnitte hatten inzwischen aufgehört zu bluten aber wie gesagt, nur ein paar.

Manche waren immer noch offen und das Blut tropfte auf den hellen Teppich Boden.

Die Flecken würde keine Putzfrau so schnell raus bekommen.

Das schlimmste aber waren die Scherben, die zwischen dem ganzen rot aufblitzen.

Ehrlich gesagt wurde mir da ziemlich schlecht.

„Jake...sag bitte das du eine Idee hast."

Ich wollte mir keines falls all diese Scherben raus ziehen lassen, wenn ich noch etwas spürte.

Sein Blick gab mir ein wenig Hoffnung.

„Na ja. Ich bin in Heilzaubern eine absolute Niete aber eigentlich muss ja das Nervensystem betäubt werden. Ein paar von meinen Zaubern könnte ich vielleicht kombinieren. Das wird nur nicht ausreichen. Alle wirklich starken Kombinationen würden gegeneinander reagieren. Also kann ich nur in kleinen Schritten arbeiten. Das heißt...na ja..."

Er ließ den Satz unvollendet aber ich konnte es mir auch schon so denken.

Es würde immer noch verdammt weh tun.

Jake wirkte leicht hilflos während er sich an James wandte.

„Hast du Emilia gefragt? Ich weiß sie ist stur bei sowas aber...."

Nach einem abgrundtiefen Seufzer schüttelte James den Kopf.

„Keine Chance. Sie hat gesagt wir müssen das alleine hinbekommen. Ich hab von diesem Krankenzimmer, was du mir beschrieben hast, die Tränke geholt aber da war kein einziges Schmerzmittel. Außerdem muss ich gleich los. Meine Grandma ist schon kurz vorm Ausrasten, weil einer meiner Cousins bei der ganzen Geschichte verletzt wurde und die Rosendorns ihr anscheinend zu wenig Respekt zeigen."

Sein genervter Gesichtsausdruck brachte mich kurz zum lachen.

Anscheinend war ich nie einzige mit anstrengenden Großmüttern.

Auch Jakes angespannte Miene lockerte sich kurz.

Na ja aber nur kurz.

„Wie lange kannst du den noch bleiben? Die Füße sind am schlimmsten und ich glaube nicht das ich das ohne deine Hilfe schaffen."

Halt!

Was?

Jake Berghaus fragte James Potter um Hilfe.

Merlin.

Ich musste echt viel, während ich im Bad war, verpasst haben.

„Ich denke ich schaffe noch ungefähr eine halbe Stunde." Mit gerunzelter Stirn zog James eine ziemlich große Flasche aus dem Haufen aus Verbänden. „Ich würde vorschlagen ich fange mit den Tränken an, während du mit diesen Zauber da ähm beginnst?"

Urg.

Ich hasste es schon beim Arzt zu sein und die beiden schienen kaum eine Ahnung von irgendetwas zu haben.

Wenn ich sagen würde, dass ich ein ungutes Gefühl hatte, dann wäre das wahrscheinlich untertrieben.

Leider hatte ich aber keine Alternativen.

„Ähm James was ist das?"

Misstrautisch beäugte ich den Trank, den er mir in einen Silbernen Kelch einschenkte.

Der Trank war dickflüssig und dunkelrot.

Er erinnerte mich ziemlich an Blut.

Das und mein Familienwappen auf dem Kelch, steigerten mein Wohlbefinden nicht gerade.

„Blutbilder Trank. Du hast verdammt viel verloren und Jake meinte das du ordentlich was davon trinken musst."

Na Halleluja.

Widerwillig nahm ich den bis zum Rand gefühlten Kelch.

„Zum Wohl." Versuchte ich noch zu scherzen, bevor ich versuchte den Trank in einem Zug runterzukippen.

Okay, Fairness halber muss ich gestehen das er nach überhaupt nichts schmeckte.

Was mich allerdings zum Würgen und Husten brachte, war seine Konsistenz.

Es war als würde mein versuchen Wackelpudding zu trinken.

Nach gutem zureden von James Seite ,schaffte ich es dann aber unter ganz viel würgen das Zeug Schlückchenweise herunter zu bekommen.

„Merlin." Murmelte ich nur, während ich James den Kelch zurück gab.

„Ähm ich verrate dir jetzt mal besser nicht das du den noch ein paar mal nehmen musst oder?"

„Nicht dein ernst?!" Fassungslos starrte ich ihn an.

„Tut mir leid. Jake? Was kommt als nächstes?"

Jake hockte immer noch vor dem Bett und steckte gerade in diesem Augenblick seinen Zauberstab weg.

„Beweg mal eben bitte deine Füße Lu."

Mein Vertrauen in Jakes Fähigkeiten war ziemlich groß, also schüttelte ich meine Füße einmal kurz ohne nachzudenken.

Nur schwer konnte ich einen Aufschrei unterdrücken, es schmerzte höllisch.

„Verdammt." Jake ließ ein paar heftige Flüche ab, von denen ich noch nicht einmal die Hälfte kannte.

„Okay. Sorry Lu." Er wirkte schrecklich überfordert „Ich muss jetzt anfangen. Die Zauber werden wahrscheinlich nicht allzu viel Schmerz abhalten und das tut mir wahnsinnig leid."

