•𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 8°

Die Beschwerde hinter mir begann mit einem Ausdruck der Unzufriedenheit, der abrupt verstummte. Daniel, Miguel und Pablo sahen mich irritiert an.

Genervt verdrehte ich die Augen und richtete meinen Blick auf Mister Unbekannt. "Du hast jedes Recht, wütend zu sein, aber mich als Nutte zu bezeichnen, ist respektlos", verteidigte ich mich, während er vorerst nicht gut auf mich zu sprechen war.

"Du solltest einige Gänge zurückschalten. Nur weil meine Familie dich als Fickobjekt betrachtet, bedeutet das nicht, dass du jedes Anrecht im Haus genießt!" Ein Schlag auf den Tisch lenkte unsere Aufmerksamkeit ab.

"Ian, sie ist mit ihrem Stiefbruder vor kurzem hergezogen. Ihr Bruder und sie sind anständige Menschen, also reg dich ab. Es war sicherlich nicht ihre Absicht, dein Bett für die Nacht zu beanspruchen", erklärte Daniel, während er einen Schluck aus seiner Tasse nahm.

"Sie hat in meine Toilette gekotzt", widersprach er. "Und wie oft hast du bei anderen in die Toilette gekotzt? Lucia ist definitiv kein Fickobjekt, sonst hätte sie die Nacht bei jemand anderem im Bett verbracht."

"Und wo ist ihr Stiefbruder?" zischte er, als ich Alex und Amira hinter ihm stehen sah. "Hinter dir", machte seine raue Stimme ihn darauf aufmerksam. Die Atmosphäre wurde gespannter und mein Bruder sowie der Unbekannte bauten sich auf. Amira ging dazwischen und alle entfernten sich vom Tisch.

"Lucia, gibt es Probleme?", Fragte Alex nicht erfreut. "Was ist los mit dir?", Maßregelte Amira seinen wiederkehrende Cousin.

"Es reicht jetzt!", Rief Pablo dazwischen. "Was soll der Mist, Ian? Übertreibe nicht." Als der Name wieder erwähnt wurde, erblasste ich erneut und spürte das Zittern in meinem Körper.

"Es ist nicht produktiv, nachdem ich vor kurzem mit meiner Freundin Schluss gemacht habe und ich eine fremde Frau in meinem Bett auffinde", erklärte er. Mir war der Grund für sein Verhalten egal.

"Alex", erwähnte ich seinen Namen, und er schaute direkt zu mir. Sofort verstand er meine Körpersprache, weshalb er auf mich zukam. Ich wollte nicht vor denen zusammenbrechen, mit denen wir uns gerade erst angefreundet hatten.

Ich erkannte die Blicke der anderen, während ich versuchte, mit den Tränen zu kämpfen. "Ich bringe dich nach Hause", sagte er und gab mir einen kurzen Kuss auf die Stirn, strich mir die Tränen von der Wange.

"Ich danke euch für eure Gastfreundschaft und dass ihr uns gut aufgenommen habt. Aber wenn jemand meine Schwester zum Weinen bringt, kann ich das nicht dulden. Nehmt es mir nicht übel, aber ich stehe hinter meiner Schwester, egal wie viele von euch da sind", sagte Alex, während er sich respektvoll von den Dreien verabschiedete. Kurz blickte ich über die Schulter und sah die finsteren Blicke, die auf Ian lagen.

Das Zittern verstärkte sich, als wir im Auto saßen. Ich atmete schnell, und die Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn, was Alex bemerkte.

"Lucia, beruhige dich", flüsterte er sanft und wandte sich mir zu, um meine Unruhe zu besänftigen, was erfolglos blieb. Mein Atem beschleunigte sich, ich rang förmlich nach Luft, und meine Hände klammerten sich an meinen Hals.

Alex ergriff meine Hand, und panisch blickte ich in seine Augen. "Wir zählen bis zehn." So begannen wir gemeinsam im Auto vor dem Haus der Familie zu zählen.

