Kapitel 5


Kapitel 5

Lucky

In mir war ein einziges Chaos. Dad war tot. Sollte ich glücklich sein? Wahrscheinlich. Er hatte nichts anderes verdient, oder? Und dieser Lounis. Irgendwie mochte ich ihn. Ich wollte im helfen. Er war so hilflos. Wenn ich nichts tat, würde er sterben. Aber etwas zu tun wäre riskant. Vor allem der Plan der sich grade in meinem Kopf formte. Aber andererseits, was hatte ich zu verlieren? Ich seufzte. Er berührte mich sanft an der Schulter, ich schüttelte ihn nicht ab. Ich hatte die Kraft dazu nicht. „Okay" sagte ich leise „okay ich helfe dir, aber es könnte sein das wir unterwegs sterben, oder so." Er grinste. „was hab ich schon zu verlieren" „okay dann komm mit" auch um meine Lippen ein spielte ein leichtes Lächeln. Es fühlte sich gut an wieder ein Ziel zu haben. Ein erreichbares Ziel, kein Langzeit Ziel wie bei pH.

Wir schoben uns langsam durch die Menschen Menge. Es war Mittag und die Straßen deutlich voller als noch am Morgen. Deshalb mussten wir uns auch weniger Sorgen um Drohnen machen.in großen Menschenmengen schauten sie nicht genau auf einzelne, wenn sie nicht gerade jemanden suchten. Wir waren auf dem Weg einem alten Versteck. Eigentlich war es mal Aidens gewesen, aber ich war ihm manchmal hinterhergeschlichen und benutzte es jetzt, seit er es nicht mehr konnte. Ich bog unauffällig in eine Seitenstraße und Lounis keuchte hinterher. Er war nicht so sportlich wie ich. Ich ging zu einer fast unsichtbaren Tür. Wenn man wusste, wo sie war, fand man sie leicht, sonst eher nicht. Mit den Fingern strich ich über die Steine neben der Tür. Ich suchte den losen Stein, hinter dem der Schlüssel war. Da, das war er. Ich ruckelte an dem Stein, bis ich ihn herausnehmen konnte. Dann ließ ich die Hand in das dunkle Loch gleiten und Taste nach dem Schlüssel. Lounis beobachtete mich. Er schien alle Infos über mich, mein Leben und generell, diese Welt aufzusaugen. Ich schloss die Tür auf „halt mal" bat ich ihn die Tür aufzuhalten, während ich den Schlüssel zurück in die Mauer steckte und den Stein wieder davorschob. Danach schlüpften wir in den dunklen Hinterhof. Ein paar Kisten und Säcke standen herum und ein paar missgebildete Vögel flogen kreischend nach oben. „Äh ist das alles?" fragte Lounis und versuchte sich seine Verwirrung nicht anmerken zu lassen. Klappte nicht. „Nein keine Sorge. Da kommt schon noch was." entgegnete ich und fing an ein paar Kisten durch die Gegend zu schieben nach einigen Sekunden standen die Kisten so, dass sie zum einen die Tür blockieren und zum anderen eine Falltür freigaben. Eben diese zog ich jetzt auf. Ich warf Lounis eine Taschenlampe zu „hereinspaziert" sagte ich einladend und deutete auf das dunkle Loch im Boden, indem eine Leiter verschwand. Er schaute mich skeptisch an. „Unten links ist n Lichtschalter. Aber ich muss dir auch nicht helfen." Lounis seufzte und stieg Schulter zuckend nach unten. Ich stieg hinterher und schloss die Luke über mir „alter ist das dunkel" kam es von unten. Ich knipste meine Stirnlampe an. „deshalb hab ich dir ne Lampe gegeben!" „Ich kann nicht klettern und ne Lampe halten, sonst fall ich!" wir kamen ohne Größere Zwischenfälle unten an und ich