Part 25


Pandoras POV:

»Hier ist sie.« Triumphierend hielt ich den Becher in die Höhe und nahm den Deckel ab. Die Sahne war unberührt. Mich hätte es auch gewundert, wenn Mom es bei dem Zeitdruck, den sie heute wegen dem Ball hatte auch noch Louis und Penelope zu versorgen.

Ich gab Milan mit einem Löffel eine Haube Sahne auf die Marshmallows, tat das Gleiche bei mir und stellte die Sahne wieder zurück an ihren Platz im Kühlschrank. Nicht so wie mein Vater, der alles in der Küche durcheinanderbrachte.

Kurz sah Milan auf den Boden, dann bedankte er sich.

»Wenn du möchtest, können wir uns ins Wohnzimmer setzen, bis dein Taxi kommt.«

»Gerne, ich hätte aber auch noch eine Frage an dich. Aber ich möchte dir auf nicht den Abend verderben.«

»Was ist denn passiert?«, fragte ich verwirrt und deutete mit dem Kinn in Richtung der großen Couch vor dem Kamin.

»Einer meiner Freunde hat mich eben angeschrieben. Er hat einen Artikel im Internet von dem Ball gefunden.«

Ich schluckte. Gut genug konnte ich mir vorstellen, dass sich die Presse ganz und gar über ihn ausgelassen hatte.

Wir nahmen auf der Couch Platz und ich wandte mich ihm zu. Mein Kleid war zwar unbequem, doch ich wollte es Milan jetzt nicht zumuten auf mich zu warten, bis ich in meinem Zimmer verschwunden war und mich umgezogen hatte.

»Hast du den Artikel gelesen?«, fragte ich vorsichtig und er schüttelte den Kopf.

»Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber ich würde schon gerne wissen, was darin über mich geschrieben wird.«

Auf dem Couchtisch lag das Tablet meines Vaters und ich öffnete die Startseite im Internet. Ich gab meinen Namen in die Suchleiste ein und bekam gleich den ersten Artikel über den heutigen Abend geliefert.

Groß rankte die Überschrift in fetten Buchstaben im oberen Teil des Bildschirms.

Prinzessin Pandora – Eingefädelte Hochzeit durch die Mutter?

Ich stöhnte leise auf und vergrub den Kopf in den Händen. Wie ich diese Klatschpresse nur hasste. Sie zogen sich alles aus den Fingern, was sie gerade gebrauchen konnten, nur, um möglichst viele Leser zu erreichen und vergaßen dabei Fakten, und die Wahrheit.

»Milan, hör zu, du darfst dir das nicht zu Herzen nehmen. Natürlich ist es nicht schön, was sie über dich schreiben und es tut mir wirklich leid, dass ich dich in eine solche Lage gebracht habe.«

»Dafür musst du dich nicht entschuldigen, Pandora, es war ein wundervoller Abend und ich bereue nichts von dem, was wir heute getan haben. Ich wusste von Anfang an, dass es eine schwere Zeit werden wird, für uns beide. Dein Vater hatte mich auch schon vorgewarnt.«

»Mein Vater hat dich vorgewarnt?«, fragte ich ungläubig.

»Ja, er meinte ich müsse mit einigen versteckten Beleidigungen rechnen, und, da uns die Fotografen ja am Eingang zum Ball fotografiert haben, müsse ich auch damit rechnen, dass die Zeitungen Artikel schreiben werden.«

Ich nippte an meinem Kakao und kaute kurz auf einem Marshmallow herum.

»Ich weiß, dass es schwer fällt das alles zu ignorieren«, murmelte ich und strich mein Kleid glatt. Das Bild von mir und Milan hatte unter der Unterschrift des Artikels geragt. Es war ein schönes Bild, doch hatte es die falsche Wirkung auf die Leute.

»Milan, ich möchte ehrlich zu dir sein. Habe ich dir schon von meiner besten Freundin erzählt, die weggezogen ist, weil sie dem Druck der Medien nicht mehr standhalten konnte?«

Er nickte und nippte an seinem Getränk. »Ja, Annabelle war ihr Name, nicht wahr?«

Dieses Mal nickte ich.

»Ich habe einfach Angst, dass die Medien mit dir das Gleiche machen werden. Dass sie schlecht über dich schreiben oder der Meinung sind, dass du nicht gut genug für mich bist. Doch das bist du einfach nicht. Ich mag dich wirklich gern Milan, von der ersten Sekunde schon. Zwar hatte ich am Anfang einige Zweifel, weil noch nie ein Junge so nett zu mir gewesen war, wie du, und ich dachte, dass du mich vielleicht ausnutzen wirst, aber-«

»So etwas würde ich niemals tun, Pandora, ich hoffe, das weißt du.«

»- aber jetzt habe ich verstanden, dass das einfach deine Art ist. Und du mich niemals absichtlich verletzen würdest. Ich möchte dich einfach nicht verlieren, wie Annabelle. Du bist der Einzige, zu dem ich seit Langen wieder Vertrauen aufgebaut habe.«

Er lächelte mich liebevoll an. »Ich möchte dir der beste Freund sein, den du je hattest. Dein Vertrauen ehrt mich, einfach alles, du gerade gesagt hast ehrt mich.«

Mein Herz schlug bei seinen Worten höher und ich spürte die leichte Röte, die mir ins Gesicht stieg.

»Aber nun möchte ich wissen, was in diesem Artikel über mich steht«, murmelte er und streckte die Hand nach dem Tablet aus. Der Bildschirm war noch nicht versperrt. Er schluckte und begann zu lesen.

