Kp. 5 - Kriegsvorbereitungen

Am anderen Ende der Welt bereiteten sich die Menschen auf einen Krieg vor.
Rund um die gesamte Stadt Hundertburg war ein gigantisches Lager von Zelten errichtet worden. Dort wurden neue Soldaten rekrutiert und ausgebildet, wie auch hunderte von Belagerungswaffen, Rüstungen, Waffen und vieles mehr gefertigt.

Theo Sonnen blickte darauf hinab und die Sorgen waren ihm ins Gesicht geschrieben.
War all dies wirklich nötig? Waren sie nicht etwas über Bord gegangen, mit den Vorbereitungen? Doch seine grösste Sorge galt einer Person, von der er eigentlich schon längst hätte hören sollen.

Er befand sich auf dem Balkon des Gildengebäudes der Kriegergilde und überragte alle umstehenden Gebäude. In der ganzen Stadt, fand man Burgen und Schlösser, welche als Hauptsitze der einzelnen Familien galten, doch das imposanteste Bauwerk war die Gildenburg.
Sie war nicht übermäßig verziert oder aus teuren Materialien gefertigt, sondern schlicht weg nur eine Burg. Doch es war das grösste Gebäude, das die Menschen je errichtet hatten, die Türme ragten in die Wolken und in den Innenhof hätte man glatt eine zweite Burg unterbringen können.

Er wandte sich um und kehrte zurück ins Innere. Es schienen endlich alle anwesend zu sein. Der erste Kriegsrat konnte beginnen.
Theo trat an den Tisch, auf dem sich Karten und Listen häuften und blickte in die Runde. Natürlich war es Richard Reichman, der als erster das Wort ergriff.

"Nun meine Herren wie kommen wir voran? Ich muss sagen, ich bin beeindruckt über die Größe des Lagers dort draußen."
Er deutete mit seiner Hand in Richtung Balkon.

"Doch werden wir auch genügend Rüstungen und Waffen besitzen, um all diese Menschen auszurüsten?"

Lord von Essen ergriff als Oberhaupt der Schmiede das Wort.
"Wenn die Handelsgilde uns mit den benötigten Materialien ausstattet, wird es kein Problem sein, jeden Mann in einigen Monaten auszurüsten."

Essen wieder mit seinem schleimigen Optimismus, ärgerte sich Theo.

"Das wird kein Problem sein, ich werde dafür sorgen, dass wir die Lieferungen von Metall und Erz erhöhen."
Essen nickte dankbar und schien zufrieden mit sich selbst.
"Und wie sieht es aus mit den Truppen? Wie groß ist unsere Streitmacht schon?"
Diesmal sah er Theo an und lächelte ein seltsames Lächeln.

"Es mangelt uns nicht an Männern. Mit den zusätzlichen Rekruten zählt unsere Streitmacht ungefähr zehntausend Mann. Allerdings weiß weniger als die Hälfte, wie man ein Schwert oder ein Speer führt. Die Ausbildung von Bauern zu Soldaten ist eine lange und mühsame Arbeit. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob es uns gelingt bis Ende der Frist."

"Nun dann benötigen wir bloß mehr Leute nicht wahr? Ich werde sehen was sich tun lässt, um die Zahl der Freiwilligen zu erhöhen."
Sein Lächeln wurde noch etwas breiter und Theo zweifelte daran, dass diese "Freiwilligen" sich auch wirklich freiwillig meldete.

Der Kriegsrat zog sich noch eine weitere Stunde hin, doch Theos Gedanken waren woanders. Er konnte sich kaum auf die strategische Planung konzentrieren und schweifte ständig ab.

Am Ende verließ er die Gildenburg eilig und setzte sich in seine Kutsche, die ihn nach Hause brachte. Sein treuster Ratgeber Johann setzte sich ihm gegenüber. Sein Gesicht zeigte heute etwas mehr Falten als sonst. Theo lächelte ihn an.
"Du machst dir zu viele Sorgen um mich Johann mir geht es gut."
"Ihr habt immer noch nichts von Nora gehört?" Theo schüttelte den Kopf.
Er hatte Nora kurz nach der letzten Ratssitzung nach Dämonenheim gesandt. Eigentlich hätte sie ihm regelmäßig Bericht erstatten sollen, doch bisher war noch keine Nachricht angekommen. Theo befürchtete das schlimmste und die Sorgen und Schuldgefühle fraßen ihn auf. Doch er hatte keine Zeit um ihren Verlust zu betrauern und musste nach vorne blicken. Sein Ziel änderte sich keineswegs, bloß der Weg hatte sich etwas erschwert.