betätigtet den lichten Schalter. Das ungemachte Bett an der wand, die beiden Tische mit den Computern, die vielen anderen elektrischen Geräte, die Klamotten die auf dem Boden lagen, der überquellende Mülleimer. Alles genau so wie ich es vorgefunden hatte als ich hier vor zwei Jahren hergekommen war, nachdem Aiden nicht mehr nach Hause gekommen war. Ich hatte versucht möglichst nichts zu verändern, denn es war das letzte, was ich noch hatte von meinem großen Bruder. Nach dem Tod von Mom und als Dad angefangen hatte zu trinken und uns immer schlechter zu behandeln, hatte er immer mehr Zeit hier verbracht und sich in seine Arbeit für pH vertieft. Ich war ihm ein paar mal gefolgt, sonst hätte ich nie hiervon gewusst. Ich atmete tief durch, erst dann betrat ich den Raum. Es roch auch noch fast genau wie damals. Nach Elektronik und durch gebranntes Kabeln. Gerüche die für mich inzwischen Heimat bedeuteten. Ich setzte mich an einen der Computer und fuhr ihn hoch „und jetzt?" fragte Lounis „ich meine was ist dein Plan? Was hast du vor?" „naja," ich überlegte, wie ich es erklären sollte. „um an die Top Level zu kommen, brauchen wir ein paar Sachen und müssen ein paar Sachen machen. Zum Beispiel müssen wir ne Drohne neutralisieren, ohne dass die das Bemerken, dann müssen wir sie so umprogrammieren, dass ihre Zentrale das nicht mitkriegt, damit die Drohne und durch die Sperren bringt. Außerdem brauchen wir ein Ablenkungsmanöver. Dann sollten wir uns auch Gedanken darüber machen, wer dich entführt hat und warum." das war ne ganz schön lange Liste. „Okay also zum ersten Schritt, das mit dem Neutralisieren, kriegen wir das zu zweit, mit meinen, naja nicht so überragenden Fähigkeiten, hin? Und das mit dem Umprogrammieren klingt auch nicht einfach." das stimmte, aber darüber hatte ich mir schon ein paar Gedanken gemacht. „ja, du hast recht, und ich kenne nur eine Person, die das mit dem umprogrammierten hinbekommt." ich wendete mich wieder dem Computer zu. „Und wen?" Borte Lounis weiter nach. „Meinen Bruder Aiden." „ja und wo ist der?" ich tippte ein bisschen weiter auf der Tastatur herum. Auf dem Bildschirm erschienen Bilder von einem recht bekannten Gebäude. „Warte, das ist das Lowland! Sag bitte nicht das dein Bruder da drin ist!" das Lowland war das größte und bekannteste hoch sicherheits Gefängnis auf der ganzen Welt. Ich nickte. „Ja genau da drin ist er. Und wir müssen ihn rausholen" er stöhnte auf und vergrub den Kopf in den Händen. „Aus dem Lowland ist noch keiner entkommen! Noch nie!" „Äh doch?" das verwirrte mich. „Es gab schon mehr als eine Flucht aus dem Lowland. Wahrscheinlich haben die das einfach geschickt vertuscht bei euch da oben." jetzt war er dran mit verwirrt zu sein. „Und wir brechen ja nicht aus, wir brechen ein." „oh ja und dann helfen wir jemandem dabei abzuhauen! Das ist kein Unterschied" stimmte schon. „nö nicht wirklich. Und deshalb müssen wir uns möglichst gut vorbereiten," ich wand mich wieder den Bildschirm zu, „hinter der braunen Tür links von uns is n Bad mit Dusche und so, kannste benutzen, da in der Ecke ist n Froster mit Schockgefrosteten Lebensmitteln und wenn du schlafen willst, leg dich einfach hin."

