Qual der Wahl

>> Und da war wirklich ein Wolf im Feuer? <<

>> Ja? Ich weiß nicht. Niemand hat ihn gesehen. Langsam glaub ich selbst nicht mehr daran. << jammerte Zayd und schnappte sich eine Bohne aus der Schachtel. 

>> Ich denke, du hast einfach zu viel Rauch eingeatmet. << murmelte Salazar. Er saß auf einem Stuhl am Fußende des Bettes und kaute auf einem Kürbiskuchen herum.

>> Und ich denke, dass du jetzt mal die Klappe hälst! << sagte Alma und warf mit einer Bohne nach ihm. Der Slytherin wich geschickt aus und grinste.

>> Schlecht geworfen, Khairy. Schade das du keine Jägerin bist, dann hätten wir im Spiel ein leichtes - Spiel. << lachte er und biss nocheinmal in seinen Kürbiskuchen.

>> Und du bist ein Vielfraß, ich hoffe du kippst beim Spiel vom Besen. << konterte Alma. Mahad, Salazars Austauschpartner, ein großer schlaksiger Junge mit schulterlangen schwarzen Locken und so tiefschwarzen Augen, dass man die Pupille nicht mehr erkennen konnte, saß neben Alma und klaute aus ihrer Schachtel einige Bertie Botts Bohnen.

>> Hey! << beschwerte sie sich und schlug auf seine Hand. Luis schüttelte belustigt den Kopf und reichte Zayd wortlos erneut seine eigene Schachtel. Zayd nahm an, doch verzog daraufhin das Gesicht.

>> Uääh! Ist das faules Ei? << krächste er und spuckte die Bohne in ein Taschentuch.

>> Sei froh, ich hatte mal Erbrochenes. << seufzte Seraphina. Sie hatte sich neben Luis auf das leere Nachbarbett gesetzt.

Der Krankenflügel war die ersten zwei Tage nach den Bränden überfüllt gewesen, doch jetzt, zwei Wochen später, war nur noch Zayd und ein anderer Junge hier. Alle anderen Verletzten waren entweder bereits draußen oder - die die es schlimmer getroffen hatten, als nur eine Rauchvergiftung - in St. Mungos gebracht worden. Das waren zum Glück nur zwei Schüler aus Ravenclaw - es hätten weit mehr werden können.
Nachdem Luis Zayd aus dem Feuer geholt hatte, brachte er noch drei andere anwesende Schüler raus - ein Mädchen und einen Jungen aus dem zweiten Jahrgang, die Zayd zuvor hatte retten wollen. Sie beide waren nun im St. Mungos, da sie schwere Verbrennungen davongetragen haben. Zuletzt hatte der Wolf die Leiche einer Viertklässlerin aus den brennenden Trümmern gezogen.

Luis war es nicht ganz klar, warum er Zayd verschwieg, dass der Wolf eben doch keine Einbildung war - doch bereit, ihm alles erklären zu müssen, was er unweigerlich tun müsste, war er nicht. Und da davon hoffentlich nur die Lehrer wussten, war es nicht schwer es geheim zu behalten.
Bei Salazar hatte er eine Menge Zeit verbracht, ihn zu überreden, nichts zu sagen. Dabei war er nicht umhin gekommen, ihm alles so gut er konnte zu erklären, unter anderem auch die Voldemort Sache. Wie er es aufnahm war schwer zu sagen, da der Schüler ihm die nächsten Tage aus dem Weg ging und ihn danach genauso behandelte wie seit Anfang des Jahres, vielleicht ein wenig freundlicher.

Nun saßen sie hier im Krankenflügel um das Bett herum, mit Bertie Botts Bohnen, Kürbiskuchen und Gummibärchen - von denen Seraphina ganz angetan war - bewaffnet und redeten. Eigentlich wollte Luis Zayd nur die Hausaufgaben bringen, doch Alma war mit Mahad und den beiden Malfoys einfach mitgekommen.
Nun krümelten sie den Boden voll und warfen mit Bohnen um sich - jedenfalls Alma und Salazar - und hatten Glück, dass Pomfrey gerade nicht da war. Immer wieder zauberte Seraphina Ratzeputz, damit es nicht so schlimm wurde. Nebenbei stahl sie ihm auch einige Bohnen.

>> Apropos Spiel, Potter, wie läufts mit dem Training? << fragte Salazar, nachdem er einer weiteren fliegenden Bohne auswich und seine Schwester sie mit einem Zauber wieder verschwinden ließ.

>> Nicht so, wie ich es wollen würde. << gab Luis zu.