Richard legte sich in seinem Zimmer zufrieden auf das Bett.
Er hatte sich natürlich in der Gildenburg einquartieren lassen. Alles schien ganz nach Plan zu verlaufen. Die Armen schwärmten ihnen in die Arme, in der Hoffnung auf ein besseres Leben als Soldat und mithilfe der Ressourcen der Handelsgilde, kamen auch die Belagerungswaffen gut voran. Wenn es so weiterging, würden sie noch vor Ende der Frist den ersten Angriff starten können.
Kurz bevor er einnickte, setzte er sich abrupt auf. Dies war nicht die Zeit zum Schlafen. Auch wenn scheinbar alles perfekt ablief, so konnte man nie vorsichtig genug sein. Er setzte sich an den kleinen Schreibtisch, der in der Ecke stand und las noch einmal die letzten Berichte durch.
Es waren Berichte seines Spiones in Dämonenheim, den er bereits vor langer Zeit eingeschleust hatte. Wie gesagt man konnte nie vorsichtig genug sein. Auch hier konnte Richard keine Probleme entdecken. Die Banden der Stadt bekämpften sich immer noch gegenseitig und Niemand drohte die Überhand zu gewinnen. Dies war Richards grösste Sorge, dass die Nachricht des bevorstehenden Angriffes nach Dämonenheim sickerte und die Bewohner warnte. Wenn dies geschah, konnte aus dem Überraschungsangriff schnell eine lange und mühselige Belagerung werden und dies galt es unter allen Umständen zu vermeiden.

Es klopfte und Richard ließ die Briefe schnell in einer Schublade verschwinden. "Herein!"
Durch die Tür trat von Essen, natürlich wie immer in kompletter Rüstung und mit dem grimmigen Gesichtsausdruck. "Was kann ich für euch tun Lord von Essen?"
Richard zwang sich freundlich zu sein, obwohl er den Mann nicht mochte und eigentlich zu müde für ein Gespräch war.
"Entschuldigt bitte die Störung, doch ich wollte euch ganz persönlich etwas mitteilen, dass mir Sorgen bereitet." Richard erhob sich mit einem Stirnrunzeln. Von Essen war nicht die Art Mensch, der gerne zugab, dass ihm etwas Sorgen bereitete.
"Was gibt es denn?"
"Nun ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, doch ich Sorge mich um die Treue des jungen Lords Sonnen."
Richard lachte beinahe auf, denn den Teufel an die Wand malen, war genau was von Essen hier plante. Es war allgemein bekannt, dass sich die beiden überhaupt nicht ausstehen konnten. Doch er blieb ernst.
"Wie kommt ihr darauf?"
"Nun sein Vater hat vor einigen Jahren ein junges Mädchen von der Strasse geholt und bei sich aufgenommen. Sozusagen adoptiert und sie ist dem jungen Lord nie von der Seite gewichen, selbst als der Vater starb. Und meine Informanten berichten mir, dass sie seit geraumer Zeit nicht mehr zu sehen war."
Richard rollte die Augen. Was sollte der Blödsinn? Er fühlte sich wie ein Fischerweib beim Tratschen.
"Weshalb sollte dies Grund zur Beunruhigung sein?"
Von Essen grinste ihn an und zeigte dabei, dass ihm einige Zähne fehlten. Bestimmt die Preise vieler glorreicher Faustkämpfe in Bars und Gassen.
"Nun Gerüchten zufolge sah man, wie sie Hundertburg verließ und sich auf den Weg nach Dämonenheim machte. Und zwar kurz nach der letzten Ratssitzung. Bestimmt seht ihr worauf ich hinaus will."
Richard nickte ernst.
"Natürlich das scheint mir verdächtig. Doch bitte lasst mich selbst ermitteln, ob es damit etwas auf sich hat."
Er nahm den Schmied nicht wirklich ernst, doch es war leichter ihm einfach zuzustimmen, statt ihn von seiner eigenen Dummheit zu überzeugen.
"Ich danke euch, dass ihr mir euer Ohr geliehen habt Herr Reichman. Ich wünsche ihnen eine gute Nacht" Reichman nickte und winkte ihn aus dem Zimmer.
Dann legte er sich wieder auf das Bett und wollte einschlafen, doch nun ließ ihn eine gewisse Unruhe einfach nicht los. Was wenn der Schmied mit seiner verrückten Anschuldigung recht hatte? Nein, das wäre vollkommen absurd. Und doch konnte er das Gefühl nicht abschütteln.
"Man muss auf alles vorbereitet sein",erinnerte er sich selbst.
Er erhob sich, setzte sich an den Schreibtisch und setzte einen Brief an seinen Spion auf.

Der Befehl galt, finden und eliminieren.

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