Part 10

Pandoras POV:

Michelle und Lukas saßen neben mir und wir unterhielten uns über typisch jugendliche Sachen, was jedoch einigen zu missfallen schien. Eine ältere Dame warf uns immer wieder einen mürrischen Blick zu und auch Adriana, die neue Geliebte von Mr. Sallut versuchte krampfhaft unsere Konversation zum Erliegen zu bringen. Warum sie das tat, konnte ich mir zunächst nicht vorstellen, als sie mich dann jedoch fragte, ob ich Interesse hätte, eine ihrer »selbst designten« Kleider auf einer kleinen Modenschau zur Schau zu stellen, verstand ich.

»Es war schon immer ein großer Traum von mir gewesen meine eigene Mode zu designen, und nun ist endlich mein Traum wahr geworden«, flötete sie in ihrem Akzent, von dem ich ja nun wusste, dass er gefälscht war. »Und das alles habe ich meinem Ehemann zu verdanken. Er hat mir die Türen zu den höchsten Kreisen geöffnet.«

Ich stellte es mir durchaus spannend vor auf einer Modenschau zu laufen, doch wollte ich es nicht für diese falsche Schlange tun. Noch dazu wollte ich nicht Michelle und Lukas in den Rücken fallen. Was würden sie von mir denken, wenn sie mich bald auf dem Laufsteg ihrer Stiefmutter laufen sehen würden, obwohl ich selbst gesagt hatte, dass sie mir unangenehm ist.

Wie zur Bestätigung hörte ich neben mir ein Schnauben, was von Michelle kam.

»Wir sind ihr wohl zu hässlich dafür, oder was?«

Ich wandte meinen Blick nicht zu ihr um. »Nun, Mrs. Sallut, es ist wirklich eine Ehre für mich, dass sie mich fragen, doch ich muss ablehnen. Ich habe keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet.«

»Ach, das macht doch nichts, Prinzessin. Ihr kommt einen Tag vorher zu mir und ich zeige ihnen, wie man auf einem Laufsteg läuft.«

»Das ist wirklich sehr freundlich aber ich muss ablehnen. Aber ich bin mir sicher Michelle würde sich sehr freuen auf bei ihrer Modenschau teil zu haben.«

Das freundliche Lächeln verschwand von ihrem Gesicht und sie sah zwischen mir und Michelle hin und her. »Nun, sie könnte in der Tat als eine Notlösung dienen. Aber ihre Beine ... sie sind zu ...«

Erneut schnaubte Michelle und verschränkte die Arme. »Ich werde mich sicherlich nicht von dir herumkommandieren lassen. Und wenn du denkst, dass ich auch nur ein Gramm abnehmen werde, nur um in eines deiner hässlichen Kleider zu passen, hast du dich geschnitten!«

Nun war es Adriana die schockiert dreinzublicken versuchte. Man sah ihr jedoch sofort an, dass es gespielt war.

»Roger, Schatz, hast du gehört was deine Tochter zu mir gesagt hat?«, richtete sie sich an ihren Mann und riss ihn somit aus einem Gespräch in das er und ein weiterer Mann ins seinem Alter vertieft waren. Adrianas gekünstelter Akzent stach noch mehr hervor als sonst und sie legte sich theatralisch eine Hand auf die Brust.

»Deine Tochter meint meine Kleider sind hässlich. Meine neuste Kollektion ist brillant und sie sagt so etwas!«

Mr. Sallut war nun auch deutlich anzusehen, dass er nach unserem kurzen Gespräch auf dem Dach anders über seine Frau dachte. Anstatt jedoch eine Diskussion vom Zaun zu reißen, meinte er nur gelassen: »Nimm dir nicht alles so zu Herzen, Liebling«. Kurz lächelte er seine Frau an und wandte sich dann wieder seinem Gesprächspartner zu.

Nun auch von ihrem Ehemann stehen gelassen zu werden schien zu viel für Adriana zu sein, denn sie erhob sich und verließ demonstrativ den Raum. Ich verstand nicht, warum sie sich so unhöflich den Gästen ihres Mannes gegenüber verhielt, doch niemand schien besonders Notiz von ihr genommen zu haben.

»Hoffentlich merkt sie jetzt endlich, dass Papa nicht immer auf ihrer Seite ist.« Lukas lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste breit. »Das ist dann wohl ein Punkt für uns.«

»Wollt ihr wirklich für immer mit ihr auf Kriegsfuß sein?«, fragte ich die beiden. »Wenn ihr jedes Mal versucht gegen sie zu wettern und sie bei eurem Vater anschwärzt, werdet ihr euch nie vertragen und auch nie ein friedliches Miteinanderleben haben.«

Sie schienen einen Moment zu überlegen, nickten dann jedoch und versprachen mir, dass sie von nun an versuchen würden, mit Adriana zu Recht zu kommen. Ich war gespannt, ob darauf etwas werden würde ...

»Pandora, hast du Lust mit uns in unser Zimmer zu gehen? Hier ist es so langweilig.« Bei ihrem letzten Satz gähnte Michelle theatralisch, was mich zum Lachen brachte.

»Gerne.«

»Sehr gut, dann komm.«

Wir verließen den großen Tisch, jedoch nicht ohne uns jeweils eines dieser leckeren kleinen Küchelchen unter den Nagel zu reißen. Während sie mich durch die Gänge führten fragte ich: »Teilt ihr euch noch ein Zimmer?« Verdutzt sahen sie mich an. »Em ... Nein! Als ob ich es eine Nacht lang mit meiner Schwester in einem Zimmer aushalten würde. Sie schnarcht voll!«

»Das stimmt doch gar nicht, du Idiot!«, verteidigte sich Michelle und rammte ihrem Bruder den Ellenbogen in die Seite. »Dir passt es einfach nicht, dass ich bis in die Nacht lese, weil du ja nur im Dunkeln schlafen kannst.«

Mein Lachen unterbrach ihren kleinen Streit unter Geschwistern. »Mein Vater hatte mal eine Phase, wo er geschnarcht hat. Meine Mutter ist dann nachts immer auf die Couch im Wohnzimmer geflüchtet, weil sie nicht einschlafen konnte. Manchmal ist mein Vater dann zu ihr runter gegangen und hat sich zu ihr gelegt. Dann ist sie wieder in ihr Schlafzimmer, weil sie ja dann auf der Couch auch nicht schlafen konnte. So ging das einige Zeit lang.« Nun mussten auch die Beiden lachen und wir stoppten vor einer Tür.

»Das ist eher so etwas wie ein gemeinsames Wohnzimmer. Meistens spielt Lukas hier Videospiele und ich lese oder male.«

»Du malst?«, fragte ich sie begeistert. Lukas legte einen Arm um die Schultern seiner Schwester. »Ja, ja, wenn sie eines kann, dann ist es malen«, bestätigte er mir und betrat den Raum. Michelle und ich folgten ihm.

»Am meisten malt sie Landschaften oder Tiere.«

»Darf ich eines deiner Bilder sehen?«, fragte ich sie und sah in eine Ecke in der eine Staffelei mit einer Leinwand und eine Palette mit Farben stand. Auf einem kleinen Tischchen lagen Pinsel in allen Größen und Breiten. Was sich auf der Leinwand befand konnte ich nicht sehen, da sie mit einem weißen Tuch verhängt war.

»Nur zu, nimm das Tuch nur runter«, ermutigte mich Michelle. Ich ergriff das Tuch und zog es vorsichtig von der Leinwand. Ich erwartete eine Blumenwiese oder Ähnliches, was ich allerdings nun sah, war der reinste Schock.

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