Währenddessen half es mir, meine Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen, und erschöpft lehnte ich mich gegen seine Schulter. "Ich habe nur die Beleidigungen mitbekommen. Magst du mir erzählen, warum du wieder einen Anfall hattest?"

Vor der Abfahrt nahm er sich Zeit, um mir zuzuhören. Von A bis Z erzählte ich ihm den vollständigen Verlauf des Abends, einschließlich der Krämpfe, die mich plagten. "Soll ich zu ihnen gehen und ihn zur Rede stellen?" Der Spanier baute sich im Auto auf und ließ meine Hand los.

Den wahren Grund behielt ich vorerst für mich. Der Name "Ian Fernandes" war mir bereits aus der Vergangenheit bekannt.

"Hast du nicht gestern erwähnt, dass du keinen Alkohol konsumierst?" Ich strich mir durch die zerzausten Haare und blickte zur Fensterscheibe. "Ja, das habe ich." Erklärte ich ihm. "Hast du nicht versprochen, keine Frau abzuschleppen?" Alex drückte auf das Gaspedal und schmunzelte.

"Als das geschah, lagst du im Schlaf." Ich verdrehte die Augen und musste lachen. "Deshalb hast du auch Amira mitgenommen?" Stöhnte ich nicht erfreut auf. "Das war eine einmalige Sache." Betonte er.

"Wir sollten den Abend hinter uns lassen und uns auf die Zukunft konzentrieren." Meinte ich, worin er mir zustimmte. "Sie scheinen nett zu sein, aber dieser Ian bringt mich zur Weißglut." Ich sah zu meinen nackten Oberschenkeln hinab und biss mir auf die Unterlippe. Die Gedanken kreisten darum, ob Ian Teil meiner Vergangenheit mit Valeria war. Falls das stimmen sollte, wüsste ich nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte.

"Ja, sie sind nett." Stimmte ich ihm zu, als wir in die Einfahrt fuhren und das Auto in der Garage parkten.

Im Haus zog ich die lästigen Schuhe aus und stieg barfuß die Treppe hoch. So schnell ich das Kleid bei der Familie angezogen hatte, zog ich es wieder aus und stieg direkt unter die Dusche.

Das warme Wasser genoss ich, während ich die Erschöpfung und Anspannung von mir wusch. Ich ließ den Abend Revue passieren, und mir wurde einiges bewusst.

Die Schmerzen erinnerten mich daran, auf Alkohol zu verzichten, und ich genoss die Aufmerksamkeit, die ich erhielt. Früher war es undenkbar, dass jemand mit mir tanzte, sprach oder mir Komplimente machte.

Aber in den vergangenen Stunden fanden einige wichtige Ereignisse statt. Die Gespräche mit Daniel und Pablo waren äußerst amüsant und interessant. Doch der energische Mann, dessen Namen ich ungern in meinem Kopf hatte, manifestierte sich. Die Neugier darauf, ob es derselbe Ian war, war groß.

Ich erinnerte mich nicht scharf an die Gesichter meiner Schikanen. Offensichtlich hatte ich die Merkmale meiner Schikanen verdrängt, um mich nicht weiter damit zu belasten.

Ian würde ich nicht sofort wiedererkennen, genauso wenig wie Valeria. Doch wenn sie mit ihrer vergangenen Person vor mir stünden, würde ich sie sofort erkennen.

Ich bemerkte, wie ich die Tube meines Shampoos mit Kraft in der Hand hielt und sie zerdrückte. Sichtlich war ich wütend auf das, was mir widerfahren war.

Meine Haare wusch ich, ebenso wie ich meinen Körper vom Geruch des Alkohols befreite. "So eine Scheiße." Murmelte ich, als ich aus der Dusche stieg und meine nassen Haare zu einem Dutt formte.

Mit einem Handtuch bewaffnet gelangte ich in mein Schlafzimmer, wo ich mir eine entspannte kurze Hose und einen lässigen Oversize-Pullover anzog. Es dauerte nicht lange, bis ich eine Benachrichtigung erhielt und mich belanglos auf das große Bett mit vielen Kissen warf.