Man sah ihm deutlich an wie mies er sich fühlte.

„Hey Jake. Es ist schon in Ordnung. Ich bin dir dankbar das du das machst. Ehrlich, ich würde es eh niemanden anderen als dich machen lassen. Wir packen das schon."

Unsicher sah mir mein bester Freund in die Augen.

„Vertraust du mir?"

Die Frage fühlte sich ein bisschen wie ein Schlag an, auch wenn seine Stimme sanft geklungen hatte.

Trotzdem nickte ich bestimmt.

Während in meinem Kopf die Gedanken rasten.

Niemals zuvor hatte er mir diese Frage gestellt.

Klar, manchmal war er kurz davor gewesen.

Aber wahrscheinlich hatte ich ihn mit meinem Verhalten nicht gelassen.

Hastig richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder aufs geschehen.

Jake hatte James anscheint die Reihenfolge der Tränke erklärt, den James hielt schon wieder eine Flasche in der Hand.

Dieses mal war der Inhalt giftgrün.

„Gut. Ich fang jetzt an. Lu du musst jetzt die Zähne zusammenbeißen."

Noch einmal sah er mir in die Augen und griff dann zu einer kleinen Pinzette.

Schnell wandte ich den Blick ab.

Ich versuchte mich auf James zu konzentrieren, der mir schon wieder einen Kelch reichte.

Der Schmerz kam schnell.

Unfähig mich großartig zu Bewegen, blieb ich sitzen und versuchte nun ja- die Zähne zusammenzubeißen.

Mit einem leisen 'kling' traf die Scherbe auf die Steinschale.

Vorsichtig riskierte ich einen Blick.

In nächsten Augenblick wünschte ich mir, ich hätte es nicht getan.

Das Ding war riesig!

„Jake?"

„Mhm?" Er hatte schon wieder die Pinzette angesetzt, anscheinend bereit die nächste Scherbe hinausziehen.

„Kannst du die Scherben nicht einfach Verschwinden lassen? Oder sie mit einem Aufrufzauber herausholen?"

Als er mir antwortete, klang er als würde er einem kleinen Kind etwas erklären müssen.

„Nein ich wünschte es wäre so einfach. Das mit dem Verschwinden würde nur bei den größten Scherben klappen und größtenteils sind nun einmal nur diese kleinen Splittern drin. Die sind das größte Problem. Und na ja wenn ich einen Accio benutzen würde, dann kommt mir die Hälfte deines Fußes entgegen, weil die mini Splitter so tief drin sind. Verstehst du?"

Klar verstand ich.

Auch wenn mir das Bild, von meinem Fuß der Jake entgegenflog, gerade ziemlich hartnäckig im Kopf herumspukte.

Seufzend ergab ich mich meinem Schicksal.

Mir blieb ja gar nichts anderes übrig.

Nach einer gewissen Zeit tat es auch nicht mehr so fürchterlich weh.

Also besonders als die großen Splitter raus waren.

Zwischenzeitlich schmierte mir Jake immer wieder Murtlap-Essenz drauf.

Die kühlte und es war halbwegs erträglich.

Besonders weil ich eine gute Ablenkung hatte.

James unterhielt sich mit mir und brachte mich auch manchmal zum Lachen.

Trotzdem kam es mir wie eine Ewigkeit vor, als wir endlich mit dem ersten Fuß durch waren.

„Also ich bin mir nicht sicher..." Jakes Stimme klang erschöpft. „Aber ich denke ich habe alle rausbekommen."

„Dankeschön! Du bist der beste."

Ich klang wahrscheinlich genau so müde.

Gefühlt war es schon Jahre her, dass ich heute morgen mit Ruby und den anderen gelacht hatte.

„Du solltest aber auf alle Fälle zur Krankenschwester gehen, wenn du wieder da bist."

Im Gegensatz zu uns klang James immer noch hellwach.

„Ich glaube nicht das, dass so eine gute Idee wäre."

Unsicher sah ich in Jakes Richtung.

Seine Miene hat sich verhärtet und er schien angestrengt nachzudenken.

„Stellt die Krankenschwester in Hogwarts fragen?"

„Nein!" James klang beinah als wäre er persönlich beleidigt worden. „Wenn du wüsstest wie Tatze und ich da manchmal ankommen. Poppy hat nie Wort verloren. Eigentlich muss ihr ja klar sein was wir treiben, aber ich glaub sie hat Monny zu gern, um uns bei Dumbledore zu verpfeifen...."

Erschrocken über seine eigenen Worte, starrte er uns an.

Ehrlich gesagt ergaben seine Worte in meinen Augen wenig Sinn.

Aber ich nahm mir vor mich später damit zu beschäftigen.

Jetzt musst ich aber eine viel wichtigere Frage klären.

Unruhig strich ich mir die Haare nach hinten.

„Ähm James ich hab da noch eine Frage. Es geht um heute. Wirst du Sirius erzählen was passiert ist?"

Anders als erwartet, brach James in Gelächter aus.

Das ganze Bett wackelte, während er sich gar nicht mehr einzukriegen schien.

Hilfesuchend warf ich einen Blick zu Jake.

