Prolog

Mit gesenktem Kopf schlenderte ich durch die Straßen Berlins, meinen Trolley hinter mir herziehend. Vor mir erstreckten sich lauter fremde Häuser und Gassen. Hinter mir lagen schwere Tage, Streit und ein jähes Ende. Neben mir zogen Menschenmaßen nur so an mir vorüber. Überall rings um mich herum erblickte ich lauter unbekannte Gesichter. Vor mir lag ein Neubeginn und hinter mir eine schöne, lange Zeit. Doch diese war nun vorbei. Während ich so durch die Straßen Berlins irrte, ging mir alles Mögliche durch den Kopf. Gedanken kamen und Gedanken gingen. Sie beschäftigten meinen Verstand und wurden immer wieder abgespielt, wie in einem schlechten Film. Ganz so, als hätten sie ein Eigenleben gehabt.

Plötzlich legte mir jemand eine Hand auf die Schulter. Überrascht schreckte ich aus meiner Trance auf. Ein mir fremder, junger Mann lächelte mich freudestrahlend an. Er sprach zu mir. Anfangs konnte ich seine Worte jedoch nicht verstehen. Seine leicht glänzenden Lippen bewegten sich. Trotzdem blieb für mich alles stumm. Erst nach und nach nahm ich sein Gesagtes wahr. „Amy, ich rufe dich jetzt schon seit gefühlten Stunden. Was ist denn nur los mit dir? Ich weiß, du wolltest etwas Abstand, aber deshalb musst du mich doch nicht gleich ignorieren." Abwartend, immer noch mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht, sah mir der Ende 20-jährige direkt in die Augen. Ein angenehmer Schauer lief mir bei seinem warmen Blick über den Rücken.

Verwirrt starrte ich ihn an. Seine Gesichtszüge änderten sich von abwartend auf ungeduldig. Trotzdem behielt er diese wohlige Wärme in seinem Blick. Unschlüssig darüber, was ich sagen sollte, musste ich erst einmal ein paar Mal blinzeln. Dann fand ich endlich meine Stimme wieder: „Tut mir leid, wen bitte meinst du?", fragte ich wenig geistreich. Schlagartig wurde ihm etwas klar. Erkenntnis blitzte in seinen schokoladenbraunen Augen auf. „Verzeihung, ich hielt dich für jemand anderen. Du siehst meiner Ex aber auch wirklich zum Verwechseln ähnlich", murmelte der Typ vor mir in seinen gepflegten, zurechtgestutzten Stoppelbart.

Amüsiert über dieses Missverständnis schüttelte ich langsam meinen Kopf. Für kurze Zeit huschte eine Andeutung eines Lächelns über mein Gesicht. Dies schien auch der mir unbekannte, junge Mann bemerkt zu haben. Denn dieser begann augenblicklich zu schmunzeln. Aus seinem breiten Grinsen, welches mir seine strahlend weißen Zähne präsentierte, wurde schnell ein tiefes Lachen. Dieses  wirkte so echt und herzlich, ganz so als würde es aus seinem tiefsten Inneren kommen. Es war so ansteckend, dass ich automatisch mit einfiel. Dies hatte seit gestern niemand mehr geschafft. Weder meine Freunde, noch meine Schwester oder meine Eltern konnten mich zum Lächeln bringen. Aber dieser mysteriöse Fremde hatte das Unmögliche möglich gemacht. Er hatte mir mein Lachen zurückgebracht.

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