Zwar war der Gryffindorturm als einer der wenigen Türme vom Feuer verschont geblieben, doch hatten zwei seiner Spieler ihre Besen im Astronomieturm gelassen da sie von dort aus trainieren wollten. Da die beiden Besen nun Holzasche waren, mussten Tony und Tom (war irgendwie klar, dass diese beiden Chaoten auf die Idee kommen von dem Astronomietrm aus zu fliegen, anstatt wie jeder normale Mensch vom Boden aus) von nun an auf Schulbesen fliegen und die waren nunmal nicht die Schnellsten.

>> Wie schade. << grinste Malfoy. Dann traf ihn eine Bohne am Kopf und fiel auf seinen Kuchen.

Luis achtete nicht sonderlich auf Malfoys Reaktion, da er gerade seine Schachtel vor Seraphinas diebischem Vorhaben beschützen musste, doch am Ende stand der Slytherin triumphierend grinsend auf dem Stuhl und hielt Almas Schachtel mit der Hand so hoch, das Alma nur vergeblich versuchen konnte, wieder heranzukommen.

Das Mahad das ganze heimlich alles auf einer Muggle-Kamera festhielt, merkte keiner von ihnen.

>> Bei Merlin! << kreischte Seraphina plötzlich. Direkt in Luis Ohr.

>> Mann, mein armer Gehörgang! << beschwerte er sich, doch sie sprang einfach nur auf, fuchtelte wild mit ihren Armen herum und deutete auf eine imaginäre Armbanduhr an ihrem Handgelenk.
Zayd kapierte als Erster, was sie sagen wollte.

>> Leute, ich glaub euer Unterricht fängt gerade an. << bemerkte er auch. Luis brauchte einen Moment, doch dann -

>> Scheiße! Ich komm zu spät! McGonagall bringt mich um, wenn ich nochmal zu spät komme! << rief er und schnappte sich seine Tasche, die am Fußende des leeren Bettes gelehnt war.
Mit vollem Schwung nahm er sie auf seine Schulter, wobei sie mit voller Wucht gegen Salazars Beine krachte, der noch auf dem Stuhl stand. Seine Rufe ignorierte Luis jedoch einfach und rannte durch die Flure zum Verwandlungsraum.
Er war letzte Woche drei Mal zu spät gekommen und McGonagall hatte ihm vier Monate Nachsitzen gedroht, sollte das nocheinmal passieren.

Nein, nein, nein! fluchte er innerlich und kam schlitternd vor der Klassenzimmertür zum Stehen. Zaghaft klopfte er und öffnete die schwere Eichentür einen Spaltweit.
Sie war nicht zu sehen.
Aufatmend öffnete er die Tür ganz und schlich sich auf den hintersten Platz. Die restlichen Gryffindors und Hufflepuffs drehten sich nur kurz nach ihm um, arbeiteten dann weiter an ihrer Aufgabe - Moment! Wenn sie schon eine Aufgabe hatten, dann musste McGonagall schon hier gewesen sein  und dann hat sie auch gemerkt das er nicht -

>> Mr. Potter? Es ist schön, dass sie uns mit ihrer Anwesenheit beglücken! << hörte er seine Schulleiterin hinter sich. Einige Mädchen kicherten.

>> Äh, gerne? << erwiderte er zögerlich und drehte sich um. McGonagall schien den Raum gerade ebenfalls betreten zu haben. Sie musste ihn gesehen haben, wie er den Raum betrat.

>> Nun, Mr. Potter, das ist jetzt das vierte Mal in Folge. <<

>> Ja ich weiß, Professor. << murmelte er.

>> Ich bin nur froh das es diesmal nur fünf Minuten waren, statt eine halbe Stunde. <<

Wieder kicherten einige Schüler.

>> Tut mir leid, Professor. << murmelte Luis.

>> Ich denke, diesmal kann ich nicht vom Nachsitzen absehen oder? << fragte sie.

>> Nein Professor. << murmelte er. Super. Weniger Quidditchtraining, weniger Zeit für Freunde ...

>> Dennoch, ein wenig gebessert haben sie sich schon. << fing sie an. Bitte, bitte dachte Luis und sah seine Lehrerin hoffnungsvoll an.

>> Zwei Wochen nachsitzen, junger Mann und Zehn Punkte Abzug für Gryffindor. Und jetzt machen sie die Aufgabe, die an der Tafel steht und kommen sie nächste Stunde pünklich! << sagte McGonagall und ging wieder nach vorne.

>> Ja Professor. <<

>> Psst. He Lu, wie gehts Zayd? << Luis drehte sich zur Seite.

>> Gut genug, um faules Ei als Geschmacksrichtung bei Bertie Botts Bohnen zu erkennen. << zischte er zurück. Fred grinste.