Doch anstatt mir den Witz zu erklären, fuhr er mit verbissenem Gesichtsausdruck fort, meinen Fuß in einen Verband zu packen.

„Ähm James was ist so lustig?"

Sein Grinsen reichte beinah von einem Ohr zum anderen, als sich endlich wieder auf mich konzentrierte.

„Liebe Lulu, du solltest eher fragen ob ich Tatze sagen, dass du ihn sein neuestem Sirius nennst."

Den Namen Sirius zog er extrem in die Länge, während er anzüglich mit den Augenbrauen wackelte.

Ups.

Meine Wangen nahmen wahrscheinlich die gleiche Färbung wie überreife Tomaten an.

„Ähm das...wehe James...Ich...werde...ähm..."

Toll, mir fiel keine passende Drohung ein.

„Ach nimms nicht so schwer. Ich nenne das nur fair. Sirius hat dich schließlich auch einmal ausversehen Lulu genannt und ich habe ihn danach eine ganze Woche aufgezogen. Oh ups...." Sein Grinsen wurden noch ein Stück breiter. „Eigentlich hatte ich versprochen es nicht zu erzählen, weil er sonst aus dem Team ausgetreten wäre. Sags nicht weiter."

Gut das ich nicht zu seiner Schar an Fans gehörte.

Die wären jetzt ausgerastet und hätten gekreischt.

Aber das würde ich niemals tun.

Ich mein Hey- Sirius Black hatte mich bei meinem Spitznamen genannt, obwohl er mich ja eigentlich nicht leiden konnte.

Keine große Sache also.

Das mich plötzlich ein komisches Gefühl beschlich, als ich an mein bald wiedersehen mit BLACK dachte, hing wohl kaum damit zusammen.

„Klar ich sag ihm nichts, wenn du ihm nichts sagst."

Das Grinsen auf seinem Gesicht sagte mir zwar, dass ich mir noch eine gute Drohung für den Fall der fälle einfallen lassen musste, aber fürs erste sah ich das Thema als erledigt an.

„So fertig!"

Bei Jakes harschem Ton drehten James und ich gleichzeitig den Kopf.

Verwundert musste ich feststellen das nicht nur ein Fuß verbunden war.

Der zweite war es ebenfalls.

„Huch, wie hast du das den geschafft?"

Glücklich lächelte ich ihn an.

Mein Lächeln gefror allerdings ziemlich schnell, als ich seine Miene sah.

Jake war wütend.

Und wahrscheinlich war ich schuld.

Na toll.

„Es ist nicht allzu schwer Scherben aus einem Fuß zu ziehen, wenn der dazu gehörige Körper sich gerade eifrig sorgen macht, was ein Black von ihr hält, weil sie ihn beim Vornamen genannt hat. Obwohl sie ihn ja eigentlich hasst. Ich mein hey kein Ding."

Während des Sprechens wurde er immer wütender.

Und sein Amerikanischer Akzent ausgeprägter.

Ich hatte immer mehr Mühe ihm zu folgen.

Zum Ende hin verstand ich kaum noch etwas.

Vorallem weil er noch ein paar Flüche dran hängte.

James hingegen schien keinerlei Probleme zu haben.

Sein Grinsen wirkte wie festgetackert, während er mit sichtlichem Vergnügen zuhörte.

Nach drei Sätzen gab ich auf und wartete darauf das Jake sich wieder daran erinnerte, das noch mehr Leute als er im Raum waren.

Zwei Minuten und einen Haufen genuschelter Sätze später, trat dies auch ein.

Sein Blick richtete sich auf James.

„Musst du nicht langsam mal los?"

„Ach so, na klar." Glucksend warf James einen Blick auf seine Uhr.

Ich tat das gleiche indem ich auf meinen Wecker schaute.

Es war schon beinah 11 Uhr.

„Gut dein Freund hat recht Lulu. Ich muss aber noch eine böse Nachricht überbringen bevor ich weg bin." Er sagte dies, als wäre es seine Schuld, das es schlechte Nachrichten gab. „Ähm auf dem Weg hier hoch bin ich deiner Grandma begegnet. Sie meinte das ich dir sagen soll, dass du auf alle fälle zu ihr kommen sollst."

Entschuldigend blinzelte er mich an.

„Hey das ist nicht schlimm. Sonst noch was?"

Glücklicherweise erwiderte er mein Lächeln und gleich fühlte ich mich auch wieder besser.

„Nein. Außer das du bitte auf dich aufpasst." Vorsichtig zog er mich in eine kurze Umarmung, darauf bedacht an keine der Wunden zu kommen. Überrumpelt ließ ich es geschehen. „Bis morgen Abend."

„Klar, bis morgen. Und danke für alles."

Seine Worte geisterten im meinem Kopf herum, während ich ihm mit den Augen folgte.

Nur noch einen Tag.

Dann würde ich alle wiedersehen.

Was sollte ich den anderen erzählen?

Urg.

Lulu du solltest dir lieber sorgen über deine Haare machen.

Oder irgendwas anderes total normales.

Nicht darüber wie du deinen Besten Freundinnen von einer Begegnung mit Voldemort erzählst.

Oh Merlin..

„Also man sieht sich. Hoffentlich schaffst dus zum Quidditch Spiel."

