Kap. 4 - Oger und Dämon
Lucifer trat durch die offene Tür des grünen Ogers ins Innere. Es waren keinerlei Gäste zu sehen, die einzige Person im Raum war ein junger Mann, der einen Blutfleck vom Boden wischte. Es war ein großer Fleck, Jemand musste ernsthaft verwundet worden sein.
"He du! Ist der Oger im Haus?"
Nach dem Blut fragte er nicht.
Der Oger war neben einem Barbesitzer auch einer der grössten Schwarzmarkt Händler. Da konnte das Geschäft schon einmal schlecht enden.
Schweigend deutete der Mann auf eine Tür, die ins Hinterzimmer führte. Dort wurden die Geschäfte normalerweise ausgehandelt.
Lucifer trat ein und fand den Oger, der in ein Gespräch mit seinem hauseigenen Arzt verwickelt war. Schien etwas Ernstes zu sein, denn der Arzt schüttelte einige Male dramatisch den Kopf.
Schließlich bemerkten die beiden Lucifer und der Arzt wurde weggeschickt.
"Dich wollte ich gerade suchen gehen" Der Riese sah ihn ernst an.
"Na hier bin ich. Was ist los?"
Ein Seufzer, dann deutete der Oger in Richtung Bar.
"Hast du den Blutfleck da draußen gesehen?" Lucifer nickte.
"Nun deine neue Bekanntschaft hat mir heute einen Besuch abgestattet. Junges Ding, lange braune Haare. Sie fragte nach dir, wollte dich wieder treffen, als die Ratte hereinkam und alles mit anhörte."
Lucifer wusste nicht recht wie er reagieren sollte, schließlich kannte er Nora kaum. Doch er hörte es nicht gerne, dass sie durch ihn in Schwierigkeiten geraten war. "Verfluchte Scheiße! Was ist passiert?"
Der Oger antwortete nicht, sondern führte ihn in ein anliegendes Zimmer.
Auf einem schlichten Bett lag Nora, das halbe Gesicht mit einem Blutbefleckten Verband bedeckt. Sie schwitzte und wand sich, obwohl sie nicht bei Bewusstsein war.
"Die Ratte hat ihr einen Dolch ins Auge gestoßen. Hab versucht es zu verhindern, doch du weißt wie er ist." Mit finsterer Miene trat Lucifer neben das Krankenbett.
"Schnell und hinterlistig."
"Der Arzt sagt ihre Chancen zu Überleben stehen gut, doch das Auge konnte er nicht retten."
Schweigen breitete sich aus.
Der Barkeeper ließ Lucifer mit der Verletzten alleine und kümmerte sich wieder um die Geschäfte. Im Moment lag ihr Schicksal nicht in ihren Händen. Lucifer zog einen Stuhl neben das Bett und setzte sich. Er würde Wache halten, sehen ob sie die Nacht überstehen wird oder nicht.
Er verspürte keine Schuld und doch breite sich ein unangenehmes Gefühl in seinem Bauch aus. Er tat die ganze Nacht kein Auge zu, erst als dann endlich die Sonne aufging und durch das kleine Fenster das erste Licht hereinfiel, fielen ihm langsam die Augen zu. Nora war noch nicht erwacht, doch war sie in einen tieferen und ruhigeren Schlaf gefallen. Die Schmerzen schienen nachgelassen zu haben und Lucifer schloss zufrieden die Augen.
Als er erwachte und sich erheben wollte, schossen ihm Schmerzen durch den Rücken. Er wusste nicht wie lange, doch er war in dem Stuhl eingeschlafen. Einmal gut Strecken und das wird schon wieder. Seine Wirbelsäule gab ein lautes Knacken von sich, doch sie hielt. Das nächste Geräusch, das er vernahm war das Knurren seines Magens. Er war am Verhungern.
Verschlafen trat er durch die Hintertür in die Bar. Otto, so nannte er den Oger, stand wieder hinter der Theke. Niemand wusste wie sein richtiger Name war, doch er schien kein Problem mit Otto zu haben.
"Na auch wieder von den Toten auferstanden?"
Lucifer streckte sich abermals und setzte sich auf einen Barhocker.
"Wie lange habe ich denn geschlafen?" "Ungefähr ein Tag. Ist wieder Morgen." "Ach deshalb sehe ich hier nicht den üblichen Ansturm."
Lucifer antwortete mit einem sarkastischen Unterton. Otto war für ihn das, was einem Freund am nächsten kam.
"He keine Witze. Diese Bar ist mein ganzer Stolz."
"Ja weiß ich, doch ohne dein anderes Geschäft, müsstest du schon längst dichtmachen. Versteh eh nicht weshalb du sie überhaupt eröffnet hast."
Trotz der frühen Morgenstunde stellte ihm Otto einen Krug Bier vor die Nase. Lucifer wusste, dass er nicht wirklich eine Wahl hatte. Er setzte an und kippte den halbe Krug in einem Zug. Der bittere Geschmack breitete sich in seinem Mund aus und der Alkohol wärmte ihn.
Als er es das erste Mal gekostet hatte, hatte er es beinahe wieder ausgespuckt, doch mit der Zeit gewöhnte man sich daran, lernte es zu mögen. Sein Gastgeber sah zufrieden aus.
