Love the people that treat you right-

Vorsichtig strich ich über das Foto.

Auf dem Bild stand das kleine zu stark geschminkte Mädchen, mit den rot gefärbten Haaren, neben dem großen Kerl, der entweder in die Kamera oder zu dem Mädchen sah.

Das Mädchen aber achtete kaum auf den Jungen neben sich. Immer wieder blickte sie sich um.

Ihre ganze Haltung zeigte, dass sie sich ihrer Wirkung auf alle in der Umgebung durchaus bewusst war. Aber trotz der ganzen Schminke, dem kurzen Kleidchen und der Arroganz in ihrem Blick konnte man sehen, dass sie ziemlich fertig war.

Wahrscheinlich war das Foto auf oder nach irgendeiner Party aufgenommen worden, denn entweder war sie sehr verkatert oder sehr betrunken.

Obwohl ihr Körper bereits alle weiblichen Kurven aufwies, würde ich sie auf allerhöchstens 14 schätzen.

Vorsichtig löste ich das Foto von dem festen Papier.

Auf der Rückseite stand in gerader klarer Handschrift,

1975, Luné & Ich. Leos Geburtstag,

Ich hatte mich verschätzt.

Auf dem Foto war ich gerade mal 13.

Dabei sah ich auf dem Foto schrecklich verlebt aus.

Dieses kleine Mädchen hatte kaum noch was mit mir zu tun.

Zu mindestens hoffte ich das ganz stark.

Schließlich war ich jetzt 16 und irgendwie war ich während der letzten halben Stunde zu der Meinung gekommen, dass ich mein altes-Ich am liebsten Schütteln würde.

Merlin, jetzt war ich seit genau sechs Stunden 16 und ich hatte nichts anderes zu tun als im Bett zu liegen und in Fotoalben zu blättern.

Und mich dabei selbst fertig zu machen.

Toll oder?

Wahrscheinlich steckte ich in einer Art Midlifecrisis.

Manche Menschen bekamen sie mit 40 und ich erledigte sie mit 16.

Auch nicht schlecht.

Aber ehrlich gesagt würde ich in diesem Augenblick den kompletten Geschenke Stapel vor meinem Bett geben um noch mal 13 zu sein.

Kurz stieß ich einen abgrundtiefen Seufzer aus, bevor ich das Foto wieder zurück steckte.

Noch einmal blätterte ich durch die vielen Seiten, auf denen mir immer dieses kleine Mädchen, mit den ständig wechselnden Haarfarben entgegen sah.

Entschlossen schloss ich das Buch.

Wie war das noch, immer nach vorne schauen?

Vielleicht sollte ich jetzt mal anfangen.

Möglichst leise schlug ich meine Bettdecke zurück und machte mich auf dem Weg ins Bad.

Die Vorhänge der anderen Betten waren noch zugezogen (nicht verwunderlich um 5 Uhr morgens) und es war herrlich still im Schlafsaal.

Vorsichtig wich ich den Klamotten die überall auf dem Boden verstreut waren aus.

Wir hatten gestern bis spät in die Nacht vorm Kamin gesessen, Marshmallows geröstet und geredet.

Alice war ebenfalls da gewesen und wir hatten über ganz alltägliche Dinge geredet.

Es hatte gut getan einfach nur normal mit den vier Mädchen zu quatschen.

Das Feuer von gestern glomm immer noch leicht und dadurch schaffte ich den weg bis zum Bad ohne größere Unfälle.

Den draußen war es stockdunkel.

Im Bad spritze ich mir kurz einmal Wasser ins Gesicht und band mir meine Blonden Locken zu einem Wirren Dutt.

Mein Plan bestand daraus nachzuschauen, ob man in Hogwarts schon um 5 Uhr Frühstück bekam.

Nachdem ich mir etwas übergezogen hatte, schlich ich zur Tür.

Auf meinem Weg übersah ich eines meiner Geburtstags Geschenke und laut rauschte ein großer Teil der Pakete zu Boden.

