•𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 4°
Ich durchquerte den Gang meiner alten Schule, als ich eine Gruppe bemerkte, zu der Valeria gehörte. Geschickt umging ich die Gruppe, gleichzeitig ignorant und arrogant. Als ich jedoch erkannte, wie sie jemanden umringten, biss ich mir auf die Unterlippe und zögerte.
Mit all dem Mut und der Kraft, die ich hatte, näherte ich mich den Schikanen mit geballten Fäusten. Alles schien in Zeitlupe zu verlaufen, was meinen Fortschritt erschwerte.
"Ihr solltet die Person in Ruhe lassen!" rief ich der Gruppe zu, die mich wahrnahm. Sie gewährten mir Einblick auf die Person, die zusammengesunken am Boden saß.
Ich wollte zu ihr, aber meine Reaktionszeit war nicht ausreichend, um ihr zu helfen. Es war ein Mädchen, jung und verbittert hinter einer Haarpracht versteckt.
"Du bist fett, Lucia!" schrie Valeria die Person an und trat ihr in den Bauch. Ich erstarrte, als ich erkannte, dass die Person ich selbst war und ich mich schnellstmöglich retten wollte.
Bevor ich dort ankam, sah ich, wie meine vergangene Person zerbrochen wie ein Stück Glas war. Ich weinte bei diesem Anblick.
Valeria ließ von mir ab und rannte auf mich zu. "Du wirst immer fett und hässlich sein, Lucia!" schrie sie mich an.
"Lass mich in Ruhe!" kam der Frust aus mir heraus.
"Ich bin bei dir!" Umarmte mich jemand fest und weinte weiterhin. "Sie war vor mir!" schrie ich und schubste ihn beiseite.
"Lucia, es war nur ein Traum!" kam er wieder auf mich zu und versuchte mich zu beruhigen, da mein ganzer Körper unter Strom stand. Kurz danach realisierte ich, dass dies wieder einer dieser Alpträume war.
"Es tut mir leid", entschuldigte ich mich und hielt ihn ebenfalls fest in den Armen. "Ich habe meine vergangene Person erkannt - Valeria war da", stotterte ich.
Er schüttelte kräftig den Kopf. "Du solltest deine Tabletten wieder einnehmen." Seine Aussage ignorierte ich und floh vor mir selbst. "Ich weiß nicht, ob ich wirklich in Teneriffa bleiben sollte. Schließlich wird alles aufgerollt, wie es meine damalige Psychologin prophezeit hat."
"Das ist normal, dass du einiges wieder verarbeiten musst. Du darfst nicht vergessen, dass du in der Gegenwart bist und nicht in der Vergangenheit!" Ich sah auf die Uhr und erkannte, dass es schon Morgen war.
"Das sagt ihr alle so einfach!" Im Pyjama verließ ich mein Schlafzimmer, gefolgt von Alex. "Das ist mir bewusst, aber du bist eine Kämpfernatur!"
In der Küche sammelte ich mich und lehnte kurzzeitig an der Kücheninsel. "Erzähl Mutter davon nichts." Er verstand und fuhr sich ermüdet durch die Haare. "Du musst deine Tabletten wieder einnehmen", betonte er streng erneut, während er sich einen Kaffee zubereitete.
"Ich weiß, Alex. Es tut mir leid", murmelte ich und nahm eine Schüssel, in der ich Müsli und Milch mischte. "Dir braucht es nicht leid tun, denn wir wussten beide im Voraus, dass es nicht einfach wird. Aber wir wissen beide genauso, dass du es schaffen wirst." Mit dem Ellenbogen stützte ich mich auf dem Tisch ab und ließ meinen Kopf hineingleiten, während ich nachdenklich in die Schüssel starrte.
"Lucia, sobald ich wieder etwas von deiner Essstörung bemerke und du dir eine Waage anlegst, werde ich deine Mutter informieren." Ich kniff die Kiefer zusammen und aß das Frühstück.