Auf James Gesicht lag ein breites Grinsen, während Jake eher mit widerwilligen Gesichtsausdruck seine Hand schüttelte.

„Klar. Ich werds versuchen. Bei uns sind die Regel schließlich nicht so streng wie auf deinem Schloss. Lulu sollte mir vorher nur noch einmal den Termin sagen."

Zufrieden nickte James.

Als er schon beinah zur Tür raus war, drehte er sich noch einmal um.

„Ach Lulu. Das nächste Training ist am Donnerstag. Sagst du Ruby bitte Bescheid falls ich es vergesse?"

„Du bist wirklich unverbesserlich oder?"

Grinsend schüttelte ich den Kopf.

Einmal Quidditch besessen- immer Quidditch besessen .

„Klar ich muss doch meinem Ruf gerecht werden."

Noch einmal winkte er und war dann endgültig verschwunden.

Jake ließ sich unterdessen wieder vor mich auf den Boden sinken.

„Gut dann lass uns weiter machen."

Als nächstes waren meine Beine dran.

Widerwillig zog ich den Bademantel bis zu den Knien hoch.

Dieses mal brauchte Jake nicht so lange, um die nötigen Zauber anzuwenden.

„Siehst du da überhaupt irgendetwas?"

Ehrlich gesagt bezweifelte ich, das man irgendetwas zwischen dem ganzen Blut sah.

Anstatt auf seine Antwort zu warten, zog ich ebenfalls meinen Zauberstab.

„Aguamenti..."

Sofort strömte eine Wasserfontäne aus dem Holz.

Ich ließ sie über mein Bein laufen.

Das kühle Wasser tat gut und es spülte das Blut weg.

Schweigend machte sich Jake an die Arbeit.

Im Gegensatz zu den vorherigen Schmerzen kam mir das nun beinah harmlos vor.

Wahrscheinlich weil keine Scherbe wirklich tief war.

Meine Beine packte er ebenfalls in Verbände.

Dann setzte er sich neben mich aufs Bett.

Kurz schien er irgendetwas sagen zu wollen, aber er schloss den Mund wieder und nahm vorsichtig meine rechte Hand in seine.

An meinen Händen schienen seine Zauber viel besser zu funktionieren.

Oder es lag dran das ich sie seit einer Stunde nicht mehr wirklich bewegt hatte.

Zu sagen das sie eingeschlafen waren, wäre untertrieben.

Die gröbsten Scherben schienen in der Dusche rausgegangen zu sein.

Aber trotzdem zog sich immer noch massenweise Schnitte über die Handinnen- und Außenflächen.

Ehrlich gesagt wollte ich mir gar nicht vorstellen, was für Narben ich behalten würde.

„Accio."

Verwirrt richtete ich meinen Blick auf Jake.

Ich hatte in den letzten Minuten nicht mehr auf sein tun geachtete und jetzt musste ich verwundert festellen, dass er mithilfe des Aufrufzaubers alle Scherben aus meinen Händen zog.

„Ich dachte das geht nicht?"

„Doch. Hier sind die Scherben nicht tief und deshalb kann ich sie so raus holen."

Seine Stimme klang gereizt.

Anscheint nervte ich ihn.

Wahrscheinlich sollte ich aufhören fragen zu stellen.

Stumm beobachtete ich also wie er ein braunes Zeug auf die Wunden strich und dann meine Unterarme mit einem Verband versah.

Am Schluss wandte er einen Heilungszauber auf meine Hände an.

Die Wunden verschlossen sich alle komplett.

„Ich hab jetzt nur deine Hände verheilen lassen. Da kann ich mir sicher sein, dass keine Splitter mehr drin sind. Bei deinen anderen Wunden, traue ich es mir ehrlich gesagt nicht zu. Ich glaub nicht was ich jetzt sagen werde aber...." Kurz seufzte er abgrundtief. „James hat recht. Du musst in Hogwarts zu dieser Krankenschwester. Ich habe die Hoffnung das sie vielleicht noch etwas gegen die Narben tun kann. Okay?"

„Okay."

Nachdenklich betrachtete ich meine Hände während Jake sich an meinen Kopf machte.

Die Handinnenflächen sahen schrecklich aus.

Als hätte ein kleines Kind Papier zerrissen und dann versucht es wieder ordentlich zusammen zu kleben.

Unwillkürlich zog ich die Ärmel des Bademantels bis zu den Fingerspitzen herunter.

„Dreh bitte mal ein bisschen den Kopf...ja genau so."

Für die Wunde am Kopf brauchte Jake allenfalls fünf Sekunden.

Es tat nicht wirklich weh und darüber war ich froh.

Dann zog er allerdings scharf die Luft ein.

„Verflucht."

Ich spürte wie er meine Haare zur Seite schob.

„Was ist los Jake?"

„Ähm dich hat ein Zauber erwischt. Reich mir mal eben die Flasche mit dem Grünen Zeug drin."

Ohne zu zögern reichte ich ihm das gewünschte.

Erst spürte ich eine kühle Flüssigkeit im Nacken und dann drang mir plötzlich ein beißender Geruch in die Nase.

Trotzdem blieb ich still sitzen und wartet.

