°𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 5•
Nach einem kurzen Abschied erwarben wir sämtliche Lebensmittel und verluden sie dann in unser Auto. "Warum hast du Daniel und Pablo so betrachtet?" fragte ich und strich mir die Strähne hinter das Ohr, die mir beim Einräumen entgegenfiel.
"Ich habe dir bereits gesagt, dass ich auf dich aufpassen muss", murrte er. "Und deswegen musstet ihr ein Blickduell provozieren?" Er nickte. "Du hast doch Amira auch so angesehen." Er kratzte sich am Hinterkopf, nachdem wir ins Auto gestiegen waren.
"Das ist etwas anderes", protestierte er, was meine Stirn in Falten legte. "Ich benötige eine ausführliche Erklärung, denn das ist wieder diese Männersprache." Er startete den Motor und fuhr los.
"Nun ja, du bist meine Schwester, und meine Aufgabe ist, dich zu beschützen. Zudem würde ich mit Amira keinesfalls etwas anfangen wollen, da ich sonst ihre Familie an der Backe habe. Ich will gar nicht wissen, wie viele es von denen noch gibt." Ich hob die Braue.
"Ich fand sie ganz nett", betonte ich und sah, wie er seine Mimik verzog. "Das sind die typischen Männer, die alles nehmen, was nicht bei drei auf Bäumen ist. Lass dich nicht täuschen, Lucia." Ich schüttelte den Kopf. "Und was bist du dann? Ein Mönch, der enthaltsam lebt?" Lachte ich auf.
"1:0 für dich. Immerhin bin ich lieber der Mönch, der gegen die Regeln verstößt, als meine Nonnenschwester, die nicht enthaltsam lebt und die Hölle besuchen darf." Ich verdrehte sarkastisch die Augen.
"Ich hatte schon mal Sex, das weißt du", verdeutlichte ich belustigt. "Und wie fand die Liebesgeschichte ihr Ende?" Pochte er auf die Situation.
"Er hat mich danach ignoriert und anderen Frauen Aufmerksamkeit geschenkt", murmelte ich in mich hinein. "Und weiter?" Bestand er darauf. "Du hast ihn mit deinen Freunden einen Besuch abgestattet." Murrte ich. "Richtig."
"Du sollst deinen Spaß haben, denn ich kann dich nicht einsperren wie ein Vogel. Doch ich will dich beschützen, bevor dir das Herz noch einmal gebrochen wird." Er hatte nicht Unrecht, doch die Vergangenheit mit dem Casanova ließ mich einige Schritte zurückfallen.
"Ich weiß das zu schätzen, allerdings bin ich alt genug", betonte ich. "Wie erwähnt, du bist kein Vogel, der im Käfig eingesperrt ist."
Alex fuhr in die Einfahrt der Garage, in der wir unsere Einkäufe anschließend in die offene Küche brachten. Wir räumten diese ein und besaßen endlich vollere Schränke als zuvor.
"Ich gehe trainieren. Kommst du mit?" trat die Frage auf, als wir aus der Küche liefen. "Ja, ich war lange nicht mehr trainieren." Erklärte ich, daher verschwanden wir in unsere Schlafzimmer, um uns anschließend sportgerecht zu kleiden.
Alex und ich bestanden nach langer Unterhaltung darauf, dass wir unseren eigenen Fitnessraum bekämen. Alex ist genauso sportlich aktiv, weswegen wir meistens gemeinsam trainierten.
Eine Leggings und ein Sport-BH genügten, um die Einheiten auszuüben. Indessen ich mich zum Trainingsraum begab, band ich mir meine Haare zu einem Dutt zusammen.
Alex erkannte ich schon, wie er seine Gelenke warm machte. Ich nahm mir ein Terraband, indem ich meine eigenen Übungen ausführte.
"Meinst du, Amira und du könntet Freundinnen werden?" Erfragte er mich dies, woraufhin ich ihn vom Spiegel aus ansah. "Du weißt, dass mir so etwas schwerfällt. Es ist schon eine Zumutung für mich, dass ich zu der Semesterfeier hingehen werde." Er schüttelte den Kopf.
