Kapitel 17


Kapitel 17

Lori

„Ach, was ist mit euch den passiert?" empfing uns Filiz als wir endlich wieder im Zimmer waren. Aaren's Auge war inzwischen blau Violet. Hübsch aber unnatürlich. „hat sich von Collin zusammenschlagen lassen. Oder von Bennet, keine Ahnung." Quinn grinste. „jedenfalls einer vom Personal hat zugeschaut. Haben alle zwei tage Zimmer bekommen." Filiz wirkte nicht halb so zufrieden. „Leute was macht ihr denn? Das gibt Rache, das wisst ihr!" Aaren ließ sich aufs Bett fallen. „ja, aber nicht heute, und auch nicht morgen. Zwei tage ruhe!" Filiz schüttelte den Kopf. „du auch?" er warf mir einen fragenden blick zu. „was?" „hast du auch Zimmer Arrest?" ich schüttelte den Kopf. „bin neu, kannte die regeln noch nicht." „Welpenschutz" ergänzte Quinn. „wo ist Lex?" Filiz verdrehte die Augen. „wo schon? In der Bücherei natürlich."

Zum Abendessen gingen wir in die Mensa, Zimmer Arrest bedeutete nämlich nur, dass die Aufenthaltsräume und Gänge, wenn man nicht einen triftigen Grund hatte tabu waren. In der Mensa war es voll und laut. Es wurde geredet, geschrien und hin und wieder flog essen durch den Raum. Diszipliniert war anders. Lecker, wie ich etwas später feststellte auch. Der graue Brei war bröselig und schmeckte nach nichts, sei aber sehr gesund, wie Lex mir erklärte. Er war wohl sowas wie ein laufendes Lexikon. Nach dem Essen durfte man sich, wenn man keinen Arrest hatte, in den Aufenthaltsräumen aufhalten, bis zum Beginn der Nachtruhe. Lex nutzte das, um in die Bibliothek zu gehen Filiz blieb mit mir bei Quinn und Aaren. wir saßen in der Sitzecke, spielten ein paar spiele und machten uns über Tino und seine Gang lustig. Die Zwillinge hießen Collin und Bennet. Sie waren die Männer fürs grobe und scheuten sich auch nicht, jemand zusammen zu schlagen. Die große perfekte wurde offenbar Vilonae geschrieben, bei Aussprache waren wir uns aber ziemlich uneinig. „Vilonä. Ganz sicher." Filiz spielte mit einem ball herum und warf ihn immer wieder gegen die Wand. „eher englisch. Vi-lo-na. Mit stummen e." Quinn wollte es ganz kompliziert. „Filonä." Brummte Aaren, ohne den blick von seinem Bildschirm zu heben. „Ms perfect" schlug ich vor. „passt, nehmen wir." Stellte Quinn zufrieden fest. Das Mädchen das immer in Trance zu sein schien hieß Ira. „heißt auf Latein Wut oder so, sagt Lex." Filiz warf den ball jetzt nichtmehr an die Wand, sondern an die Tür. „kam mir nicht so wütend vor." Stellte ich fest. „eher tot." Quinn schielte über Aaren Schulter auf seinen Bildschirm. „was ist das?" sie versuchte ihm das gerät aus der Hand zu nehmen. Er schob es in die Tasche und setzte sich grader hin. „weißt du doch." Quinns Gesicht hellte sich auf. „oh, Es?" er nickte und warf ihr einen warnenden blick zu. Sie legte ihr Kinn auf seine Schulter und schlang ihm von hinten die Arme um den Bauch. In dem Moment ging die Tür auf. Lex kam rein und bekam Filiz ball in die fresse. Lachend sprang Filiz auf und rannte auf den Flur, um seinen Ball zurückzuholen. Aaren machte sich von Quinn los und half, ebenfalls lachend, Lex seine Bücher einzusammeln.

