Goldiges Schweigen 16
Und wie sehr ich auch immer noch daran glauben will, dass in der Ruhe die Kraft liegt und das Schweigen Gold ist, ich hätte vielleicht doch etwas sagen sollen, als sie neben mir meinen besten Freund zuerst verprügelt und dann erstochen haben.
Doch ich habe geschwiegen.
Vielleicht hätte ich auch was sagen sollen, als die Hand meines Chefs im Schritt eines Kollegen lag.
Doch ich habe geschwiegen.
Und wie das Gold ist der Gedanke daran schwer. So schwer, dass ich zweifle, aber nicht schwer genug, dass ich etwas ändere.
Gerade in diesem Moment wird einer älteren Dame vor meinen Augen die Handtasche gestohlen. Lächelnd nicke ich ihr zu, hebe grüßend meine Hand.
Sie grüßt mich nicht, lächelt nicht zurück.
Für die Täter scheine ich zunächst wie Luft, doch als sie versuchen durch mich durch zu laufen, bleiben sie stecken. Plötzlich werde ich eins mit dem Täter, möchte es nicht wahrhaben, aber tief in mir drin, weiß ich, dass mein Lächeln nicht der einzige Fehler war, den ich begangen hatte. Ich hebe die Faust und schlage der älteren Dame mehrmals ins Gesicht. Mein Lächeln vergeht. Es riecht nach Feigling und an meiner Hand klebt Blut.
Mit blutverschmierten Mund fragt mich meine Hand, ob ich jemanden hätte, mit dem ich über mich reden kann.
Lange gucke ich sie an, der Geruch wird immer stärker und vermischt sich mit Unsicherheit.
Ich antworte nicht, sondern schweige.
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