>> Wenigstens war's nicht was schlimmeres. << lachte er leise. McGnagall jedoch schien es nicht leise genug zu sein.

>> Mr. Lupin, haben sie uns etwas wichtiges mitzuteilen? << fragte sie. Fred setzte sich sofort aufmerksam hin.

>> Nein, Professor. <<

>> Na dann, konzentrieren sie sich auf ihre Aufgabe! <<

Der Rest der Unterrichtsstunde verlief relativ ereignislos, genauso wie die Zauberkunststunde danach. Luis brachte Zayd noch schnell vor dem Mittagessen den Lernstoff aus dem neuen Unterricht - sie sollten in Verwandlung einen Aufsatz über die Anwendung und Wirkung des Colovaria-Zaubers schreiben, den sie als Wiederholung behandelten.
Das Quidditchtraining am Nachmittag verlief ohne Probleme, abgesehen von den Beschwerden der Streiche-Zwillinge, die mit den Schulbesen nicht klar kamen. Während Fred sie von seiner Position als Hüter aus auslachte, ernteten die beiden von Luis nur ein Kopfschütteln.
Wenn zwei seiner Jäger so langsam flogen, waren die Chancen auf einen Sieg gering.

>> Fang den Schnatz einfach sofort, dann müssen wir damit nicht fliegen. << murrte Tony am Ende des Trainings. Insgeheim hatte Luis das sogar vor, denn wenn Hufflepuff einen zu großen Vorsprung durch seine Jäger erspielte, würde selbst der Fang des Schnatzes von seiner Seite aus nichts ausrichten.

Es verging eine weitere ereignislose Woche, die vollgestopft mit Hausaufgaben, Quidditch und Krankenflügel-Besuchen waren.
Seraphina verbrachte mit ihrem Bruder zusammen immer mehr Zeit mit ihm, was ihn freute, und auch war es so, als wäre die kurze Feindschaft zwischen ihm und Salazar endlich vollkommen verschwunden.

Hauptsächlich lernten die drei Schüler zusammen in der Bibliothek - angefangen hatte dies, als die Blonde nach Unterrichtsschluss mit einem Stapel Notizen vor ihm aufgetaucht ist, mit einem wunderschönen, verlegenen Grinsen auf dem Gesicht und funkelnden, blauen Augen, in denen sich das orangene Licht der untergehenden Sonne spiegelte.
>> Ich weiß nicht warum du nie kommst, und es geht mich auch nichts an aber - du verpasst noch den ganzen Lernstoff von Zaubertränke also - << hatte sie gemurmelt und noch breiter gelächelt, als er ihr die Blätter abnahm.
>> Danke. << hatte er geflüstert, doch sie hörte es und ein leichter Rosaschimmer zeigte sich auf ihren blassen Wangen.

An dem Tag, als Zayd endlich aus dem Krankenflügel kam und gerade mit Salazar, Alma und Mahad irgendetwas holen gegangen war, blieben sie allein in der Bibliothek.

Schweigend saßen sie nebeneinander und lasen in den Zaubertränkebüchern. Also jedenfalls wollte Luis das. Er starrte nur auf die Buchstaben, die in seinem Gehirn einfach keine vernünftigen Wörter bilden wollten.
Neben sich hörte er das Rascheln einer umgeschlagenen Buchseite.
Dann ein Seufzen.
Er spürte ihren Blick.

>> Du Luis? <<

>> Mhh? << murmelte er und wandte den Blick von dem alten Pergament ab, aus dem das Buch bestand. So wie es aussah, war es wahrscheinlich schon über hundert Jahre lang in dieser Bibliothek.

>> Warum gehst du nicht zu Zaubertränke? Ich meine - dir ist dein Abschluss so wichtig - warum lässt du das so fallen? << fragte sie leise.

>> Ich äh - Slughorn - wir hatten eine heftige - Meinungsverschiedenheit und - << stammelte Luis und starrte auf die Tischplatte. Die Kratzer darauf waren plötzlich sehr interessant geworden.
Seraphina seufzte.
>> Dann klärt das. Versteh mich nicht falsch, es macht Spaß mit dir zu lernen und wir müssen auch gar nicht damit aufhören - aber ich weiß nicht, ob Professor Slughorn dich benoten kann, wenn du nie da bist. << sagte sie leise.

Sie hat ja recht, dachte er.
Doch die leise Angst vor Slughorns Reaktion ließ ihn stillschweigen.
Er müsste doch eigentlich nur zu McGonagall gehen und sie über sein wahres Selbst informieren.
Warum war das so schwer?