Es stimmte, dass ich nach meiner großen Veränderung in einer Essstörung glitt. Ich litt nicht nur unter Adipositas, sondern stand kurzzeitig vor einer bekannten Magersucht. Meine Kalorien zählte ich, ebenso notierte ich stets jeden Morgen mein Gewicht, weswegen wir keine Waage besaßen.
"Was hast du für heute geplant?" Unterbrach Alex die Stille im Raum. "Wir müssten einkaufen gehen." Ich sah zum Kühlschrank, der durchaus leer war.
Wir entschlossen uns anzuziehen, um den Einkauf schnellstmöglich zu erledigen. Unsere Wege trennten sich, als wir in unsere Schlafzimmer gelangten.
Mein Schlafzimmer war geräumig, woran ich mich erst gewöhnen musste. Ich besaß nicht so viel Kleidung wie Alex, doch mir genügten die Kleidungsstücke. Alex hatte die Hälfte meiner Kleidungsstücke aussortiert, da sie entweder nur schwarz waren oder vergraut.
Ein weißes Shirt und eine schwarze kurze Hose genügten mir. Die morgendliche Routine erledigte ich, bevor ich in meine weißen Sneaker schlüpfte und die Sonnenbrille aufsetzte.
"Bist du fertig?" fragte mich Alex, angelehnt am Türrahmen. "Ja, soweit bin ich fertig." Ich schnappte mir meinen kleinen Rucksack und verstaute darin mein Portemonnaie.
Von meinem Schlafzimmer aus schlenderten wir in die Garage, stiegen ein, und ich fungierte als Beifahrerin. Unerwartet, als wir mitten auf der Fahrt waren, vibrierte mein Smartphone in der Hand.
• Telefonat •
Madre: Ich wollte nachfragen, ob ihr euch ein wenig eingefunden habt?
Ich: Madre, so schnell finden wir uns nicht ein. Es sind viele Eindrücke!
Madre: Ich weiß, jedoch habe ich Bedenken!
Ich: Ist mir bewusst, allerdings sind deine Bedenken unnötig!
Auch wenn ich wieder unter Albträumen leide.
Ich: Alex und ich sind auf dem Weg, um einzukaufen, weswegen ich wieder auflegen muss.
Madre: Ist ja schon gut. Wenn etwas ist, meldet euch bei uns! Wir haben euch lieb.
Ich: Adiós!
• Telefonat beendet •
"Sie macht sich viel zu viele Gedanken", atme ich schwer aus, indes Alex auf dem Parkplatz parkt. "Sie ist deine Mutter, und wenn sie die Wahrheit kennt, wird sie innerhalb von zehn Stunden vor unserer Haustür stehen."
Es ist schön, eine besorgte Mutter zu haben, die nur das Beste für einen will, aber ich bin mittlerweile erwachsen. "Es nervt, Alex", was offensichtlich nachvollziehbar war.
Wir steigen aus dem Auto aus und sehen eine Reihe verschiedener Läden nebeneinander. Viele Menschen sind auf dem Parkplatz, die ihre Einkäufe in ihre Autos laden.
Die Sonnenbrille schützt nicht nur vor dem Licht, sondern ermöglicht es mir auch, die Menschen diskret zu beobachten. Nicht um sie heimlich zu überwachen, sondern um ihre Reaktionen zu bemerken, sobald sie mich sehen. Es mag arrogant wirken, aber das ist nicht meine Absicht. Ich will nur erkennen, ob sie mich als normal akzeptieren, statt mich abwertend anzusehen.
"Lucia", tippt Alex mich von der Seite an. "Grüne oder gelbe Bananen?" Ich zeige auf die grünen, da sie besser für die Verdauung geeignet sind.
Immer wieder huschen die Menschen in den Gängen entlang und würdigen uns mit Blicken, die alles andere als abwertend erscheinen. Ich bin beruhigt, sodass die Anspannung von mir fällt.
"Lucia!" erklingt jemand verärgert. "Du denkst wieder zu viel", macht er mich darauf aufmerksam, und das ist durchaus richtig. "Tut mir leid. Nimm lieber die Tomaten, die sehen besser aus", betone ich und helfe ihm beim Einkauf.