Erschrocken hilt ich in meiner Bewegung inne.

Erst blieb alles Still.

Dann erklang die verschlafene Stimme von Ruby.

Müde blinzelte diese zwischen ihren Vorhängen in meine Richtung.

"Lulu? Was machst du da?"

"Ähm ich geh Frühstücken. Keine Sorge. Schlaf weiter."

Kurz lächelte ich sie an, bevor ich mich wieder umdrehte, um endgültig raus zu gehen.

Gedämpft durch die Vorhänge und zwischen zwei Gähnern konnte ich gerade noch so ein. "Happy Birthday Lu." vernehmen.

Lächelnt machte ich mich auf den Weg nach unten.

Im Gemeinschaftsraum erwartete mich dann allerdings eine Überraschung.

In einem der roten Sessel, saß mit dem Rücken zu mir, ein Schwarzhaariger Junge, der mir ziemlich bekannt vor kam.

Es war Sirius Black.

Er war in ein Buch vertieft und bemerkte mich erst nicht bis ich genau vor ihm stand.

"Ähm Black was machst du da?"

Überrascht riss er den Kopf nach oben.

Schnell versuchte ich einen Blick auf den Titel des Buches zu erhaschen.

Doch schnell klappte er es zu und schmiss es auf eine Couch.

"Guten Morgen Dorn. Ich hab mir schon gedacht das du hier früher oder später auftauchen würdest. Alles gute zum Geburtstag übrings."

Grinsend packte er mich am Arm, um zu verhindern, dass ich mir sein Buch von der Couch holen konnte.

"Hey." Lachend streckte ich mich um an das Buch zu kommen. "Ich will schauen was du liest."

"Nein, nein, nein so geht das nicht. Wir gehen jetzt zum Frühstück Lulu."

Moment Black nannte mich Lulu?!

Überrumpelt gab ich meine Bemühungen, zu dem Buch zu gelangen, auf.

Darauf war Black anscheinend nicht vorbereitet, denn er zog weiter an meinem Arm.

Na ja und wie sollte es anders kommen?

Ich landete auf ihm.

Geschockt starrte ich ihm in die Augen.

Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkei, bis er sich wieder bewegte.

In Wahrheit waren es wahrscheinlich zwei Sekunden.

Mit einem kräftigen Stoß beförderte er mich von sich herunter.

Perplex starrte ich ihn vom Boden aus an, bis mir langsam klar wurde, dass ich schon wieder in seinen Augen versank.

Fluchend richtete ich mich auf.

Mein Hintern tat ziemlich weh und meine Wangen glühten.

Um meine Verlegenheit zu überspielen warf ich dramatisch die Arme in die Luft und machte auf dem Absatz kehrt.

Leider ging mein Filmreifer Abgang ziemlich daneben, da ich über einem Falte im Roten Teppich stolperte.

Wild ruderte ich mit dem Armen, während hinter mir bereits das bellende Lachen von Sirius erklang.

Auf sehr undamenhafte weise, stieß ich eine ganze Salve Flüche aus und mit inzwischen brennenden Wangen, setzte ich meinen Weg zum Portrailoch möglichst würdevoll fort.

„Och komm schon, Lulu."

Black schien sich nicht mehr einzukriegen.

Mit einem genervten Seufzer drehte ich mich noch einmal zu ihm um.

„Jaja sehr lustig. Also ich weiß ja nicht was du jetzt machst aber ICH geh jetzt Frühstücken. Entweder du kommst mit oder du bleibst hier. SIRIUS."

Okay, ich war mir nicht sicher ob ich nicht vielleicht doch auf den Kopf gefallen war den,

Sirius Black schienen die Worte zu fehlen!

Aber egal ob ich jetzt was am Kopf hatte oder nicht, dieser Anblick brannte sich in mein Gedächtnis ein.

Mit einem breiten Grinsen kletterte ich durchs Portrailoch.

Das Grinsen verschwand aber ziemlich schnell angesichts der beinah Arktischen Temperaturen auf dem Gang.