„Okay gut." Mit einem Seufzer ließ sich Jake wieder neben mich sinken. „Da hat dich irgendein Fluch erwischt. Ich hab mit dem Trank hoffentlich alle schwarz-magischen Rückstände herausgeholt. Du solltest nur erst einmal die Finger von der Stelle lassen. Fehlt jetzt noch irgendetwas?"

Kurz dachte ich nach.

Ich hatte selbst den Überblick verloren.

Da fiel es mir wieder ein.

Mein Arm.

Automatisch warf ich einen Blick zu der Stelle.

Sie hatte schon die ganze Zeit unangenehm gepocht.

Aber bei den ganzen anderen sachen- na ja da hatte ich nicht mehr daran gedacht.

Der weiße Stoff war an der Stelle ebenfalls rot, aber irgendwas stimmte nicht.

Das Blut war viel viel zu Dunkel.

„Schau mal eben weg Jake."

Jake drehte seinen Kopf zur Seite und ich zog vorsichtig den Stoff herunter.

Nachdem ich meinen Arm heraus gezogen hatte, starrte ich fassungslos auf den Anblick der sich mir bot.

„Scheisse."

„Was ist?!"

Jake hatte immer noch seinen Kopf gedreht.

Hastig zog ich den Bademantel wieder zurecht.

„Kannst dich wieder umdrehen."

„Okay. Was ist....Oh Merlin."

Sein Blick war auf meinen Arm gefallen.

Die Wunde war Handbreit und sah extrem widerlich aus.

Und vor allem war das Blut beinah schwarz.

„Gut ähm keine Panik. Weißt du was dich da erwischt hat?"

„Ein Zauber....kurz nachdem...ähm ich von der Bühne geflogen bin."

„Weißt du was für ein Zauber?"

Als ich den Kopf schüttelte, ließ Jake ein paar halblaute Flüche los.

„Gut, reich mir mal bitte noch mal die Flache mit dem grünen Zeug."

Dieses mal spürte ich gar nichts.

Der Effekt, den Jake sich erhofft hatte, schien auch nicht einzutreten.

Seine Bitte nach dem nächsten Trank war nur ein Knurren.

So ging es auch noch Zwei weitere Salben und Tränke weiter.

Ich war gerade dabei ihm eine komisch riechende Salbe zu reichen, als er eine Frage stellte.

Erst dachte ich mich verhört zu haben.

Aber als ich nach einer Viertelstunde immer noch nicht geantwortet hatte, wiederholte er seine Frage noch einmal.

„Wirst du es deinen Freunden erzählen was heute passiert ist?"

Kurz blitzen mehre Bilder vom Abend auf.

Schnell schüttelte ich den Kopf, um sie wieder zu verdrängen.

Ich wollte nicht darüber nachdenken.

„Nein. Ich werde nichts sagen."

Meine Stimme klang gepresst.

Jake hielt in seiner Bewegung inne und sah mich wütend an.

„Warum nicht?!"

„Warum sollte ich?! Ich kenn alle erst ein zwei Monate Jake. Außerdem wäre meine Freundinnen wohl kaum begeistert, wenn sie hören das ich gerade du-weißt-schon-wem die Treue geschworen habe und mich danach mein Bruder gefoltert hat."

„Achso du willst also ihre Gefühle schützen oder was?!" Kurz lachte er freudlos. „Schon wieder vertraust du niemanden und machst einfach was du immer machst. Du tust so als wäre nichts passiert. Daran bist du schließlich erste Sahne..."

Entsetzt schnappte ich nach Luft.

„Ach jetzt tu nicht so als wärst du überrascht! Es ist meine Sache wie ich mich verhalte!" Mit einem schnauben stand ich auf. „Aber es ist schön mal zu erfahren was du so von mir denkst!"

„Stimmt es ist deine Sache wie du dich verhältst. Aber ich bin immer derjenige der dann deine letzte Hoffnung ist, wenn dir alles zu viel wird. Dann tröstet ich dich wieder weil ich ja dein Bester Freund bin, wenn du gerade keinen anderen hast."

Okay, ich war fassungslos.

Ohne zu wissen was ich überhaupt vorhatte, schnappte ich meine Tasche und lief in Richtung Bad.

Dort ließ ich mich erst einmal auf den Wannenrand sinken.

Früher hatte ich mich niemals mit Jake gestritten.

Und heute gleich zweimal an einem Tag.

Dazu kam auch noch was er gesagt hatte.

Vielleicht hatte er recht.

Ich vertraute nie, das stimmte schon.

Obwohl.

Ich hatte Ruby und den anderen mehr über mein Leben erzählt, als ich jemals irgendwem außer Jake gesagt hatte.

Und die Sache mit dem Verdrängen.

Urg.

Darüber wollte ich wirklich nicht nachdenken.

Aus meiner Tasche kramte ich irgendetwas zum Anziehen.

Es tat nicht allzu weh mich zu bewegen.

Nur die Wunde am Arm bereitet mir Sorgen.

Vorsichtshalber zog ich nur ein Top an.

Zwar hatte sie aufgehört zu Bluten, aber das war auch das einzige was Jake erreicht hatte.

Zum Schluss wusch ich das Blut aus meinen Haaren und brachte sie auf eine gleich Länge.

Sie reichten mir nur noch bis zu den Schultern.