"Wie erwähnt Lucia, du musst die Risiken annehmen." Ich verdrehte die Augen, indes er zur Hantelbank ging. "Und du musst deinen Schwanz unter Kontrolle halten." Zickte ich ihn an. "Muss ich das?" Belustigt sah ich ihn an. Wir stellten unsere Gespräche ein, während wir unsere Übungen absolvierten.
Oftmals konnten Alex und ich stundenweise mit dem Training beschäftigen, da wir einander unterstützten und zum Teil die gleichen Übungen erledigten. Meine Stirn war mit Schweißperlen verziert, bis wir uns entschlossen, das Training zu beenden.
Frisch geduscht blickte ich auf mein Smartphone, um die Uhrzeit zu erfahren. Währenddessen erkannte ich eine Nachricht, die von einer unbekannten Nummer stammte.
°•Chat°•
Unbekannt: Hola Lucia! Alex und du könntet bei uns nächtigen, damit ihr euch kein Taxi bestellen müsst. Unser Haus bietet genügend Platz, daher wäre es kein Problem.
~Amira
Übernachten? Auf keinen Fall.
Ich: Hola Amira, ich denke, dass wir fahren werden, da ich keinen Alkohol konsumiere. Danke für dein Angebot!
~Lucia
°•Chat beendet°•
Ich föhnte meine Haare trocken, nachdem ich mir eine Jogginghose und ein Top überzog. Im Gang des Hauses roch es nach Essen, was meinen Magen knurren ließ.
Ich verfolgte den Geruch mit meiner Nasenspitze, bis ich vor Alex stand, der das Gemüse briet. "Hungrig?" Lächelte mich dieser an, was ich lediglich bejahte. Während er in der Küche aktiv war, übernahm ich das Decken des Tisches.
"Amira schrieb mir." Mischte ich mich ein. "Und was hat sie dir mitgeteilt?" Die Neugier war geweckt, als wir uns setzten und das Essen genossen.
"Sie schlug vor, dass wir bei ihnen übernachten könnten, um kein Taxi zu bestellen. Angeblich haben sie genug Platz. Ich habe höflich abgelehnt." Ich durchstach den Brokkoli mit meiner Gabel und führte das Gemüse in meinen Mund.
"Wieso hast du abgelehnt?" Fragte er mich verwirrt. "Ich konsumiere keinen Alkohol, und außerdem kann ich uns fahren", erklärte ich, obwohl die Wahrheit anders aussah.
Bevor ich bei jemand anderem übernachten kann, muss ich mich in meiner neuen Umgebung wohlfühlen. Zusätzlich leide ich unter sozialer Phobie, die jedoch nicht mehr so ausgeprägt ist. Soziale Phobie bedeutet nicht, dass ich Angst vor Menschen habe, sondern dass ich mir viele Gedanken darüber mache, was sie über mich denken, wie beim Einkauf heute Morgen.
Außerdem habe ich durch die Magenverkleinerung Nebenwirkungen wie Bauchkrämpfe oder ungewöhnlichen Stuhlgang. Es wäre riskant, etwas zu essen, das ich nicht vertrage, und unter starken Schmerzen zu leiden.
"Worüber denkst du nach?" Bemerkte er, als ich nur auf meinen Teller starrte und das Gemüse nicht aß. "Nur darüber, wie der Abend verlaufen wird", log ich und nahm das Essen wieder auf.
°•°•°•°•
Während Alex sich in seinem Büro vertiefte und sich auf die Firma konzentrierte, stand ich vor meinem Kleiderschrank. Ich tippte mit meiner Fingerspitze auf mein Kinn und überlegte, was ich anziehen könnte.
Es sollte schlicht sein, um nicht sofort aufzufallen. Daher entschied ich mich für ein einfaches schwarzes Kleid für den Abend, dazu würde ich meine langen Haare leicht locken. Ich schminke mich kaum, also reichte mir meine Kette als Accessoire, die ich um meinen Hals legte.