Zittert breitete ich eine Wärmezauber um mich aus, als plötzlich Black an meiner Seite auftauchte.

„Seit wann nennst du mich Sirius?!"

Anscheinend war er immer noch vollkommen fassungslos.

„Hab ich das? Ist mir gar nicht aufgefallen."

Darum bemüht nicht über seinen Gesichtsausdruck in Gelächter auszubrechen, lief ich weiter in Richtung Frühstück.

„Doch das hast du! Seit wann sind wir beim Vornamen?!"

„Seit wann nennst du mich Lulu?"

„Merlin du bist unmöglich!" Trotz seines genervten Tones verzogen sich seine Lippen zu einem Grinsen. „Jetzt hör auf meine Frage die ganze zeit mit Fragen zu beantworten. Das ist unfair."

„Find ich nicht. Warum bist du eigentlich schon so früh wach?"

Sein Fassungsloser Blick entlockte mir ein Kichern.

„Peter schnarcht wie ein Troll."

„Und dann hast du dir gedacht, geh ich mal in den Gemeinschaftsraum und schau wenn ich da so treffe oder wie?"

Ohne wirklich zu wissen warum, wusste ich das er log.

„Ähm na ja ich hatte auch noch Hunger."

„Aha."

Fragend zog ich eine Augenbraue hoch.

„Hey hör auch mich so anzugucken!"

Nervös fuhr sich Black durch die Haare.

„Dann hör auf dir bescheuerte Ausreden einfallen zu lassen. Ich glaube dir zwar aufs Wort das Peter schlimmer als eine ganze Horde Trolle schnarcht aber ich finde es eher realistischer das du von irgendeinem Betthäschen zurück gekommen bist."

Ohne es wirklich zu bemerken, waren wir in eine Sackgasse gelaufen, in der nur das Gemälde eines schlafenden Zauberers hing.

Verwirrt blieb ich stehen als Black vor das Gemälde trat und einmal kräftig dagegen schlug.

Der alte Zauberer darin schreckte aus dem Schlaf und riss sogleich einen seltsam langen Zauberstab unter seinem geblümten Sessel hervor.

Aufgeregt fuchtelte er damit rum und riss mehre Gegenstände von einem kleinen Dreibeinigen Tisch.

Erst als Black sich laut räusperte und mit einem Winken auf sich aufmerksam machte, senkte er den Stab.

„Ach du bist es Junge. Musst mich ja nicht gleich immer so erschrecken." Prüfend kniff der Zauberer die hellen Augen zusammen. „Du warst doch eben schon mal hier! Was willst du den jetzt schon wieder?! Ich hab dieses kleine Blonde Mädchen heute noch nicht gesehen, falls du das noch mal wissen willst!"

„Nein, nein, nein keine Sorge. Das hat sich schon erledigt."

Hastig warf er einen Blick über die Schulter in meine Richtung.

Sein Blick erinnerte mich beinah an einen kleinen Jungen, der von seiner Mutter, bei einem Streich erwischt worden war.

Neugierig trat ich näher zum Gemälde hin.

Das lenkte die Aufmerksamkeit des Zauberers auf mich.

Mit unverhohlener Neugier im Blick sah er mich prüfend an.

„Na wer bist du den? Dich kenne ich ja gar nicht. Und dabei rühme ich mich alle Schüler dieses Schlosses zu kennen."

Nachdem er mir ein freundliches Lächeln geschenkt hatte sah er tadelnd zu Black.

„Also wirklich Sirius hast du all deine Manieren vergessen?"

„Ach so ähm klar." Hastig beeilte sich Black mich vorzustellen. „Das ist Luné und Dorn, das ist Alberutus der Sanfte."

Schnell bemühte ich mich ebenfalls meinen Manieren nachzukommen und deutete einen leichten Hofknicks an.

Anscheint sichtlich amüsiert von allem und jenem stand Alberutus aus seinem Blümchen Sessel auf und verbeugte sich vor mir.

