Himmelsfeuer
Es war Montag, der 25. Februar, als die zweite Leiche gefunden wurde.
Sie lag im Verbotenen Wald, umgeben von mehreren, teilweise Verbrannten und umgerissenen, großen Tannen.
Es war wieder ein Junge. Sebastian Richardson. Gryffindor. Vierter Jahrgang.
Luis kannte ihn vorher nicht. Vielleicht würde er ihn erkennen, wenn er ein Foto sehen würde, jedenfalls vom sehen her.
Die Lehrer versuchten den Vorfall so gut es ging geheim zu halten.
Doch jeder wusste, in Hogwarts blieb kein Geheimnis geheim.
Richardsons Freunde wussten davon, denn er war seit Samstag nicht mehr im Schlafsaal erschienen. Die Eltern, die am Montag weinend in der Eingangshalle gesehen wurden. Die besorgten Blicke der Lehrer, die sich selbst die ganze Woche über wenig auf ihren eigenen Unterricht konzentrieren konnten.
Tony und Tom, die Dienstag Nacht von den Lehrern unter dem Tarnumhang erwischt wurden, da die Lehrer die Gänge doppelt und dreifach kontrollierten.
>> Der Plan ist geplatzt. << sagten beide niedergeschlagen als ihre Austauschpartner nachfragten.
Am auffälligsten waren die Hinweise in Pflege magischer Geschöpfe. Luis kam früher, und konnte gerade noch sehen, wie Hagrid schwarze Drachenschuppen in einem kleinen, weißen Stoffbeutel verschwinden ließ und diesen mit einer Eule davon schickte.
>> Schon wieder der Drache? << fragte Luis unverblümt. Hagrid zuckte zusammen. Und nickte dann.
>> Vielleicht kann Charlie helfen, diese Bestie zu fangen. << murmelte der Wildhüter leise.
>> Vielleicht ist aber der Drache viel zu schnell, um ihn zu fangen. << sagte Luis. Dann kamen die anderen Schüler, sodass Hagrid seine Antwort nicht aussprechen konnte.
Die Stunde verging nur langsam. Luis beteiligte sich nicht, untypisch für ihn. Doch jeder kümmerte sich gerade um seinen eigenen Kram, Hagrid eingeschlossen. Niemand bemerkte es, dass er mit den Gedanken nicht beim Unterricht war. Es kam ihm im Moment einfach unnötig vor, jetzt über Fwuuper oder Flubberwürmer zu sprechen.
Was wollte Voldemort mit den Angriffen bewirken? Wollte er jeden Zauberer einzeln töten?
Luis war sich sicher, dass der Drache nach seinem Willen handelte. Wage erschien ihm immer wieder ein verschwommenes Bild im Kopf, Voldemort, der neben einem großen, schwarzschuppigen Drachen stand und ihn höhnisch auslachte. Diese Vision endete immer damit, dass er selbst von Feuer eingeschlossen wurde.
Aber warum Sebastian? Und Stanley, der dem Drachen als erstes zum Opfer fiel? In welcher Verbindung standen die beiden Gryffindorjungen zu Voldemort, dass dieser sie umbringen ließ?
>> Potter? Bist du anwesend? << riss jemand ihn aus seinen Gedanken. Salazar stand stirnrunzelnd vor ihm. Sie waren allein auf dem Feld. Die restlichen Schüler waren bereits auf dem halben Weg zurück zum Schloss.
>> Mensch, willste alleine zurückgehen? Das haben sie uns verboten oder hast du das vergessen? << Der Slytherin verschränkte die Arme. Luis blinzelte. Er wäre wohl wirklich einfach hier sitzen geblieben.
>> Ist die Stunde schon zuende? << fragte er, denn er hatte sein Zeitgefühl verloren. Malfoy verdrehte die Augen.
>> Potter schläft im Unterricht, ungewöhnlich für einen Streber. Naja, nur zur Auffrischung deines Wissens, Hagrid ist ein den Wald gegangen, weil er irgendein Viech schreien gehört hat und hat uns somit vorzeitig gehen lassen. <<
>> Viech? <<
>> Hättest du aufgepasst könntest du, Wetten wir, den Schrei identifizieren. Also komm schon, ich will hier nicht ewig draußen bleiben, es ist kalt. Dein Austauschpartner ist auch schon hochgegangen. <<
>> Ist gut, Mann. << sagte Luis und folgte dem Blonden.