Meine Beine überkreuzte ich, während ich auf dem Bauch lag und gespannt die Nachricht öffnete. Ich verdrehte die Augen, als ich den Spam von Instagram erhielt, aber unter dem Spam erkannte ich einige neue Anfragen, die mir folgen wollten.

Wissbegierig näherte ich mich deren Profilen, und mir kamen die Namen bekannt vor. Im Gegensatz zu Amira, Daniel, Pablo und Miguel hatte ich kaum Bilder, die ich betrachten konnte.

Während ich mir ihre Bilder ansah, fiel mir die Oberflächlichkeit auf. Sie zeigten das, was sie besaßen: Aussehen und Geld. Sei es lässig posierend vor einem Sportwagen oder elegant, wie Amira in einem Ballkleid und ihre Familie in schicken Smokings.

Sie spielten in einer Liga, in der Alex und ich nicht mithalten konnten. Über unseren Wohlstand konnten wir uns nicht beklagen, jedoch einen Lamborghini könnten wir uns nicht leisten.

Während ich intensiv betrachtete, fiel mir eine weitere Nachricht ins Auge, die ich in der oberen Leiste meines Smartphones sah. Ich runzelte die Stirn, als ich das Profil desjenigen sah, der mich vor kurzem als "Fickobjekt" und "Nutte" bezeichnet hatte.

Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte meinen Kopf. "Denkt er im Ernst, ich würde so einen annehmen?" Zischte ich und entfernte das Profil von den Anfragen.

Das Smartphone legte ich beiseite und verließ das Schlafzimmer. Ich hatte Hunger, also entschied ich mich, zu kochen. Es ist nicht meine Lieblingsaufgabe, da ich mehr Talent beim Backen als beim Kochen habe.

"Du siehst genauso mies aus wie ich." Lachte Alex, der im Sessel saß und ein Buch in der Hand hielt. "Danke." Murrte ich und gähnte. "Magst du Reis mit Gemüse?" Erfragte ich, was er bejahte.

Somit begann ich, den Reis zu waschen und das Gemüse zu schneiden. Nachdem ich beides vorbereitet hatte und das Wasser aufkochte, warf ich den Reis hinein.

"Haben sie dir auch auf Instagram gefolgt?" Fragte Alex, was ich bestätigte. "Eine Familie, die nicht nur Vermögen besitzt, sondern auch in ganz Spanien bekannt ist." Meinte ich, woraufhin Alex auflachen musste, während ich mich auf die Kücheninsel setzte und ich einen direkten Blick zu Alex besaß.

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Hallöchen!🥀

Ich hasse Kochen und weigere mich, es zu tun!😅 Das Backen bereitet mir immerhin Freude, indessen mein Freund für das Kochen zuständig ist.
#Arbeitsverteilung

Kommen wir zur Wahrheit:

Ich vergleiche die Szene, worin Ian auf Lucia trifft, mit meiner eigenen. Zwar nicht original, doch ich traf ebenfalls auf meine Schikane.

2019, da ich auf Dorffesten war, traf ich auf sie, die Jahre davon weggezogen ist. Mein Bruder wusste direkt Bescheid, was in mir vorging. Am liebsten hätte ich die Person bis nach Afrika geschleudert.

Mit einem Lächeln und offenen Armen erwähnte sie meinen Namen mehrmals. Ich sah sie hingegen desinteressiert an, was sich bemerkte. Dennoch, als sie mich umarmen wollte, ging ich an der Person vorbei und ließ sie vor allen Menschen drumherum stehen.

"Nicht mit mir, Bitch." Dachte ich und war in dem Moment stolz auf mich. Es war eine Genugtuung für mich, auch wenn ich sie nicht körperlich angegriffen habe. Sie vor den sämtlichen Menschen zu ignorieren und das Desinteresse zu zeigen.

PS: Ich kann nicht mehr mitzählen, wie viele Panikattacken ich hatte. Menschen, die einen hatten, wissen die Schwierigkeit, die Atmung in den Griff zu bekommen.

Fragen:

Xoxo Hannah

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