Anderthalb Stunden und eine auf getaute Pizza später hatte ich gefunden, was ich gesucht hatte. Die Pläne vom Lowland. Veraltet und generell nicht gut. Aiden hätte das Ganze in zehn Minuten und mit genau so viel Pizza hinbekommen, aber er war nicht hier. Wir mussten selbst klarkommen. Lounis lag auf dem Bett und schlief. Ich stand auf und ging zu einem Regal an der wand. Ganz unten war eine kleine Holz Kiste voll mit Speichersticks. Ich kniete mich hin und zog eine heraus. Ich wusste genau was darauf zu sehen war. Mit dem stick in der Hand ging ich zurück zum Laptop und setzte mich wieder. Ich hatte den stick in der Hand und musste mich zusammenreißen nicht zu heulen. Ich schob den stick in den Computer und fast sofort flackerten Bilder auf dem Bildschirm auf. Ich, den Arm um eine jungen gelegt, der einen Kopf größer war als ich es zur Zeit der Aufnahme gewesen war. Jetzt überlegte ich, wäre ich wahrscheinlich so groß wie er damals. Eine Familie, Mom, Dad und wieder ich und Aiden. Wir waren viel jünger, Mom war noch am Leben, Dad war noch der fröhliche nette Typ, der auch noch am Leben gewesen war, ich war grade mal fünf oder sechs. Nur Aiden im Alter von etwa fünfzehn, lächelnd, unwissend. Wahrscheinlich war das Bild aufgenommen worden kurz bevor Mom gestorben war. Mom, positive Energie pur, hielt mein etwa 13-jähriges Ich im Arm. Vier Jahre war das her. Mom und Dad arm in arm. Ein weiteres Bild von uns vier, etwa aus der gleichen Zeit wie die vorherigen Bilder. Nur gut Vier Jahre her und doch so unheimlich weit weg. „Ist das Aiden?" Lounis war aufgewacht. Ich fuhr herum und wischte mir mit dem Ärmel übers Gesicht, um die Tränen abzuwischen. „sorry, du musst auch nicht antworten!" schon er eilig nach. Ich vergrub den Kopf in den Händen. Er nahm den Stuhl vom Schreibtisch neben mir und setzte sich zu mir. „Meine Mom ist kurz nach meiner Geburt gestorben. Ich war von Anfang an alleine mit meinem Dad. Versteh mich nicht falsch, er ist ein toller Mensch, aber eben nicht so ein toller Dad. Ich war die meiste Zeit mir selbst überlassen." er legte mir die Hand auf die Schulter. „Das da," sagte ich mit Tränen erstickter Stimme und deute auf Mom, „ist meine Mutter. Sie ist gestorben als ich 13 war. Danach ist mein Dad zum Alkoholiker geworden und war immer mies drauf. Das hat er dann an uns ausgelassen. Aiden war immer weniger zu Hause. Wenn er zu Hause war ist es immer nur schlimmer geworden Dad hat ihm die Schuld an Moms Tod gegeben und Aiden hat sich das nicht gefallen lassen. Hat er auch nicht verdient. Immer haben sie sich nur angeschrien. Irgendwann hat Dad angefangen uns zu schlagen. Aiden hat dann quasi hier gewohnt. Ich wollte immer das er mich mit nimmt, aber er hat gesagt, er wolle mich da nicht reinziehen. Er wolle mich nicht auch noch verlieren. Ich solle mich da raushalten. Damals war ich wütend auf ihn, aber jetzt weiß ich, warum er das gemacht hat. Er war schon länger bei pH, und Mom auch. Er hat hier Sachen vorbereitet, sich mit anderen Mitgliedern ausgetauscht. Anfangs habe ich nicht verstanden, warum er weiter gemacht hat, nach dem Mom getötet wurde. Ich meine, unsere Mutter ist gestorben, weil sie sich für pH eingesetzt hat, die Polizeidrohnen sie und ein paar andere erwischt haben und naja, natürlich haben sie sich nicht einfach mitnehmen lassen. Es kam zu einem Feuergefecht und Mom ist gestorben. Jedenfalls hat Aiden an ihrer stelle weiter gemacht. Er wollte mich nur beschützen, und es war auch besser so. einmal ist er eine ganze Woche lang nicht nach Hause gekommen. Ich hab nach ihm gesucht und herausgefunden, dass wer mit ein paar anderem pH Mitgliedern bei einer Razzia aufgeflogen ist. Die haben alle mitgenommen und ins Lowland gebracht. Ohne Prozess, einfach so. danach hab ich versucht hier alles so zu lasen wie es war als ich das erste Mal alleine hier war. Als Erinnerung. Ich bin etwas später auch zu pH gegangen. Seit der Razzia und einigen ähnlichen Vorfällen ist es eine Regel, möglichst wenig Kontakt zu anderen Mitgliedern zu haben. Wenn jemand erwischt wird, dann wenigstens nur einer. Tja und jetzt komme ich heute Morgen nach Hause und Dad liegt tot auf dem Bett und ein paar Leute plündern sein haus und..." ich konnte nicht weitersprechen. Lounis nahm mich in den arm und tröstete mich wortlos.