„Sehr erfreut deine Bekanntschaft zu machen, kleine Luné."

„Es freut mich auch sie kennenzulernen, Mr. Alberutus."

„Warum so förmlich? Meine Liebe, Sirius Freunde sind auch meine Freunde."

„Oh okay." Fröhlich lächelte ich ihn an.

Ich mochte diesen Zauberer wirklich.

„Ähm Alberutus?"

„Ja mein Junge?"

Freundlich sah Alberutus ihn an.

„Na ja wir würde gerne durch deinen Geheimgang gehen. Ist das okay für dich?"

„Natürlich. Aber du musst mir das Passwort sagen."

„Klar, Antipodisches Opalauge."

Wohlwollend nickte Alberutus uns noch einmal zu, bevor sein Gemälde zur Seite schwang und einen dunklen Geheimgang offenbarte.

Nachdem das Gemälde wieder hinter uns zufiel, entzündete Black seinen Zauberstab und ich tat es ihm gleich.

Der Gang schien nicht häufig benutzt zu werden, den nur ein paar Abdrücke, in der dicken Staubschicht zeigten, dass hier überhaupt schon mal jemand gewesen war.

Nachdem der Weg langsam steiler wurde, begann die Stille zwischen uns unangenehm zu werden.

Doch bevor mir irgendetwas einfallen konnte, erklang bereits Blacks Stimme.

„Du hattest übrings Recht. Ich war nicht wegen Wormtail im Gemeinschaftsraum."

Okay ich wusste ja schon das Black seltsame Spitznamen für seine Freunde hatte, aber Peter Wurmschwanz zu nennen, fand ich dann doch ein wenig geschmacklos.

Aber Black zu fragen warum er seinen Freund so nannte, traute ich mich dann auch wieder nicht.

„Ähm warum warst du den da?"

„Ich habe Melody gefragt wann du heute von deinem Freund abgeholt wirst."

Verwirrt drehte ich mich zu ihm um.

Der Gang war inzwischen so schmal, dass er hinter mir lief und somit stand ich nun genau vor ihm.

Im Schein meines Stabes hätte ich jede einzelne Wimper zählen können.

„Warum hast du Melody das gefragt....Sirius?"

Meine Stimme klang seltsam heiser.

„Ähm." Kurz sah er auf den Boden, ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Na ja, nachdem sie mir gesagt hat wie früh er kommt, war mir klar das du vorher noch einmal allein sein willst und wahrscheinlich früher oder später im Gemeinschaftsraum auftauchen würdest. Und nachdem ich bei Candy war, wollte ich irgendwie auf dich warten."

Ein zwei Sekunden war ich sprachlos.

Ich war mir nicht sicher ob er die Wahrheit sagte.

Schließlich war er Sirius Black.

Also tat ich das was ich am besten konnte.

Ich drehte mich um und lief weg.

Leider kam ich nicht allzu weit, den nach zwei Schritten blieb irgendwas an meinem Gesicht hängen.

Es war kalt, glitschig und widerlich.

Und ich tat das was alle Mädchen machen würden.

Ich fing an zu schreien.

„BAH SIRIUS! Mach das weg, mach das weg!"

Vollkommen orientierungslos drehte ich mich ihm Kreis und versuchte das Zeug weg zu bekommen.

„Verdammt halt still!"

Ruppig wurde ich an den Schultern herum gedreht.

Überraschenderweise hielt Sirius dann, beinah schon sanft, mein Kinn fest.

Zwar sah ich ihn nicht (ich kniff immer noch so fest es ging die Augen zusammen) aber ich spürte wie er das Zeug aus meinen Gesicht entfernte.

„Du kannst die Augen wieder aufmachen."

„Sicher?"

Black war mir so nah, dass ich spüren konnte, wie sein Brustkorb vibrierte als er leise lachte.

Vorsichtig öffnete ich die Augen.

Sirius Gesicht war mir so nah, dass sich unsere Nasenspitzen beinah berührten.

