Part 8

Pandoras POV:

Der Wagen hielt vor einem großen, protzigen Gebäude. Überall standen Presseleute und empfingen uns mit Blitzlichtgewitter. Kurz kniff ich die Augen zusammen, bevor ich meinen Eltern die lange Treppe hinauf zum Eingang des Hauses folgte.

Mein Kleid hing schwer an meinem Körper. Mom hatte darauf bestanden, dass ich etwas Festliches anziehen sollte, obwohl ich mir in dem knielangen Kleid mit den vielen Pailletten und Perlen ein wenig overdressed vorkam.

»Prinzessin Pandora, ein Foto bitte!«, rief ein Reporter und hielt seine Hand hoch, damit ich auf ihn aufmerksam wurde. Ich lächelte kurz und lief dann weiter. Hinter den sicheren Türen des Hauses angekommen, wurde mir mein Mäntelchen abgenommen. Der Butler verneigte sich kurz. Gott, wie ich es hasste wie etwas Besseres behandelt zu werden. Wir waren doch alle nur Menschen.

»König Harold, Königin Viktoria«, rief ein rundlicher Mann im Frack und kam auf uns zu. Hinter ihm lief eine zierliche Frau. Sie hatte ein Leopardenfell um den Hals hängen. Das arme Tier. Ist sowas nicht sogar strafbar?

»Und natürlich auch die bezaubernde Prinzessin Pandora.« Ich lächelte und senkte kurz den Kopf als Zeichen der Höflichkeit.

»Darf ich ihnen meine Frau vorstellen?« Die Frau mit dem Leopardenfell trat neben ihren Mann und knickste. Ach du meine Güte, an dem Fell waren ja sogar noch die Pfoten dran.

»Ist das Fell echt?« Die Worte waren mir rausgeplatzt, bevor ich mich hatte zurückhalten können.

»Ja, ein wunderschönes Exemplar, nicht wahr?«, sagte die Frau mit einem starken russischen Akzent. Irgendwie klischeehaft. »Ja, wirklich ...« Ich sprach den Satz nicht zu Ende und sah zu meinen Eltern. Mein Vater konnte sich das Lächeln kaum verbergen und meine Mutter versuchte mich mit einem strengen Blick anzusehen, was ihr allerdings nicht wirklich gelang.

Der rundliche Mann vertiefte meine Eltern in ein Gespräch und ich entschloss mich dazu mich wegzuschleichen und mir etwas zu Essen zu suchen. Seit heute Morgen hatte ich nichts mehr gegessen und ich war froh, als ich das große, reich gedeckte Büfett entdeckte.

»Du bist also die Prinzessin. Wirklich cool dich mal in Echt zu sehen und nicht immer nur im Fernsehen.« Erschrocken fuhr ich herum und versteckte das kleine Käsehäppchen, das ich mir stibitz hatte, hinter meinem Rücken. 

»Hey«, sagte ich kurz angebunden und sah auf die beiden Jugendlichen vor mir. Das Mädchen trug genau das gleiche Kleid wie ich. Der Junge einen einfachen Anzug und Krawatte.

»Hey«, sagten sie beide im Chor und fingen dann an zu lachen. »Du hast wohl auch Hunger, oder?« Ich nickte und hob die Hände, als würde ich mich ergeben.

»Ihr habt mich erwischt, ich wollte diesen kleinen Käsekrecker stibitzen.«

»Das trifft sich gut. Wir haben nämlich auch Hunger. Willst du mit uns kommen? In der Küche stehen bestimmt noch haufenweise Tabletts mit dem Zeug herum und da bemerkt es wenigstens keiner, wenn eine Platte fehlt.«

Wie zur Bestätigung knurrte mein Magen und ich nickte. Das Mädchen nahm mich an der Hand und führte mich durch eine Tür, die ich noch gar nicht zur Kenntnis genommen hatte, da sie die gleiche Farbe wie die Wand hatte. Man sollte sie wohl nicht sehen.

Nachdem die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, war es totenstill. Kein einziger Ton der Musik drang von außen mehr in den Raum. Ich folgte den Beiden durch einen langen Gang. Vor einer weiteren Tür legte das Mädchen einen Finger auf die Lippen und ließ meine Hand los. Dann öffnete sie die Tür und kam kurze Zeit mit einem Tablett wieder heraus.

»Los, kommt«, flüsterte sie und wir schlichen einen weiten Gang entlang. Verwirrt durch die vielen Gänge und Abzweigungen wusste nach kurzer Zeit schon nicht mehr wo ich war. Wir stiegen eine Treppe hinauf, dann liefen wir einen weiteren Gang entlang und wieder eine Treppe. Schließlich öffnete der Junge eine Luke und die Sonne schien mir ins Gesicht.

»Ihr wollt euch ernsthaft auf das Dach setzten?«, fragte ich geschockt. Die Beiden jedoch nickten und stiegen durch die Luke ins Freie.

»Jetzt komm schon! Die Party bei unserem Dad ist super langweilig!«

Ich wog meine Möglichkeiten ab und als ich daran dachte, dass ich vermutlich Stunde um Stunde bei meinen Eltern stehen würde, entschied ich mich mit den Beiden zu gehen. Es war nicht so, dass meine Eltern es mir übel nehmen würden. Sie hatten Verständnis dafür, dass ich auch meinen Freiraum und Spaß haben wollte.

Ich ließ mich neben den Beiden auf dem Dach nieder und griff nach einem Häppchen auf dem Tablett.

»Wie heißt ihr beiden eigentlich?«

»Ich bin Michelle«, sagte das Mädchen, »und das ist mein Bruder Lukas.«

Lukas nickte nur zur Bestätigung, bevor er weiter auf seinem Bissen herum kaute.

»Erzähl mal, wie ist es so eine Prinzessin zu sein?«

Ich lächelte verlegen und dachte nach. Was könnte ich ihnen als Antwort geben? Für mich ist es ein ganz normales Leben. Meine Eltern hatten sich immer um mich gekümmert und waren erst als ich schon älter war auf lange Geschäftsreisen gefahren, während ich von Tante Penny und Louis betreut wurde. Ich hatte einen ganz normalen Schulabschluss und hatte die gleichen Probleme wie andere Jugendliche durchgemacht.

»Schwer zu sagen. Wie ist es denn ein Kind eines so berühmten Politikers zu sein wie euer Vater es ist?«

»Langweilig!«, platze es aus Lukas heraus und er lehnte sich zurück. »Unsere Mutter hat ihn verlassen, weil er nur noch an seine Arbeit gedacht hat und uns hat er auch vernachlässigt. Er hat ständig eine neue Frau, die sich ihm an den Hals wirf. Monentan ist es Adriana, aber ich denke auch sie wird bald ihre Koffer packen und mit Dads Geld verschwinden.« Er schnaubte und fuhr fort. »Sie ist sowas von hochnäsig. An seinem freien Tag wollte Dad ausnahmsweise mal etwas mit uns unternehmen. Als er es ihr in unserem Beisein gesagt hatte, hat sie nur gelächelt und gemeint, sie könne das verstehen und es sei kein Problem für sie. Kurze Zeit später hatte sie unsere Zimmer gestürmt und uns angeschrien, wie wir es wagen könnten ihr unseren Dad streitig zu machen. Sie gönnt uns nicht mal ein paar freie Stunden mit unserem Dad.«

»Oh ja und dann ist da noch die Sache von letzter Woche«, ergänzte Michelle und holte tief Luft.

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