Um 23:12 hatten wir den nächsten Durchbruch. Im Darknet hatten wir endlich aktuelle Pläne des Lowland gefunden. Um 23:15 wurde uns klar wie schwer es werden würde da einzubrechen. Um 23:20 verzweifelten wir endgültig. „Kanalisation?" „die pumpen das Wasser da mit Hochdruck rein und raus. Das wird nix." „Lüftungsrohre?" „die sind unter Strom gesetzt und extrem eng. Du wirst gegrillt." „was ist das?" „Eingang zur Küche. Das geht alles an Wahren durch, aber alles wir gescannt. Also Metall Scan, wärme Scan, das volle Programm eben. Und selbst wenn uns die Scanner nicht kriegen, ist in der Küche immer noch 24/7 betrieb. Dann hat sich das mit dem unbemerkt auch erledigt, und wir könne gleich die Haupttür sprengen." „okay das da?" „not Ausgang aus der müllpresse. Geht auch nicht, aus der müllpresse kommt man nur durch den Notausgang raus, oder schön, in kleinen Würfeln, die in die Müll Verbrennung gehen, was dann allerdings nicht mehr das Problem ist." Alles etwas unpraktisch, so wie das bis jetzt aus sah....

Um 0:34 fiel ich tot müde ins Bett. Ich hatte über 24 Stunden nicht geschlafen und mir ging es auch entsprechend. Lounis blieb noch wach und suchte weiter.

Gegen halb acht wurde ich aus dem Schlaf gerissen. „hier schau mal, das könnte funktionieren!" ich war noch ziemlich müde „äääää" brummte ich. Lounis drehte sich zu mir, der Laptop leuchtete ihn von hinten an. „oh, sorry, dass ich dich geweckt hab. Aber ich glaube, ich hab nen weg rein gefunden! Hier schau, wenn wir," ich unterbrach ihn: „warte mal kurz! Ich bin noch nicht Aufnahme fähig." Nachdem ich mich aufgesetzt und was getrunken hatte war ich schon deutlich wacher. „okay, zeig mal, was hast du?" hier, das sind Pläne von so ner Art Tunnel System unter dem Gebäude. Und es gibt scheinbar Eingänge in jede Zelle und Ausgänge, die ziemlich weit weg vom Gefängnis sind. Und das sieht aus, als könnte man hier unten sogar wohnen, mit etwas Vorbereitung könnten wir uns da verschanzen, bis wir wegkönnen!" ich lachte. „Das sind Gerüchte. Das Tunnel System gibt's nicht wirklich. Es gibt tausende Geschichten darüber, aber das System gibt's nicht wirklich." „achso..." Lounis senkte den Kopf. „aber war ne gute Idee" schob ich nach. Ich hatte auch schon darüber nachgedacht, aber warum sollte da ein Tunnel System unter einem Gefängnis sein?

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