Irgendwie sah ich so seltsam jung aus.

Besonders weil sie sich noch mehr lockten als vorher.

Ich musste dringend einen Haarwachstums Zauber nachschlagen.

Zögerlich öffnete ich die Tür.

Erst dachte ich, dass Jake gegangen war.

Dann entdeckte ich ihn liegend auf dem Bett.

„Lu?"

Seine Stimme klang durch das Kissen, auf seinem Gesicht, ziemlich dumpf.

„Hey Jake."

Mit einem Seufzer ließ ich mich neben ihn sinken.

„Es tut mir leid." Vorsichtig linste er unter dem Kissen in meine Richtung.

Wahrscheinlich gab es nur eine richtige Antwort darauf.

„Mir tuts auch leid. Ich hasse es mit dir zu streiten."

Ohne auf seine Antwort zu warten stand ich wieder auf.

Mit ganz viel gequetschte und Zähne zusammenbeißen, passten meine Füße in mein größtes Paar Ballarinas.

Es würde einem Skandal gleich kommen, wenn ich in Muggelkleidung durch ein Haus gehen würde, welches vollgestopft mit meiner Familie war, deshalb zog ich mir einen Schwarzen Umhang mit langen Ärmeln an.

Kurz fiel mein Blick auf meine Hände.

Sie konnte ich nicht verstecken.

„Ich warte hier auf dich, ok?"

Jake hatte sich inzwischen aufgesetzt.

Sein Blick zeigte deutlich das es ihm leid tat.

Als Antwort nickte ich einmal kurz, bevor ich zur Tür hinaus trat.

Mein Zimmer lag nahe beim Gästetrakt.

Die Privaträume meiner Großmutter waren ziemlich weit entfernt.

In den Gängen war es ruhig.

Alle schienen schon in ihren Zimmern zu sein.

Der dicke, rote Teppich dämpfte meine schritte und die glatt, polierten, holzvertäfelten Wände, warfen das flackernde Licht der Kerzen zurück.

Auf jedem einzigen Kerzenhalter prangte unser Familienwappen.

Nachdem ich drei Treppen hinauf und eine wieder herunter gegangen war, begegnete ich einem kleinen Hauself.

Er trug ein riesiges Tablett mit Verbänden auf dem Kopf.

Anscheinend war ich nicht die einzige, die heute Nacht verarztet werden musste.

„Hey. Weißt du wo meine Großmutter ist?"

Vor Schreck sprang die kleine beinah einen halben Meter in die Luft.

Hastig versuchte sie sich zu verbeugen.

„Fräulein Rosendorn! Viky hat sie gar nicht gesehen. Viky tut das sehr leid."

„Nein schlimm Vicky."

Hastig ließ ich mich auf ihre Augenhöhe herab.

„Weißt du den wo meine Großmutter ist?"

Unsicher blinzelte sie mich aus großen Augen an.

„Ja Fräulein. Viky hat die ehrenwerte Herrin eben in ihrer Bibliothek gesehen."

Ängstlich duckte sie sich.

Wahrscheinlich erwartet sie jetzt Ärger von mir.

Früher hätte ich sie wahrscheinlich auch angeschrien und wie Dreck behandelt.

Jetzt bedankte ich mich aber betont freundlich bei ihr und machte mich wieder auf den Weg in das untere Stockwerk.

Vikys verwunderten Blick, spürte ich die ganze Zeit im Rücken.

Die große Bibliothek war für alle zugänglich.

Sie lag in der nähe der Eingangshalle und symbolisierte sowas wie eine Trennung zwischen Familien und Gästeflügel.

Die Bibliothek meiner Großmutter war dagegen ganz am Ende des Familienflügels.

Als ich endlich die Tür erreicht hatte, schlug irgendwo eine Uhr Mitternacht.

Seufzend klopfte ich.

Es dauerte nicht lange und es erklang ein harsches „Herein."

Die vielen Regale waren nur von beinah ausgebrannten Kerzen erhellt und meine Augen brauchten ein bisschen um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen.

Das meiste Licht kam aus dem hinteren Teil.

Dort hörte ich auch die Stimme meiner Großmutter.

Sie war also nicht alleine.

Ich suchte mir meinen Weg zwischen den Regalen.

Es fühlte sich beinah so an als wäre ich in die Vergangenheit gefallen.

Mein Großvater hatte mich immer hier hin zitiert, wenn er mit mir sprechen wollte.

Zum Glück war sein alter Grüner Sessel nicht mehr da.

Stattdessen saß meine Großmutter in einem klauenfüßigen dunkelblauen.

Und sprach angeregt mit einem kleinen grauhaarigen Mann.

Als sie sah das ich da war, gab sie dem Mann mit einer Handbewegung zu verstehen, das ihr Gespräch beendet war.

Als er sich umdrehte stockte mir kurz der Atem.

Es war Hagen Yaxley.

Mein Onkel.

Gewöhnlich war er beinah eine perfekte Kopie meines Großvaters.

In dieser Nacht aber waren seine Augen rot umändert und es wirkte fast als hätte er geweint.

So einen Ausdruck hätte mein Großvater niemals in den Augen gehabt.

„Gute Nacht Emilia." murmelte Hagen leise.