Schnell trat ich ein paar Schritte zurück.

Mit einem Grinsen hielt mir Sirius einen Haufen Spinnweben vors Gesicht.

„Hast du ehrlich Angst vor Spinnen?"

„NEIN!" Schnell schob ich das Zeug von meinem Gesicht weg. „Ich hab nur ein Problem mit Spinnweben."

Noch einmal fuhr ich mir übers Gesicht und durch die Haare um sicherzugehen das nichts zurück geblieben war.

„Kommst du?"

Wieder drehte ich mich um, dieses mal war ich aber klüger und leuchtete erst einmal in den Gang.

Überall hingen Spinnweben.

Und als wäre das nicht genug waren sie auch noch riesig.

Ich wollte gar nicht wissen welche Monsterspinne sie hinterlassen hatte.

Vorsichtig wich ich ihnen aus.

Am Ende des Ganges stieß ich den Ausgang auf.

Erleichtert atmete ich aus.

Der Gang endete anscheinend am Anfang der Treppe, die in die Eingangshalle führte.

Mir war irgendwie warm und mit einem Schlenker löste ich den Wärmezauber.

Die kühle Luft tat gut.

„Ihr habt aber lange gebraucht."

Überrascht drehte ich mich um.

Sirius hatte inzwischen den Ausgang geschlossen und jetzt grinste mich wieder Alberutus an.

Das Gemälde was den Gang verdeckte, unterschied sich kaum von dem anderen.

Nur das dort noch ein ausgestopfter Storch stand und der Sessel, in dem Alberutus saß, noch hässlicher als der erste war.

Mit einem wissenden Lächeln blickte er mir direkt in die Augen.

„Ich hab schon gedacht ihr kommt gar nicht mehr raus."

Verwirrt blickte ich kurz auf meine Uhr.

Der Zauberer hatte recht.

Sirius und ich waren beinah eine Stunde in dem Gang gewesen.

„Oh, ähm." Schnell wich ich seinem Blick aus. „Ich geh dann mal Frühstücken. Tschau Alberutus, hat mich gefreut."

Ich war verwirrt.

Sehr verwirrt.

Bereits nach ein paar Sekunden erklangen hinter mir schritte und Black gesellte sich wieder zu mir.

„Alles okay?"

Kurz atmete ich tief ein, dann wandte ich mich mit einem Lächeln in seine Richtung.

„Klar."

„Gut."

Gemeinsam traten wir in die Große Halle.

Das erste was mir auffiel war der dunkle, mit Sternen übersäte Himmel.

Dann sah ich das die Halle gar nicht so leer wie erwartet war.

Am Huffelpufftisch saß ein riesiger Junge über sein Müsli gebeugt und am Slytherintisch hing Narzissa Black so nah über ihrem Frühstück, dass ich schwören könnte, dass sie im nächsten Augenblick hinein fallen würde.

Der Gryffindortisch war allerdings leer.

In Gegensatz dazu stand der Ravenclawtisch, an dem saßen um die fünfzig Schüler.

Der Grund dafür wurde mir auch ziemlich schnell klar, als ein mir sehr bekannter Ravenclaw in voller Quidditch Montur entgegenkam.

Wahrscheinlich hatten die Ravenclaws wieder eines ihrer frühen Trainings, bei denen James nie heraus bekam, wann sie waren.

Eigentlich wollte er die Ravenclaws nämlich wegen dem nächsten Spiel ausspionieren.

„Hallo Luné."

Gut gelaunt kam Alec vor mir zum stehen.

„Hey Alec."

Ohne zu Zögern erwiderte ich sein Lächeln.

Anscheinend ermuntert zog er mich in eine kurze Umarmung, bevor ich Sirius flüchtig zunickte.

„Was treibt dich den schon um diese Uhrzeit aus dem Bett? Ich dachte Gryffindors schlafen lange?"

Ohne mir wirklich Zeit für eine Antwort zu lassen, plapperte er schon munter weiter.

