Kapitel 20
Kapitel 20
Lounis
Ich lehnte neben Ty am Geländer eines der Stege, die sich an den Wänden über die Halle spannten. Ty hatte mich mitgeschleppt. Er hatte gesagt, dass es bestimmt spannend werden würde, immerhin würden ein paar Leute, die offenbar in der Wissenschaftsabteilung der ERRO-Organisation gelebt hatten. Sara und Team 1 waren irgendwann heute nach aufgebrochen, um diese Leute rauszuholen. Jetzt sollten sie jede Minute zurückkommen. Die Plattform, die die Fahrzeuge rein und raus brachte, setzte sich in Bewegung und fuhr nach unten. Ein Gleiter, Sara und drei viertel von Team 1 wurden zu uns in die Halle gefahren. Sara winkte uns kurz zu. „Und wo sind die jetzt?" murmelte ich. „Kriegen ne Sonderbehandlung, so weit ich weiß. Extracheck auf Peilsender und sowas." Die anderen wurden in der Halle kurz durchgecheckt, dann kam Sara zu uns hoch. „Und wie liefˋs?" sie wiegte den Kopf hin und her. „Als die zum Treffpunkt gekommen sind hatten sie nich drei Drohnen dabei, davor ist wohl alles glatt verlaufen, zumindest dafür, dass es so kurzfristig war." Er nickte. „Klingt doch gut." Ich schaute mich weiter in der Garage um. Team 1, oder der Teil von Team 1, der da war, unterhielt sich schon mit dem Falken, wahrscheinlich Missions Besprechung. „Ich geh besser mal dazu." Verabschiedet Sara sich schnell wieder. Unten in der Halle ging eine Tür auf und die junge Frau, offenbar die Leiterin von Team 1, wenn mich nicht alles täuschte, wurde sie Syd genannt, kam herein. Ihr folgte ein großer Junge, der sah dem Typ, der Lucky... den wir in der Drohnen Basis gesehen hatten Verdammt ähnlich. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht nach unten zu gehen und ihn einfach mal anzusprechen. Das würde erstmal warten müssen. Hinter ihm kam ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, dann ein kleiner Junge mit Schnee weißen Haaren, die er jetzt aus seinem Gesicht strich, um sich besser umsehen zu können. Weil ich noch von den haaren des jungen abgelenkt war bemerkte ich das Mädchen, das hinter ihm in die Halle, kam erst etwas später. „Lucky!" keuchte ich. Meine Beine hatte sich selbständig gemacht und ich merkte kaum, wie ich die Treppe runter du in die Halle rannte. „lucky!" rief ich noch einmal und verlangsamte meine schritte etwas. „Das... ich bin so froh, dich zu sehen, ich dachte... wir dachten..." ich wollte sie umarmen, einfach festhalten, aber sie wich einen schritt zurück. „ich weiß nicht... tut mir leid, ich weiß nicht, wer du bist, die haben mir meine Erinnerungen weggenommen, tut mir echt leid, ..." es fühlte sich an wie ein schlag in die Magengrube, oder so, als hätte ich einen riesigen Eiswürfel verschluckt. Ich versuchte tief durchzuatmen. „das kann doch nicht wahr sein, du..., dass...?" ich drückte die Hände aufs Gesicht und stolperte ein, zwei schritte zurück. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu heulen. Ich drehte mich weg und nahm die Hände vom Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein! Mit zitternden Händen fummelte ich mein Funkgerät vom Gürtel. Ich musste Aiden bescheid geben. Das nahezu alle die in der Halle waren mich anstarrten, die Leute, die zusammen mit ihr hergekommen wahren, die sich jetzt beschützend um sie gestellt hatten und leise mit ihr tuschelten, eingeschlossen, war im Moment mein kleinstes Problem. „Aiden? Aiden, kannst du mich hören?" ich musste ihm Bescheid sagen. „Was los?" „kannst du kommen? Jetzt, zur Garage?" kurz nur rauschen am anderen Ende. „Lounis?" Leo's Stimme. „Was ist denn los?" „keine Ahnung, ich kann's nicht erklären!" ich versuchte mich zu beruhigen. „Lounis, hör mir zu, es ist ein bisschen schwierig, wir sind grade in einer heiklen Phase, wir könnten seine Probleme in den Griff kriegen, aber ein großer emotionaler Schock oder so was könnte alles wieder zur zerstören, was wir aufgebaut haben." Ich seufzte. „Aber er wird das wissen wollen," ich senkte meine Stimme, „es geht um seine Schwester und er wird es sowie so erfahren!" „Aber..." ich ließ sie nicht ausreden. „Er wird es erfahren wollen, auch wenn dafür jahrelange Arbeit kaputt geht!" ein gequältes Seufzen. „Okay, ..." klang so, als wolle sie noch etwas sagen, es kam aber nichts mehr, also steckte ich das Gerät wieder weg. Mein Atem ging schnell und flach. Als Ty mir eine Hand auf die Schulter legte sprang ich vor schreck fast an die Decke. „Was ist denn los?" er klang besorgt. „Ich, ... sie... sollte tot sein, ... aber?" stotterte ich vor mich hin. Ty legte mir den Arm um die Schultern und schob mich zu einem Kistenstapel. „Setzt dich erstmal hin und beruhige dich." Er drückte mich auf die Kisten. Ich versuchte mich zu beruhigen. „Ich dachte sie wäre tot, jetzt ist sie's nicht, hat aber kein Gedächtnis mehr!" Ich vergrub den Kopf in den Händen. Ty setzte sich neben mich. „Ist doch gut! Du dachtest sie ist tot und jetzt ist sie es garnicht!" „aber sie kennt mich nicht mehr!" klar, toll, dass sie noch lebte, aber trotzdem.