>> Wen glaubst du, will der Drache eigentlich drankriegen? << fragte Salazar nach einem Moment des Schweigens. Luis einzige intelligente Antwort war >Hä?< , woraufhin der Malfoy nur die Augen verdrehte.
>> Ehrlich Potter, so schlau du doch bist, glaubst du ernsthaft der Drache hat einfach nur eine Geschmacksvorliebe von Jungen mit schwarzen Haaren und Gryffindor-Umhängen? << schnaubte er.
>> Du glaubst der Drache ist hinter jemand bestimmten her? << fragte Luis. Wollte Voldemort etwa gar nichts von den beiden Getöteten? Wollte er jemand anderen umbringen? Es wäre wirklich logischer, vorallem da Drachen nicht vollkommen verlässlich sein könnten, was Gesichter erkennen betraf.
>> Aber wer? << murmelte er Gedankenverloren. Malfoy hatte er schon fast wieder vergessen, bist dieser ihn an der Schulter festhielt.
>> Potter, weißt du überhaupt wie Richardson und Gabriels aussahen? Kanntest du die beiden überhaupt? << Luis schüttelte den Kopf.
>> Sie waren Stufen unter mir, und ich bin erst eineinhalb Jahre in Hogwarts. Ich kenne nur sehr wenige. <<
>> Nun ich kannte beide. Stanley Gabriels hab ich in der Vierten Nachhilfe gegeben und Richardson kenne ich vom Duellier-Club. <<
Luis erkannte nicht, was er sagen wollte. Das Fragezeichen in seinem Gesichtausdruck wurde größer. Salazar seufzte.
>> Also, ich will dich nicht beunruhigen, aber die beiden sehen dir verdammt ähnlich Potter. <<
Schwarzblende
>> Bitte was?! << fragte McGonagall.
Zayd schluckte. Umbandhi nickte nocheinmal bestätigend. Sein Schulleiter hatte einen entschlossenen Gesichtsausdruck aufgesetzt, Zayd wusste, nichts und niemand konnte Professor Umbandhi jetzt noch umstimmen.
Schade. Ich mag England. Und die Leute. dachte er und seufzte.
>> Mein Entschluss steht fest. Wenn hier ein Drache ist und Kinder tötet, ist es zu gefährlich, hier zu bleiben. Wenn die Eltern davon erfahren, werde ich schneller meinen Posten los, als ich 'Hornschwanz' sagen kann. <<
>> Sie haben es gesagt. Und siehe da, sie haben ihren Job noch. << grinste Professor Longbottom, der englische Lehrer für Kräuterkunde, doch Professor McGonagalls Blick ließ ihn das Grinsen vergehen.
>> Hören Sie, Professor Umbandhi, ich verstehe ihre Sorgen. Aber ich versichere ihnen, jetzt den magischen Schild zu verlassen ist noch gefährlicher, als hier zu bleiben. Das Schild hält den Drachen fern, verlassen sie diese Sicherheitszone, schweben sie in höchster Gefahr. Und solange ihre Schüler sich nicht alleine außerhalb herumtreiben, kann nichts passieren, und ich bin mir sicher, dass der Drache schnell gefangen wird. Er kann sich schließlich nicht unendlich lang verstecken. << erklärte die englische Schulleiterin sachlich.
Zayd stimmte ihr automatisch zu. Sie war wirklich überzeugend - selbst Umbandhi zögerte.
>> Ich - Hm. Wenn etwas schiefgeht, dann tragen sie die Verantwortung. << sagte er schließlich. Zayd blinzelte. Hatte er sich gerade umstimmen lassen?
Der eigensinnige Schulleiter leiß sich umstimmen?
Sein Respekt vor McGonagall stieg automatisch. Den Kerl konnte eigentlich keiner umstimmen, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
So wie dieser Austausch, auf den eigentlich nur die Wenigsten, ihn eingeschlossen, Lust gehabt haben. Es war in England eigentlich viel zu kalt wür Zayds Geschmack. Umso besser fand er es nun, länger hier bleiben zu können, denn so kalt wie befürchtet, war es nun wirklich nicht.
Und die Schüler hier waren wesentlich bessere Zeitgenossen, als einige in Ägypten.
Zayd zog den Kopf wieder zurück. Beim Lauschen wollte er nicht erwischt werden, doch Umbandhis Stimme ließ ihn innehalten.
>> Fathi laufen sie nicht davon! Lauscherei gehört sich nicht! << rief sein Schulleiter. Mist, dachte Zayd und kam um die Ecke. Die beiden Schulleiter sahen ihn strafend an, während der Kräuerkundelehrer nur warm lächelte.
