Part 11

Pandoras POV:

Geschockt sah ich auf die Leinwand vor mir. Ich konnte nicht einmal erkennen, was für ein Motiv Michelle gemalt hatte, bevor jemand rote und schwarze Farbe in scheinbar großer Wut über das Bild geschmiert hatte.

»Was zur-«

Ich wandte mich zu der geschockten Stimme um und sah Michelle, wie sie sich geschockt die Hand vor den Mund hielt.

»Mein Bild«, schluchzte sie und vergrub anschließen das Gesicht in den Händen. »Mein schönes Bild!«

Lukas nahm seine Schwester beschützend in den Arm und strich ihr über den Rücken um sie zu beruhigen.

Wer hätte so etwas tun können? Mein Blick glitt wieder zu dem einst schönen Bild und an der Staffelei hinunter. Auf dem Boden lag noch der Deckel der roten Farbtube.

»Wer auch immer es war, wird rot und schwarz verschmierte Hände haben. Acrylfarben bekommt man nicht so schnell ab.« Vorsichtig strich ich mit dem Finger über das Bild. Die Farbe war noch feucht und ließ sich verschmieren.

»Und wer auch immer es war hat es erst vor wenigen Minuten gemacht. Die Farbe ist noch ganz frisch.«

»Adriana!«, murmelte Michelle. »Es war bestimmt Adriana. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie auch zu solchen Mitteln greift um uns einzuschüchtern.«

Kurz überlegte ich. Möglich war es. Der Streit zwischen Adriana und den Beiden war erst wenige Minuten her. »Dann müssen wir sie finden und schauen, ob sie rote oder schwarze Farbe an den Fingern hat«, bekräftigte Lukas seine Schwester und ließ sie los um das Zimmer zu verlassen. Kurz bevor er die Tür öffnen konnte, wurde sie geöffnet und Mr. Sallut stand in der Tür.

»Mäuse, ich glaube wir müssen reden!«, sagte er und trat durch die Tür. Hinter ihm stand Adriana und hielt den Blick gesenkt. »Adriana hat mir gesagt, was sie getan hat, aber sie möchte sich nicht bei euch entschuldigen. Sie meint ihre Tat sei gerechtfertigt.«

»Gerechtfertigt?«, platzte es aus mir heraus. »Was bitte rechtfertigt es ein Bild zu zerstören, nur weil Michelle gekontert hat, als Adriana sagte ihre Beine seien zu dick um auf einen Laufsteg zu passen?«

Mr. Sallut weitete die Augen und sah zu seiner Frau. »Ist das wahr, Adriana?«, fragte er dann.

»Sie passt einfach nicht zu meine Kollektion«, versuchte sie sich zu rechtfertigen.

»Du lebst mit mir und meinen Kindern unter einem Dach. Ich habe es dir ermöglicht deine eigene Kollektion zu designen und du bist nicht einmal bereit meine Tochter eines deiner Kleider vorführen zu lassen?«

Adriana verengte ihre Augen zu schmalen Schlitzen. »Das ist meine Angelegenheit. Kümmere du dich um deine aber ich werde deine Tochter nicht auf meinen Laufsteg lassen, bis sie sich bei mir entschuldigt.«

Michelle lachte auf. »Ich soll mich bei dir entschuldigen? Wofür? Dafür, dass ich die Wahrheit gesagt habe? Und glaub ja nicht, dass ich es so toll finden würde bei dir zu laufen. Ich denke, da würde ich mich mehr zum Gespött der Leute machen in einem von deinen Kleidern!«

»So kommen wir hier nicht weiter!«, unterbrach Mr. Sallut die beiden. »Und ich habe jetzt auch keine Zeit mich darum zu kümmern! Meine Gäste warten auf mich und ich möchte nicht als in schlechter Gastgeber in Erinnerung bleiben!« Mit diesen Worten wandte er sich ab und lief durch die Tür, vorbei an seiner Frau und verschwand den Flur hinunter. Auch Adriana warf uns nur einen bösen Blick zu und verschwand.

»Ich bin ja wirklich gespannt, wie das ausgeht«, murmelte ich. Lukas murmelte ein »Das bin ich auch« zur Antwort und ließ sich auf die Couch hinter ihm fallen.

»Nun, anderes Thema.«

Wow, dieser Themenwechsel ging ja schnell ...

»Das hier ist also unser Reich. Da hinten ist meine Computer-Ecke.« Stolz deutete er auf drei große Bildschirme auf einem großen Schreibtisch und Unmengen an Kabeln. Eine grün leuchtende Tastatur und eine blau leuchtende Computermaus waren ebenfalls zu sehen.

»Ah ... cool. Ich bin leider nicht so begabt in Sachen Computer und Computerspiele ... ich komme da eher nach meiner Mutter. Backen und basteln sind so eher meine Interessen.«

»Da kann ich dich gut verstehen. Ich hab von dem ganzen Zeug auch keine Ahnung. Aber es ist lustig meinem Bruder dabei zuzuschauen, wie er sich immer aufregt, wenn er ein Spiel verliert. Manchmal schreit er dann rum und lässt seine Wut an dem Schreibtisch raus. Weißt du, wie dieser kleine Junge in dem Video auf YouTube, der total ausrastet und seine Tastatur kaputt macht.«

Sie fing an zu lachen und ich tat es ihr gleich. »Ich habe das Video von dem du redest zwar noch nie gesehen, aber ich stelle es mir lustig vor.«

Es klopfte an der Tür und meine Mutter trat ein. Michelle und Lukas sprangen sofort auf und verbeugten sich. »Eure Majestät.«

»Oh bitte!« Meine Mutter lachte. »Ihr müsst euch doch nicht vor mir verbeugen. Ich bin Viktoria.«

»Verzeiht, Eure Majestät, wir ... wir-«

Lukas schien nicht die richtigen Worte zu finden um seinen Satz zu beenden. Meine Mutter sah zu mir. »Pando, wir würden dann gerne gehen. Ist das in Ordnung für dich?«

Ich nickte und wandte mich zu den Beiden. »Ich danke euch, dass ihr so nett zu mir wart. Bestimmt sehen wir uns mal wieder.«

»Warte«, rief Michelle, als ich gerade durch die Tür treten wollte. Sie riss ein Stück Papier von einer Zeitschrift, die auf der Couch lag und schrieb etwas darauf. Dann reichte sie mir den Zettel.

»Vielleicht möchtest du ja mit uns in Kontakt bleiben und wir gehen mal shoppen oder ins Kino.«

Ich konnte sehen, dass sie durch die Anwesenheit meiner Mutter angespannt war, denn ihre Hand zitterte leicht, als sie mir den Zettel reichte. Dankend lächelte ich sie an.

Es freute mich wirklich sehr, dass die beiden nichts gegen mich zu haben schienen. Oftmals war ich auf Veranstaltungen wie diese allein, weil sich gleichaltrige nicht trauten mit mir zu reden, oder nur vor sich hin stammelten, wenn ich sie ansprach. Es war schön jemanden gefunden zu haben, der mich mochte und nicht scheute mit mir zu reden.

Ich winkte den Beiden noch kurz zu und ging mit meiner Mutter wieder in den großen Saal. Es folgten zahlreiche Verabschiedungen von Leuten, die ich gar nicht kannte. Als ich dann endlich erlöst war, reichte mir ein Kellner meine Jacke und wir stiegen in unseren Wagen, der uns nach Hause fuhr.

Man oh Mann, das war ja ein spannender Abend.

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