Dann lief er an mir vorbei und verschwand zwischen den Regalen.

Meine Großmutter sah ihm einige Augenblicke nach, bis sie mir bedeutete mich zu setzten.

Erleichtert ließ ich mich in einen der Sessel sinken.

Zwar würde ich es vor ihr niemals zeigen.

Aber trotz der ganzen Salben, taten meine Füße immer noch ziemlich weh.

„Was hat Hagen?"

Meine Großmutter ließ sich Zeit mit ihrer Antwort.

Erst wedelte sie kurz mit ihrer Ringgeschmückten Hand.

Von irgendwoher flogen eine Flasche und zwei Gläser herbei.

Die Bernsteinfarbene Flüssigkeit erkannte ich sofort.

Feuerwhiskey.

Sie antwortete mir langsam, während sie die Gläser fühlte.

„Es hat recht viele aus unserer Familie erwischt. Hagens Sohn, Olaf, war einer der ersten. Das eine Mädchen, Jana, wurde eben gefunden. Nun ja, die jüngste, Britta, war schwer verletzt. Irgendein Fluch hat sie getroffen. Sie ist vor wenigen Minuten gestorben."

Meine Großmutter sagte dies in einem sehr sachlichen Ton als würde sie das nicht näher berühren.

Wahrscheinlich war es auch so.

Mir persönlich tat Hagen sogar ein wenig leid.

Ich hatte Jana zwar nie leiden können, sie und ihre Zwillingsschwester Tanja hatten mir oft genug das Leben zu Hölle gemacht, aber es tat mir irgendwie auch leid das sie für etwas so sinnloses sterben mussten.

Besonders die jüngste.

Britta war gerade mal 3 Jahre alt gewesen.

„Das tut mir leid für Hagens Familie."

„Sicher?" Scharf sah meine Großmutter mich an. „Du konntest Jana und Olaf doch noch nie leiden. Falsches Mitleid brauchst du jetzt auch nicht mehr zu heucheln."

Ich schüttelte nur stumm den Kopf.

Was sollte ich darauf schon erwidern?

Meine Großmutter war inzwischen fertig mit einschenken.

Das gefühlte Whiskyglas flog mir entgegen.

Betont ruhig nahm ich es.

„Bist du dir sicher das jetzt der richtige Zeitpunkt für Whiskey ist?"

Meine Großmutter lachte kurz auf.

„Natürlich. Wenn ich eine Sache im Leben gelernt hab, dann das Alkohol manchmal die beste Antwort ist. Also stell keine dummen Fragen und trink. Du bist doch sonst nicht so schüchtern zum Alkohol Marie."

Toll, meine Großmutter musste gerade jetzt einen auf lockere Alkoholikerin machen.

Besser könnte der Tag/die Nacht/der Abend gar nicht mehr werden.

Das Glas meiner Großmutter war ziemlich schnell leer, während ich immer noch versuchten den beißenden Geruch des Whiskeys zu ignorieren.

„Also Marie, ich wollte mit dir über den Abend sprechen." Ihr Blick fiel auf mein immer noch volles Glas. „Meine Güte jetzt trink endlich. Ich glaub du hast genau wie ich genug gründe um jetzt zu trinken."

Na ja wo sie recht hatte, da hatte sie recht.

Der Whiskey brannte höllisch in meinem Hals.

Trotzdem trank ich das Glas bis zur Hälfte leer.

„Gut. Wo war ich? Ach ja. Es geht um heute Abend. Du hast zu viel schwäche gezeigt. Dein Verhalten in der Eingangshalle war katastrophal. Das dieser Potter Junge aufgetaucht ist hat die Sache auch nicht gerade besser gemacht. Du hast dich vor dem Essen nicht um die Gäste gekümmert. Mehre waren absolut empört über deine Ungezogenheit. Beim Essen hast du zu wenig gegessen und absolut inakzeptabel wenig Konversation gemacht. Deine Tischmanieren waren fürchterlich und dein Gang zur Bühne war zu schleppend. Man hat gesehen das du dir nicht sicher warst...."

So ging es immer weiter.

Sie kaute den kompletten Abend durch.

Während sie immer weiter meine Charakter-und Verhaltensmängel aufzählte, wurde meine Wut immer größer.

Als ihr Whiskyglas war zum dritten mal gefühlt war, endete sie mit: „Und während der dunkle Lord da war, hättest du eindeutig mehr Rückgrat zeigen können. Du hättest sofort auf seine Forderung eingehen müssen und seine Strafe ertragen müssen. Das dann noch dieses zwei jungen Männer kommen mussten, um dich vom Boden aufzulesen also wirklich! Das hat das Gerüchte Fass zum überlaufen gebracht."

„Lass mich raten du bist unglaublich enttäuscht von mir und kannst es nicht glauben das ich deine Enkelin bin?"

Meine Stimme war nur noch ein Knurren.

Anstatt zu antworten nippte sie nur weiter an ihrem Whiskey.

Das brachte mich nur noch mehr auf die Palme.

„Schön. Deiner Meinung nach habe ich mich also schlecht geschlagen." Wütend starrte ich ihr in die Augen. „Ich muss dich aber mal auf den neusten Stand der Dinge setzte. ES IST MIR EGAL! Hast du das verstanden? Deine Anerkennung bedeutet mir nichts mehr. Ich habe überlebt obwohl ich dachte ich werde nicht älter als 16! Das zählt für mich."