Ein blick auf meine Uhr verriet mir, dass es schon weit nach Mitternacht war. Warum war ich also aufgewacht? Ich drehte mich um und sah, dass das Bett neben mir lehr war. auch in den anderen schlief niemand. Wo waren die alle? Ich stand leise auf. Das Bett neben mir war noch ein bisschen warm. Also waren sie noch nicht lange weg. Mein erster Gedanke war die Tür nach draußen auf den Flur, aber dann sah ich den kleinen streifen licht, der unter der Badezimmer Tür herauskam. Toiletten Party, oder was? Ich ging zur Tür und lauschte erstmal. Tatsächlich leise stimmen von der andren Seite. „Aber was machen wir dann mit ihr?" Lex, eindeutig. „weiß ich nicht, aber mitnehmen ist keine Option!" Aaren. „warum denn nicht? Die haben bei ihr nen kompletten System Neustart oder so gemacht und wollen jetzt... was wollen die nochmal, Lex?" Filiz war auch da. „jetzt wollen die sie neu programmieren. Zu..." „einer willenlosen Befehlsbefolgerin! Und deshalb können wir sie nicht hierlassen!" „aber was willst du denn machen? Du weißt nicht, ob sie vielleicht nen Peilsender oder so eingepflanzt hat! Oder ob sie schon fertig programmiert ist und uns verrät, sobald wir raus sind!" Aaren war immer lauter geworden. „wir verstehen das ja, aber wir können sie auch nicht einfach hierlassen! Und sei bitte leiser, sonst acht sie auf." Quinn war also auch da. „außerdem habt ihr ihre Akte gesehen. Die hatten schon ihre gründe sie zu nehmen! ihr wisst, was aus ihr wird wenn wir sie hierlassen und ich sag's dir ganz ehrlich, ich hätte sie lieber auf meiner Seite als gegen mich!" „und was soll mir das jetzt sagen? Das wir für sie den ganzen plan über den Haufen werfen?!" wenn das so weiter ging, würde das zu einem richtigen streit ausarten. „es ist schon sehr riskant" schlug sich jetzt auch Quinn auf Aaren's Seite. „ach was, jetzt bist du plötzlich auch auf seiner Seite? Das überrascht mich Erlich nicht." „kommt schon, das hat doch noch zeit, wir können da auch später noch drüber reden, Außerdem müssen wir das auch noch mit den anderen besprechen. Wenn die dagegen sind, ..." Lex war also auch nicht wirklich dafür. „du machst das doch eh nur, weil du sie süß finde..." Was?! Ich riss die Tür auf. „dass könnt ihr jetzt erklären." Filiz drückte sich an mir vorbei durch die Tür. „okay, also?" ja, ne Erklärung wäre jetzt definitiv gut. „Lex?" Aaren sah ihn fast flehend an. „warum soll ich das jetzt erklären? Ist doch deine Sache?" Lex schien damit nicht einverstanden zu sein. „hört mal, mir ist es scheiß egal, wer mir das erklärt, Hauptsache irgendwer tuts. Scheint nämlich relativ wichtig für mich zu sein, oder?" ich blickte die drei auffordernd an. „also naja, das ist kompliziert, weißt du?" Quinn sah nicht mich, sondern ihre Hände an. „dann legt besser los, ich hab nicht ewig zeit." Ich klang wahrscheinlich ziemlich genervt, aber immerhin saß ich bei dem Gespräch am längeren Hebel. Die stille war den anderen wohl ziemlich unangenehm, denn schließlich fing Lex leicht stockend an zu erklären. „also, du bist ein Project, ein versuch, wenn man so will. Sie haben dich aus deinem alten leben geholt, nicht wie bei uns, wir sind schon von Geburt an hier, und naja, der sinn dahinter ist das man die Personen, wenn sie vorher schon ein Leben gehabt haben, gezielt nach ihren Fähigkeiten und Charaktereigenschaften wählen kann. Bei uns kann man sich nicht sicher sein, wie wir werden, aber du bist so gesehen schon geworden. Sie nehmen dir das Gedächtnis, oder zumindest den teil, der die Persönlichkeit betrifft und geben dir neue werte und Vorstellungen. Sie programmieren dich gewissermaßen neu, aber ohne dir alle Sachen wie sprechen und laufen und so wieder beibringen zu müssen. Wenn das bei dir gut funktioniert, dann machen sie das bald bei mehr Leuten und bauen sich so eine Art arme auf, die das kann, was sie wollen, und das tut, was sie sagen, ohne etwas zu hinterfragen." Okay, dass schockte mich jetzt schon ziemlich. „und wer sind sie?" ich versucht meine stimme selbstsicher klingen zu lassen, aber sie zitterte. „ERRO das ist eine Art..." ja, was das war, wusste ich. In meinem Kopf sah die Organisation aber eher nicht wie etwas aus, das so etwas tun würde, mehr wie etwas Großartiges, ehrbares, aber das würde so wie es aussah ja perfekt ins Bild passen. „ich weiß, was das ist. Aber worum ging es, ob ihr mich mitnehmen könnt, oder so?" meine stimme zitterte immer noch. Konnte man mir bei so einem schock aber auch nicht verübeln, oder? „das ist jetzt wirklich dein gebiet Aaren" zog Lex sich zurück. „na gut, also es gibt noch so ne Organisation. pH heißt die und," ja, auch die kannte ich. In meinem Kopf waren die die feinde. Aber das hieß ja anscheinend nichts. „und die gehen gegen ERRO vor, weil sowas ja nicht okay ist und generell gehen sie auch gegen die ungerechte Verteilung zwischen arm und reich vor und so..." okay schön aber, was hatte das mit uns zu tun? „und das heißt für euch, beziehungsweise uns...?" „naja, die wollen uns rausholen. Die brauchen gut ausgebildete Kämpfer und unser Wissen. Wir haben diskutiert, ob wir dich mitnehmen, und... es ist eben ziemlich riskant." Quinn blickte mich vorsichtig und bittend an. Ich nickte und ließ mich am Türrahmen nach unten gleiten. Früher hätte mich das wohl mehr geschockt, früher in meinem alten leben. Naja. Oder auch nicht. Das wusste ich natürlich nicht. Alles in mir fühlte sich kalt und lehr an.