Eine Stunde oder so, später saß ich alleine oben in der Halle und starrte die Wand an. Das konnte doch nicht wahr sein! Mit einem Finger malte ich Kreise in den Staub auf dem Boden neben mir. Mit einem leisen Surren schwenkte die eine Kamera auf mich, wahrscheinlich suchte mich jemand. Ich zog meine Knie ein Stück näher ans Kinn und umschlang die Beine mit den Armen. Mein Funkgerät lag unten auf meinem Bett. Es war ungewohnt, aber nicht unbedingt komplett negativ, quasi nicht erreichbar zu sein. Die kleine, unscheinbare Tür, durch die ich die Halle betreten hatte, öffnete sich. Ich starte weiter Löcher in die Luft. „Lounis?" Leo. „Willst du's mir erzählen?" Ich reagierte nicht. „Es hilft vielen sehr sich anderen zu öffnen." Warum hatte ich mich nach hier oben verzogen, um zu reden? „Also wenn du reden willst..." ich nickte leicht. Danke für das Angebot, Frau Psychologin. Sie ging wieder. Immerhin. Vielleicht würde ich mit ihr reden, aber nicht jetzt. Wunderte mich sowieso, dass sie Zeit hatte. Aiden brauchte Betreuung, der Schock hatte ihn ziemlich aus den Socken gehauenen. Die neuen mussten auch versorgt werden. Unser Ärzte Team war relativ dünn aufgestellt und die die wir hatten hatten so alle Hände voll zu tun. Klar, mir ging's auch nicht super damit, aber so schlecht dann auch wieder nicht. Ich hob ein Steichen von Boden auf und schleuderte es gegen einen Container. Es scheppert laut, lauter als ich gedacht hatte. Ich zuckte zusammen. Ein paar Ratten wuselten aus ihren Löchern und verschwanden eilig wieder. Tja, Ratten, wie lustig. Wollte das Leben mich eigentlich verarschen? Mit diesen blöden Viechern hatte alles angefangen, und jetzt? Ich stand auf und fuhr mir durch die Haare. Irgendwas musste ich tun, keine Ahnung was. Ich ging zu der unscheinbaren Tür, durch die ich vorhin nach oben gekommen war und die Treppe runter.
„Was ist jetzt eigentlich genau los?" Ty klebte mir an den Hacken, seit er mich auf dem Weg zu unserem Zimmer gefunden hatte. „Ich... erkläre ich dir wann anders, sag mal, weißt du wo die Neuen Wohnen?" „die Typen bei uns. Der eine heißt irgendwas mit A oder so und der andere Fi... Phillip, oder so, keine Ahnung. Wo die Mädchen wohnen, weiß ich nicht." Er blickte nachdenklich an die Decke. „warum, was willst du von denen?" er blickte mich von der Seite an. „sagen wir mal, ich hab ein paar Fragen, und ich denke, die könne zumindest manch davon beantworten." Ich wusste selbst noch nicht genau, was ich fragen wollte. Irgendwie war grade sowieso alles durcheinander, in meinem Kopf und in meinem Leben. „ich weiß aber nicht, ob die da sind. Vielleicht sind die noch in der kranken Station oder so." er zuckte die schultern. „da warte ich eben, wenn die nicht da sind!" ich stieß schwungvoll die Tür auf. Offenbar waren sie da. Der kleine mit den weißen Haaren starrte mich leicht heraus fordernd an. Der, bei dem ich mir nach wie vor nicht hundert Prozent sicher war, ob er der aus der Basis war, starrte mich auch an, er aber eher skeptisch. Ich schloss die Tür hinter mir wieder. „er wollte irgendwas von euch." Leitete Ty das Gespräch ein und ließ sich auf sein Bett fallen. „und er wohnt auch hier." „ähm ja, genau" ich räusperte mich. „du bist doch der, der vorhin in der Halle versucht hat Lori..." der große ließ das erstmal im Raum stehen, musterte mich aber skeptisch weiter. Lief ja mal wieder super hier. „also was willst du jetzt?" der kleine hatte einen Ball aus der Tasche geholt und fing an damit herumzuspielen. „Filiz!" der andere ließ sich genervt auf sein Bett fallen. „ich dachte du wolltest dieses Teil dalassen?" Filiz ließ den Ball auf und ab hüpfen. „dachte ich auch, aber dann hat er sich wohl doch in meine Tasche verirrt. Was soll man machen?" der Ball hüpfte aus seiner Hand und verschwand unterm Bett. „okay, also du hattest Fragen?" der andere sah zu, wie Filiz unter dem Bett nach dem Ball angelte. „ist da unten jemand gestorben?" er tauchte hustend und mit dem Staubigen Ball in der Hand wieder auf. „ja habe ich. Was ist jetzt genau mit Lucky passiert?" legte ich sofort los. „wer