„Alles gute übrings zum Geburtstag."

„Woher weißt du den davon?"

Verwirrt blinzelte ich ihn an.

Eigentlich hatte ich ihn als den letzten Menschen, der davon wissen sollte, gehalten.

Nach der Duell Stunde hatten ich ihn kaum noch gesehen.

Obwohl er mit mir in einem Jahrgang war, hatten wir nur zwei Fächer zusammen.

In Zaubertränke saßen wir so weit voneinander entfernt, dass wir eigentlich überhaupt nichts miteinander zu tun hatten.

Und Astronomie war bereits seit zwei Monaten regelmäßig ausgefallen.

In der Zeit in der ich ihn allerdings traf, war er immer sehr nett und freundlich zu mir.

„Na ja, Sam hat mit Ruby gesprochen und sie hat es ihm erzählt."

„Achso."

Kurz warf Alec einen Blick über die Schulter, die Ravenclaws standen gerade auf.

Hastig wandte er sich wandte er sich wieder an mich und sprach schnell weiter.

„Ähm Luné ich hätte da noch eine Frage." Nervös fuhr er sich einmal kurz durch die Haare (die übrings verdammt gut aussahen). „Also Sam hat Ruby gefragt ob sie mit ihm ausgehen würde. Na ja er hat totale Panik und deshalb hab ich ihm versprochen mitzukommen. Was ich dich jetzt fragen wollte, würdest du am nächsten Hogsmead-Wochenende mit mir ausgehen? Natürlich musst du nicht wenn du nicht willst, aber es würde Sam echt helfen wenn wir daraus ein Doppel Date machen würden."

Über seine Unsicherheit musste ich beinah Schmunzeln.

Irgendwie war seine Frage schon süß.

Natürlich hatte mir Ruby gestern Abend von dem geplanten Date mit Sam erzählt.

Sie war ganz aus dem Häuschen gewesen.

Und wenn ich irgendwie Rubys Date besser machen würde, was war schon dabei?

„Klar komm ich mit."

Glücklich erwiderte er mein Lächeln.

„Okay, ich sag dir dann noch wann und wo."

Noch einmal nickte er mir zu, bevor er seinen Freunden aus der Halle folgte.

Mit einem Lächeln drehte ich mich zu Sirius um.

Beim Anblick seines Gesichtsausdrucks verschwand mein Lächeln aber ziemlich schnell.

Seinen Blick konnte ich nicht wirklich deuten aber Sturmgrau passte besser als nie zu vor zu seinen Augen.

Seine Augen zog mich in sich hinein und ich fühlte mich als würde ich ertrinken.

Dann riss er plötzlich den Kopf zur Seite und mit großen Schritten lief er zum Gryffindortisch.

Am Ende ließ er sich auf die Bank fallen und zog eine große Schalle zu sich heran.

Verwirrt starrte ich ihm hinterher.

Langsam wurde mir klar warum er sich so verhielt.

Er war wütend wegen Ruby.

Meine Vermutung, das die beiden mal etwas gehabt hatten, bestätigte sich jetzt.

Nachdem er von Alec gehört hatte das sie mit Sam ausging, war er jetzt sauer weil sie ja seine Ex zu seien schien.

Irgendwie versetzte mir der Gedanke, das Ruby ihm so viel bedeutete, einen Stich.

Seufzend setzte ich mich in Bewegung.

Ohne eine Miene zu verziehen ließ ich mich gegenüber von Sirius auf die Bank fallen und zog mir ebenfalls das Rührei an meinen Teller.

Ein paar Minuten aßen wir schweigend.

Dann wurde es mir zu dumm.

„Was ist das eigentlich zwischen dir und Ruby?"

Durch das Essen was er im Mund hatte, konnte ich ihn kaum verstehen.

Das einzige was ich verstand war,

„Frag. Ruby."

Genervt schob ich meinen Teller zur Seite.

„Sie sagt mir aber nichts!"