Als ich am nächsten morgen aufstand, war ich ziemlich müde, und immer noch zerschlagen von den Erkenntnissen der Nacht. Die andren blickten mir nicht in die Augen, ich ihnen auch nicht. In mir war immer noch alles lehr und kalt, es fühlte sich schrecklich an nichts zu wissen. Nicht zu wissen, wer ich war, was ich für ein Leben gehabt hatte. Der kurze Zeitraum, den hatte, den ich kannte, der war klar. Ich hatte jeden Satz, den man zu mir gesagt hatte, alles genau im Kopf, aber sonst nichts. Ich hatte das Gefühl, das sich, seit ich mich erinnern konnte, ein paar Sachen verändert hatten. Anfangs war ich quasi Willenlos, Gefühls los gewesen. Jetzt war das nicht mehr so der Fall. Offenbar war deren Technik noch nicht ganz ausgereift, aber ich war wohl auch der erste Versuch gewesen. Beim Frühstück ging es genau so zu wie beim Abendessen. Es schmeckte auch genau gleich, da es auch gleich aussah vermutete ich, dass es das gleiche war. Die Stimmung war bei uns am Tisch sehr gedrückt, was ja zu erwarten gewesen war. Etwas Stimmung kam erst auf als die Schläger Zwillinge hinter uns vorbei stampften und Aaren die Brei Reste von ihrem Teller in den Kragen schütteten. „Wofür war das denn?" er sprang auf und wollte den einen Zwilling am Kragen packen, stolperte aber über seinen Stuhl und hatte so erstmal genug damit zu tun nicht hinzufliegen. Ich spürte, wie Wut in mir hochkam. So ziemlich das erste Gefühl, das ich hatte, seit ich mich erinnern konnte. Ich stieß meinen Teller weh und stand auf. Da ich neben Aaren gesessen hatte waren die Zwillinge jetzt genau auf meiner Höhe. Ich streckte betont beiläufig das Bein aus, Zwilling eins flog. Aaren hatte sich von seinem Stuhl losgerissen, der knallte jetzt auf den Boden. Wir machten einen ziemlichen Lärm, deshalb schauten die umliegenden Tische zu uns und waren zur Abwechslung mal ruhig. Die Tische weiter weg hatten noch nichts bemerkt, aber die gespannte stille breitete sich weiter aus. Aaren packte Zwilling zwei von hinten und riss ihn zu Boden. Sein Teller zerbarst in kleine Scherben. Zwilling eins rappelte sich wieder auf, aber Filiz mischte sich jetzt auch ein. Er war nicht wirklich größer als die Zwillinge, und viel leichter, deshalb schaffte er es auch nicht wirklich ihn unten zu halten. Der Zwilling stemmte sich hoch, jetzt hing Filiz auf seinem Rücken. Aaren und der zweite Schläger rangen am Boden. Lex hielt sich von Anfang an raus, Quinn zog sich nach einem harten Bein Treffer ebenfalls zurück. Inzwischen hatte der ganze Raum mitgeschnitten, dass hier was Interessantes ab ging, einige Leute stiegen auf Stühle, Tische oder Schultern, um sich einen Überblick zu verschaffen. Ich versuchte mit einem schnellen Rund um blick herauszufinden, wo Tino sich rumtrieb. Das war sicher nicht die Idee der Zwillinge gewesen. Ich fand ihn, wie er sich eilig, mit Ira und Vilonae im Schlepptau in Richtung Ausgang aus dem Staub machten. Wollte sich da etwa jemand keinen Ärger einholen? Ich sprintete los. Das würde ich nicht zu lassen. Wenn wir Ärger bekamen, dann die aber auch. Ich drängelte mich durch die Leute, kürzte dann aber über ein paar Tische ab. Kurz bevor die Luschen sich verdrücken konnten, erreichte ich sie, packte Tino von hinten und schlang ihm den arm um den Hals. „lass uns in Ruhe!" zischte ich wütend er versuchte mich zu treten, aber offenbar machte ich sowas nicht zum ersten Mal. „lass mich los!" röchelte er und versuchte sich loszuwinden. Plötzlich kam Vilonae von der Seite und rammte mir ihre spitzen krallen Nägel in die Schulter. Ich ließ Tino fallen, er keuchte auf. Solche Fingernägel sollten verboten sein! Mit einer schnellen Drehung riss ich mich los und die Nägel gruben einen Riss in meine Schulter ich rammte ihr das Knie in den Bauch. Ira stand daneben und starrte uns an. Sie hielt sich immer raus und bekam trotzdem Ärger. Tino stemmte sich hoch. Seine Freundin, die in Embryo Stellung auf dem Boden lag und sich den Bauch hielt ignorierte er. Er versuchte mich am Arm zu packen, ich wich aus. Meine Schulter tat furchtbar weh, aber noch war ich wehrfähig. Ich wich einen Schritt zurück und stolperte über einen Stuhl. Er stürzte sich auf mich und ich hatte Mühe ihn von meinem Gesicht und Hals fernzuhalten. Er drückte sein Knie in meinem Bauch, ich versuchte seine Handgelenke zu packen. Plötzlich wurde er von mir runtergerissen. Ärzte und Sicherheitskräfte stürmten den Raum und die die nicht in Prügeleien verwickelt waren oder verletzt auf dem Boden hingen, strebten in Richtung der Ausgänge, um keinen Ärger zu kriegen. Ich stand mühsam auf und wurde sofort festgehalten und von einem Sicherheitsmann zur Tür geschoben. Ich konnte noch einen Blick auf die anderen werfen, bevor ich rausgebracht wurde. Aaren wurde von Collin oder Bennett, ich konnte sie nicht auseinanderhalten, weggezogen, für ihn brauchten sie zwei Leute, wie für die Zwillinge. Quinn diskutierte offenbar mit einem Wachmann, Lex sah ich nirgendwo. Offenbar hatte er sich in dem Gedränge von grade aus dem Staub gemacht. Filiz wurde von einer Wache weggetragen. Offenbar war er ohnmächtig. Tino wurde zu einer anderen Tür geschleift, ira stand einfach nur rum, wie immer. Vilonae konnte ich nicht sehen, aber hören. Sie lag offenbar von einigen Ärzten umringt auf dem Boden und heulte und schrie, wie sehr es doch wehtat. Simulieren konnte sie offenbar.

