Part 18

Pandoras POV:

»Marianne, es ist nicht so wie es aussieht! Er hat mich geärgert und da bin ich ihm hinterher und dieses Kleid«, ich schnappte nach Luft, »bin gefallen und dann auf ihm. Es ist nicht so wie es aussieht!«

»Nun beruhige dich, kleines Vögelchen. Ich habe doch gar nichts gesagt. Ich habe schon so lang auf den Moment gewartet, dass du dir endlich einen Prinzen angelst«, sagte sie in ihrem spanischen Akzent und schloss die Tür hinter sich.

Schnell rappelte ich mich auf und lief an meinen Schreibtisch, wo ich mich auf den Stuhl fallen ließ und versuchte nicht vor Scham im Erdboden zu versinken. Ein kurzer Blick in den Spiegel versicherte mir, was ich bereits befürchtet hatte: Mein Gesicht war knallrot.

»Also, mein kleines Vögelchen, wie möchtest du es denn heute haben? Hochgesteckt oder lieber lockig über den Rücken?«

»Jedenfalls muss es gut aussehen. Das ist der wichtigste Ball im Jahr. Da muss einfach alles perfekt sein. Das bekommst du doch hin, oder?«

»Pues sí«, beteuerte sie und machte sich an die Arbeit.

»Und du bist also ihr Traumprinz?« Sie wandte sich zu Milan, der sich stumm auf meinem Bett niedergelassen hatte und aus dem Fenster sah. »Du hast wirklich einen außergewöhnlich guten Geschmack, hijo.«

»Marianne, wir sind nicht«, warf ich ein, doch Milan begann zu lächeln.

»Gracias. Realmente es una belleza extraordinaria.«

»Du sprichst spanisch?«, fragte ich verwundert.

»Ein wenig.« Er zuckte mit den Schultern. »Hatte es zwei Jahre in der Schule, bis ich es dann abgewählt habe.«

»Wie kann man nur Spanisch abwählen? Diese Sprache ist so voller Eleganz, so sinnlich, so magníficamente.«

»Désolé.«

»Das ist französisch«, knurrte Marianne und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder meinen Haaren. Mit ihr war nicht gut Kirschen essen, wenn es um ihr Heimatland ging. Was ich auch verstehen konnte. Ihre Familie wurde aus ihrem Dorf vertrieben. Ihre Eltern wurden als Staatsfeinde angesehen und gejagt. Nie hatte sie mir gesagt warum, doch wenn ich ehrlich war, wollte ich gar nicht wissen, was sie als Kind auf dieser Flucht alles durchmachen musste.

»So, wir sind gleich fertig, mein kleines Vögelchen. Und dann kannst du mit deinem Märchenprinzen auf den Ball gehen.«

»Marianne, wir sind nicht zusammen oder so etwas. Er ist ein Schüler meiner Mutter.«

»Oh, wie romantisch«, flötete sie, legte sich eine Hand auf die Brust und warf theatralisch ihr Haar über der Schultern. »Warum lädt mein Mann mich nie auf einen Ball ein. Er hat alle Möglichkeiten, aber nein, immer muss ich zu Hause bleiben, weil es mich ja nur langweilen würde und er ja angeblich nicht tanzen kann. Dabei kann er tanzen. Ich habe es ihm in der Küche beigebracht!«

Milan und ich brachen in Gelächter aus und ich hielt mir eine Hand vor den Mund bei der Vorstellung, wie Marianne ihren Mann dazu brachte mit ihr in der Küche zu tanzen. Auch Marianne stimmt mit ein. Nachdem wir uns alle wieder beruhigt hatten, betrachtete ich mich im Spiegel. Meine Haare waren locker hochgesteckt worden, aber nicht so, dass es unordentlich aussah. Es war einfach perfekt. Trotzdem war ich schon darauf gespannt, woran sich der Adel dieses Mal auslassen würde.

»Junger Mann, wo ist deine Fliege?«

»Meine Fliege?« Milan sah an sich hinunter und strich über die rote Krawatte. »Harold hat mir nur eine Krawatte von sich gegeben.«

Marianne seufzte auf. »Typisch Mann. Selbst nach so vielen Jahren hat er immer noch kein Verständnis für die Mode dieser Zeit.« Ein Grinsen konnte ich mir auch dieses Mal nicht verkneifen. Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht. Dad war wirklich ein Modemuffel. Während meine Mutter immer top modern durch die Straßen lief. Irgendwie haben Frauen das so an sich.

»Ich gehe zu deinem Vater und besorge dir eine Fliege, mein Junge. Was werden sonst die Leute über dich denken?«

Sie stolzierte aus dem Zimmer und ich konnte mir schon gut vorstellen, dass sie meinem Vater wieder eine lange Belehrung aufs Auge drücken würde, was in diesem Jahrhundert so alles »in« war.

»Das ist also deine Stylistin?«, fragte Milan und sah auf die geschlossene Tür, aus der Marianne eben verschwunden war.

»Jap, das ist meine Stylistin. Sie ist wirklich sehr liebenswürdig und schon seit ich klein bin eine sehr gute Freundin und Helferin in der Not.«

»Das glaube ich dir aufs Wort. Man muss sie einfach gern haben.« Ich lächelte und lehnte meine Arme auf die Stuhllehnen. »Ich hoffe, es wird für dich heute Abend nicht zu langweilig. Ich warne dich schon mal vor: die meiste Zeit werden die Leute versuchen etwas über dich heraus zu bekommen. Also sag ihnen auf keinen Fall wirklich private Dinge oder sowas. Und ich soll dich von meiner Mutter bitten nicht zu erzählen, dass du ihr Schüler bist.«

Milan nickte und machte sich daran, die Krawatte zu lockern und zu entknoten. Kaum hatte er sie abgelegt, kam Marianne herein. Wild fluchend.

»Dein Vater wollte allen Ernstes auch mit einer Krawatte auf diesen Ball gehen. Er! Als König. Das wäre so eine Blamage geworden.« Sie schüttelte nur verständnislos den Kopf und machte sich an Milan zu schaffen. Kaum eine Minute später ragte eine perfekt gebundene Fliege an seinem Hals.

An der Tür klopfte es und meine Mutter steckte den Kopf durch die Tür. »Seid ihr bereit? Der Fahrer wartet schon.«

Ich nickte und umarmte Marianne zum Abschied. Sie wünschte uns einen schönen Abend und zwinkerte mir zu.

In der Eingangshalle wartete mein Vater auf uns. Milan und er trugen beinahe den gleichen schwarzen Anzug, davon abgesehen, dass er seine Schärpe über der Schulter trug. Er kam auf mich zu und wollte mir die Schärpe der Prinzessin anlegen, doch ich trat einen Schritt zurück.

»Dad, sie werden sich wieder das Maul über mich zerreißen, wenn ich sie trage.« Dad lachte nur und legte mir die Schärpe um.

»Du bist die Prinzessin, Pandora, das darfst du nicht vergessen. Und außerdem habe ich diesen Leuten schon letztes Mal gesagt, dass ich sie verbannen werde, sollten sie auch nur noch ein schlechtes Wort über dich äußern.«

Ich nickte und sah zu Boden. Ich konnte mir schon ausmalen, was sie mir dieses Mal an den Hals werfen würden. Wenn sie an mir nichts auszusetzen haben, dann finden sie etwas an Milan und machen mir Vorwürfe, dass ich einen gewöhnlichen, nicht adeligen Jungen als Begleitung hatte.

Dad legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich dazu aufzusehen.

»Du bist die Prinzessin dieses Landes, Pandora. Und daran hat niemand zu zweifeln.« 

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