Ich begann mich umzuziehen, um mich für den Abend fertig zu machen. Früher hätte ich mich ausgelacht, wenn ich das enge Kleid betrachtet hätte. Die Farbe passte zwar, aber die Enge des Kleides nicht.
Ich lockte meine Haare zu Ende, zog dann meine schwarzen Pumps an und band die Bänder um meinen Unterschenkel. Das Outfit sollte Selbstbewusstsein und Eleganz ausstrahlen.
Eine schwarze Umhängetasche warf ich über meine Schulter, bevor ich mich auf den Weg ins Büro von Alex machte. Ich klopfte an, trat ein und sah ihn vor mir fertig angezogen.
"Du siehst gut aus, Schwester." Er umfasste die Uhr an seinem Handgelenk und zog seine weißen Sneaker an. "Als hätten wir uns abgesprochen", lachte ich und warf meine Haare über die Schultern.
"Ich bin bereit." Er nickte, und gemeinsam stiegen wir die Treppe hinunter. "Versuche, deine negativen Gedanken im Kleiderschrank zu lassen", bat er mich, woraufhin ich mein Versprechen gab, das ich jedoch wahrscheinlich brechen würde.
"Dann lass deine Arbeit im Büro", konterte ich zögerlich, aber er versprach es mir, obwohl ich ebenfalls bezweifelte, dass er sich daran halten würde.
Gemeinsam stiegen wir in das schwarze Auto und fuhren los. Ich zupfte am Saum meines Kleides und rutschte auf dem Sitz hin und her. "Nervös?" Bemerkte er meine Unruhe. "Nein, alles bestens", sagte ich mit einem Hauch von Sarkasmus.
Aus dem Auto sah ich die Dämmerung, und das Meer begann aus der Ferne zu glitzern. Es sah wunderschön aus, als die Sonne sich darin spiegelte.
"Wir lassen unsere Handys auf laut", schlug er vor, und ich stimmte zu, indem ich mein Smartphone auf volle Lautstärke stellte.
Wir kamen gerade an der genannten Adresse an, und ich stimmte Amira zu. Sie hatten viel Platz, im Gegensatz zu unserem Haus, es war eher ein Anwesen. Es ähnelte dem, in dem Alex und ich auf Fuerteventura lebten. Es schien modern und luxuriös zu sein.
"Geld haben sie", bemerkte Alex, der nach einem Parkplatz suchte. "Hier ist einer", wies ich ihn darauf hin, bevor wir synchron aus dem Wagen stiegen.
Die Lautstärke der Musik war nicht zu überhören, genauso der Geruch vom Alkohol. Ich war der Meinung, wir wären früh erschienen, doch nach ihnen lief die Semesterfeier schon einige Stunden im voraus.
°•°•°•°•
Hallöchen!🥀
Geht ihr gerne Feiern?🥰
Ich damals schon, bis ich mehr auf meine Gesundheit geachtet habe.
Kommen wir zur Wahrheit:
Es stimmt, dass ich unter einer sozialen Phobie litt. Original beschrieben, wie es in der Geschichte erzählt wurde. Oftmals mache ich mir viel zu viele Gedanken darüber, was andere über mich denken, ob ich etwas falsch mache. So etwas wird auch als Versagensängste bezeichnet. Ich bin zwar selbstbewusst geworden, doch manches Mal ist dies auch nur eine Facette hinter all der Wahrheit.
Ebenso habe ich starke Schwierigkeiten bei jemand anderem zu übernachten oder zu essen. Es benötigte seine Zeit, wobei mir mein jetziger Freund hilft. Ich bin so dankbar dafür, dass er meine Komplexe akzeptiert und respektiert. Er half mir dabei wieder in Restaurants zu gehen, auch wenn meine Gedanken mich erwürgen könnten.
Die Gefahr besteht einfach, direkt mit Krämpfen, Stuhlgang, etc. Konfrontiert zu werden, weshalb ich immer Schmerzmittel bei mir trage.
Fragen:
Xoxo Hannah
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