Ich war erst in ein Krankenzimmer gebracht worden, wo meine Schulter und mein Bauch behandelt worden waren, dann waren wir alle zusammen ins Büro des ebenen Leiters gegangen und hatten uns zwei Wochen, ja, zwei Wochen, Arrest abgeholt. Ich hatte auch welchen bekommen, Lex nicht. Er war wie immer fein raus. „Feigling!" wütete Quinn als wir uns wieder auf den Weg zum Zimmer machten. „Aber echt!" Filiz war inzwischen wieder wach und beteiligte sich jetzt auch an der Lästerei. Zurecht wie ich fand. „Der kann sich heute Abend was anhören! Einfach abhauen und uns im Stich lassen!" Aaren war immer noch stocksauer, nicht nur auf Lex, aber auch. Sein Shirt war immer noch Brei verklebt. „Ich geh duschen!" er knallte die Badezimmer Tür hinter sich zu. „hoffentlich fällt der plan nicht ins Wasser" brummte Quinn leise. Ich beschloss nicht weiter nachzufragen und schmiss mich auf mein Bett. Kaum zwei tage hier, schon zwei Prügeleien. Hatte die anderen auch schon so viel ärger gehabt, bevor ich aufgetaucht war? wahrscheinlich. Ich blickte mich im Raum um. Quinn las, Filiz saß auf seinem Bett und beobachtete mich. Als ich ihn ansah, ließ er schnell seinen blick wo anders hinwandern. War wohl doch was dran, dass er mich süß fand. Ein paar Minuten später kam Aaren wieder aus dem Bad. Oberkörper frei und mit dem alten Shirt in der Hand. Er ging zu seinem Schrank und holte ein neues Shirt raus. Auf seiner Brust zeichnete sich eine Narbe ab. Sah noch nicht so alt aus. „was?!" er stülpte sich das weiße Kleidungsstück über den Kopf. Erst jetzt viel mir auf, dass wir ihn alle anstarrten. Quinn senkte den blick, schüttelte den Kopf und lächelte. Er warf sich neben ihr aufs Bett und boxte sie auf den Arm.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top