Immer weiter schlendern wir die Gänge entlang und picken uns die Nahrungsmittel heraus, die wir auch benötigen. "So läuft man sich wieder über den Weg", kichert eine bekannte Stimme hinter mir, als ich das abgepackte Brot in den Einkaufswagen lege.
Amira steht vor uns, aber sie ist nicht allein. Sie hat zwei Begleiter bei sich. Während mein Bruder auf Amira fokussiert ist, liegen die Blicke der unbekannten Männer auf mir.
"Sollen wir für heute Abend etwas mitbringen?" unterbreche ich die kurze Stille zwischen uns, sodass ich ignorant ihre Begleiter keine Beachtung schenke. "Oh nein! Wir haben alles zusammen. Ihr benötigt nur gute Laune und euch selbst, die ihr mitbringen müsst", zwinkert sie mir zu.
Ich sehe zu Alex, der jedoch seine Blicke von Amira abwendet und fokussiert auf ihre Begleiter ist. Unbemerkt sowie es sein sollte, sticht die Brünette mit ihren Ellenbogen in deren Rippen und zaubert ein gezwungenes Lächeln auf ihre Gesichter.
"Und ihr seid?" entnehme ich meine Sonnenbrille und setze sie mir ins Haar, als ich die maskulinen Männer anschaue. Es ist Alex' eigentliche Aufgabe, die Gespräche am Laufen zu halten, doch bevor gleich der Laden aus Stolz verwüstet wird, übernehme ich dies.
Der braunhaarige, der ein Tattoo am Unterarm besaß und mich mit seinen grünlichen Augen ansticht, beginnt zu lächeln. "Ich bin Daniel, Amiras Bruder", dabei übergibt er freundschaftlich die Hand, woraufhin Alex dies entgegennimmt und sich kurz vorstellt.
Daniel lächelt mich an, was ich erwidere. Doch es ist kein normales, freundliches Lächeln, sondern ein Schmunzeln, wobei er mir vertieft in die Augen sieht. Flirtet er?
"Pablo, Cousin von den beiden", macht eine raue Stimme auf sich aufmerksam. Er fährt sich durch die Haare und scheint gelangweilt zu sein, doch die Langeweile verschwindet, als er auf meinen Bauch fokussiert ist. Er belässt es nachzufragen, doch die Neugierde ist in seinen Augen deutlich zu erkennen.
"Wir sollten Nummern austauschen!" schlägt Amira voller Freude vor, sodass sie ihr Smartphone aus ihrer Tasche zückt. Sie sieht mich wartend an, bis ich ihr zögernd mein Smartphone übergebe und sie meine Nummer einspeichert. "Vielleicht könnten wir uns zum Shoppen verabreden." Kommt sie auf die Idee, sodass ich mit vorgetäuschter Euphorie einstimmte.
Ich hasse es, neue Kontakte zu knüpfen.
°•°•°•°•
Hallöchen! 🥀
Tatsächlich fällt es mir manchmal echt schwer, Kontakte zu knüpfen, vor allem, da einige meine Erkrankung nicht respektieren.
Fällt es euch leicht, Kontakte zu knüpfen?
Kommen wir zur Wahrheit:
Über meine vergangene Essstörung brauchen wir nicht mehr sprechen. ✔️
Jedoch besaß ich tatsächlich vor kurzem keine Waage, da ich sonst ständig mein Gewicht kontrolliere. Das liegt daran, dass ich viel Sport betreibe, auf meine Ernährung aufgrund meiner Reizdarmerkrankung achte und Muskeln aufbauen möchte.
Ich gebe es zu, denn ich erwischte mich selbst, seitdem ich eine Waage besitze, inwiefern ich auf den groben Prozentsatz stark achte (Fettanteil, Muskelanteil, etc.). Ist allerdings auch eine gute Prüfung für mich selbst!
Xoxo Hannah
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