Part 29


Viktorias POV:

Leise schloss ich die Tür hinter mir und sah mich um Zimmer um. Es war schon spät und ich wusste nicht, ob Harold schon schlief. Auf Zehenspitzen lief ich ins Bad, schnappte mir auf dem Weg noch schnell das dünne Spitzennachthemd vom Stuhl und machte mich bereit um ins Bett zu gehen.

In meinem Kopf schwirrten die Gedanken nur so hin und her und ich hatte irgendwie ein schlechtes Gewissen, dass ich Pandora mit all den Dingen aus ferner Vergangenheit belastet hatte.

Mit einem lauten »Platsch« landete die Zahnpasta im Waschbecken und ich wusch mein Gesicht. Doch das reichte mir nicht. Ich konnte wieder seine Hände auf meiner Haut spüren, wo er mich damals angefasst hat. Ich sah sein Gesicht vor meinem inneren Auge, sobald ich die Augen schloss. Es war genauso schlimm wie damals.

Ich knöpfte meine Bluse auf und ließ sie gedankenverloren auf den Boden fallen. Das Gleiche tat ich mit meiner schwarzen Hose und der weißen Unterwäsche. Es fühlte sich gut an, wieder unter der Dusche zu stehen. Es gab mir das Gefühl von Geborgenheit und ich konnte mir vorstellen, wie ich seine Hände von mir abwusch.

Tränen liefen mir über die Wangen, wurden vom warmen Wasser fortgespült, als wären sie nie da gewesen.

Eine leichte Berührung an meiner Schulter. Ich schrie auf und wich ans andere Ende der Dusche zurück. Erschrocken sah mich Harold an, ließ langsam seine Hand sinken. Ich versuchte nicht daran zu denken, wie Viktor mich damals berührt hatte. Wie er mit diesem dreckigen Grinsen auf mich zukam und mir dann Stück für Stück die Kleidung vom Leib riss. Wie er meine Gegenwehr verhinderte, indem er meine Hände über meinem Kopf hielt, während seine Hände über meinen Körper strichen. Der verlangende Blick in seinen Augen und die Gewissheit, dass er bekommen würde, was er wollte.

»Viktoria?«

»Harold, entschuldige ich dachte du seist schon im Bett.« Auch wenn ich wusste, was wir zusammen schon alles durchgestanden hatten, war es mir trotzdem unangenehm, dass er mich so sehen musste. Er machte sich mit Sicherheit schon genug Gedanken, da würde er mich zusätzlich nicht auch noch brauchen.

»Glaubst du wirklich, ich könnte schlafen, wenn ich weiß, dass du gerade mit unserer Tochter über das redest, was Viktor dir angetan hat?«

Ich ließ den Kopf sinken, versuchte die Tränen zu unterdrücken. »Es kommt alles wieder hoch, Harold. Tut mir leid, dass ich nicht stark sein kann, aber seit er gestern da plötzlich vor mir stand...« Ich brach in Schluchzen aus und schlug mir die Hände vors Gesicht. Zwischen mir und Harold war nur das Wasser, das weiter unnachlässig von der Decke rieselte.

»Viktoria, meine Königin, für so etwas musst du dich nicht schämen, im Gegenteil. Dieser Bastard wird für das bezahlen, was er dir damals angetan hat.«

Vorsichtig zog er mich zu sich hin, wartete auf ein Zeichen, dass ich seine Berührung nicht ertragen könnte, doch ich tat es nicht. Er nahm mich in die Arme. Das Wasser durchnässte seine lockigen Haare und die Short, was das Einzige war, was er am Leib trug.

»Ich werde dich beschützen, mein Engel. Ich weiß, dass ich es damals nicht konnte, doch nun, da ich weiß, zu was er alles fähig ist, werde ich dich mit allem beschützen was ich habe.«

Ein erneutes Schluchzen entfuhr mir und ich merkte nur, wie Harold sich langsam von mir löste, das Wasser ausstellte und mich Sekunden später in ein Handtuch wickelte. Vorsichtig, als sei ich aus Glas und würde bei der kleinsten Berührung zerspringen, strich er mir die Tränen von der Wange und wickelte meine Haare in ein weiteres Handtuch, bevor er mich an der Hand nahm und aus der Dusche zog.

»Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich alles für dich tun würde, mein Engel. Und wir werden das zusammen durchstehen. Als Mann und Frau.«

»Ich danke dir, Harold«, hauchte ich und ließ mich auf den Klodeckel fallen. Nachdem Harold mir in mein Nachthemd geholfen hatte, gingen wir zum Bett und ich schmiegte mich in die seidigen Laken. Harold kam kurz darauf mit einer trockenen Shorts zu mir.

Langsam strich er mir durchs Haar, und trotzdem zuckte ich zusammen. Ich hatte solch eine Wut. Wut auf mich, weil ich die Erinnerungen nicht loswurde und nun meinen Mann von mir wandte. Wut auf Viktor, weil wir das alles ihm zu verdanken hatten.

»Ich weiß, wie es damals für dich war, Viktoria. Wenn es dir damit besser geht, dann werde ich im Wohnzimmer schlafen.«

Ich konnte mich noch gut an damals zurück erinnern. Wie ich die Augen aufgeschlagen hatte, und Harold sah, wie er an meinem Bett saß und darauf wartete ein Lebenszeichen von mir zu bekommen. Ich hatte den Durst in meiner Kehle gespürt, doch gleichzeitig schlich sich die Erinnerung zurück, wie ich dastand, völlig entblößt vor Viktor, der meinen Körper mit seinen schmierigen Händen entlangfuhr um Harold zu reizen und mir dann letztendlich die Kehle durchschnitt.

Ich erinnerte mich an den Schmerz, der durch meine Adern pumpte, an das warme Blut, dass über meinen ganzen Körper floss. An Harold, wie er mich in seinen Armen hielt und mich anflehte nicht zu sterben. Ich konnte mich an die Hilflosigkeit erinnern, die ich gespürt hatte, als ich dalag, unfähig mich zu bewegen und mein Leben langsam und unaufhaltsam aus mir herausfloss.

Ich erinnerte mich an seine Augen, die voller Verzweiflung waren, als ich mit letzter Kraft seinen Kopf zu mir hinunterzog, damit er mich retten konnte. Ich sah das weiße Licht, wie es meine Welt verschlang und dann, ein stechender Schmerz an meiner Kehle und die Gewissheit, dass ich Harold wiedersehen würde. In einem anderen Leben, aber ich würde ihn wieder sehen. 

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Einblick gewähren, wie sich Viktoria in der Situation fühlt und wie sehr sie noch immer darunter leidet, obwohl es schon eine sehr lange Zeit her ist. Einige wollten wissen, wie Viktoria darüber gedachte hatte, da das Kapitel, wo ihr die Kehle durch geschnitten wurde ja aus Harolds Sicht erzählt wird. 

Wenn ihr irgendetwas noch nicht versteht, dann übt euch bitte noch in Geduld, es werden noch weitere Einblicke über Viktorias Leben nach der Verwandlung kommen :) 

Bitte kommentiert :)

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