„Merlin." Wütend knallte er seine Gabel neben den Teller und endlich sah er mich an. „Wir beide hatten mal was. Ganz große Überraschung, ich weiß."

„Kein Grund gleich Zickig zu werden!"

„Ich bin nicht ZICKIG:"

„Hilfe." Kurz verdrehte ich die Augen. „Jetzt stell dich mal nicht so an. Also ihr hattet mal was. Über deinen Mädchen Verschleiß bin ich durchaus im Bilde und ich weiß auch wie du die Mädchen behandelst wenn sie dir zu langweilig werden."

„Ja und? Was willst du jetzt wissen?!"

„Warum ihr euch so extrem gestört verhaltet, Verdammt."

Meine Stimme war zum Ende hin immer lauter geworden und selbst Narzissa schien über ihrem Frühstück auf zu wachen.

Neugierig linste sie zu unserem Tisch.

Hastig senkte ich meine Stimme wieder.

„Es wirkt einfach nicht so als wärt ihr nur einmal kurz im Bett gewesen und damit hätte sich die Sache dann erledigt."

Seufzend fuhr er sich übers Gesicht, bevor er mir wieder in die Augen sah.

Glücklicherweise wirkte er deutlich ruhiger, als er nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete.

„Na ja es gibt gar nicht so viel zu reden. Wir waren in unserem vierten Schuljahr zusammen. Und JA zusammen. Also es war so was wie ein Versuch von mir, eine ernsthafte Beziehung zu führen."

Unruhig wich er meinem Blick aus und begann damit sein Frühstück zu Püree zu verarbeiten.

„Also ich war eigentlich immer schon irgendwie mit ihr befreundet, weil Ruby einfach cool war. Nicht wie diese ganzen anderen Hysterischen Mädchen mit denen man noch nicht mal ein gescheites Wort wechseln kann."

„Und wie seit ihr dann zusammen gekommen?"

„Ähm auf einer Party war ich ziemlich betrunken und dann habe ich sie irgendwie geküsst."

„Oh" War mein geistreiches Kommentar dazu. Ganz ehrlich, es hörte sich an wie aus einem schlechten Liebes Roman.

„Ja oh trifft es glaub ich ganz gut. Aber egal. Also irgendwie waren wir danach zusammen. Es lief na ja, bescheiden gesagt, nicht sooo toll. Die anderen Mädchen waren ziemlich heftig und nach fünf Wochen bin ich davon ausgegangen das sie eh Schluss macht."

„Lass mich raten, du hast dir ein anderes Mädchen geschnappt oder?" Meine Stimme triefte vor Sarkasmus.

„Ähm ja. Ich mein sie wollte doch wahrscheinlich eh Schluss machen. Und nachdem sie mich erwischt hat, schien es ihr auch nichts auszumachen."

Fassungslos starrte ich ihn an.

„Black, ich hab noch nie so eine schlechte Ausrede gehört, um einem Mädchen das Herz zu brechen!"

„Ich hab ihr doch nicht das Herz gebrochen!"

Erschrocken sah er mich an.

„Wir waren ja nicht verliebt oder so. Wir waren kurz zusammen und fertig."

Mir brannte beinah schon eine Rede über Beziehungen auf der Zuge.

Dann aber entschied ich mich anders, wahrscheinlich wäre Ruby damit nicht geholfen.

Stattdessen tat ich so, als wäre das Thema schon für mich abgehackt.

Während ich mit meinem (inzwischen kalten) Frühstücke fort fuhr, stellte ich beinah beiläufig die Frage.

„Warum ignorierst du sie eigentlich nach zwei Jahren immer noch?"

„Ähm." Vor Überraschung ließ er seine Gabel fallen, die klirrend auf dem Steinboden aufschlug.

„Na ja, ich weiß auch nicht so genau. Eigentlich könnte ich ja mal wieder mit ihr reden oder?"

Unsicher sah er mich an.

Innerlich frohlockte ich bereits, ich hatte ernsthaft Sirius Black manipuliert.

