v e n t i d u e

• Forever - Martin Garrix & Matisse & Sadko •

Lila
Wie gebannt hing mein Blick an dem kleinen, runden Fenster des Flugzeugs. Etwa eine Stunde befand ich mich bereits in der Luft, eine weitere würde ich noch abwarten müssen, ehe der Flieger in Barcelona landen würde.

Die letzten zwei Monate waren so schnell verflogen, wie noch nie. Nachdem ich meine Entscheidung, in Spanien zu studieren, getroffen hatte, hatte ich meinen Eltern davon berichtet. Diese waren - nach kurzer Überredungszeit - relativ zügig begeistert gewesen und wir hatten gemeinsam angefangen zu planen.

Aufgrund unseres Namens war ich direkt angenommen worden und auch eine passende Wohnung hatte sich innerhalb kurzer Zeit gefunden.

Ich hatte mich für Informatik und Naturwissenschaften entschieden, diese Bereiche hatten mir schon in der Schule viel Spaß gemacht. Die Uni hatte mir eigens einen Dolmetscher zur Seite gestellt, bis ich die spanische Sprache vollständig beherrschte.

Obwohl ich damit aufgewachsen war, dass allein unser Name viel Macht hatte, war ich dennoch immer wieder erstaunt, was die Nennung tatsächlich bewirkte. Ich wusste nicht, ob ich nun glücklich oder entsetzt über die Macht, die dieser Name besaß, sein sollte.

Jedoch würde mich in Spanien kaum einer erkennen, ausgenommen einflussreiche und berühmte Leute, mit denen ich kaum zu tun haben würde. Dies beruhigte mich ungemein.

Das einzige Problem bestand darin, dass die Wohnung nicht möbliert war und ich dadurch noch nicht direkt einziehen konnte. Die Zeit, bis ich meine erste, eigene Wohnung fertig eingerichtet und ausgestattet hatte, verbrachte ich bei Lucian. Mein ganzer Körper stand unter Strom, wenn ich nur daran dachte.

Meinen Eltern allerdings hatte ich nichts Genaues über ihn erzählt, schon gar nicht, dass er der Grund dafür war, dass ich plötzlich unbedingt studieren wollte und dies in Spanien. Sie wussten nur, dass ich bei einem guten Freund unterkommen durfte, bis meine Wohnung einzugsbereit war.

Insgesamt hatte ich nur einen großen Koffer mitgenommen, denn ich würde mir in Spanien komplett neue Kleidung zulegen.

Der Gedanke, dort endlich ein Leben, über das ich selbst bestimmen konnte, anfangen zu können, beflügelte mich zusätzlich und plötzlich schien alles machbar. Ich würde keine Angst mehr haben müssen, dass Paparazzi mich beim Knutschen fotografieren würden und die Presse würde nicht mehr darauf lauern, dass ich auch nur einen klitzekleinen Fehler machte.

Auf der Straße würde ich nicht mehr neugierig angegafft werden, sondern genauso in der Menge untergehen, wie alle anderen Menschen auch. Ich würde in Clubs gehen können, ohne dass mindestens vier Bodyguards meiner Eltern mich von verschiedenen Ecken aus bewachten, auch wenn diese kaum auffielen.

Mein großer Bruder hatte nie so sehr unter dem Druck der Öffentlichkeit gelitten, wie ich. Er verstand es, sein Leben so zu gestalten, dass er kaum von Paparazzi oder Presse erwischt werden konnte. Doch ich hatte dies nie hinbekommen und war daher umso erleichterter, dass ich den Druck und die viele Aufmerksamkeit hinter mir lassen konnte.

• • •

Es ruckelte leicht, als das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzte. Ich hob meinen kleinen Rucksack vom Fußraum auf und nahm ihn auf den Schoß.

Sobald das Flugzeug stand, schnallte ich mich wie die anderen Passagiere ab und wartete, bis das Gedränge auf dem Gang nachließ, ehe ich mich erhob und ebenfalls das Flugzeug verließ.

Ich folgte den Hinweisschildern bis ich bei der Gepäckausgabe angelangte und suchte nach meinem Flug.

Es schien ewig zu dauern, bis ich meinen Koffer endlich erblickte und ihn ungeduldig vom Band zog.

Als ich in die große Halle trat, die ähnlich aufgebaut war, wie die in Italien, blieb ich mitten in diesem Gedränge von Menschen, zahlreichen Koffern und anderen Gepäckstücken stehen und atmete tief ein, während ich die Eindrücke auf mich wirken ließ.

Ich war angekommen. In Spanien. In Barcelona. In meinem neuen Leben. Das Glücksgefühl, welches mich vom Kopf bis in die Zehenspitzen erfüllte, bewirkte, dass ich freudig und befreit auflachte.

Die seltsamen Blicke, die mir zugeworfen wurden, ignorierte ich. Es war mir egal, was die anderen Leute jetzt von mir denken würden, denn dies war mein Moment, den nichts und niemand zerstören konnte!

Beschwingt griff ich schließlich wieder nach meinem Koffer und schritt zügig auf den Eingang zu, an welchem Lucian auf mich wartete.