ist Lucky? Was das überhaupt für n Name?" Filiz wischte sich durch die Haare und pustete den Ball ab. „Lori." Korrigierte ich mich. „du kanntest sie... Früher, oder?" der andere blickte zu Boden. „was ist genau mit ihr passiert?" wiederholte ich deutlich. „sie ist... also das ist nicht ganz einfach, ... die haben, naja, ..." „die haben ihr Gedächtnis gelöscht. Also nur die Erinnerungen und so." Filiz unter brach ihn. Ich ließ mich auf mein Bett sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. „ich wollte es ihm eigentlich schonender beibringen, schau mal wie geschockt er jetzt ist!" der große klang vorwurfsvoll. „Aaren, wie willst du so was schonend beibringen, mal ehrlich?" Ich schüttelte den Kopf. „hat sie mir ja auch schon gesagt, aber das kann doch nicht sein! Sie war tot!" ich ließ die Hände sinken. „wie ist sie denn gestorben?" Filiz ließ den ball wieder in seiner Tasche verschwinden. „wir waren auf dieser Basis... und sie ist nochmal zurück, weil, ... ich weiß nicht mal warum... und dann kam da so ein Typ, der sah aus wie du, vielleicht kannst du uns ja was dazu erzählen?" ich starrte Aaren herausfordernd an. er seufzte. „ich hatte ne Mission, kurz bevor sie zu uns gekommen ist und, ich kann mich aber nicht daran erinnern, was ich gemacht hab, die machen das immer so, das man sich nicht erinnern kann. Es könnte also sein..." ich nickte und stand auf. „was machst du?" Ty erhob sich ein Stück von seinem Bett. „ich geh mit Leo reden."
„Ist Leo hier?" an der kranken Station war es ruhiger als erwartet. Die Ärztin, die ich gefragt hatte, deutet auf eine Tür, am anderen Ende des hohen, hellen Raums. Ich bedankte mich schnell und lief, an leeren Betten und Vorhängen vorbei, die die Patienten vor neugierigen Blicken schützten. Ich klopfte an die Tür. „Ja, was ist denn?" klang gestresst. Ich öffnete die Tür einen Spalt. „Kann ich rein?" Leo tippte in einem höllischen Tempo auf ihre Tastatur ein. „Ja, aber nur kurz, was ist?" ich schob mich durch den Spalt und schloss leise die Tür. „Dieses Mädchen, Lori," fing ich an. Sie tippte weiter und würdigte mich keines Blickes. „Sie hat ihr Gedächtnis verloren, ...?" Leo blickte auf und klappte dann ihren Laptop zu. „Ich fürchte ich kann ihr nicht helfen... dem anderen, Aaren, ihm könnte ich helfen, er hat nur ein paar Stunden verloren und bei ihm war es... sozusagen das ganze Leben vorbereitet, aber das ganze Leben? Das währe viel zu riskant." Was sollte das denn heißen, zu riskant? „Riskant? Heißt das, es ginge theoretisch?" sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder. „Nein. Nein, es geht nicht. Ich hab mich blöd ausgedrückt." „bist du sicher?" sie nickte, ohne mich anzusehen. „Okay." Ich seufzte und wollte aufstehen. „Naja, stell dir vor, deine Erinnerungen werden in einem großen Raum in deinem Gehirn gespeichert. Andere räume sind für andere Sachen da. Bei ihr ist jetzt jemand in den Raum reingegangen und hat alle Erinnerungen rausgeworfen, so dass der Raum komplett lehr ist, das sorgt dafür, das man sich nicht erinnern kann, aber weil der Raum jetzt lehr ist hat sie sozusagen ein photographisches Gedächtnis." Ich setzte mich wieder hin. „Und wo sind die Erinnerungen jetzt?" „weiß ich nicht." Sie blickte wieder zu Boden. „Bei dir klingt das so, als wäre da noch was möglich!" sie schüttelte den kopf. „Ist es nicht." Ich nickte leicht und gab auf. „Wie geht's Aiden?" ein Ausdruck huschte über ihr Gesicht, den ich nicht identifizieren konnte. „Er... es geht ihm wieder etwas besser, wir haben ihn in geschützte Verhältnisse gebracht. Ich weiß nicht, ob du es mitbekommen hast, aber er ist vorhin umgekippt... ich sollte zu ihm gehen." Ich nickte leicht, sie stand auf. Ich erhob mich auch. „Warte kurz, du weißt nicht zufällig, wo sie untergebracht ist?" sie senkte wieder den blick. „Ich denke nicht, dass das eine gute..." „das hatte ich nicht vor!" ich klang wohl härter als erwartet, aber das interessierte mich grade wenig. „Okay, sie wohnt bei camryn und Sara, aber..." „danke." Ich ging.
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