Äußerlich blieb ich aber ruhig und nickte kurz, bevor ich mir eine Schreibe Toast nahm.

„Klar. Schließlich ist das ja Vergangenheit."

Zustimmend nickend, begann auch Black wieder zu essen.

Während der Himmel über uns langsam heller wurde, schwiegen wir.

Erst als ich (wie eigentlich jeden morgen) nach der Puddingschüssel griff, machte Black den Mund wieder auf.

„Wie denkst du wird das Wochenende ausgehen?"

Überrascht hielt ich in meiner Bewegung inne.

„Mhm, es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich sterbe oder ich überlebe. Etwas dazwischen gibt es nicht. Auch wenn ich inzwischen entschieden habe, dass ich mein Bestes geben werde, um da lebend raus zukommen, ist es für mich einfach eine unumstößliche Tatsache, das ich vielleicht nicht zurück kommen kann."

„Ich habe noch nie jemanden erlebt der so wenig Überlebenswillen hat!" Wütend sah mir Black in die Augen. „Die meisten würde ausrasten und alles zusammen schlagen, wenn sie wüssten das sie vielleicht nicht älter als 16 werden. Und was machst du? Du sitzt da und erzählst ruhig von deinem möglichen Tod!"

Entsetzt starrte ich ihn an.

„Ist es dir eigentlich vollkommen egal was mit dir passiert?"

Unsicher was ich antworten sollte blickte ich auf meine Hände bevor ich langsam antwortete.

„Na ja ganz so einfach ist es glaube ich nicht. Wenn es nur um mein Leben gehen würde dann wäre es mir tatsächlich relativ gleichgültig weil ich sowieso wenig Chancen habe jemals etwas anderes....tun werde, als zu meiner Familie zu gehören. Ich kann gar nichts anderes sein. Aber da sind ja noch meine Eltern weil mein Vater...ähm..."

Unsicher schloss ich den Mund wieder.

Ich hatte viel zu viel gesagt.

Schnell wollte aufstehen aber Sirius Hand hielt mich zurück.

„Was hat dein Vater getan?"

Leicht verzweifelt sah ich ihn an.

Dann ließ ich mit einem Seufzer wieder auf die Bank sinken.

„Meine Mutter ist Muggelstämmig. Mein Vater war Jung und ziemlich Naiv als er sie, während seines Studiums in Frankreich, geheiratet hat. Ich weiß es seit einem Jahr. Er hat ihren Stammbaum gefälscht und selbst meinen Großvater getäuscht, indem er behauptet hat, dass sie einer alten aber eher unbekannten Zauberer Familie entstammt."

„Du bist also ein Halbblut?"

Müde hob ich den Blick.

„Ja mein Bruder und ich sind beide nicht reinblütig."

Sirius nächste Frage überraschte mich dann aber sehr.

„Er muss sie sehr geliebt haben oder?"

Nachdenklich spielte ich mit meinem Löffel, genau diese Frage hatte ich mir schon so oft gestellt.

Hatte mein Vater meine Mutter geliebt?

Und wenn ja, liebte er sie immer noch?

Den inzwischen musste ihm bewusst sein, wie viel einfacher es gewesen wäre, hätte er einfach eine Reinblüterin geheiratet, wie geplant.

Damals mochte er sich zwar in ihre Schönheit verliebt haben aber heute hielt in wahrscheinlich nur noch die Gewissheit, das alles auffliegen würde, falls er nicht bei ihr blieb.

„Ganz ehrlich, ich weiß nicht wie sehr er sie geliebt hat."

Seufzend zuckte ich mit den Schultern.

„Wir sollten so langsam mal gehen oder?"

Vorsichtig lächelte ich ihn an.

„Klar." Schnell sprang er auf. „Unsere Freunde fragen sich wahrscheinlich schon, wo wir sind."

Das Lächeln was er mir zuwarf löste in mir ein seltsames Gefühl aus.

Schweigend folgte ich ihm aus der großen Halle in Richtung Gemeinschaftsraum.