Ich habe Angst, gab er vor sich selbst zu, er könnte sich dafür rächen. An allen anderen, die mir etwas bedeuteten.
Er sprach es nicht aus.
Die Tischplatte blieb weiterhin unglaublich interessant.
Aber andererseits, wenn ich nichts sage - kann er einfach weiter machen, andere verletzten, Informationen an Voldemort weitergeben - sie wären trotzdem in Gefahr -

>> Sera? Wenn - wenn du die Wahl hättest - << fing er an und sah ihr wieder in die Augen.

>> Pschht! << zischte plötzlich jemand. Madame Masqui* schlich an ihnen vorbei und blickte sie böse an, da sie es wagten, laut zu werden.
Luis bekam das nicht mit.
Stattdessen zuckte er heftig zusammen. Er drehte sich wieder weg. Der Mut schien ihn wieder verlassen zu haben.

>> Welche Wahl? << fragte Seraphina gedämpft. Sie legte ihre warme Hand an seine Wange und drehte seinen Kopf wieder zu ihr hin, zwang ihn, ihr wieder in die Augen zu sehen.

Warum musste sie denn unbedingt dieses Thema ansprechen?
Sein Leben war gut so, ohne sich mit dieser inneren Angst beschäftigen zu müssen, dass ein Anhänger seines Vaters sich in unmittelbarer Nähe aufhielt.
Er wollte das einfach vergessen und damit diese Angst, wofür er sich furchtbar schämte.
Er konnte es auch erfolgreich verdrängen, bis sie ihn darauf ansprach - und er wusste nicht, ob er ihr deswegen böse sein sollte.
Es war, als würde ihr Blick eine Tür öffnen und all sein Frust und die Angst, die er mit der Zeit in sich gestaut hatte, fluteten an die Oberfläche.
Seine Haut kribbelte an der Wange, dort wo ihre Hand ruhte.
Er atmete teif ein. Okay, sag es einfach!

>> Stell dir vor du - du bist in einer Situation wo - du - egal... Sorry. << murmelte er und blinzelte das verschwommene aus seinem Blickfeld.
Weinte er etwa?
Oh Merlin, wie peinlich, dachte ein kleiner Teil seiner selbst.

>> Hey, alles gut. << flüsterte sie leise und legte ihre Hand auf seine Schulter. Die andere ruhte immernoch auf seiner Wange.

>> Wenn du in einer Situation bist, wo du zwei Möglichkeiten hast, aber egal was du wählst, - das deine - deine Freunde - die Menschen die dir wichtig sind - das sie immer in Gefahr sind - was - was würdest du - << stammelte er. Eine Träne wurde von Seraphina von seiner Wange gewischt.
Ihm wurde furchtbar warm im Gesicht - musste er unbedingt jetzt heulen?

>> Ganz ruhig. << murmelte sie. Ein kleines Lächeln lag auf ihrem Gesicht, dann zog sie ihre Arme um seine Schultern und zog ihn zu sich ran.

Normalerweise wäre er anhand dieser Geste ziemlich nervös geworden, doch jetzt hatte er einfach keinen Kopf mehr dafür.
Ach scheiß drauf, dann heul ich halt, dachte er resigniert und legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Eine weitere Träne durchnässte ihren Schulumhang.

Er hatte dieses schreckliche Gefühl, einen Frosch verschluckt zu haben - als wäre seine Luftröhre verengt worden.
Hicksend lag er in ihrer Umarmung, als dann wirklich alle angestaute, unterdrückte Angst herausbrach und er einfach hemmungslos weinte.

Er machte sich keine Gedanken, dass andere mithören konnten. Später dachte er, dass er Glück hatte, dass außer Madame Masqui niemand in der Bibliothek war.

>> Ich weiß nicht was ich machen soll. << schluchste er leise.

>> Hey, alles gut. Du kannst mit uns reden. Schließe das doch nicht einfach in dir ein, Lu. << sagte Seraphina.

>> Hol dir Hilfe, du bist nicht allein. << murmelte sie noch. Dann vergrub auch sie ihr Gesicht in seiner Schulter.

* Madame Masqui ist in meiner Story die Nachfolgerin von Pince und genauso Bücher-versessen wie ihre Vorgängerin.

Wow. Ich muss zugeben, dass sich dieses Kapitel einfach selbstständig gemacht hat. Sollte ursprünglich ganz anders enden, aber naja, jetzt ist es geschehen und das finde ich sogar besser :)
Ihr könnt ja diskutieren, was als nächstes passieren wird, bis das nächste Kapitel online kommt :)
Und frohe Weihnachten euch allen♡

Küsschen Danni :*

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