Alljährlich beglücken uns der König und die Königin mit ihrem Besuch bei dem wohl wichtigsten politischen Ereignis des Jahres. Dem Sommerball. Auch dabei war dieses Jahr Prinzessin Pandora, jedoch nicht wie erwartet ohne Begleitung, sondern mit einem jungen Herren an der Seite. Etwa ihr Freund? Oder gar ihr Verlobter?

Unseren Informationen aus dem Palast zu Folge, handelt es sich bei ihrer Begleitung um einen Schüler ihrer Mutter, der Königin.

Nun kommt die Frage auf, ob Königin Viktoria das Treffen zwischen ihrer Tochter und dem Schüler, der wohl der Beste seines Jahrganges ist, eingefädelt hat. Einen bessern Schwiegersohn würde sie sich wohl kaum wünschen können. Wir werden sehen, was die Zukunft zeigt.

Zu sagen ist nur noch, dass unsere Prinzessin wie immer traumhaft in ihrem Kleid aussah. Wie eine echte Prinzessin.

Ich schnaubte bei dem Satz. Mussten sie immer wieder darauf herumhacken, dass ich keine Prinzessin von Geburt an war. Milan sah mich kurz prüfend an, bevor er weiterlas.

Jedoch ist zu sagen, dass ihre Begleitung, Milan, wie uns ein Palastinterner verraten hat, wohl weder ein gutes Gespür für Tanz, noch für die Etikette der Adligen. Berichten zu Folge, putzte er sich selbst am Tisch vor allen Politikern die Nase.

»Das stimmt doch gar nicht! Ich habe mir an diesem Abend nicht einmal die Nase geputzt!«

»Darüber darfst du dich einfach nicht aufregen, Milan, so sind die Zeitungen hier. Sie berichten über Dinge, die irgendjemand erfunden hat. Da musst du nur einer Frau auf ihr Kleid treten und schon denkt sie sich etwas aus und es landet in der Zeitung.«

»Wie kannst du sowas nur aushalten?«, fragte Milan entgeistert und sperrte das Tablet, bevor er es neben sich auf die Couch legte und den Kopf in den Händen vergrub.

Beruhigend legte ich eine Hand auf seine Schulter und strich ihm langsam über den Rücken. Ich konnte sehen, dass ihm das alles zu schaffen machte. Er war es scheinbar nicht gewohnt, dass schlecht über ihn erzählt wurde, was ich ihm nicht verübeln konnte. Milan war so ein netter Junge, hilfsbereit und freundlich, ich konnte gar nicht verstehen, warum die Leute auf dem Ball so schlecht über ihn redeten.

»Weißt du, am Anfang habe ich es auch nicht verstanden, doch mit der Zeit gewöhnst du doch daran und lernst, wie du damit umgehen musst. Ich selbst habe mein liebstes Hobby den Medien geopfert.«

»Was meinst du damit?«

»Ich hatte eine Phase, in der ich unbedingt Reporterin werden wollte. Also schrieb ich über alle möglichen Themen einen Bericht. Ich war ja erst 10 Jahre und habe alles nur auf Papaier geschrieben, doch meine Eltern waren davon so begeistert, dass sie einen meiner Artikel veröffentlichten. Er kam auch super an und einige Journalisten sagten auch, dass ich Talent hätte, doch dann gab es da noch die andere Seite.«

Ich holte einmal tief Luft und zupfte an meiner Nagelhaut herum, eine dumme Angewohnheit, die ich einfach nicht loswurde. Dann erzählte ich weiter.

»Einige kritisierten meinen Artikel und machten auf Fehler aufmerksam, die ich als Zehnjährige noch nicht wissen konnte. Das ging so weit, dass ich mir sagte, dass ich nie wieder einen Artikel schreiben würde und meine Hobbies vor der Öffentlichkeit geheim hielt.«

»Das tut mir wirklich leid für dich. Aber wie du schon selbst sagtest, du wolltest dich nicht von den Medien fertigmachen lassen. Ich meine, du kennst das ja jetzt schon länger als ich und kannst damit auch besser umgehen als ich, also warum zeigst du es denen da draußen nicht einfach und fängst wieder mit dem Schreiben an?«

»Weißt du, wenn du wirklich so bloßgestellt wurdest wie ich damals, dann willst du das einfach nicht mehr. Du bist in dieser Teufelsschlinge aus Journalisten und Presse gefangen und kommst nicht mehr heraus. Natürlich, es sind mittlerweile sieben Jahre vergangen, doch es ist einfach ein Trauma aus meiner Kindheit.«

Verständnisvoll sah er mich an und nippte erneut an seinem Kakao. Er schluckte und machte es sich auf der Couch etwas bequemer.

»Ich kann dich schon verstehen, auf der anderen Seite bist du die tapferste Frau, die ich je gesehen habe.«

Wieder stieg mir bei seinem Kompliment die Röte in die Wangen.

»Ich danke dir, Milan. Vielleicht werde ich ja mal wieder einen Artikel schreiben. Du hast mir Mut gemacht.«

Schaden konnte es ja nicht, dachte ich mir und trank meinen Kakao leer, bevor ich versuchte noch die letzten am Boden klebenden Marshallows irgendwie in meinen Mund zu befördern, gab es dann jedoch auf, aus Angst ich könnte mir das Kleid ruinieren.

Der Gedanke wieder einen Artikel zu schreiben ließ mein Herz höherschlagen und ich nahm mir fest vor, im Laufe der Woche es zu versuchen.

»Aber nur unter einer Bedingung!«

»Und die wäre?«, fragte Milan und lehnte sich mit gespitzten Ohren zu mir. Ich lachte.

»Du musst ihn zuerst lesen und mir sagen, was du davon hältst.« 

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