Zuckersüßer Beat 08 2/2
Ein Schrei. Kein Schrei der Euphorie. Panik bricht aus, die Musik stoppt und die Blase platzt. Schlagartig sind wir keine Einheit mehr. Aus wir wird ich, jeder ist wieder auf sich allein gestellt. Alle rennen wild durch die Gegend, ohne wirklich eine Idee zu haben wohin und warum. Vor mir steht ein junges Mädchen, um die zwanzig. Tränen der Angst laufen ihr über die rechte Seite der Wange. Ich will zu ihr, reiche ihr meine Hand, möchte sie trösten, doch werde zurückgehalten von den beiden Polizeibeamten Normen und Werten. Die beiden legen mich in Handschellen und stecken mich in einen Streifenwagen. Wir fahren mit irrsinnigen Tempo zu einem Ort, von dem es keine Wiederkehr gibt. Von der Rückbank schaue ich mir die beiden genauer an. Sie beide sehen aus, als wären sie häufig in ihrem Leben missverstanden worden. Das ich mir dringend einen Ausweg aus dieser Situation überlegen muss, ist klar. Doch noch bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, werde ich durch einen harten Aufprall erst nach vorn und dann nach hinten geworfen. Kommt davon, wenn man versucht auf der rechten Seite zu überholen, denke ich mir. Und auch Normen scheint mir zuzustimmen, denn als ich mich aus dem Wagen zwänge, höre ich wie er Werten “Wir hätten in der Mitte bleiben sollen”, zu raunt. Letztendlich ist es mir egal, was die beiden sagen, denn alles was ich will, ist doch nur… ,,Eine neue Matratze für den allerbesten und bequemsten Schlaf seit Ihrer Kindheit!” Vor mir steht ein Mann mit einem Grinsen, wie ein Kind nach dem ersten Mal alleine auf den Pott machen. Er ist stolz, gepaart mit ein bisschen Ekel vor sich selbst. Ich winke ab, gehe weiter und beobachte die wütenden Autofahrer, die vorsichtig an dem verunglückten Streifenwagen vorbeifahren. Als ich erneut nach hinten gucke, sieht der Matratzen-Mann irgendwie unglücklich aus. ,,Leg dich doch selbst auf deine Matratze”, schlage ich ihm vor. Nicht unfreundlich gemeint und auch nicht so von ihm aufgenommen, überlegt er kurz und legt sich schließlich tatsächlich auf die Matratze. Normen und Werten, die beiden hatten sich aus dem Autowrack gequetscht, legen sich dazu und auf eine komische Weise ist es ein schönes Bild. Ein Auto hält neben mir und die Fensterscheibe wird runtergelassen. Aus dem Mund der Fahrerin kommen Worte, sie scheint mir dringend etwas sagen zu wollen, doch ich verstehe rein gar nichts. Die Akustik ist nicht das Problem, es ist eher so, als würde sie in einer anderen Sprache reden. Eine Sprache, die ich noch nie jemanden habe sprechen hören. Langsam wiederholt sie alles, was sie eben schon gesagt hat, doch ich bin immer noch nicht in der Lage es zu verstehen. Nun setzt sie Hand und Fuß ein, wedelt wild mit den Armen, winkt und verzieht das Gesicht. Doch auch hier scheinen wir beide eine andere Sprache zu sprechen. Entschuldigend schüttele ich langsam meinen Kopf und gehe weiter an der Autobahn entlang.
Neben den Polizeibeamten und dem Matratzen-Mann, war sie die nächste Person, die ich nicht richtig zu verstehen schien.
Ich sehne mich nach der großen Kaugummiblase. Dort sind wir uns alle einig gewesen. Gemeinsam hatten wir Spaß und alles war auf eine Art einfacher. Außerhalb wiederum scheine ich Probleme zu haben. Vor allem Probleme mit der Kommunikation. Während ich an der Straße entlang schlendere, summe ich vor mich hin und beschließe eine neue Sprache zu lernen.
written by TimeandSpineless
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