"Weisst du, nicht alle in dieser Stadt wollen bis an ihr Lebensende im Schatten leben. Mein Traum war es immer eine Bar zu führen und ehrlich davon zu leben. Diesen Traum werde ich nicht einfach so aufgeben."
Lucifer nahm einen weiteren Schluck und grinste.
"Na mit diesem Gesöff wird's echt schwer."
Er spürte bereits, wie der Alkohol einsetzte.
"He hast du etwas zu essen? Ich bin am Verhungern."
Otto lächelte verließ die Bar durch die Hintertür.
Als er zurückkam, hielt er ein dampfende Schüssel Eintopf in den Händen.
"Dachte mir schon das du Hunger hast."
Er stellte die Schüssel vor Lucifer hin.
"Mit den besten Grüssen vom Koch, also mir."
Lucifer betrachtete die braune Brühe. Es sah nicht sonderlich appetitlich aus. Eine Farbe wie der Matsch in den Strassen, einige Stücke Fleisch, Karotten und nicht identifizierbarem Gemüse.
"Ich hoffe das schmeckt besser als das Bier."
Lucifer griff sich den Löffel und fischte nach einem Stück Fleisch. Es war trocken und die Soße schleimig, doch es schmeckte ziemlich gut. Der Riese ließ ihn ein wenig essen und sich stärken.
Als er wieder sprach war seine Stimme sehr ernst.
"Was wirst du nun tun? Ich kann sie hierbehalten, bis sie wieder auf den Beinen ist, aber sie wird Hilfe brauchen."
Lucifer sah ihn nicht an, sondern starrte in seinen Eintopf.
"Das ist nicht mein Problem. Sobald sie wach ist, verschwinde ich wieder."
Ein Schnauben ertönte von hinter der Theke. Eine riesige Hand packte Lucifers Kopf und zwang ihn aufzublicken.
"Das kann nicht dein Ernst sein! Du weißt genau, dass sie ohne dich hilflos der Ratte ausgeliefert ist. Sobald er Wind davon bekommt, dass sie noch lebt, wird er hinter ihr her sein. Genauso wie er auch hinter dir her ist."
Er ließ Lucifer los und ließ seine Worte wirken.
Dieser starrte wieder auf seinen Eintopf und ballte frustriert die Fäuste. "Denkst du denn wirklich sie will meine Hilfe? Es ist schließlich meine Schuld, dass sie ihr Auge verloren hat." Lucifers Muskeln verkrampften sich, als er mit aller Kraft versuchte seine Wut und Frustration zu unterdrücken. Er wollte auf irgendetwas einschlagen, etwas zerstören, um seinen Gefühlen Luft zu machen. Otto wusste, dass er ihn nun besser in Ruhe ließ.
"Lassen wir sie das selbst entscheiden." Mit diesen Worten verließ er den Raum.
Lucifer konnte nicht länger, sprang auf und schleuderte seinen Barhocker quer durch den Raum. Mit einem lauten Krachen zerbrach er an der Wand gegenüber.
Er stürmte aus der Bar in die dunkle Gasse. Nach einigen Stunden fand er was er suchte.
Eine Gruppe heruntergekommener Männer und einen davon erkannte er als ein Mitglied der Rattenbande.
Ohne Zögern ging er auf die vier zu und ließ den Ersten seine Faust schmecken. Mit dem Moment der Überraschung mähte er auch den zweiten nieder, bevor die letzten beiden realisierten was passierte.
Einer kam auf ihn zugestürmt, in seiner Hand ein Messer. Lucifer wich zur Seite aus, packte das Handgelenk und brach ihm mit einem Fausthieb den Ellenbogen. Der Mann Schrie auf, fiel auf die Knie und krümmte sich. Lucifer erleichterte ihn von seinem Messer. Einer weniger.
Der Nächste kam von hinten und schlug Lucifer mit einem Knüppel in die Seite. Keuchend ging er einige Schritte zur Seite, bis er wieder alle im Blickfeld hatte.
Schon war der nächste über ihm, doch Lucifer war schneller, tauchte unter dem erhobenen Arm durch, stieß das Messer in die Achselhöhle und schubste den Mann weg.
Krachend wurde ihm ein Knüppel über den Schädel geschlagen, doch Lucifer war so in seiner Wut versunken, dass er es kaum bemerkte. Mit einer Drehung hieb er dem Mann die Faust in die Seite und spürte wie die Rippen krachten. Ein weiterer Faustschlag ins Gesicht brach ihm den Kiefer und der letzte sandte ihn in das Reich der Träume.
Nun war nur noch der Mann übrig, den Lucifer gesucht hatte. Doch dieser versuchte zu fliehen! Nach wenigen Schritten, hatte ihn Lucifer allerdings bereits eingeholt. Er packte den Kragen des Feiglings und riss mit aller Kraft, so dieser hart auf dem Rücken landete. Lucifer kniete ihm auf die Brust und schlug mit aller Kraft zu. Einmal, zweimal, dreimal, er endete erst, als das Gesicht kaum noch zu erkennen war.
"Sag deinem Boss, es ist Zeit für Krieg."
Lucifer ließ ihn los, wusste nicht ob der Mann überhaupt noch bei Bewusstsein war, doch seine Botschaft würde ankommen.
Taumelnd machte er sich auf den Weg zurück zum grünen Oger.
Die Ratte würde bald erfahren, weshalb man ihn den Dämon nannte.
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