>> Lassen sie ihn doch, war ja kein geheimes Treffen hier, mitten im Gang, oder? Schließlich waren wir in der Schule sicher auch keine Unschuldslämmer. << meinte Longbottom. Zayd zweifelte, dass Umbandi jemals Regeln gebrochen hatte, aber sicher konnte er da natürlich nicht sein. McGonagall sah Longbottom jedoch leicht stafend an.
>> Oh ja, ich erinnere mich daran, wie sie mit ihren Freunden Nachts im Korridor herumgeschlichen sind und einen Drachen geschmuggelt haben. << sagte Sie. Lächelte sie? Zayd konnte es nicht so genau sehen, denn es verschwand ebenso schnell, wie es auf ihrem Geischt erschienen war.
Umbandhi verzog das Gesicht.
>> Nun, Drachen scheinen hier ja weit verbreitet zu sein. Fathi, ich sehe diesmal von einer Strafarbeit ab, schließlich ist es so, wie der Professor hier gesagt hat - es war nichts geheimes, es ändert sich ja nichts. <<
Das verzerrte Lächeln kaufte man ihm nicht ab, Umbandhi gefiel es ganz und gar nicht, nachzugeben, doch er sagte nichts weiter und verließ den Korridor.
>> Danke, Sir. << murmelte Zayd an Professor Longbottom gerichtet und verschwand ebenso schnell wie Umbandhi zuvor.
Ein Blick auf seine Uhr zeigte, dass die unvorhergesehene Freistunde durch Pflege magischer Geschöpfe bald zuende ging. Die Kerker waren weit unten, er war im Fünften Stock. Er musste sich beeilen, wollte doch gerade bei diesem Slughorn nicht zu spät kommen.
Ob Luis kommt? Sein Austauschpartner versäumte viele Zaubertrankstunden, was Zayd wunderte, da er eigentlich ein sehr ergeiziger Schüler war. Doch der Gryffindor wollte nie darüber reden.
Zayd wurde plötzlich eins klar - in dem Moment wo er fest entschlossen eine Tür öffnete, im Glauben, dass dieser Geheimgang ihn zum richtigen Korridor führen würde, fand er dahinter nur eine einfache Steinwand. Er hatte sich nun tatsächlich verlaufen. Im Stillen verfluchte Zayd diese ganzen Vortäuschenden Türen und kramte in seiner Tasche nach der Karte. Ein paar Tage nach seiner Ankunft hatte Luis ihm die 'Karte des Rumtreibers' gegeben, damit er sich nicht wieder verlaufen würde.
>> Ich schwöre feierlich, ich bin ein Tunichtgut.<< murmelte er, als er das Stück Pergament endlich gefunden hatte. Augenblicklich erschienen feine Tintenlinien, wie immer begrüßten ihn die Sätze der Macher der Karte - die Rumtreiber Krone, Moony, Tatze und Wurmschwanz. Wer sich so nannte, war ihm ein Rädsel, aber das interessierte ihn auch nicht sonderlich.
Sofort suchte er einen schnellen Weg zu den Kerkern, als er plötzlich innehielt.
Waren das Schreie?
Alles war still.
>> Jetzt halluziniere ich schon. << murmelte er und ging los.
Er hörte ein dumpfes Krachen.
Wie angewurzelt blieb er stehen.
Er stand direkt neben der Treppe, die zu den Westtürmen führte. Von oben drangen Schreie zu ihm herumter. Nur leise. Aber das Dröhnen, Krachen, und Knistern waren auch nicht gerade zu überhören. Durch die langen Hallen hallte es wahrscheinlich sogar noch weiter.
Ein Schauer jagte über seinen Rücken. Er wurde blass, als er das Brüllen hörte.
Von wegen, der kommt nicht durch die Barriere, dachte er schauernd und starrte auf die Karte. Welche Räume waren da oben?
Sein Blick viel auf den Ravenclaw-Gemeinschaftsraum. Nur wenige Schüler waren darin und in den Schlafräumen noch weniger.
Er wurde noch blasser. Er starrte auf einige Namen - Elli Martens, Damian Hella. Die Schrift verschwamm, zerlief langsam wie Wasser. Jane Meisens verschwamm - und verschwand vollständig.
Dann sah Zayd durch das Fenster den strahlend hellen Flammenschein in den Wolken und den dicken, dichten tiefschwarzen Rauch, der in den wolkenverhangenen Himmel stieg.
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