Mit wie wild rasendem Herzen sah ich mich suchend um, doch meine Euphorie wurde getrübt. Es waren im Moment zu viele Menschen hier, die das Gebäude betraten oder verließen, als dass ich auch nur irgendeine Chance gehabt hätte, Lucian zu finden.

Also stellte ich mich an eine Wand und spielte mit einer Hand nervös und aufgeregt an dem blauen Band aus Papier, welches um den Griff meines Koffers geschlungen war und auf dem die Nummer und Fluggesellschaft meines Fluges vermerkt war.

Nach einer gefühlten Ewigkeit verflüchtigten sich die meisten Menschen und ich stieß mich von dem grauen, kalten Putz ab.

Doch so sehr ich auch nach ihm Ausschau hielt, nirgends konnte ich Lucian entdecken. Vermutlich hatte er sich verspätet, weshalb ich mich auf einem geschmacklosen, schwarzen Palstikstuhl niederließ und mein Handy aus der Tasche holte.

Ich stehe im Stau, komme erst circa zehn Minuten später. Es tut mir leid, dass ich ausgerechnet jetzt nicht pünktlich sein kann. Ich freue mich, dich bald wiederzusehen! -Lucian

Beinahe hätte ich laut geseufzt. Ich fand es so süß, dass er sich für etwas entschuldigte, wofür er nichts konnte.

Nicht einmal mehr zehn Minuten würde ich noch ausharren müssen, bevor ich ihn endlich wiedersah, denn seine Nachricht war bereits einige Minuten alt. Die letzten Monate waren beinahe eine Qual für mich gewesen, denn ich hatte ihn nur über Skype sehen können.

Ich schob mein Smartphone zurück in die Tasche und versuchte es mir so bequem wie möglich auf dem Plastikstuhl zu machen, während ich mich einmal mehr dem Papierbändchen um den Griff meines Koffers widmete.

Als ich das nächste Mal meinen Kopf hob, traute ich meinen Augen kaum. Ich sprang auf, rannte ihm entgegen und fiel ihm um den Hals.

„Lucian!", kreischte ich wie ein kleines Kind. Er lachte und legte seine Arme um mich. Tief atmete ich seinen vertrauten Geruch ein und genoss das Gefühl, welches seine Hände auf meiner Haut verursachten.

Nachdem ich mich einige Minuten kein Stück von ihm gelöst hatte, sah ich ein, dass er nicht weglaufen würde, wenn ich ihn losließ, also löste ich mich zögernd. Ich griff nach meinem Koffer und folgte ihm aus der großen Halle ins Freie.

„Soll ich dir deinen Koffer abnehmen?", erkundigte er sich, doch ich schüttelte den Kopf.

„Es geht schon, ich habe kaum etwas eingepackt, er ist nicht schwer. Trotzdem danke.", wehrte ich ab.

Erst jetzt kam ich dazu, ihn richtig zu mustern. Er trug einen dunkelblauen Anzug mit einer grauen Krawatte und schwarze Lackschuhe. Als er meinen Blick auf sein Outfit bemerkte, zuckte er mit den Schultern. „Ich komme von der Arbeit.", meinte er erklärend.

„Also wenn dort alle Männer so heiß aussehen, dann will ich mit!", erwiderte ich, ohne mir bewusst zu sein, dass ich soeben zugegeben hatte, dass ich ihm heiß fand.

Lucian lachte. „Du findest mich also heiß, hm?", neckte er mich. „Dann muss ich wohl öfter einen Anzug anziehen."

Ich stimmte in sein Lachen ein. „Du bist sowieso in allem, was du anziehst, heiß." Ich war selbst erstaunt über meine Ehrlichkeit.

„Na dann." Lucian holte grinsend einen Autoschlüssel aus der Tasche seines Jacketts und drückte darauf. Einige Meter entfernt blinkte ein weißer Mercedes auf, welcher mich schmerzlich an meinen eigenen erinnerte. Doch dieser würde erst in ein paar Wochen geliefert werden.

Ich wartete, bis Lucian meinen Koffer in den Kofferraum gehoben und den Deckel wieder geschlossen hatte, bevor ich auf der Beifahrerseite einstieg.

„Yaiza läuft schon seit gestern Abend herum, als hätte sie sich in einen Ameisenhaufen gesetzt. Sie kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen. Und Jenna auch nicht.", erzählte er mir grinsend, während er den Motor startete und aus der Parklücke fuhr.

„Dann auf ins Abenteuer!", lachte ich und stellte das Radio lauter, um fröhlich und falsch den Song mitzuträllern.

• • •
Ich hoffe, ihr seid nicht allzu böse, dass ich hier ganze zwei Monate übersprungen habe, doch erstens würde das Buch sonst zu lange werden, zweitens wäre nichts Relavantes passiert und hier muss jetzt endlich mal richtig Spannung rein und drittens:
Wer von euch will Lucian nicht so schnell wie möglich wiedersehen?^^
Ich hab euch lieb, Voten & Kommentieren nicht vergessen, eure Ms_Creatix

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