Mir war gar nicht aufgefallen das ich aufgesprungen war.

Erschrocken über meinen eigenen Ausbruch, ließ ich mich wieder in den Sessel fallen.

Meine Stimme zitterte als ich weiter sprach.

„Vielleicht interessiert es dich das du einmal meinen Respekt hattest. Für mich warst du meine wundervolle Oma, die immer alles im Griff hatte. Wirklich, ich habe dich geliebt."

Mir fiel kaum auf das mir Tränen über die Wangen liefen.

„Aber du hast meinen Respekt verloren. Damals als er zum ersten mal den Cruciatus benutzte. Du hast damals daneben gestanden. An dem Tag hab ich jede Art von Gefühlen was dich anbelangt verloren. Bis heute verachte ich dich dafür das du zugelassen hast, dass er mir wehgetan hat. Keine Ahnung ob du weißt wie oft das noch passiert ist, es ist mir auch egal. Aber du hast keinerlei recht mir zu sagen das ich nicht passend für dich bin!"

Meine Stimme brach weg.

Jetzt war alles raus.

All die dinge die ich ihr nie hatte sagen wollen.

Oma.

An dem Tag hatte ich sie zum letzten mal so genant.

Als ich sie angefleht hatte, ihn zu stoppen.

„Hör auf zu Heulen!" Meine Großmutter sprang aus ihrem Sessel.

Ihr Glas fiel klirrend zu Boden.

„Hör auf zu Heulen." Sie stand beinah genau vor mir.

Ich konnte den Blick in ihren Augen nicht deuten.

„Wann begreifst du endlich das wir nur dein Leben schützen wollen?! Wann begreifst du das deine Eltern und ich jede einzige Minute darauf verwenden dich am Leben zu erhalten? Wann begreifst du das du mir noch nie egal warst?!"

Ihre Hände zitterten heftig als sie sich umdrehte und ihr Glas wieder aufhob.

Dann ließ sie sich wieder in den Sessel sinken und sah mich an.

Wartete anscheinend auf eine Reaktion.

Fassungslos starrte ich sie an.

„Ich glaube dir nicht. DU hast ganz bestimmt nichts für mich getan. Ich weiß nicht warum du jetzt so einen scheiss behauptest, aber ich werde mir deine Lügen ganz bestimmt nicht anhören, egal was für eine Erklärung du mir auftischst."

Entschlossen stellte ich mein Glas weg und stand auf.

„Tu jetzt nicht so als würde ich dir irgendwas bedeuten. Du, meine Eltern, meine ganze Familie ihr könnt mich mal."

Ich drehte mich um und wollte gehen.

Doch meine Großmutter war immer noch nicht fertig.

„Ich verstehe deine Wut. Aber bitte gib mir und auch deinen Eltern die Chance alles zu erklären. Es muss nicht heute sein und auch nicht morgen. Du kannst den Zeitpunkt bestimmen."

Widerwillig drehte ich mich um.

Meine Großmutter war auch wieder aufgestanden.

„Ich werde darüber nachdenken. Sonst noch was?"

Der Ausdruck in den Augen meiner Großmutter machte mir Angst.

So hatte ich sie noch nie gesehen.

„Ich möchte dir nur noch sagen, genieße die Zeit mit deinen Freunden. Genieße die Zeit in England. Genieße alles. Und mache nicht den gleichen Fehler wie so viele von uns und stoße Menschen von dir weg. Du bist so viel besser als wir alle."

Sie klang verzweifelt.

Meine Stimme war dagegen bemüht kühl: „Gute Nacht."

Ich rannte beinah aus der Bibliothek.

Weg von meiner Großmutter.

Die Gänge kamen mir viel zu eng und kalt vor.

Ich war erleichtert, als ich endlich vor meinem Zimmer stand.

Jake war immer noch da.

Er hatte wirklich gewartet.

Allerdings schlief er tief und fest.

Plötzlich war ich auch furchtbar müde.

Meinen Umhang schmiss ich achtlos in eine Ecke.

Gähnend kuschelte ich mich unter die Decke.

Mein Blick fiel auf meinen Nachttisch.

Dort stand ein kleines Fläschchen.

Es war ein Traumlos-trank.

Daneben lag ein kleiner Zettel.

Im Dämmerlicht konnte ich die Schrift kaum erkennen.

Nimm ihn besser.

Es war unverkennbar Jakes Schrift.

In mir wallte Dankbarkeit auf und ich bereute es schon wieder mich mit ihm gestritten zu haben.

Der Trank reichte für einen Schluck.

Mit einem Lächeln kuschelte ich mich noch tiefer in die Kissen.

Ich war beinah eingeschlafen, als Jake Stimme zu mir herüber drang.

„Hey du bist ja schon wieder da. Ich wollte warten aber..." Laut gähnte er. „Naja...Wie wars bei deiner Oma? Irgendwas wichtiges?"

Er klang so als wäre er schon wieder am Schlafen.

„Nein nichts besonders."

Nur die üblichen Lügen, fügte ich in Gedanken hinzu.

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